Lebensdaten
1912 – 1983
Geburtsort
Gundelsheim bei Heilbronn
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Journalist ; Jurist
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Wenger, Paul Wilhelm
  • Wenger, Wilhelm
  • Wenger, Paul Wilhelm

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Zitierweise

Wenger, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140460.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1879–1946), Stadtschultheiß in G.;
    M Ida Dürr (1886–1983);
    3 Geschw;
    Rottenburg 1946 Lieselotte Böhmer (1922–2018);
    2 S Klaus Rudolf (1947–2012, Marie-José Patrix, Dr.), Dr. phil., Hist., Journ., 1995–2012 Geschäftsführer v. ARTE Dtld. (s. Kosch, Lit.-Lex.³), Ulrich Michael (Ulli) (* 1958, Monika N. N.).

  • Biographie

    W. besuchte Gymnasien in Mosbach, Mergentheim und Rottweil, wo er 1930 das Abitur machte. Im selben Jahr nahm er das Studium der kath. Theologie am Tübinger Konvikt auf; seit 1933 studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der Univ. Tübingen (Referendarexamen 1937). Nach seiner durch Militär- und Kriegsdienst 1939 / 40 unterbrochenen Ausbildung am Amtsgericht Rottenburg und Tübingen legte er 1941 das Assessorexamen ab und wurde zum weiteren Kriegseinsatz eingezogen (zuletzt Oberlt. d. R.). Nach Kriegsende trat W. 1945 als Landgerichtsrat an einer Strafkammer in Tübingen in den Staatsdienst von Württemberg-Hohenzollern ein. Als er zur Staatsanwaltschaft versetzt werden sollte, schied er aus dem Justizdienst aus und verschrieb sich dem Journalismus. Seit Herbst 1948 war er als Korrespondent und leitender Redakteur bei der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ tätig, zunächst in Koblenz, dann in Bonn. 1946 zählte W. zu den Mitgründern der CDU in Südwürttemberg, erneuerte aber seine Mitgliedschaft später nicht.

    Der überzeugte Föderalist W. begleitete den Werdegang der jungen Bundesrepublik mit leidenschaftlicher Anteilnahme und übte auf die Tagespolitik mit zahllosen Veröffentlichungen und Vorträgen Einfluß aus – nicht zuletzt durch sein Vertrauensverhältnis zu Konrad Adenauer (1876–1967), der Journalisten gegenüber sonst eher kritisch eingestellt war. Wie dieser trat er für die Westbindung, die Europäisierung der Saar und die dt.-franz. Partnerschaft ein. Aufsehen erregte W. 1958 mit seinem als Rede auf dem Parteitag des CDU-Landesverbands Nordbaden vorgetragenen Plan einer entmilitarisierten Zone in Mitteleuropa, in der drei Föderationen, eine westeurop., eine donauländ. und eine preuß.-poln. mit den östlichen Teilen der Bundesrepublik, der DDR und Polen unter einem gemeinsamen Dach gebildet werden sollten. Diese Vision, die er als „geistige Planspiele“ verstand, lief der offiziellen Wiedervereinigungspolitik zuwider und trug ihm aus den Reihen der FDP und SPD den Vorwurf einer landesverräterischen Absicht ein.

    Anfang 1959 setzte sich W. für eine dt.-poln. Versöhnung ein und forderte, durch Proklamation der Freundschaft mit dem poln. Volk eine sozialethische Brücke zu schlagen, ehe man an die Lösung der vielfältigen bilateralen Probleme auf diplomatischem Weg gehe|(Wer gewinnt Dtld.?, Kleinpreuß. Selbstisolierung oder mitteleurop. Föderation, 1959, poln. 1959). Heftig bekämpfte er in den 1970er Jahren die Ostpolitik von SPD und FDP, weil sie – im nationalstaatlichen Denken verharrend – die Vorherrschaft der Sowjetunion über Mittel- und Osteuropa besiegele. Deutschlands Rolle in Europa war und blieb W.s Thema: Noch kurz vor seinem Tod schrieb er, daß nicht ein neuer Nationalismus gefragt sei, „sondern ein wohltemperierter Patriotismus, der an die friedlichen Traditionen unserer älteren Geschichte anknüpft“.

  • Auszeichnungen

    |Vizepräs. d. Bundes Dt. Föderalisten (seit 1950?);
    – Rr.kreuz d. franz. Ehrenlegion (1966);
    Theodor-Wolff-Preis (1966);
    Bayer. Verdienstorden (1971);
    BVK (1974);
    Gr. BVK (1975);
    Baden-württ. Verdienstmedaille (1977);
    Silbernes Ehrenzeichen d. Rep. Österr. (1978);
    Goldenes Ehrenzeichen d. Stadt Salzburg (1981).

  • Werke

    |Geist u. Macht, Versuche e. Entschleierung d. dt. „Idealismus“, 1948;
    Pol., Demokr. in christl. Sicht, 1952;
    Irische Miniaturen, 1957;
    Nochmals Kulturstaats-Apotheose?, in: Neues Abendland 13, 1958, S. 3–14;
    Mitteleuropa, Sein Verhältnis zu Rußland u. d. osteurop. Staaten, 1959 (mit K. Kindermann);
    Dtld. u. Polen, Eine Tragödie intensiver Nichtbeziehungen, in: Dtld.s Außenpol. seit 1955, hg. v. H. Reuther, 1965, S. 238–54;
    Konrad Adenauer, 1967;
    Bonn, 1971 (Merian-Mag.);
    Die Falle, Dt. Ost-, Russ. Westpol., 1971, ²1972;
    Nachlaß: BA Koblenz;
    Archiv f. Christl.-Demokrat. Pol. d. Konrad-Adenauer-Stiftung.

  • Literatur

    |Was ich Bismarck z. Vorwurf mache, Ein Spiegel-Gespräch mit P. W. W., in: Der Spiegel 21, 1958, S. 22–31 (P);
    A. Rummel, Ein Schwabe, wie er im Buche steht, in: Christ u. Welt, Rhein. Merkur v. 11. 6. 1982 (P);
    O. B. Roegele, Widerstehen z. rechten Zeit, ebd. v. 9. 12. 1983 (P);
    H. Filbinger, in: Rhein. Lb. 14, 1994, S. 311–28 (P);
    ders., in: Baden-Württ. Biogrr. II, 1999, S. 481–83;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Günter Buchstab
  • Zitierweise

    Buchstab, Günter, "Wenger, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 780-781 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140460.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA