Lebensdaten
1752 – 1803
Geburtsort
Haimhausen bei München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Jurist ; Schriftsteller ; Archivar
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119552590 | OGND | VIAF: 84099920
Namensvarianten
  • Eckartshausen, Franz Karl von
  • Eckartshausen, Karl von
  • Eckartshausen, Franz Karl von
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Zitierweise

Eckartshausen, Karl von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119552590.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Unehelich, 1770 legitimiert;
    V Ferd. Karl Gf. v. Haimhausen, bayerischer Hofrat, auf Haimhausen, Kuttenplan usw., S des Jos. (1682–1711), bayerischer Gesandter in Paris, u. der Maria Magd. El. Freiin v. Rehlingen;
    M Marianne Eckart;
    Ov Sigmund (1708–93), Präs. des bayerischen Münz- u. Bergkollegiums, erster Präs. der Bayerischen Ak. der Wiss.;
    1) Wolter, 2) Theresia Weiß ( 1836);
    1 S, 1 T, u. a. Eduard (1802–61), Appellationsgerichtsrat.

  • Biographie

    Nach dem Studium der Rechte in Ingolstadt wirkte E. als Kollege des nachmaligen leitenden Ministers Graf Montgelas 8 Jahre im Kriminalsenat des Hofrats als Richter. 1784 wurde er zum Geheimen Archivar bestellt. Das notwendige historische Wissen für dieses Amt hatte sich der universal Begabte durch Selbststudium angeeignet, die französische Sprache beherrschte er ohnehin meisterhaft. Unter E. erlangte das zuvor zurückgesetzte Geheime Archiv seine unmittelbare Stellung|unter dem Landesherrn zurück. E. schuf eine fortschrittliche Archivordnung (Hausinstruktion), das Archivbauwesen wurde wesentlich gefördert und 1787 die Systematisierung der Urkunden durchgeführt. Vor allem trat er für die Mitwirkung des Archivars bei gesetzgeberischen Plänen der Regierung, insbesondere der Kodifikation des bayerischen Staatsrechts ein. Die Notwendigkeit und den Wert kriminologischer Kenntnisse („Anatomie der Seele“) für die Verbrecherbeurteilung erkannte er ebenfalls bereits. 1780-93 hatte er daneben die Bücherzensur inne. – Nebenher entstand ein umfangreiches schriftstellerisches Werk: Dramen, Erzählungen, Erbauungsschriften, gesellschafts- und zumal naturphilosophische Traktate aus dem geistigen Umkreis der Kabbala und der Theosophie. E. stand in Verbindung mit Kirchberger und Saint-Martin. Er überführte das magizistisch-theosophische pietistische Schrifttum der Rokokozeit in den frühromantischen Sprachgebrauch; dadurch wurde er, im entschieden ausgesprochenen Gegensatz zu den Illuminaten, denen er erst selbst angehörte, zum einflußreichen Wegbereiter der Münchner Romantik. Baader war Schüler E.s. Doch auch Novalis, wohl sogar Schelling und Hölderlin wurden von ihm angeregt. E.s Bedeutung ist der seines Freundes Sailer oder Jung-Stillings vergleichbar. Mehrere Schriften wurden ins Russische übertragen, von Gogol, Gontscharov, Tolstoi berücksichtigt, von Tschaadajev und Aksakov studiert. Zar Alexander I. stellte E.s „Wolke über dem Heiligtum“ (1802) den Schriften des Heiligen Augustinus gleich. Der Münchner Hofrat wurde so zum Wegbereiter der Heiligen Allianz und der Restauration.

  • Werke

    Weitere W Akademiereden: Von d. Einflusse d. schönen Wiss. auf d. Rechtsgelehrsamkeit, 1781; Von d. Wirkung d. Rel. auf d. Wiss. u. d. Wiss. auf d. Rel., 1782;
    Quellen d. Verbrechen u. d. Möglichkeit, selben vorzubeugen, 1785;
    Über d. Notwendigkeit physiolog. Kenntnisse bey Beurtheilung d. Verbrechen, 1791;
    Hdb. f. Kriminalrichter, München 1792;
    Lehrsystem e. prakt. Staatsdiplomatik, 1802;
    Rel. Schrr.: Sittenlehren f. alle Stände, München 1784;
    Gott ist die reinste Liebe, 1790, zuletzt 1876;
    Rel. Schrr. üb. Klares u. Dunkles…, Neuaufl. 1839/40;
    Mystische Schrr.: Aufschlüsse z. Magie u. mystische Nächte, 1788-91;
    Slg. d. merkwürdigsten Visionen, 1793;
    Zahlenlehren d. Natur, Leipzig 1794;
    Entwurf e. ganz neuen Chemie, 1800;
    Gefühle u. Tempel d. Natur, 1804;
    Erzz. z. Bildung junger Leute, d. sich richterl. Geschäften weihen wollen, 3 Bde., München 1782-84;
    Erzz. z. Vergnügen u. z. Seelenbildung, ebd. 1785;
    Copien nach wahren Originalien menschl. Charaktere, ebd. 1788;
    Die Folgen d. Jugend u. d. Lasters od. moral. Grundsätze, ebd. 1789; Die Zehn Gebote d. Herrn, Augsburg 1790.

  • Literatur

    ADB V; L. Westenrieder, Gesch. d. kgl. baier. Ak. d. Wiss. II, 1807;
    M. J. Neudegger, Gesch. d. Bayer. Archive neuerer Zeit bis z. Hauptorganisation v. J. 1799, I, in: Archival. Zs. 6, 1881, S. 87-107;
    E. Döhring, Gesch. d. dt. Rechtspflege seit 1500, 1953, S. 389. – L. Kleeberg, Stud. zu Novalis (Novalis u. E.), in: Euphorion 23, 1921, S. 603-39;
    D. Struß, C. v. E., Diss. Freiburg i. Br. 1955;
    L. v. Piegenot, Vortrag üb. Hölderlin, Friedensfeier, in: Gestalt u. Gedanke 5, 1957;
    H. Graßl, Die Münchner Romantik, in: Zs. f. Bayer. Landesgesch. 21, 1956, S. 122-25;
    Goedeke V, S. 360 (Bühnenwerke); Kosch, Lit.-Lex. (W).

  • Porträts

    Radierung v. J. M. Mettenleiter (Münchener Stadtmus., Maillinger Bilderchronik).

  • Autor/in

    Hans Graßl, Friedrich Merzbacher
  • Zitierweise

    Graßl, Hans; Merzbacher, Friedrich, "Eckartshausen, Karl von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 284-285 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119552590.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eckartshausen: Karl v. E., geb. 28. Juni 1752 zu Schloß Heimhausen in Oberbaiern, Sohn des Grafen Karl von Heimhausen und der Marianne Eckart, starb 12. Mai 1803 zu München. Verfasser zunächst juristischer und belletristischer, dann alchemistischer und mystischer sehr zahlreicher Schriften; studirte Jura in München und Ingolstadt, 1776 Hofrath in München, 1780 Büchercensurrath, bis er 1793 diese Stellung niederlegte; seit 1777 Mitglied der Akademie und seit 1784 geheimer Archivar. Man kann zwei Perioden seiner Thätigkeit unterscheiden. In der ersten suchte er der Moral und Aufklärung und der Verschmelzung von Religion und Wissenschaft zu dienen. Neben juristischen Werken, wie „Proben und Relationen von Vorträgen als Vorübung für angehende Rechtsgelehrte“, München 1789, schrieb er in dieser Zeit „Richtergeschichten“, München 1782, die 1784 eine dritte Auflage erlebten, ferner „Sittenlehren für alle Stände“, München 1784, „Reden zum Wohl der Menschheit" und eine Wochenschrift „Sittenblatt“, von der zwei Bände erschienen. Den Eintritt in die zweite Periode bezeichnen religiöse Schriften, namentlich „Gott ist die reinste Liebe“, zuerst 1790 und später in neuen Auflagen, zuletzt noch Mannheim 1876 erschienen, und „Religiöse Schriften über Klares und Dunkles“, die ebenfalls wiederholt (in neuerer Zeit in Stuttgart 1839—1840) gedruckt sind. Schwankend und ohne gründliche Kenntnisse verfiel er mehr und mehr der Schwärmerei. Dieser Richtung gehören unter anderem an: seine „Aufschlüsse zur Magie und mystische Nächte", 1788—1791, „Sammlung der merkwürdigsten Visionen“ (1793), deren er selbst zu haben glaubte; seine „Zahlenlehre der Natur“, Leipzig 1794; „Entwurf einer ganz neuen Chemie“, Regensburg 1800; „Die Wolke vor dem Heiligthume, oder etwas, wovon sich unsere stolze Philosophie nichts träumen läßt" (1802), und das nach seinem Tode gedruckte Buch „Gefühle und Tempel der Natur“ (1804). Die letzten Ausläufe der Alchemie, welche in der „hermetischen Gesellschaft“ und in kleineren Vereinen zu Tage traten, knüpften theilweise an E. an. Der Leiter des Karlsruher Vereins, Baron Sternhayn, legte Eckartshausen's Bücher als Compendien zu Grunde. Seine oben angeführte Chemie, deren charakteristischer Titel vollständig lautet „Entwurf zu einer ganz neuen Chemie durch die Entdeckung eines allgemeinen Naturgesetzes, wodurch sich das phlogistische System der alten und das antiphlogistische der neuen Chimisten als zwei Extreme in ein Mittelsystem vereinigen lassen, worin allein die Wahrheit liegt und die höhere Chemie der ältesten Vorzeit mit der gemeinen Schulchimie der jetzigen Zeit vereinigt wird“, ist so unklar und unwissenschaftlich wie die berüchtigtsten alchemistischen Träumereien früherer Zeiten. In seiner „Wolke übe|dem Heiligthum“ spricht er von einem Sündenstoff, der in seiner Ausdehnung Stolz, in seiner Attraction Geiz, in seiner Repulsion Wuth, in seiner Excentricität Völlerei, in seiner Concentricität Neid erzeugt u. s. f.

    • Literatur

      S. Ersch und Gruber, Encyklopädie XXX, 421. — Bader, Gelehrtes Baiern. —
      Kopp's Geschichte der Chemie II, 259. — Ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften in Meusel, Gelehrtes Teutschlanb, 5. Aufl., II. 146; IX. 272; XI. 185 und XIII. 307.

  • Autor/in

    Oppenheim.
  • Zitierweise

    Oppenheim, "Eckartshausen, Karl von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 608-609 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119552590.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA