Lebensdaten
1901 – 1963
Geburtsort
Mährisch Schönberg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Bühnenbildner ; Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116406348 | OGND | VIAF: 10596588
Namensvarianten
  • Halleger, Kurt
  • Halleger, Curt

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Zitierweise

Halleger, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116406348.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1848–1922), Leinenfabr., S e. Theaterzimmermanns u. Orgelbauers in Laibach;
    M Therese (1868–1939), T d. Edmund Stellwag v. Carion (1831–82), Dr. iur., Advokat in Rothenburg/Tauber, u. d. Theresia Blumenwitz;
    Groß-Om Karl St. v. C. (1823–1904), Prof. d. Augenheilkde. in Wien (s. BLÄ);
    - Prag 1930 Amei, Malerin, T d. Victor Bunzl in Prag.

  • Biographie

    H. besucht das Gymnasium seiner Vaterstadt, studiert seit 1919 an der Akademie der bildenden Künste in Breslau bei Otto Mueller, 1921 an der Kunstakademie Wien (Hans Tichy und Karl Sterrer) und 1923-26 an der Akademie in Prag unter Franz Thiele. 1926 erhält er den Rompreis. 1927-45 lebt er in Prag und ist als Porträt-, Landschafts- und Freskenmaler, vereinzelt auch als Bühnenbildner (Neues Deutsches Theater) tätig. Außerdem arbeitet H. als Illustrator für den „Simplizissimus“ und den „Querschnitt“ (1928-33). Er beteiligt sich an den Ausstellungen der Prager Sezession und unternimmt Reisen nach Italien, Frankreich, Marokko (einjähriger Aufenthalt in Griechenland 1936). Die Berufung als Lehrer an die Akademie in Prag wird 1939 durch die politischen Verhältnisse verhindert. 1947 als Bühnenbildner nach Nürnberg verpflichtet, ist H. dort bis 1956 tätig. Außerdem ist er 1947-63 Bühnenbildner des Bayerischen Staatsschauspiels München, arbeitet auch für die dortigen Kammerspiele (1948–62) und das Gärtnerplatztheater (1950–54) sowie für die Städtischen Bühnen Düsseldorf (1951–52, 1955), das Kleine Theater Istanbul (1952), das Landestheater Hannover (1953/55/58), das Deutsche Theater Göttingen (1954–56), die Städtischen Bühnen Frankfurt/M. (1955/60), das Burgtheater Wien (1955/63), das Nationaltheater Mannheim (1956/60), das Staatstheater Stuttgart (1956), die Nederlandse Opera Amsterdam (1956), das Schauspielhaus Zürich (1957), den Bayerischen Rundfunk, Abteilung Fernsehen (1957/61/62) und das Volkstheater Wien (1960).

    Wenn sich H. auch spät und nur noch für eine relativ kurze Zeit dem Theater zuwandte, so bedeutet seine große malerische Begabung eine wichtige Bereicherung für die Bühne. Es ist eine ganz persönliche malerische Empfindung, die bei aller Beachtung des jeweiligen Werkcharakters und Darstellungsstils seinen Bühnenräumen etwas Unverwechselbares, Spezifisches, gibt. In seinen besten Arbeiten lösen sich aus einem gedeckten Grund, sparsam und überlegen akzentuiert, lichte Farben von hoher dramatischer Intensität. Die Farbspannungen bleiben weitgehend auf markante Einzelformen konzentriert und bewirken eine Ausrichtung der Szene auf das Wesentliche, verbunden mit klarer Raumdisposition. Selbst bei Werken, die mit einem realistischen Handlungsablauf eine realistische Szenerie voraussetzen, gelingt ihm eine Vermittlung zwischen notwendigem Realismus und dichterisch übersteigerter Unwirklichkeit. So erscheint zum Beispiel die Wirklichkeit der russischen Dramatik in ihren charakteristischen Zügen poetisch überhöht, die Komödien Gogols sind ins Groteske, die ironische Melancholie Tschechows ins Symbolhafte transponiert. Die H.s Humor wesensverwandte Satire und naive Gefühlsdramatik im Zauberspiel des österreichischen Biedermeier werden szenisch umgesetzt mit dekorativen Bühnenelementen jener Zeit. – 1957 wendet sich H. in seinen freien Arbeiten den Mitteln der informellen Aussage zu; dynamische Schwemmgründe in Schwarz-Weiß und allen Grautönen mit sensibel und sparsam gesetzten Farbzügen und -schichten. Die neuen Erfahrungen finden auch in sein Bühnenschaffen Eingang und führen zu szenischen Lösungen, die immer strenger, kompromißloser und suggestiver werden. Großräumig konzipierte Szenen sind von wenigen skeletthaften Architekturandeutungen und abstrakten Schwebeteilen begrenzt (König Lear, Hamlet). Beispielhaft ist zum Beispiel die Gestaltung der „Perser“. Eine ruinenhaft durchbrochene Torplastik steht vor einem in den Raum gehängten Flachrelief, das mit blutund bronzefarbenen Rissen und Schichten sublim strukturiert ist.

  • Bühnenausstattungen

    Bühnenausstattungen u. a. für: Dantons Tod (Prag 1934/35); Ein Traumspiel (München 1947/48, Göttingen 1955/56); Die Möwe (München 1947/48); Emilia Galotti, Wie es Euch gefällt (Nürnberg 1947/48); Herr Puntila u. s. Knecht, Faust I (ebd. 1948/49); Die Zauberflöte (ebd. 1949/50); Das Leben ein Traum (München 1949/50); Der Mond (Nürnberg 1950/51); Der eingebildete Kranke (München 1950/51); Die lustige Witwe (ebd. 1951/52); Egmont (Nürnberg 1952/53); Der Erstgeborene, Scherz, Satire, Ironie u. tiefere Bedeutung (München 1952/53); Die Soldaten (ebd. 1953/54); Die gefesselte Phantasie, Maria Stuart, Heiratskomödie (ebd. 1954/55); Don Carlos (Frankfurt/M. 1954/55); Troilus u. Cressida, Lumpacivagabundus (München 1955/56); Der lasterhafte Herr Tschu (Nürnberg 1955/56); Die Hochzeit d. Figaro (Düsseldorf 1955/56); Der Bauer als Millionär (München 1957/58); Der Verschwender (Hannover 1957/58); König Hirsch (München 1958/59; Der Kreidekreis (ebd. 1959/60); Die Nashörner, Viel Lärm um Nichts, Hamlet (ebd. 1960/61); Die Perser, Der Revisor, Die Mauer, König Lear, Der Widerspenstigen Zähmung (ebd. 1961/62); Minna v. Barnhelm, Camino Real (ebd. 1962/63); Kabale u. Liebe (ebd. 1963/64).

  • Literatur

    O. Schuberth, Das Bühnenbild, 1955;
    W. Baumgart, K. H., 1963;
    R. Hainaux, Le decor de Theatre dans le monde depuis 1950, Paris u. Brüssel 1964;
    G. Schöne, Zu K. H.s Bühnenbildern u. Figurinen, in: Bll. d. Bayer. Staatsschauspiels, H. 10, Juli 1964. - Ausstellungen: Bühnenbilder v. 1945–58, Berlin (Ak. d. Künste) 1958;
    Theatre allemand contemporain, Genf (Musée Rath) 1962;
    H.-Kollektivausstellung, Erlangen 1963;
    H.-Gedächtnisausstellung, München (Theatermus.) 1964 (P);
    Das Bühnenbild nach 1945, Zürich (Kunstgewerbemus.) 1964;
    Shakespeare u. d. dt. Theater, Bochum (Städt. Kunstgal.) 1964, Heidelberg (Schloß) 1964, Basel (Kunstgewerbemus.) 1965.

  • Porträts

    Phot., 1962 (Köln, Inst. f. Theaterwiss. d. Univ.);
    Phot. in: Bll. d. Bayer. Staatsschauspiels, Okt. 1963.

  • Autor/in

    Helmut Grosse
  • Zitierweise

    Grosse, Helmut, "Halleger, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 540-541 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116406348.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA