Lebensdaten
1902 – 1955
Geburtsort
Budapest
Sterbeort
Lexington (Massachusetts, USA)
Beruf/Funktion
Musikhistoriker ; Musikkritiker
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 140836357 | OGND | VIAF: 107534034
Namensvarianten
  • Gombosi, Otto Johannes
  • Gombosi, Otto
  • Gombosi, Otto Johannes
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Zitierweise

Gombosi, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140836357.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (* 1878), Kaufm.;
    M Elisabeth (* 1881), Pianistin u. Klavierlehrerin, T d. Samuel Bogyó (1857–1928), Prof. d. Math.;
    Budapest 1937 Anna (* 1907), Geigerin, T d. Hans Jak. Tschopp in Basel u. d. Anna Maria Müller.

  • Biographie

    G. erhielt den ersten Klavierunterricht von seiner Mutter und 1915-20 von Sándor Kovács am Fodor-Konservatorium in Budapest. 1919-21 studierte er Musiktheorie und Komposition an der Budapester Musikakademie bei Leo Weiner und Albert Siklós. 1921 übersiedelte er nach Berlin und studierte bei Johannes Wolf, Curt Sachs und E. M. von Hornbostel Musikwissenschaft (Nebenfächer: Kunstgeschichte und Philosophie). Sein eigentlicher Lehrer aber wurde Wolf, bei dem er 1925 seine aufsehenerregende Dissertation: „Jacob Obrecht, eine stilkritische Studie“ schrieb. Danach lebte G. wieder in Budapest, wo er 1926 die Musikzeitschrift „Crescendo“ begründete, die er bis 1928 herausgeben konnte. Neben seiner Tätigkeit als Redakteur dieser speziell für das moderne kompositorische Schaffen sich einsetzenden Zeitschrift war G. auch Musikkritiker wichtiger ungarischer Tageszeitungen. 1929 zog er als Kritiker erneut nach Berlin, um seine Habilitation vorzubereiten, die ihm jedoch 1932/33 durch die nationalsozialistische Politik unmöglich gemacht wurde. 1936 arbeitete er am Ungarischen Institut in Rom und veröffentlichte sein zweites wichtiges Buch „Der Lautenist Valentin Bakfark, Leben und Werke“ (Budapest). 1936 wurde G. Mitarbeiter des bekannten Musikhistorikers Jacques Handschin an der Universität Basel, wo er auch musikwissenschaftliche Vorlesungen hielt. Bei Kriegsausbruch 1939 war er gerade auf einer Fahrt nach Amerika und entschloß sich, Europa fernzubleiben. Es erwarteten ihn in den USA jedoch Jahre größter Entbehrungen und finanzieller Schwierigkeiten. 1940-46 war er Lektor an der Universität Seattle, dann 1946-48 Assistant Professor am Michigan College. 1948 erhielt er ein Guggenheim-Stipendium für Europa und vertrat nach dem Tode E. Kurths den musikwissenschaftlichen Lehrstuhl an der Universität Bern. Danach war er Assistant Professor an der Universität Chicago und wurde 1951 auf den Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Havard Universität, Cambridge, Mass. berufen. Den schweren, unverschuldeten Entbehrungen und seelischen Leiden (darunter der Verlust des größten Teils seiner Familie durch die nationalsozialistischen Verbrechen in Ungarn) war seine sensible Natur jedoch nicht gewachsen. Eins Herzleiden machte viele seiner Pläne undurchführbar, und nur noch wenige Jahre blieben dem weltbekannten Musikforscher und geliebten Lehrer bis zu seinem Tode. – G. war einer der profiliertesten Musikhistoriker seiner Generation. Eine hohe musikalische Begabung verband sich bei ihm mit philosophischem Denken und strenger philologischer Disziplin. Im Vordergrund stand für ihn stets die „immanente Struktur“ des musikalischen Kunstwerks, die zu erfassen nur über den Weg des „graphischen Befunds“ möglich ist. So kreisten seine Überlegungen in noch spezifischerem Sinn als für seinen Lehrer Wolf um das Problem der Notenschrift und damit der adaequaten Übertragung und Edition historischer Musik. Seine Arbeiten, die die verschiedensten Epochen der Musikgeschichte umfassen: Antike, frühes Mittelalter, Musik der Gotik, der Niederländer und der Renaissance über das 17. Jahrhundert bis hin zur modernen Musik, sind immer neue Versuche, aus der schriftlichen Musiküberlieferung, aus der niedergelegten Komposition durch künstlerisch-philologische Interpretation musikalische Denkmäler in ihrer Struktur und ihrem Sinn zu erfassen. G.s Bedeutung für die Musikhistorie liegt vor allem darin, daß er entscheidend dazu beigetragen hat, die stilkritische Methode zu festigen und dann von ihr ausgehend den Weg zu einer historisch-sinnvollen Strukturanalyse musikalischer Denkmäler zu weisen.

  • Werke

    Weitere W u. a. Ungar. Musik d. Gegenwart, in: Melos, 1927;
    Gizeghem u. Compère, zur Stilgesch. d. burgund. Chanson, in: Festschr. G. Adler, 1930;
    Zur Vorgesch. d. Tokkata, in: Acta Musicologica 6, 1934;
    Stud. z. Tonartenlehre d. frühen MA, ebd. 10/11, 1938/39;
    Tonarten u. Stimmungen d. antiken Musik, Kopenhagen 1939;
    Machaut's Messe Notre-Dame, in: Musical Quarterly 36, New York 1950;
    Moyen Age et Renaissance, in: Journal of the American Musicological Society 8, Richmond 1955;
    - Ausgg. u. a.: Th. Stoltzer, Der 37. Psalm „Herr, erzürne dich nicht“, 1930;
    ders., Acht Instrumental-Stücke, 1933;
    The Capirola Lute Book, Paris 1955.

  • Literatur

    C. Sachs, in: Journal of the American Musicological Society 8, Richmond 1955;
    J. Ward, in: Acta Musicologica 18, 1956, S. 57-59;
    H. Albrecht, in: Die Musikforschung 9, 1956, S. 57 (P);
    ders., in: MGG V, Sp. 509-12 (W, L).

  • Autor/in

    Ernst Waeltner
  • Zitierweise

    Waeltner, Ernst, "Gombosi, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 638-639 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140836357.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA