Lebensdaten
1845 – 1875
Geburtsort
Insel Limmatau (Gemeinde Gebenstorf) bei Brugg (Aargau)
Sterbeort
Tadjurra bei Aussa
Beruf/Funktion
Forschungsreisender in Afrika ; Forschungsreisender ; Ethnologe ; Kaufmann
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 128120363 | OGND | VIAF: 271882918
Namensvarianten
  • Haggenmacher, Gustav Adolf
  • Haggenmacher, Adolf
  • Haggenmacher, Gustav Adolf
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Zitierweise

Haggenmacher, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128120363.html [16.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    Zu d. aus Winterthur stammenden Fam. gehören u. a. Karl Jakob (1835–1921), Müller u. Kornhändler in d. Schweiz u. in Ungarn, Erfinder d. Plansichters u. d. Grießputzmaschine, Otto (1843–1918), Pfarrer, Schriftsteller, u. Karl (1847–1910), Orientalist; - V Joh. Jakob (1807–82), holländ. Oberleutnant, dann Kaufm. u. Tonwarenfabr. in Aarau, S d. Kaufm. Hans Konrad u. d. Catharina Sulzer;
    M Marie (1828–1900), T d. Sternenwirts Eichenberger in L.;
    1868 Maria (1849–1929), T d. venetian. Kapitäns Cantariny;
    4 K (3 früh †).

  • Biographie

    1863-65 war H. Lehrling in einem Basler Handelshaus und ging hierauf zur weiteren kaufmännischen Ausbildung nach Kairo, wo er sich in verschiedenen Unternehmungen als Kommis und Buchhalter betätigte. Seine musikalische Begabung nutzte er durch Erteilung von Klavierunterricht; mit 21 Jahren gründete er einen deutschen Gesangverein. Insbesondere aber galt seine Vorliebe dem Studium von verschiedenen Sprachen, wozu ihm öftere Krankheiten die notwendige Muße verschafften. H. hinterließ eine Grammatik der Somalisprache und eine fragmentarische Übersetzung der Bibel ins Somali. Eine erste Expedition mit einer Handelskarawane führte ihn 1868 nach Khartum, wo er infolge der Strapazen mit erschütterter Gesundheit eintraf und durch die Familie des Vizekonsuls Duisberg gepflegt wurde. Fünf Jahre lang stand H. im Dienste einer Missionsgesellschaft im Sudan, in deren Auftrag er verschiedene Reisen nach Abessinien unternahm. Mit seiner Frau durchquerte er den Sudan und das nördliche Abessinien (1871) und erreichte nach Jahresfrist, aller Mittel entblößt, Suakim am Roten Meer. Enttäuscht vom Mißerfolg dieses mehr abenteuerlichen als zweckvollen Unternehmens, beschloß H., mit seiner Familie nach der Schweiz zurückzukehren. In Suez begegnete er dem Landsmann Werner Munzinger, mit dessen Leben und Schicksal sich fortan das seinige verband. Munzinger-Bey fand in H. einen zuverlässigen und tüchtigen Mitarbeiter für seine im Dienste des Khediven von Ägypten geplanten kolonisatorischen Aufgaben. Um den Ostsudan der europäischen Handelswelt und der Wissenschaft zu erschließen, unternahm H. mehrere Reisen in die noch unerforschten Somali- und Gallagebiete. Er sammelte gewerbliche und landwirtschaftliche Produkte (unter anderem für die Weltausstellung in Wien 1873), studierte die geographischen und ethnographischen Verhältnisse, suchte in Ankober nach verschollenen äthiopischen Schriften, in Akik nach griechischen Spuren und machte Aufzeichnungen von Märchen und Volksdichtungen der nomadisierenden Stämme. Eine Expedition nach Schoa (1874) scheiterte in Libaheli auf der Somalihochebene an der Feindseligkeit der Eingeborenen, die ihn seiner wertvollen wissenschaftlichen Ausbeute beraubten. Zum Stellvertreter des Generalgouverneurs Munzinger in Kassala und Massaua ernannt (1875), reiste H. ins Gebiet der noch unbekannten Barea und Kunama in Westabessinien, befriedete die von Ägypten eroberte Provinz Bahr Salam, setzte als Schiedsrichter die Grenze zwischen Abessinien und Ägypten fest, sicherte das Bogosland gegen den unruhigen König Johannes von Äthiopien und entwarf einen Plan zur Befestigung der ägyptischen Herrschaft zwischen dem Roten Meer und Abessinien und zur Verbindung der Somaliküste durch das Gallaland nach Harar und Schoa. Durch den Negus von Schoa, Menelik, begünstigt, versuchten Rouf-Pascha von Zeila aus Harar und Munzinger-Pascha von Tadjurra aus Aussa zu erobern; H. nahm am Feldzug als Stabsoffizier von Munzinger-Pascha teil. Die militärische Expedition verlief unglücklich. Vom beschwerlichen 20tägigen Marsch durch die vulkanische Adajalwüste erschöpft, wurde die Kolonne in ihrem Lager bei Aussa in der Nacht vom 15. zum 16. November 1875 von den Gallas überfallen und zum größten Teil niedergemetzelt, obwohl der Sohn des Scheichs von Aussa, Mohammed Lebeda, die Ägypter und ihre beiden schweizerischen Führer seines Schutzes versichert hatte. Munzinger und seine Frau wurden schwer verwundet und bis zu ihrem Tode am nächsten Mittag vom unverletzten H. und dessen Koch gepflegt. 4 Tage später erlag H. auf der Flucht vor den Gallas am Assalsee den erlittenen Entbehrungen. Von den 350 Mann der Expedition erreichten nur 50 Verwundete und 70 Unverletzte den Hafen von Tadjurra.

    Der Tod des 30jährigen H. wurde von dem Geographen A. Petermann als ein verfrühter Verlust für die geographische und ethnographische Wissenschaft beklagt und der vielversprechende junge Mann den zahllosen Märtyrern der Erforschung und Erschließung Afrikas zugezählt. Die anschaulichen und oft auch humorvollen Reiseberichte an die ägyptische Regierung und an Petermann galten als wertvolle Beiträge zur Kenntnis der von H. als erstem Europäer bereisten Gebiete.

  • Literatur

    ADB 49 (W);
    J. V. Keller-Zchschokke, A. H., s. Leben u. Wirken, 1903;
    E. Wegmann, Gesch. d. Fam. H., in: Neujahrsbl. d. Stadtbibl. Winterthut 1957, S. 65 ff. (P);
    Biograph. Lex. d. Aargaus, 1958, S. 291 ff. (W, L);
    HBLS (W, L, P, auch f. Fam.).

  • Autor/in

    Nold Halder
  • Zitierweise

    Halder, Nold, "Haggenmacher, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 492-493 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128120363.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Haggenmacher: Gustav Adolf H., Afrikareisender, geboren auf der Insel Limatau bei Brugg (Aargau) am 3. Mai 1845, ging 1865 als Kaufmann nach Aegypten, war von 1866 an als solcher im ägyptischen Sudan thätig. 1869 brachte ihn eine Reise nach Suês in Berührung mit W. Munzinger, dem er nach Abessinien folgte und von da an zur Seite stand. Nach einer Reise nach Europa ging er 1874 nach Massaua und wurde Munzinger's Stellvertreter in Cassala. In demselben Jahr unternahm er im Auftrag des Khedive eine Reise in das Somali-Land. 1875 ging er nach Galabat. Als Begleiter Munzinger's theilte er dessen Schicksal in dem ägyptisch-abessinischen Krieg. Er fiel gleich diesem bei Tadschurra im Galla-Land, nahe der Grenze von Aussa in der Nacht vom 13. auf den 14. November 1875 unter den Messern der Galla. Der Rest der ägyptischen Truppen unter Izzet Bei, mit denen H. vormarschirt war, nahm beim Rückzug den Schwerverwundeten mit, der, wie Munzinger, auf dem Marsche starb. — Die Hauptarbeit Haggenmacher's ist die Schilderung seiner Somali-Reise, die mit einer sorgfältigen Karte als 47. Ergänzungsheft der „Geographischen Mittheilungen“ 1876 erschienen ist. H. zeigt sich darin als ein guter Beobachter, besonders des Völkerlebens und der wirthschaftlichen Verhältnisse. Die Reise führte von Berber unmittelbar südlich und endigte in Libaheli.

    • Literatur

      Nekrolog in den Geographischen Mittheilungen 1876. — Hans Schinz, Schweizerische Afrika-Reisende. Zürich 1904.

  • Autor/in

    Friedrich Ratzel.
  • Zitierweise

    Ratzel, Friedrich, "Haggenmacher, Adolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 49 (1904), S. 704 unter Haggenmacher, Gustav Adolf [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128120363.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA