Zeller, Bernhard

Lebensdaten
1919 – 2008
Geburtsort
Dettenhausen (Landkreis Tübingen)
Sterbeort
Ludwigsburg
Beruf/Funktion
Historiker ; Museumsdirektor ; Literaturarchivdirektor ; Germanist
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118772465 | OGND | VIAF: 100186580
Namensvarianten

  • Zeller, Karl Bernhard
  • Zeller, Bernhard
  • Zeller, Karl Bernhard
  • Celler, Bernchard
  • B.ツェラー
  • ツェラー, B.
  • Zeller, Carl Bernhard
  • Keller, Bernchard

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Zitierweise

Zeller, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772465.html [09.12.2025].

CC0

  • Zeller, Karl Bernhard

    | Historiker, Museums- und Literaturarchivdirektor, * 19.9.1919 Dettenhausen (Landkreis Tübingen), † 7.9.2008 Ludwigsburg, ⚰ Marbach/Neckar. (lutherisch)

  • Genealogie

    V Wolfgang (1888–1974), aus Winterlingen, ev. Pfarrer 1918 in D., 1927 in Zuffenhausen, 1940 in Stuttgart u. 1947 in Esslingen, S d. Karl Ludwig (1855–1930), ev. Pfarrer 1881 in Geislingen/Kocher, 1888 in Winterlingen, 1894 in Horrheim u. 1902 in Enzweihingen, u. d. Ottilie Werner (1860–1950);
    M Martha (1894–1983), T d. Karl Gottlob Paul Zimmermann (1862–1916), ev. Pfarrer in Vorbachzimmern u. Neunkirchen, u. d. Elise Rosine Pelargus (* 1866);
    Ururur-Gvv Heinrich (1738 – um 1786), ev. Pfarrer in Nußbaum u. Sulzbach/Murr (s. Gen. 2);
    Urur-Gvv Gottlob (1778–1852), 1806 Rentamtmann in Mühlhausen/Neckar;
    Ur-Gvv Christian Julius Johannes (1822–1899, 2] Sophie Völter, 1844–1912, aus Heilbronn, s. Gen. 2), Bez.schulinsp. in Schorndorf, 1874 Rektor am Waisenhaus u. Lehrerinnenseminar in Markgröningen, 1895 ev. Pfarrer in Mühlhausen/Neckar, 1895 Oberschulrat, Ur-Gvm Wilhelm Pelargus (1820–1901), Erzgießer in Stuttgart (s. ThB; AKL);
    B Heinz Erich (1926–44 ⚔);
    Lindau 1948 Margrit (1922–2017), T d. Alfred Otto Stolze (Ps. Olaf Henriksson) (1889–1954), Dr. phil., Studienrat in München, Weißenburg u. Lindau, Schriftst., Hist., Archivar (s. B. Z., in: Schrr. d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees u. seiner Umgebung 72, 1953/54, S. 7 f.;
    Wi. 1955;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy), u. d. Anna Mathilde Spaeth (1896–1967);
    1 S Christoph (* 1952, Christiane Baumann, Dr. phil., Dipl.-Psychol. in St. Georgen, Schwarzwald), Dr. med., Onkol., Hämatol. in St. Georgen, 3 T Regine, M. A., Dipl.-Bibl., Archivarin am Goethe-Mus. Düsseldorf, Vors. d. Verbands Rhein. Museen e. V., ebd. (s. W), Cathrin Z.-Limbach, Buchhändlerin in Tübingen, Barbara;
    Schwager Helmuth Stolze (1917–2004), Dr. med., Facharzt f. Neurol. u. Psychiatrie, Psychotherapeut, 1978 apl. Prof.;
    Verwandte Christian Heinrich (s. 1), Eduard (s. 2).

  • Biographie

    Z. besuchte 1930–38 das humanistische Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart und diente im 2. Weltkrieg als Artillerieoffizier an der Ostfront. Von 1945 an studierte er Geschichte, Germanistik und Latein an der Univ. Tübingen, wo er 1950 das 1. Staatsexamen ablegte und von Otto Herding (1911–2001) mit der Arbeit „Das Heilig-Geist-Spital zu Lindau im Bodensee von seinen Anfängen|bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts“ (1952) zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach dem 2. Staatsexamen und einer einjährigen Tätigkeit im Stuttgarter Kultusministerium arbeitete Z. 1952/53 als Lehrer in Korntal. Daneben bereitete er ein (nicht vollendetes) Habilitationsprojekt zur „schwäbischen Demokratie“ bei dem Tübinger Historiker Hans Rothfels (1891–1976) vor und schrieb regelmäßig Rezensionen für die „Stuttgarter Zeitung“.

    Nachdem Z. von Wilhelm Hoffmann (1901–1986), dem stellv. Vorsitzenden der Dt. Schillergesellschaft, im Herbst 1953 zur Bewerbung aufgefordert worden war, wechselte er als Archivar an das Schiller-Nationalmuseum in Marbach/Neckar. 1955 ernannte ihn der Vorstand zum Direktor des Museums und Geschäftsführer der Schillergesellschaft. Vor allem auf seine Initiative hin wurde 1956 unter dem Dach des Schiller-Nationalmuseums das Dt. Literaturarchiv (DLA) gegründet, für das Z. 1973 den lang geplanten Neubau eröffnete.

    In seiner bis 1985 währenden Amtszeit hat Z. die Entwicklung der Einrichtungen auf der Schillerhöhe maßgeblich geprägt und „Marbach“ zur wichtigsten Sammlungs-, Erschließungs- und Vermittlungsstätte der neueren dt.sprachigen Literatur und Philosophie in der Bundesrepublik geformt. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei der Brückenschlag ins literarische Exil. Z. erwarb viele bedeutende Nachlässe und Teilnachlässe von so unterschiedlichen Dichtern und Denkern wie Alfred Döblin (1878–1957), Hermann Hesse (1877–1962), Martin Heidegger (1889–1976) und Siegfried Kracauer (1889–1966). Er war Initiator und Kurator, Herausgeber und Mitarbeiter zahlreicher Ausstellungen, Kataloge und Editionen, zudem ein Meister der Rede. 1973–79 fungierte er auch als Vorsitzender des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute. Literarisch trat Z. nicht zuletzt als Biograph Hesses hervor, mit dem er sich in seinem schwäb. Humanismus eng verbunden fühlte (Hermann Hesse, Eine Chron. in Bildern, 1960; Hermann Hesse in Selbstzeugnissen u. Bilddok., 1963, Neuausgabe ³2016, zahlr. Überss.).

  • Auszeichnungen

    |o. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. u. d. Lit. Mainz (1970), d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste u. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung (beides 1976);
    Prof. h. c. d. Landes Baden-Württ. (1970);
    Dr. phil. h. c. (Mainz 1977);
    Hermann-Hesse-Medaille d. Stadt Calw (1977);
    Ehrensenator (1978) u. Hon.prof. d. Univ. Tübingen (1980);
    Verdienstmedaille d. Landes Baden-Württ. (1980);
    BVK 1. Kl. (1982);
    Ehrengabe d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste (1984);
    Litt. D. h. c. (Univ. of East Anglia, Norwich 1984);
    Plakette d. Börsenver. „Dem Förderer des Buches“ (1984);
    Eberhard-Ludwigs-Medaille d. Lkr. Ludwigsburg (1985);
    Gr. BVK (1985);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Schillerges. (1986);
    Friedrich-v.-Schiller-Medaille in Gold d. Stiftung F.V.S. zu Hamburg (1986);
    Ehrenmitgl. d. Württ. Gesch.u. Altertumsver. (1993);
    Ehrenmitgl. d. Walter-Hasenclever-Ges., Aachen (1996);
    Schillerpreis d. Stadt Marbach/Neckar (2001);
    Ludwig-Uhland-Preis (2001).

  • Werke

    |u. a. Schiller, Eine Bildbiogr., 1958;
    Archive f. Lit., 1974;
    Autor, Nachlaß, Erben, Probleme d. Überlfg., 1981;
    Schwäb. Parnaß, Betrachtungen z. Lit.gesch. Württ., 1983;
    Marbacher Memorabilien, Vom Schiller-Nat.mus. z. Dt. Lit.archiv 1953–1973, 1995;
    Marbacher Memorabilien II., Aus d. Mus.- u. Archivarb. 1973–1985, 2000;
    W-Verz.: Regine Zeller, Bibliogr. B. Z. 1948–1984, 1984;
    Bibliogr. B. Z. II, 1984–1989, 1989;
    Bibliogr. B. Z. III, 1990–1994, 1994;
    Bibliogr. B. Z. IV, 1995–1999, 1999;
    Internat. Germanistenlex.;
    Nachlaß: DLA Marbach (P).

  • Literatur

    |H.-H. Krummacher u. a. (Hg.), Zeit d. Moderne, Zur dt. Lit. v. d. Jh.wende bis z. Gegenwart, 1984 (FS);
    U. Hölscher, Ein Mann z. rechten Zeit, B. Z. z. 70. Geb.tag, in: Stuttgarter Ztg. v. 18.9.1989;
    B. Z. z. Gedächtnis, hg. v. DLA Marbach, 2008;
    Nachrufe v. N. Miller, W. Müller-Seidel u. K. v. Wilucki, in: Jb. d. Dt. Schillerges. 53, 2009, S. 541–54;
    J. E. Dunkhase, Gründer in dürftiger Zeit, B. Z. u. d. Anfänge d. Dt. Lit.archivs, ebd. 62, 2018, S. 305–14;
    ders., Prov. d. Moderne, 2021, S. 224–326;
    Internat. Germanistenlex. (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Büste v. Th. Duttenhoefer, 1989, u. Photogrr. (DLA Marbach).

  • Autor/in

    Jan Eike Dunkhase
  • Zitierweise

    Dunkhase, Jan Eike, "Zeller, Karl Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 640-641 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772465.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA