Lebensdaten
1637 – 1710
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Miniaturist ; Maler
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Werner, Joseph
  • Werner, Josef

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Zitierweise

Werner, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140670.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph d. Ä. (1607–n. 1675), aus Basel, Maler in B. (s. ThB 35), S d. Paulus ( 1610), aus Schweidnitz (Schlesien), Lehrer, Rektor d. Gymn. in Basel, u. d. Jakobea Wetzel (1570–1610), aus Basel;
    M Maria Weyermann, aus B.;
    1668 Susanna, T d. Hans Georg Mayr, Kaufm. in Augsburg, u. d. Susanna Mayr (um 1600–74), Miniaturmalerin, Scherenschnittkünstlerin, Kupferstecherin in Augsburg (s. ThB 24);
    5 S (2 früh †) u. a. Christoph Joseph (1671– 1750, 1705 Anna Maria Haid [Hayd], 1689–1753, aus Danzig, Miniaturmalerin, 1721 sächs. Hofmalerin, s. Biogr. Lex. Schweizer Kunst, T d. Andreas Haid [Hayd?], 1661–n. 1753, aus Augsburg, Goldschmied in Danzig), Miniaturmaler, 1721 in Dresden, 1728 sächs. Hofmaler, Franz Paulus ( 1682), Tiermaler (s. ThB 35), 6 T u. a. Maria Elisabeth ( 1687, 1713 Heinrich Roos, Maler?);
    Gvv d. Ehefrau Johann Georg Fischer (v. 1580–1643?), Goldschmied in Augsburg, Maler f. d. Fugger (s. AKL);
    Schwager Johann Ulrich Mayr (1630–1704), aus Augsburg, Graphiker, Schüler v. Rembrandt u. Jacob Jordaens, Porträtmaler an süddt. u. österr. Höfen, beeinflußte W. (s. ADB 21; ThB 24);
    E Christoph Joseph (1710–78), Maler in Warschau,|entwarf 1764 d. poln. Krönungsinsignien f. Stanisław August Poniatowski (s. ThB 35).

  • Biographie

    Der frühbegabte W. erhielt seine erste Ausbildung bei seinem Vater, der laut Joachim v. Sandrart (1606–88), seinem wichtigsten Biographen, ein „angesehener Flachmaler“ in Bern war. Zeitlebens nahm das Zeichnen, das W. bereits mit 12 Jahren in seiner Heimatstadt Bern unterrichten durfte, eine große Bedeutung ein. Er selbst erhielt 1649 in Basel eine akademische Malerausbildung mit Unterricht in Mathematik, Geometrie und Perspektive. Ein Jahr später wechselte er nach Frankfurt /M. in das namhafte Atelier der aus Basel stammenden Familie Merian, wo er prägende Anregungen zur Porträtmalerei empfing. Ab 1652 / 53 lebte W. etwa ein Jahrzehnt in Rom. Bei wem er die virtuose Handhabung der Miniaturmalerei im größeren Format („Kammerminiaturen“) erlernt hat, konnte bislang nicht geklärt werden. Grundsätzlich wurde neben den führenden röm. Malern wie Andrea Sacchi, Carlo Maratta oder Pietro da Cortona v. a. das Werk von Nicolas Poussin prägend, der mit wenigen Unterbrechungen von 1624 bis 1662 in Rom lebte. In dessen Barockklassizismus franz. Ausprägung fand W. seine – zeitlebens konsequent verfolgte – künstlerische Identität. Vom letzten Jahr seines Romaufenthalts 1662 datiert eines seiner Hauptwerke, ein komplex angelegtes Selbstbildnis (London, Victoria and Albert Mus.). Komposition und Ikonographie der Miniatur gehen auf Guercinos Selbstbildnis von 1655 (Washington, National Gallery) zurück. Im Gegensatz zu Selbstbildnissen dieser röm. Maler inszenierte sich W. in einem antikisch-höfischen Habitus, der ihm in zeitgenössischen Berichten oft als übertriebene Eitelkeit vorgehalten wird. Eine andere Thematik, die sich W. in Rom zu eigen machte, waren phantastische Spuk- und Geisterszenen in der Art von Salvator Rosa.

    Mit seiner röm. Erfahrung war W. für die Berufung an den Versailler Hof 1662 prädestiniert. Auf hohem künstlerischem Niveau bediente er v. a. mit allegorisch überhöhten Porträts das Repräsentationsbedürfnis Ludwigs XIV., der gerade die Regierung übernommen hatte. Möglicherweise aufgrund einer Intrige des „premier peintre“ Charles Le Brun, dem W. unterstand, verließ er jedoch schon nach fünf Jahren Frankreich und zog nach Augsburg.

    In der prosperierenden Stadt fand er durch seine Einheirat in eine künstlerisch ambitionierte Handelsfamilie schnell Anschluß an die führenden Künstler der Stadt, etwa Elias Hainzelmann (1640–93), Johann Heiss (1640– 1704), Matthäus Küsel (1629–81) oder Joachim v. Sandrart. Gemeinsame Motivation war, die Malerei nach akademischen Idealen weiterzuentwickeln, vermutlich mit dem Ziel, auch in Augsburg eine Akademie nach Pariser Vorbild zu gründen. Zwischen 1670 und 1673 betrieb Joachim v. Sandrart zeitweise eine private Kunstakademie, an der sich sicherlich auch W. beteiligte. Aufträge erhielt er nun aus Handels- und Adelskreisen. Einer der Höhepunkte seines Schaffens wurde eine Serie von acht Darstellungen aus dem Leben Mariae von 1669 (Residenz München), die Adelaide von Savoyen (1636–76), die Gemahlin des bayer. Kurfürsten Ferdinand Maria (1636–79), in Auftrag gegeben hatte. Prunkvolle Hintergrundarchitektur und streng bildparallele Komposition sind Ausdruck einer höfisch geprägten franz.-klassizistischen Ästhetik. Seinen Erfolg bei Hofe dokumentiert auch ein Deckengemälde von 1672 / 73 für Schloß Nymphenburg, den Privatsitz der Kurfürstin. Der 13jährigen Schaffenszeit in Augsburg setzten 1680 nachlassender Auftragseingang sowie Wegzug und Tod führender Augsburger Künstler, mit denen sich W. verbunden gefühlt hatte, ein Ende.

    Nach einer ungeklärten Zwischenzeit ließ sich W. 1681 / 82 mit seiner Familie wieder in Bern nieder. Da seine höfisch-akademisch ausgerichtete Miniaturmalerei im bürgerlichen Milieu keinen Anklang fand, verlegte er sich auf die Ölmalerei mit Porträts und Staatsallegorien. Vor allem betrieb er eine Hausakademie, die zur Gründung einer regionalen Malschule führte.

    W.s profunde Kenntnis der Akademie in Paris und ihrer Nebenstelle in Rom führte 1695 zu seiner Einstellung als Gründungsdirektor der Berliner Akademie. Damit schien er am Ziel seines Ideals, die Malereiausbildung nach normativen Gesichtspunkten zu institutionalisieren, angelangt. Allerdings sind aus der Berliner Zeit – vermutlich aufgrund umfangreicher Verwaltungstätigkeit – keine Werke bekannt. Eine angekündigte Theorieschrift zur akademisch-klassizistischen Malerei ist ebenso wenig erschienen. Auch gelang es W. nicht, sich der Intrigen ansässiger Maler zu erwehren. Mit der 1697 erfolgten Verhaftung seines Protektors, des Ministers Eberhard v. Danckelman (1643–1722), und seiner Degradierung zu einem Professor unter anderen setzte endgültig sein künstlerischer und sozialer Niedergang ein. Finanzielle Not zwang ihn, sich von großen Teilen seiner nicht unbedeutenden Kunstsammlung zu trennen, darunter auch einer Sammlung von| 1400 Medaillen, die das kgl. Münzkabinett übernahm. Wohl 1707 verließ er Berlin, um sich wieder in Bern anzusiedeln, wo er drei Jahre später verstarb.

    W.s im 17. Jh. verhafteter Stil hatte sich zuletzt überlebt. In den erfolgreichen Phasen seines Schaffens war es ihm indessen geglückt, die Erwartungen einer europ. Elite gebildeter Kunstkennern souverän zu erfüllen, die mythologisch-allegorische Themengestaltung, phantasievolle Erzählform und delikatvirtuose Maltechnik im anspruchsvollen Format der Kammerminiatur zu schätzen wußte.

  • Literatur

    L u. a. J. Glaesemer, J. W. 1637–1710, 1974 (Stammtafel, W-Verz., L-Verz., Abb. aller bekannten P);
    O. Bätschmann, J. W. (1637–1710) u. Wilhelm Stettler (1643–1708), in: Im Schatten d. Goldenen Za., Künstler u. Auftraggeber im bern. 17. Jh., hg. v. G. Herzog, Bd. 2, 1995, S. 165–200;
    P. O. Krückmann, „Der ideale Fürst“, Eine Miniatur v. J. W. gibt Rätsel auf, in: Arx 27,2, 2005, S. 13–16;
    E. Leuschner, Bilder der Fremde, Epistem. u. soz. Aspekte d. Auslandsaufenthalte dt.sprachiger Künstler an drei Beispielen (Albrecht Dürer, J. W., Johann Heinrich Wilhelm Tischbein), in: Jb. f. Europ. Gesch. 11, 2010, S. 3–24 (L-Verz.).

  • Porträts

    P u. a. Jugendl. Selbstbildnis mit Palette, Öl / Lwd., um 1654 (Bern, Kunstmus.), Abb. in: Glaesemer (s. L), Kat. Nr. 148;
    Selbstbildnis vor d. Staffelei, Gouache auf Pergament / Holz, 1662 (London, Victoria and Albert Mus.), Abb. in: Glaesemer (s. L), Farbtafel, S. 19, Kat. Nr. 66.

  • Autor/in

    Peter O. Krückmann
  • Zitierweise

    Krückmann, Peter O., "Werner, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 830-832 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140670.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA