Lebensdaten
1764 – 1849
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Kameralist ; württembergischer Geheimer Rat
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 10081736X | OGND | VIAF: 42194508
Namensvarianten
  • Hartmann, Johann Georg August von
  • Hartmann, August von
  • Hartmann, Johann Georg August von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hartmann, August von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10081736X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg (s. 3);
    B Ferdinand (s. 2), Ludwig (s. 4);
    - Stuttgart 1792 Marietta (1766–1832), T d. Heinr. Dannenberger (1728–83), Kaufm., Leiter d. Ludwigsburger Porzellanmanufaktur, seit 1779 Prof. d. Handelswiss. a. d. Hohen Karlsschule in St.;
    2 S (früh †), 5 T (1 früh †), u. a. Emilie (1794–1846, Malerin, Gg. Reinbeck, 1766–1849, Prof. am Gymnasium u. Katharinenstift in St.), Mariette ( Gg. Zoeppritz, 1804–92, Fabr. in Mergelstetten), Charlotte ( Karl Weisser, 1796–1873, Geh.rats-Kanzleidir. in St.).

  • Biographie

    H. besuchte das Gymnasium in Stuttgart, dann als Stadtschüler seit 1780 die Hohe Karlsschule und studierte seit 1782 (nicht seit 1784) in Tübingen Rechtswissenschaft. Dann erlernte er 1784 in Plochingen die Schreiberei, woran er 1785 ein Jahr Studium der Kameralwissenschaft in Heidelberg anschloß. Dabei trat er in nähere Beziehungen zu seinem Lehrer, dem Kameralisten Johann Heinrich Jung-Stilling, ebenso zu dem Dichter Friedrich von Matthison und zu Goethes Schwager, Johann Georg Schlosser. Es folgten eine kurze Praxis der Eisenhüttenkunde in Laucherthal und eine Bildungsreise durch Deutschland, Holland und die Schweiz. Dem vielseitig Vorgebildeten übertrug Herzog Karl Eugen 1788 einen Lehrstuhl an der 1782 errichteten Ökonomischen Fakultät der Hohen Karlsschule, wo er über Hauswirtschaft, ein damals neues Fach, Vorlesungen hielt. Dazu kamen als weitere Lehrfächer 1790 Forst- und Jagdwissenschaft und 1793 Handlungswissenschaft. Als Doctor legens war er zunächst ohne Gehalt, bis er bald außerordentlicher und 1792 ordentlicher Professor wurde, sah sich aber 2 Jahre später bei der Aufhebung der Karlsschule mit einer Pension von 550 Gulden entlassen. Doch im gleichen Jahr noch begann seine Laufbahn in der Staatsverwaltung, 1794 als Rat bei der Rentkammer, 1796 beim Kirchenrat, wo er das Referat über die Kirchenguts-Forsten innehatte und viel im Lande herumkam, auch Anlaß fand, mit einem Forstmann aus Kopenhagen eine kurzlebige „Zeitschrift für die Forstwissenschaft“ herauszugeben, zum Teil mit eigenen Beiträgen. Als er anläßlich der Aufhebung der württembergischen Verfassung Ende 1805 unerwartet seiner Ämter zum zweitenmal verlustig ging, berief ihn König Friedrich schon 1806 zum Rat beim Oberlandes-Ökonomiekollegium. 1808 zum Chef der Forstdirektion und bald zum Geheimen Oberfinanzrat und Abteilungschef in der Domänenverwaltung befördert, wurde er 1812 Mitglied des Staatsrats, des späteren Conferenzministeriums. Nach dessen Auflösung durch König Wilhelm verlor er 1816 nochmals seine Ämter, wurde jedoch sogleich in den neugebildeten Geheimen Rat übernommen und 1817 zum Präsidenten der Oberrechnungskammer ernannt. Als solcher kam er in Konflikt mit dem neuen Finanzminister Karl August Freiherr von Malchus und sah sich Ende 1818 zum viertenmal aus seinen Ämtern entlassen. Doch als die Königin Katharina, mit deren Gründungen eines Wohltätigkeits- und eines landwirtschaftlichen Vereins und einer Töchterschule „Katharinenstift“ H. von Anfang an tätig eng verbunden war, im Januar 1819 unerwartet starb, übertrug ihm König Wilhelm, der ihm stets gewogen blieb, die Leitung dieser Anstalten als Präsident. Hier fand H. das Feld für eine ungemein wichtige und seiner Natur gemäße Tätigkeit. Auch um die Gründung und Entwicklung der württembergischen Landessparkasse seit 1818 und die Landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim seit 1817/18, die bis 1847 der Aufsicht des Landwirtschaftlichen Vereins unterstand, erwarb er sich große Verdienste. Die Leitung des Katharinenstifts, bei der er mit Pestalozzi in naher Verbindung stand, legte er 1827 in|jüngere Hände. Im gleichen Jahr rief er als Freund der Künste mit J. H. von Dannecker und anderen den Stuttgarter Kunstverein ins Leben. Das Präsidium des Landwirtschaftlichen Vereins, mit dem, wie Friedrich List schon 1816 vorgeschlagen hatte, auch ein Handels- und Gewerbe-Verein verbunden war, legte er 1839 nieder, das Präsidium des Wohltätigkeitsvereins erst 1847.

    Nach seiner Verheiratung blieb H. im elterlichen Hause wohnen, in dessen Tradition als geistig-geselligem Mittelpunkt weit über Stuttgart und Württemberg hinaus er hineinwuchs und die er zusammen mit seiner Frau seit dem Tode des Vaters auch fortsetzte und erweiterte, ungeachtet oft drückender wirtschaftlicher Sorgen. Außer den Freunden seines Vaters gehörten länger oder kürzer zum Umgang in H.s Haus die Dichter Jean Paul, Geibel, Tieck, Rückert, Lenau, Freiligrath, Justinus Kerner, Wilhelm Hauff, Heinrich Voß, Wolfgang Menzel, Berthold Auerbach, Ludwig Uhland, Graf Alexander von Württemberg, die Staatsmänner von Wangenheim, Karl Kerner und von Vellnagel, der Kupferstecher Duttenhofer, der Musiker Zumsteeg, die Naturwissenschaftler Kielmeyer und Schwerz und viele andere. Vom Fürsten von Fürstenberg zum Pfalzgrafen ernannt, hat er wiederholt Doktorpromotionen vorgenommen, zumal in Fällen, die ihm die Universität Tübingen wegen entgegenstehender Formalien zuwies.|

  • Auszeichnungen

    Orden d. Württ. Krone (1817), Friedrichs-Orden (1835), GR.

  • Werke

    Versuch e. geordneten Anleitung z. Hauswirtsch., Stuttgart 1792. - Hrsg. u. Mitarb.: Zs. f. d. Forstwiss., 2 Bde., Kopenhagen 1802 (mit C. P. Laurop);
    Korr.bl. d. württ. landwirtsch. Ver., 1822-47.

  • Literatur

    Erinnerungen an J. G. A. v. H. … mit d. Grabrede v. Gustav Schwab, 1849;
    M. Zoeppritz, Fam.-Nachrr. f. meine Kinder …, hrsg. v. Gg. Zoeppritz, 1874;
    R. Krauß, Schwäb. Lit.gesch. II, 1897;
    R. Uhland, Gesch. d. Hohen Karlsschule in Stuttgart, Stuttgart 1953;
    G. Ihme, in: Württ. Bll. f. Wohlfahrtspflege 107, 1960, S. 20 ff.;
    NND 27, S. 256 ff. - s. a. L z. Gesamtfam.

  • Autor/in

    Paul Gehring
  • Zitierweise

    Gehring, Paul, "Hartmann, August von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 732-733 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10081736X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hartmann: Johann Georg August v. H., ältester Sohn des Hofdomänenraths Johann Georg H., geb. am 5. October 1764 zu Stuttgart, am 4. April 1849 daselbst. Schon die ersten Eindrücke des elterlichen Hauses, in welchem ausgezeichnete Männer, wie Schiller's Vater, Schiller, Goethe, Lavater, der Dichter Schubart u. A. verkehrten, wirkten im hohen Grade anregend und bildend für den Knaben, welcher Gymnasialbildung empfing. Als sich der weitere Besuch des Stuttgarter Gymnasiums aus verschiedenen Gründen nicht mehr räthlich erwies, wurde er dem Rathe App in Plochingen (bei Eßlingen) übergeben, um vorerst die Schreiberei zu erlernen. Später bezog er die Universitäten Tübingen (1784) und Heidelberg (1786), um dort Jurisprudenz, hier Cameralwissenschaft zu studiren. In Heidelberg wurde er u. A. mit dem Professor Jung-Stilling eng befreundet. Nach beendigten Universitätsstudien, welche sich zuletzt auch noch auf das Hüttenfach erstreckt hatten, weil H., einem seinem Vater gemachten Anerbieten der Kaiserin Katharina II. von Rußland zu Folge, eine Zeit lang Willens war, sich als Bergmann, bez. Hüttenbeamter in russische Dienste zu begeben, bewarb er sich, jenen Plan aufgebend, beim Herzog Karl von Württemberg um eine Professur an der berühmten Karlsschule. Er erhielt sie 1788, jedoch vorerst noch ohne Gehalt. Nach einer größeren Reise durch Deutschland, Holland und die Schweiz trat er sein Lehramt an; seit 1790, nach|Stahl's Tod, übernahm er die Vorträge über das Forst- und Jagdwesen, wodurch er auch diesem Fache nahe trat. Etwa um diese Zeit wurde ihm auch eine geringe Besoldung mit der Aussicht auf Erhöhung beim 50jährigen Regierungsjubiläum des Stifters der Anstalt, Herzogs Karl, zu Theil. Da derselbe jedoch vor diesem Ziele, am 24. October 1793, starb und die Karlsschule vom Regierungsnachfolger sofort aufgelöst wurde, sah sich der 29 jährige Professor plötzlich mit einem Ruhegehalt von 500 fl. seines Amtes enthoben. Man hatte aber seine hervorragenden geistigen Eigenschaften und seine Tüchtigkeit bereits zu sehr erkannt, um ihn lange in Unthätigkeit zu belassen. Im J. 1794 wurde er zum Rentkammerrath ernannt, 1796 zum wirklichen Rath (beim Herzoglichen Kirchenrath). 1806, nach Auflösung der seitherigen Landesverfassung, eine kurze Zeit abermals außer Thätigkeit, wurde er unter König Friedrich (dem ersten König Würtembergs) bald wirklicher Rath beim Oberlandesöconomie-Collegium und bei der Forstdirection, 1808 Chef der letzteren und Geheimer Oberfinanzrath, 1811 Chef der Stiftungssection, 1812 Staatsrath und 1816 Mitglied des General-Finanzcollegiums. Nach dem Regierungsantritt des Königs Wilhelm, welcher ein volksthümliches Ministerium berief, wurde H. sogar zum wirklichen Geheimerath und ein Jahr später zum Präsidenten der Oberrechnungskammer berufen, zu welchen Auszeichnungen sich noch hohe Orden gesellten. Seinem Fürsten und Land treu ergeben und im Allgemeinen conservativen Gesinnungen huldigend, wirkte er mit großem Eifer, Fleiß und Zähigkeit, allen Stürmen, selbst denjenigen des J. 1806, welche die altwürtembergische Verfassung zum Sturze brachten, trotzend bis zum December 1818, um welche Zeit seine Entlassung erfolgte, weil er sich mit den Finanzmaßregeln des neuen Departementschefs, Präsidenten von Malchus, nicht einverstanden erklären konnte. Das Vertrauen seines Landesherrn und der Königin Katharina blieb ihm übrigens ungeschmälert erhalten, so daß er nach dem Tode der allverehrten Landesmutter (9. Jan. 1819) das Präsidium der Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins und die oberste Aufsicht über sämmtliche von der Verewigten gestifteten Wohlthätigkeits- und Erziehungsanstalten, namentlich die Leitung des Katharinenstiftes, erhielt. Seine Geschäftskenntniß und Umsicht, sein edler Patriotismus, gepaart mit wahrer Humanität und einem nach Thaten durstigen Wohlthätigkeitssinn brachten alle ihm unterstellten Anstalten und Vereine zu reichster Blüthe. — 1827 mußte er, wegen Abnahme seiner körperlichen Kräfte, die Leitung des Katharinenstiftes, 1839 die der Centralstelle des landwirtschaftlichen Vereins, 1847 endlich auch diejenige des Wohlthätigkeitsvereins niederlegen. — Das Hartmann’sche Haus in Stuttgart bildete stets einen lebhaften Anziehungspunkt für einheimische und fremde Gelehrte, Dichter und Künstler, welchen Niemand ohne Befriedigung verließ. Hier fanden sich Männer zusammen, wie v. Wangenheim, Matthisson, Reinbeck, Justinus Kerner, Rückert, Gustav Schwab, Lenau, Jean Paul, Heinrich Voß, Grüneisen, Wilhelm Hauff u. s. f. H. schrieb: „Versuch einer geordneten Anleitung zur Hauswirthschaft“ (1792), welchen er seinen Vorlesungen auf der hohen Karlsschule zu Grunde legte, und besorgte mit Christ. Pet. Laurop die Herausgabe von zwei Bänden einer Zeitschrift für die Forstwissenschaft (1802 und 1803).

    • Literatur

      Monatschrift für das würtembergische Forstwesen V, S. 87. Bernhardt, Geschichte II, S. 172, Note 19.

  • Autor/in

    Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Richard, "Hartmann, August von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 687-688 unter Hartmann, Johann Georg August von [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10081736X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA