Lebensdaten
1818 – 1895
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Breslau
Beruf/Funktion
klassischer Philologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116754427 | OGND | VIAF: 88066715
Namensvarianten
  • Hertz, Martin Julius
  • Herz, Martin
  • Herz, Martin Julius
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Zitierweise

Hertz, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116754427.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jos. (Joh.) Jacob (1788–1867, seit 1828 luth.), Drogenhändler in H., seit 1828 Apotheker in Berlin, bis 1838 Bes. d. Roten Apotheke (s. L), S d. Jacob (s. Gen. 1) in H. u. d. Rose (T d. Joseph Veitel Ephraim, 1786, Bankier in Berlin, s. NDB IV*);
    M Marianne (1792–1844), T d. Bankiers Wolff von Halle ( 1834) in H. u. d. Hanna Wolff;
    B Otto (1820–98), preuß. Geh. Oberjustizrat im Justizmin., Schöpfer d. Seemanns- u. d. Konkursordnung (s. L), Wilhelm (s. 5);
    - 1) Berlin 1851 Elisabeth (1827–65), T d. Albrecht Martins, Ob.landesger.rat in Danzig u. Rechtsanw. beim Kammergericht in Berlin, u. d. Susanne Eggert, 2) ebd. 1867 Antonie (1838–1909), Wwe d. Heinr. Aug. Hahn ( 1861), ev. Theol. (s. ADB X), T d. Eduard Regenbrecht (1792–1849), Prof. d. Rechte in B. (s. ADB 27), u. d. Marianne Schreiber;
    2 S, 3 T aus 1), u. a. Georg (1855–1914), Verlagsbuchhändler, dann Dir. d. Stader Saline, Anna ( 1878 Ernst Dorn, 1848–1916, Prof. d. Physik, s. Pogg. III, IV, VI), 2 S, 1 T aus 2), u. a. Wilhelm (1874–1951), Dr. iur., Dr. phil. h. c., Reichsrichter am Reichsfinanzhof, Goethe-Forscher (s. Rhdb., P).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin studierte H. klassische Philologie in Berlin, dann in Bonn bei F. G. Welcker und wieder in Berlin, vor allem bei K. Lachmann, A. Böckh und J. G. Droysen. Nach der Promotion 1842 (Dissertation „De Luciis Cinciis commentationis particula“) habilitierte er sich 1845 mit der Schrift „De P. Nigidii Figuli studiis atque operibus“. Nach Bibliotheksreisen durch ganz Europa lehrte er als Privatdozent 1847-55 in Berlin; er war 1851-53 an der Direktion des Berliner philologischen Seminars beteiligt und gründete 1853 die Lateinische Gesellschaft. 1848 war er Mitglied des Studentenkorps und Wahlmann zur Nationalversammlung; sein Leben lang blieb er Nationalliberaler. 1855 wurde H. als ordentlicher Professor nach Greifswald berufen, wo er auch die Direktion des akademischen Kunstmuseums sowie der Altertümersammlung übernahm. 1862 nahm er einen Ruf nach Breslau an, wo er bis 1893 lehrte.

    Das wissenschaftliche Werk H.s betrifft ausschließlich die lateinische Literatur, er war einer der verdienstvollsten Editoren seiner Zeit. Seine Beschäftigung mit römischen Historikern setzte mit seiner Dissertation ein; er gab gemeinsam damit die Fragmente des L. Cincius Alimentus heraus. Diese Arbeiten fanden in einer Liviusausgabe (1858–64), in Studien zu den Fragmenten des Livius (1864), zu Ammianus Marcellinus (1874) und zu L. Voltacilius Pitholaus (1888) ihre Fortsetzung. Wichtiger wurde jedoch seine Beschäftigung mit den römischen Grammatikern. Seinen Arbeiten über „Sinnius Capito“ (1844) und seiner Habilitationsschrift folgten die monumentale Priscianausgabe (Band 2 u. 3 d. von H. Keil herausgegeben „Grammatici Latini“, 1855-59) und Untersuchungen zu Elis und Aper sowie zur Quellenkritik des Nonius, aber auch zu Charisius. H.s eigentliches Lebenswerk ist jedoch die große kritische Ausgabe der „Noctes Atticae“ des A. Gellius (1883–85), der eine reine Textausgabe voranging (1853) und|nachfolgte (1886). Sie wurde ergänzt durch ein „Supplementum apparatus Gelliani“ (in: Fleckeisens Jahrbücher f. klassische Philologie, Supplement-Band 21, 1894, S. 3-48) und durch Untersuchungen zum Werk des Gellius (Opuscula Gelliana, 1886). Aus dem Gebiet der klassischen Autoren behandelte H. vor allem Ciceros Rede “Pro P. Sestio“ (1881) sowie die Geschichte der Horazlektüre bis ins 6. Jahrhundert (1876–82); weiteren Arbeiten zu Horaz folgte 1892 eine Horazausgabe mit wertvollen kritischen Anmerkungen. A. Breysig gab aufgrund des Apparates von H. die „Aratea“ des Claudius Caesar Germanicus samt den Scholien heraus (1867). Schließlich sei noch die Biographie des Humanisten H. Eoban Hesse (1860), aber auch die Schrift „Zur Enzyklopädie der Philologie“ (in: Commentationes in honorem Th. Mommsenii, 1877, S. 507-17) erwähnt.

    Auch um die lateinische Lexikographie hat sich H. große Verdienste erworben. Er versuchte, den zuerst durch Karl Halm 1858 in Wien ausgesprochenen Gedanken eines Thesaurus linguae Latinae zu fördern und lieferte auch selbst einen Beitrag zu E. Wölfflins „Archiv für lateinische Lexikographie“ (Band 4. S. 137 f.). Auf der 40. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner 1889 in Görlitz, deren Vorsitzender H. war, bezeichnete er diese Aufgabe als eine Pflicht der deutschen Akademien; ein von der Berliner Akademie von ihm angefordertes „Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuches“ (in; SB d. Berliner Akademie der Wissenschaften von 9.7.1891, S. 671-84) wurde die Grundlage der Planung des „Thesaurus linguae Latinae“. Für ihn hat H. später den Horaztext abkorrigiert.|

  • Auszeichnungen

    Korr. Mitgl. d. Dt. archäolog. Inst. (1861), d. Ἑλληνιϰὀς ϕιλολογιϰὀς σύλλογο in Konstantinopel (1885) u. d. Petersburger Ak. d. Wiss. (1889).

  • Werke

    Weitere W u. a. Schriftsteller u. Publikum in Rom, 1853;
    Die Grammatiker Elis u. Aper, in: Rhein. Mus. NF 17, 1862, S. 578-87;
    Zu Charisius, ebd. 20, 1865, S. 319 f.;
    Der Name d. 1. röm. Gesch.schreibers a. d. Stande d. Freigelassenen (Voltacilius Pitholaus), ebd. 43, 1888, S. 312-14;
    De fragmentis Livii commentatio I. II, in: Index lectionum in universitate Vratislaviensi 1884;
    De thesauro latinitatis condendo, ebd. 1892;
    Renaissance u. Rokoko in d. röm. Lit., 1865;
    Vindiciae Gellianae alterae, in: Fleckeisens Jbb. f. klass. Philol., Suppl.-Bd. 7, 1873, S. 1-91;
    Zur Kritik v. Ciceros Rede Pro Sestio, ebd. Suppl.-Bd. 13, 1881, S. 33-73;
    Röm. Lit.-Gesch. in Italien, ebd. 125, 1882, S. 423 f.;
    Die Eustochiusrezension d. Gellius, ebd. 145, 1892, S. 425-32;
    De Ammiani Marcellini studiis Sallustianis dissertatio, in: Index scholarum in universitate Vratislaviensi 1874;
    Analecta ad carminum Horatianorum historiam I-V, ebd. 1876, 1878-80, 1882.

  • Literatur

    ADB 50;
    C. Bursian, Gesch. d. klass. Philol. in Dtld., 1883, S. 824, 842, 944, 955 f., 958;
    Philolog. Abhh., M. H. z. 70. Geb.tag, 1888;
    R. Förster, in: Chronik d. kgl. Univ. zu Breslau 10, 1896, S. 118-39;
    F. Skutsch, in: Bursian-Jberr. 107, 1901, Nekr., S. 42-70 (W);
    U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Gesch. d. Philol., in: A. Gercke u. E. Norden, Einl. in d. Altertumswiss. I, 1, ³1927, S. 65;
    Wilh. Hertz, Erinnerungen an meinen Vater M. H., 1946;
    J. E. Sandys, A hist. of classical scholarship III, Cambridge 1958, S. 100, 193, 198-200;
    E. Wölfflin, in: Archiv f. lat. Lexikogr. u. Grammatik 9, 1896, S. 624 f. - Zu V Joseph Jacob: Die Retorte, Ztg. f. Pract. Pharmacie, 1, 1867, Nr. 11 (P);
    W. Sillem, Die Matrikel d. Ak. Gymnasiums in Hamburg 1613-1883, 1891, S. 205 f.;
    - zu B Otto:
    H. W. Herrz, in: Mitt. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. 14, 1926, S. 205 f.

  • Porträts

    in: LIZ 105, 1895, S. 412.

  • Autor/in

    Gerhard Baader
  • Zitierweise

    Baader, Gerhard, "Hertz, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 710-711 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116754427.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hertz: Martin (Julius) H., namhafter classischer Philologe, ist geboren am 7. April 1818 in Hamburg als Sohn des Apothekers Johann Jakob H. aus dessen Ehe mit einer geborenen v. Halle. 1828 siedelte die Familie nach Berlin über und drei Jahre später bezog Martin H. das Gymnasium zum grauen Kloster, dessen Lehrer (Bellermann, Bonnell, Pape, Alschefski) in ihm die Liebe zum classischen Alterthum weckten. So hat er denn in seiner (durch eine hartnäckige Augenkrankheit auf sieben Jahre verlängerten) Studienzeit in Bonn Welcker, in Berlin Lachmann und Böckh, daneben auch Droysen, Panofka, Schöll, Trendelenburg u. A. mit Fleiß und Eifer gehört, nachhaltige Anregungen besonders von Lachmann empfangen. Zwar die Doctordissertation „De L. Cinciis“ (1842) geht, obwol Lachmann gewidmet, von Niebuhr aus, aber wenn von da ab die Grammatiker unter Hertz' wissenschaftlichen Interessen in erster Reihe stehen, so hat sie nach Hertz' eigenen Aeußerungen Lachmann dahin gerückt. Material für kritische Ausgaben des Gellius, Priscian und der Germanicusscholien zu gewinnen war der Zweck der großen Studienreise, die H. im Herbst 1845 unmittelbar nach seiner Habilitation an der Berliner Universität antrat. Diese Reise führte durch Süddeutschland, Holland, Belgien, Frankreich, Italien und Oesterreich; die Verwerthung ihres wissenschaftlichen Ertrages hat H., obwol er die Ausgabe der Germanicusscholien anderen Händen überließ, sein ganzes Leben beschäftigt.

    Die nach der Rückkehr von der erfolgreichen Fahrt einsetzende Lehrthätigkeit in Berlin hat bis in den Sommer 1855 gedauert. Eine Ablenkung brachte anfangs die 48er Bewegung, bei der der jugendlich temperamentvolle|H. als Mitglied des Studentencorps, Wahlmann der Nationalversammlung und energischer Vertreter der Rechte der Privatdocenten gegenüber den Ordinarien eine gewisse Rolle spielte. Danach aber bethätigte er sich umso unablässiger als Lehrer und Forscher. In beiden Eigenschaften prägt er jetzt seine Eigenart aus, indem er sich ganz vorzugsweise der römischen Litteratur widmet. Nach Lachmann's Tode übertrug ihm Böckh bis zur Berufung Haupt's die Mitdirection des philologischen Seminars; als Haupt selbst sie im J. 1853 übernahm, gründete H. eine lateinische Gesellschaft, aus der eine Unzahl tüchtiger Arbeiten über lateinische Autoren hervorgegangen sind. Auch Hertz' Vorlesungen befaßten sich ausschließlich mit römischen Schriftstellern, römischer Litteratur und römischen Alterthümern. Nicht anders seine litterarische Thätigkeit. Außer einer Reihe durchweg in der angegebenen Richtung sich bewegender kleinerer kritischer und literarhistorischer Schriften ließ H. als Vorläufer einer großen kritischen Edition 1853 eine Textausgabe des Gellius, sodann 1855 den ersten Band seiner grundlegenden Ausgabe des Priscian erscheinen. Daneben fand er noch Zeit 1851 seinem verehrten Meister Lachmann ein größeres biographisches Denkmal zu setzen.

    Der Lohn dieser reichen Thätigkeit war seine Berufung als Ordinarius nach Greifswald im J. 1855. Hier hat H. sieben Jahre gewirkt, den Priscian mit dem zweiten Band abgeschlossen, von seiner Textausgabe des Livius drei Bände fertig gestellt (der vierte und letzte erschien erst während der Breslauer Zeit) und mit mehreren umfänglicheren Arbeiten dem großen Gellius präludirt. Der Lehrer aber schritt über die in Berlin inne gehaltenen Schranken hinaus: neben den in Berlin gelesenen Collegien trägt er über Sophokles' Antigone und die Encyklopädie der Philologie vor, ja, da ihm vom Rector und Senat die Leitung des akademischen Kunstmuseums und der Alterthümersammlung übertragen wird, hält er mit frischem Muthe auch eine vierstündige Vorlesung über griechische Kunstgeschichte. Auch hier trägt seine Lehrthätigkeit erfreuliche Früchte in werthvollen Arbeiten seiner Schüler.

    Der Sommer 1862 brachte H. den Ruf an die Universität Breslau, der er dann, trotz eines verlockenden Anerbietens von Tübingen, trotz eines Vorschlags in Heidelberg treu geblieben ist bis an sein Lebensende. Hier sind die wissenschaftlichen Arbeiten, die Berlin und Greifswald entstehen sahen, zum Abschluß gekommen. Von Livius war schon die Rede; 1883 und 1885 folgten die zwei Bände der großen kritischen Ausgabe des Gellius, begleitet von einer Reihe literarhistorischer, erläuternder, kritischer Arbeiten, die zum größeren Theil 1886 in den „Opuscula Gelliana“ zusammengefaßt wurden, ein unverrückbares Fundament für alle weitere Thätigkeit an diesem Autor. Aber auch neue wissenschaftliche Pläne wurden ausgeführt, Cicero mit kritischen Beiträgen bedacht, die Geschichte der Gedichte des Horaz an der Hand der Nachahmungen bis ins Mittelalter verfolgt; ja diesem seinem Lieblingsdichter widmete H. 1892 eine besondere Ausgabe mit ausgewähltem kritischem Apparat. Was an kleineren Arbeiten in der Breslauer Zeit erschien, kann hier nicht aufgezählt werden; aber Hervorhebung verdienen die Reden, Programme und Aufsätze, mit denen H. für das Zustandekommen des „Thesaurus linguae latinae“ gewirkt hat; wenn wir heute das große Werk kräftig heranwachsen sehen, dürfen wir uns wol fragen, ob wir ohne Hertz' beständig wiederholte energische Mahnrufe so weit wären.

    Seine Vorlesungen hat H. in Breslau eingeschränkt durch die Aufgabe des archäologischen Collegs, erweitert durch ein Colleg über Platon. Auch hier hat er einen großen und die Anregungen des Lehrers in eigene litterarische Thätigkeit umsetzenden Schülerkreis gefunden, der dankbar an ihm hing: höher|als Orden, Titel u. dgl., woran es nicht fehlte, hat H. die Gaben geschätzt, die ihm an seinem 70. Geburtstag und bei seinem 50jährigen Doctorjubiläum die Treue und Liebe seiner einstigen Hörer darbrachte, die Festschrift des Jahres 1888 und den Fonds, aus dem tüchtige junge Philologen unterstützt werden sollen. Des Lehramts hat er treu gewaltet bis Ostern 1893, wo die Beschwerden des Alters übermächtig wurden; seine Feder hat auch dann noch nicht geruht und am Arbeitstisch ist er am 22. September 1895 sanft entschlafen. Er wurde hinweggenommen aus der Mitte einer liebenden Familie, aus der ihm, wie jedem deutschen Gelehrten, die schönsten Freuden neben den wissenschaftlichen sproßten, hinweggenommen aus einem Kreis ihn mit Verehrung umgebender Collegen und Schüler.

    Wer H. als Philologen würdigen will, muß das nicht vom heutigen Standpunkt der Wissenschaft versuchen. Anders sind unsere Probleme geworden, anders auch vielfach die Mittel, mit denen wir sie zu lösen streben. Wir versuchen die großen Zusammenhänge im Werden und Vergehen antiker Cultur, Litteratur und Sprache zu erkennen, und eng gesteckt erscheinen uns die Ziele einer Zeit, die in Text- und Wortkritik allermeist ihr Genüge fand. Es wäre wol gut, sich hin und wieder klar zu machen, daß unsere Arbeit nicht gethan werden könnte ohne jene Vorgänger mit ihrer oft rührenden Bescheidung: der Grammatiker, der Antiquar, der Litterarhistoriker verdankt der strengen Akribie, die Hertz' Gellius und Priscian auszeichnet, mehr als vielen noch so geistreichen modernen Hypothesen und Combinationen. Beim Thesaurus linguae latinae aber hat ihm selbst schon das Ideal vorgeschwebt, die antike Entwicklung der Worte zu zeichnen vom Anfang bis zum Ende.

    Den Philologen Hertz schätzt gerecht nur wer ihn aus seiner Zeit heraus beurtheilt; den Menschen Hertz würdigt jeder, der ihn kannte, rückhaltlos. Die unbedingte Lauterkeit seines Charakters, seine sich nie genug thuende Gewissenhaftigkeit, seine freudige Anerkennung für die Leistungen Anderer, sein unermüdliches Wohlwollen für Freunde und Schüler, seine Milde, die über eine gewisse ohnehin im Verlauf seines langen Lebens mehr und mehr sich verlierende Schärfe schließlich immer den Sieg davontrug — sie sichern ihm ein unverlöschliches Andenken bei Allen, die ihm jemals nähergetreten sind.

    • Literatur

      R. Förster in der Chronik d. königl. Universität Breslau X, 1896, S. 118 ff. — F. Skutsch im Jahresbericht über die Fortschritte d. klass. Alterthumswiss. Bd. 107 (Biogr. Jahrbuch, 23. Jahrg. Lpz. 1901), S. 42 ff.

  • Autor/in

    F. Skutsch.
  • Zitierweise

    Skutsch, F., "Hertz, Martin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 259-261 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116754427.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA