Windgassen, Wolfgang
- Dates of Life
- 1914 – 1974
- Place of birth
- Annemasse (Département Haute-Savoie, Frankreich)
- Place of death
- Stuttgart
- Occupation
- Sänger ; Tenor
- Religious Denomination
- evangelisch
- Alternate Names
-
- Windgassen, Friedrich Hermann Wolfgang
- Windgassen, Fritz Hermann Wolfgang
- Windgassen, Wolfgang
- Windgassen, Friedrich Hermann Wolfgang
- Windgassen, Fritz Hermann Wolfgang
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Relations
Genealogical Section (NDB)
- Hildebrandt, Rosa / geborene
- Osten, Emil Paul von der
- Osten, Vally von der / geborene
- Plaschke, Friedrich
- Plaschke-von der Osten, Eva / verheiratete
- Seydelmann, Armin
- Seydelmann, Susanne / verheiratete
- Windgassen, Charlotte / verheiratete
- Windgassen, Fritz
- Windgassen, Fritzi / verheiratete
- Windgassen, Hermann
- Windgassen, Olga / verheiratete
- Windgassen, Peter
- Windgassen-Bubeck, Verena / verheiratete
- Wissmann, Lore / geborene
Places
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Windgassen, Friedrich (Fritz) Hermann Wolfgang
| Sänger (Tenor), * 26.6.1914 Annemasse (Département Haute-Savoie, Frankreich), † 8.9.1974 Stuttgart, ⚰ Stuttgart, Waldfriedhof. (evangelisch)
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Genealogy
V →Fritz (1883–1963, ⚭ 1] 1911–16 →Olga Hess, gesch. Damm,* 1874, jüd., aus Hamburg, 2] 1933–38 →Fritzi Göhrum, Sängerin), aus Lennep b. Barmen, dramat. Tenor, Musikpäd., Gesangsstudium am Konservatorium v. Hamburg, ab 1909 Auftritte an Theatern ebd. sowie in Bremen u. Hannover, 1912 am Hoftheater Kassel, 1914 Hofopernsänger, 1923 an d. Stuttgarter Landestheater engagiert, übernahm 1928 die Leitung der Opernschule ebd., 1929 württ. Kammersänger, 1943 Prof. (s. L), S d. →Hermann († n. 1911), Kaufm. in Lennep, u. d Auguste Schulte († v. 1911);
M →Vally (Vali, eigtl. Valentine) (1882–1923), aus Dresden, Sängerin (Sopran), zunächst lyr., später jugendl.-dramat. Fach, 1912 am Hoftheater Kassel, 1914 Hofopernsängerin (s. Kutsch-Riemens), T d. →Emil Paul von der Osten (van Osten) (1847/48?–1905), aus Fürstenwalde/Spree, schwed. Marineoffz., Schausp., Schriftst. (s. Eisenberg), u. d. →Rosa(linde) Hildebrandt (1850–1911), aus Dresden-Blasewitz;
Tante-m →Eva von der Osten (1881–1936, ⚭ →Friedrich Plaschke [Bedřich Plaške], 1875–1952, aus Prag, Sänger, Bariton, s. Kutsch-Riemens;
BMLO), Sängerin (Sopran), u. a. Octavian in d. UA v. R. Strauss’ „Der Rosenkavalier“ in Dresden 1911 (s. Kutsch-Riemens), →Susanne (Susi) von der Osten (* 1884, ⚭ →Armin Seydelmann, 1872–1946, Schausp., 1907–32 am Burgtheater in Wien, Ehrenmitgl. dess., 1915 Prof., 1927 Reg.rat, s. Kosch, Theaterlex.;
ÖBL), Schausp., 1910–23 am Burgtheater in Wien engagiert (s. Kosch, Theaterlex.);
1 B Joachim (1917/23–41 ⚔ b. Untergang d. „Bismarck“ im Nordatlantik), Matrose;
– ⚭ 1) Stuttgart 1939 ⚮ 1957 →Charlotte Schweikher († 1961?), Tänzerin, 2) Stuttgart 1961 →Lore Wissmann (1922–2007), aus Neckartailfingen (Württ.), Opernsängerin, lyr. Sopran, ab 1942 an d. Staatsoper Stuttgart engagiert, 1951 württ. Kammersängerin (s. Kutsch-Riemens;
BMLO);
1 S aus 1) →Peter Joachim (* 1947), Regisseur, 1 T aus 1) →Verena W.-Bubeck (* 1955), Dr. med., Ärztin in S. -
Biography
W., der früh seine →Mutter verlor, besuchte die Henschel-Privatschule in Kassel und ab 1924 das Gymnasium in Stuttgart. Ab 1932 arbeitete er als technischer Volontär am Württ. Staatstheater, erhielt Gesangsunterricht bei →Alfons Fischer und ergänzend bei seinem Va|ter, fiel jedoch 1934 bei der Bühnenreifeprüfung durch. 1937 trat er seinen Wehrdienst an und wurde, gerade als er ans Stadttheater Pforzheim engagiert worden war, 1939 bei Kriegsbeginn eingezogen. Im Zuge der Stationierung als Unteroffizier in Stuttgart-Fellbach war es ihm ab 1940 dennoch möglich aufzutreten, zunächst bei einem Gastspiel der Stuttgarter Staatsoper in Bordeaux als Dr. Falke (Die Fledermaus v. J. Strauß) und dann 1941 in Pforzheim als Don Alvaro (La forza del destino v. G. Verdi). Bis zur Schließung aller dt. Theater 1944 stand er dort – vom Dienst an der Front zurückgestellt – im lyrischen und im Operetten-Fach auf der Bühne.
Nach Kriegsende folgte zum Sept. 1945 das Engagement an die Stuttgarter Staatsoper, die bis zu seinem Tod W.s künstlerische Heimat blieb. Neben Erfolgen im Zwischenfach wie als Titelheld in „Hoffmanns Erzählungen“ (→J. Offenbach) sang er dort u. a. 1947 – bei ansonsten eher seltener Beschäftigung mit zeitgenössischen Werken – den welschen Spielmann in der Uraufführung von „Die Bernauerin“ (→C. Orff). Größeres Aufsehen erregte er schließlich als Heldentenor in den Musikdramen →Richard Wagners: Als Walther von Stolzing (Die Meistersinger v. Nürnberg) sprang er 1950 an der Bayer. Staatsoper in München ein und gab 1951 in Stuttgart sein Rollendebüt als Siegmund (Die Walküre), gefolgt vom Engagement zu den Bayreuther Festspielen: 1951 sang er den Parsifal bei der Eröffnungsvorstellung der ersten Nachkriegsfestspiele, wie auch den Froh im „Ring des Nibelungen“ (Das Rheingold) in der Regie von →Wieland Wagner (1917–1966) und unter der musikalischen Leitung von →Hans Knappertsbusch (1888–1965). Noch in derselben „Ring“ -Produktion übernahm W. 1953–58 beide Siegfried-Partien, wie später auch in Wieland Wagners zweiter Bayreuther „Ring“ -Inszenierung (1965–67, dort im Rheingold zusätzlich 1965–69 Loge), und verkörperte bei den Festspielen sowohl die lyrischer angelegten Heldenrollen (1953/54/60 Lohengrin; 1955/60 Erik in: Der fliegende Holländer; 1956/60 Siegmund; 1956/58/60/61 Stolzing) als auch die neben dem Siegfried schwersten Partien dieses Fachs mit Tannhäuser (1955/61–65/67) und Tristan (1957–59/62–64/66/68–70). Außerdem sang er das Tenorsolo in Beethovens 9. Symphonie bei den Bayreuther Festspielen 1953, dirigiert von →Wilhelm Furtwängler (1886–1954), unter dessen Leitung W. im selben Jahr als Loge und Siegmund bei einer konzertanten Produktion von Wagners „Ring“ -Zyklus in Rom sowie als Florestan (Fidelio v. →Beethoven) im Theater an der Wien zu erleben war. Zu W.s wichtigen internationalen Debüts zählen außerdem 1952 jenes an der Mailänder Scala (als Florestan unter →Herbert v. Karajan, 1908–89), 1954 am Royal Opera House, Covent Garden, in London (als Tristan unter →Rudolf Kempe, 1910–76) und 1957 an der Metropolitan Opera in New York (als Siegmund unter →Dimitri Mitropoulos). Ab 1970 führte er selbst Regie und leitete neben der Fortsetzung seiner Sängerkarriere, bis zu seinem jähen Tod durch einen Herzschlag, die Stuttgarter Staatsoper als künstlerischer Direktor.
W. entwickelte sich vom lyrischen Tenorfach her konsequent zu den schweren Heldenpartien hin, obwohl er, bei schlanker Stimmführung mit wenig Vibrato, von Natur aus weder – wie in diesem Repertoire häufig erwartet–über ein Timbre mit stark baritonaler Grundierung noch mit hohem Obertonreichtum verfügte. Musikalisch und textlich stets äußerst präzise vorbereitet und mit klarer Artikulation wurde er in der Nachkriegszeit zum Inbegriff eines modernen, auch gebrochenen Heroenbildes der Bayreuther Festspiele. Nicht zuletzt seine darstellerische Intensität und Ausdrucksfähigkeit wurden wiederholt gerühmt. W. verstand sich zudem auf eine kräftemäßig kluge Einteilung der besonders langen und anstrengenden Rollen wie Tannhäuser, Tristan oder die beiden Siegfried-Partien.
Diese nicht immer mit vollem stimmlichem Einsatz verbundene Herangehensweise stellte einerseits in Rezensionen gelegentlich einen Kritikpunkt gegenüber W. dar, andererseits ermöglichte sie ihm gerade im Bayreuther Festspielbetrieb über zwei Jahrzehnte eine in diesem Fach seltene Flexibilität im Wechsel zwischen mittleren und großen Tenorpartien. Auch insofern setzten seine Leistungen über Jahrzehnte Maßstäbe.
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Awards
A württ.-bad. Kammersänger (1951);
österr. Kammersänger (1964);
Ehrenbürger d. Stadt Bayreuth (1967);
Gold. Ehrenring v. Bayreuth (1968);
Gr. Ehrenzeichen d. Rep. Österreich (1970);
Gr. BVK (1971);
Bayer. Wasserwachtmedaille in Gold (1974);
Vors. d. Gewerkschaft Kunst im DGB (1966), ehrenamtl. Präs. d. Genossenschaft Dt. Bühnenangehöriger (1963/64–73/74). -
Works
Weitere W u. a. Rollen: Pelléas (Pelléas et Mélisande v. C. Debussy);
Hans Schwalb (Mathis der Maler v. P. Hindemith);
Kaiser (Die Frau ohne Schatten v. R. Strauss);
Aegisth (Elektra v. dems.);
Otello (Otello v. G. Verdi);
Rienzi (Rienzi v. R. Wagner);
Adolar (Euryanthe v. C. M. v. Weber);
Max (Der Freischütz v. dems.);
– Fernsehaufzeichnung: Tristan u. Isolde (Tristan), Dir. P. Boulez, Regie Wieland Wagner, Gastspiel d. Bayreuther Festspiele in Osaka 1967;
Fernsehfilme: Otello (Otello), Südfunk-Sinfonie-Orchester, Dir. A. Quadri, Regie O. Schenk, 1965|(Arthaus, DVD 2010), Die Fledermaus (Prinz Orlofsky), Wiener Philharmoniker, Dir. K. Böhm, Regie O. Schenk, 1972 (Dt. Grammophon, DVD 2007). -
Literature
L K. Honolka, W. W., 1961 (P);
J. Müller-Marein u. H. Reinhardt, Das musikal. Selbstporträt v. Komp., Dirigenten, Instrumentalisten, Sängerinnen u. Sängern unserer Zeit, 1963, S. 290–95;
A. Natan, Primo Uomo, Gr. Sänger d. Oper, 1963, S. 96 f. (Abb.);
B. W. Wessling, W. W., 1967 (Abb., Diskogr.);
E. Schwaiger, Warum d. Applaus? Berühmte Interpreten über ihre Musik, 1968, S. 311–16;
H. Reuther (Hg.), Porträts d. Dt. Gewerkschaftsbundes, 1969 (P);
W. E. Schäfer, Wieland Wagner, 1970 (Abb.);
ders., Die Stuttgarter Staatsoper, 1972 (Abb.);
P. Turing, New Bayreuth, ²1971 (Abb.);
hl. [Georg Hensel (?)], Trauer um W., Zum Tod d. gr. Wagner-Sängers, in: FAZ v. 9.9.1974;
K. Schumann, Trauer um Siegfried, Zum Tod d. Heldentenors W. W., in: SZ v. 9.9.1974;
J. M. Fischer, Gr. Stimmen, 1995, S. 279 f.;
A. Pâris, Klass. Musik im 20. Jh., ²1997;
Th. Keilberth, Joseph Keilberth, Ein Dirigentenleben im XX. Jh., 2007;
J. Kesting, Die gr. Sänger, 2008;
Baden-württ. Biogrr. II;
Riemann;
Kutsch-Riemens;
Kosch, Theater-Lex.;
Munzinger;
New Grove²;
MGG²;
ÖML;
BMLO;
– zu Fritz: N. Bickhoff (Bearb.), Im Takt d. Zeit–150 J. Musikhochschule Stuttgart, Ausst.kat. Stuttgart 2007, S. 57 f. (P);
Munzinger;
Kutsch-Riemens;
MGG²;
BMLO. -
Author
Sebastian Stauss -
Citation
Stauss, Sebastian, "Windgassen, Friedrich (Fritz) Hermann Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 231-233 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz142888.html#ndbcontent