Lebensdaten
1821 – 1888
Geburtsort
Hafnerbach bei Sankt Pölten (Niederösterreich)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Werner, Carl
  • Werner, Karl

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Zitierweise

Werner, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140682.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef ( 1857), Volksschullehrer in H.;
    M Maria Anna ( 1829), T d. Johann Kasses (Casses) ( 1819), Schulmeister;
    1 Schw Carolina (1822–1905).

  • Biographie

    W. besuchte 1830–36 das Gymnasium der Benediktiner in Melk und danach deren Lehranstalt in Kremsmünster, ehe er 1838 im Priesterseminar zu St. Pölten das Theologiestudium aufnahm. Sein dortiger Lehrer in Kirchengeschichte und Kirchenrecht, Franz Werner (1810–66), erwirkte ihm 1842 die bfl. Erlaubnis zum Promotionsstudium im Wiener „Frintaneum“ (Dr. theol. 1845). 1843 zum Priester geweiht, übernahm W. nach zwischenzeitlichem Einsatz in der praktischen Seelsorge im Bm. St. Pölten 1847 die Professur für Moraltheologie an der dortigen theol. Lehranstalt (Konsistorialrat 1852, Beisitzer d. bfl. Konsistoriums 1860; Canonicus Theologus 1862; Prodir. d. Lehranstalt 1866), 1865 wechselte er zur Bibelwissenschaft. 1870 wurde er auf den Lehrstuhl für neutestamentliche Wissenschaft an die Univ. Wien berufen (Rektor 1877 / 78; Mitgl. d. Senats 1878–81; seit 1881 zugleich Min.rat f. Kultus- u. Univ.angelegenheiten, em. 1882).

    Während seiner Wiener Studienzeit war der Philosoph und Theologe Anton Günther (1783–1863) für W. zum richtungweisenden Lehrer geworden. W.s in St. Pölten entstandene erste Hauptwerke (System d. christl. Ethik, 3 Bde., 1850–52, Nachdr. 1970; Grundlinien d. Philos., 1855) sind der Güntherschen Idee eines strengen dialektischen Dualismus des Gedankens (Begriff u. Idee) und des Seins (Natur u. Geist, Gott u. Welt) verpflichtet. Auch verteidigte W. 1853 anonym seinen Mentor in einem „Votum“ gegen einen der schärfsten neuscholastischen Kritiker, Franz Jakob Clemens (1815–62), und dessen für Rom bestimmtes Votum. W. wies auf, daß Günthers Spekulation keine Leugnung der Dogmen unterstellt werden könne, sondern daß sie im Gegensatz zur aufstrebenden Neuscholastik versuche, eine wissenschaftlich-theologische Verständigung mit der dem Christentum entfremdeten Zeitphilosophie anzubahnen. Als der röm. Prozeß gegen Günther 1857 allerdings mit der Indizierung von dessen gesamtem literarischen Werk endete, begann auch W., der stets zurückgezogen lebte und theologischen Streit vermied, sich vorsichtig zu distanzieren, ohne jedoch von Günthers Grundanliegen und Hauptgedanken abzurücken. W. bemühte sich um eine Synthese des strengen Güntherschen Dualismus mit Elementen zeitgenössischer Philosophie und Theologie, wobei er sich v. a. von den theosophischen Ideen Franz v. Baaders (1765–1841) inspirieren ließ, und um eine kritische Rückbesinnung auf die mittelalterliche Tradition, besonders auf Thomas von Aquin.

    Aus diesen Bemühungen erwuchs W.s wirkungsvollstes philosophisches Werk, „Speculative Anthropologie vom christlich-philosophischen Standpunkt“ (1870, Nachdr. 1967).Vorausgegangen waren umfassende theologiegeschichtliche Studien, deren Ergebnisse er in „Der heilige Thomas von Aquin“ (3 Bde., 1858–59, Nachdr. 1962) und „Franz Suarez und die Scholastik der letzten Jahrhunderte“ (2 Bde., 1861, Nachdr. 1962) niedergelegt hatte. Auf Empfehlung des Münchner Kirchenhistorikers Ignaz v. Döllinger (1799–1890) übernahm er den Auftrag, für die von der Bayer. Akademie der Wissenschaften herausgegebene Reihe „Geschichte der Wissenschaften in Deutschland“ eine Geschichte der Theologie zu bearbeiten. Bereits 1866, mitten im offenen Kampf zwischen einer (historischkritisch ausgerichteten) „deutschen Theologie“ und einer (ahistorisch-neuscholastischen) „römischen Theologie“, reichte er das Manuskript einer Entwicklungsgeschichte der kath. Theologie und ihrer Schulrichtungen seit dem 16. Jh. ein: eine Pionierleistung auf diesem bis dahin kaum erforschten Gebiet (Gesch. d. kath. Theol., Seit d. Trienter Concil bis z. Gegenwart, 1866, Nachdr. 1966).

    W.s wissenschaftliche Lebensleistung lag, Anton Günthers Ideen vertiefend und zur Synthese führend, auf den Gebieten der spekulativen Anthropologie und christlichen Ethik im Sinne einer spekulativen Moraltheologie, ferner auf dem Gebiet der Philosophie- und Theologiegeschichte. Auf letzterem Gebiet, der Erforschung der kath.-theol. Literatur und der mittelalterlichen Philosophie, war er ein Vorläufer des Münchner Dogmenhistorikers Martin Grabmann (1875–1949).

  • Auszeichnungen

    A korr. (1872) u. wirkl. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss., Wien (1876);
    Ehrendomherr v. St. Pölten (1870);
    Rr. d. Ordens d. eisernen Krone 3. Kl. (1875);
    Titularpropst v. Stift Zwettl (1885).

  • Werke

    W-Verz. in: J. Pritz, Mensch als Mitte (s. L), S. 479– 81;
    ders., C. W. (1821–1888) (s. L), S. 167 f.;
    Teilnachlaß: Diözesanarchiv St. Pölten.

  • Literatur

    L ADB 42;
    W. Schroeder, Die Rel.philos. K. W.s, 1967;
    J. Pritz, Mensch als Mitte, Leben u. Werk C. W.s, Bd. I: Leben u. Werk in geschichtl. Zus.hang, 1968 (P);
    ders., C. W. (1821–1888), in: H. Fries u. G. Schwaiger (Hg.), Kath. Theologen Dtld.s im 19. Jh., Bd. III, 1975, S. 145–68;
    J. Reikersdorfer, Offenbarer Ursprung, Eine Interpretation d. Anthropol. C. W.s, 1971;
    ders., in: E. Coreth (Hg.), Neue Ansätze im 19. Jh., Christl. Philos. im kath. Denken d. 19. u. 20. Jh., Bd. 1, 1987, S. 329–40;
    S. Schramm, K. W. als Moraltheologe, Diss. Wien 1973;
    G. Virt, Das spirituelle Interesse in d. Moraltheol. K. W.s, in: Spiritualität in Moral, FS f. K. Hörmann z. 60. Geb.tag, hg. v. dems., 1975, S. 79–99;
    BBKL 13 (W, L);
    LThK³;
    Hist. Lex. Wien;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Porträts

    |Büste, Abb. in: J. Pritz, 1975 (s. L).

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Werner, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 832-833 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140682.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA