Lebensdaten
1877 – 1955
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Diplomat ; Sinologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weiss, Max Friedrich
  • Wyss, Fritz (seit 1951)
  • Weiss, Fritz
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Zitierweise

Weiss, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140162.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 16. Jh. in Weisslingen b. Fehraltorf (Kt. Zürich) nachweisbarer Fam. v. Bauern, Bäckern u. Gde.beamten;
    V Emil (1830–1904), Jur. in Z., 1860 1. Adjunkt, dann Betriebsinsp., 1870–78 Eisenbahndir. d. Schweizer. Nordostbahn u. 1878 d. Rhein. Eisenbahnges. in Köln, Geh. Reg.rat, Ehrenmitgl. d. Corps Tigurinia, S d. Heinrich (1789–1848), aus Fehraltorf, Lehrer ebd., lib. Pol. in Z., Jur., Untern., 1826–31 Amtsrichter v. Kyburg, 1830–39 u. 1842–48 Grossrat in Z., 1847 Präs., 1831–33 u. 1838–39 Reg.rat, 1832 Oberst im schweizer. Gen.stab, 1844–48 Bez.richter v. Winterthur, Salzfaktor, Tuchhändler ebd., Redaktor d. „Landboten“ u. d. „Winterthurer Ztg.“ (s. HLS), u. d. Margaretha Zwicky (* 1797);
    M Ludmilla Ascherberg (* 1847, 1] Joseph Askunas, 1828 / 29–70), aus Böhmen;
    Ur-Gvv Johann Jakob Wyss (erw. 1782), Präzeptor in Fehraltorf;
    1 Halb-B Ernest (1868–1946), 1 Halb-Schw Alice (1870–1914, Wilhelm Eugen Scholten, * 1867);
    1911 Hedwig (1889–1957), Kinderbuchautorin (s. L), T d. Eduard Sonnenburg (1848–1915), Dr. med., Prof. in Berlin, Mitgründer d. Berliner Chirurg. Ges., Geh. Med.rat, s. DBJ I, Tl.; Fischer), u. d. Anna Westphal (1864–1943);
    3 K u. a. Dieter Wyss (1923–94, Ursula Daecke, Krankengymnastin in Darmstadt, 1967–69 in Schweden), Psychiater, Nervenarzt, Prof. f. Psychotherapie u. med. Psychol. in Würzburg (s. Internat. Nekr., 1994);
    Gvm d. Ehefrau Carl Westphal (1833–90), Psychiater (s. NDB 27), Gmm d. Ehefrau Clara Mendelssohn (1840–1927);
    E Tamara Wyss (1950–2016), Filmemacherin (s. L).

  • Biographie

    W. wuchs in Köln auf, wo im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (Abitur 1896) Berthold Laufer (1874–1934), der später bekannte Orientalist, sein Mitschüler war. W. studierte 1896–99 Jura in Zürich und Berlin und erwarb 1898 das Diplom für Chinesisch. 1899 trat er in den Chinesischen Seezoll ein, wechselte aber 1900 als Dolmetschereleve zum dt. auswärtigen Dienst und war an den Konsulaten in Shanghai, Canton (Guangzhou) und Tientsin (Tianjin) tätig. Zum Dolmetscher befördert, übernahm er die kommissarische Leitung des Konsulats in Chengtu (Chengdu) (1907–14, 1911 Konsul), woran sich die kommissarische Leitung des Konsulats in Yünnanfu (Kunming) anschloß (1914–17). Nach kürzeren Einsätzen in Skandinavien und bei der Waffenstillstandskommission erhielt er 1921 die kommissarische Leitung der Gesandtschaft in Addis Abeba (1924 Konsul I. Kl.), 1930 in Caracas und wurde 1932 Gesandter in Asunción. 1934 wurde er in den einstweiligen, 1937 (wegen „rassischer“ Belastung) in den endgültigen Ruhestand versetzt.

    W. zeigte diplomatisches Geschick und baute freundschaftliche Beziehungen zu chin. Würdenträgern und zum Negus Haile Selassie in Äthiopien auf. Besonders sorgte er sich um die Kulturpolitik: So gründete er in Chengtu (mit Billigung der Gesandtschaft) eine Schule für Chinesen, die von der Provinzregierung anerkannt wurde, und unterstützte die Poliklinik des Arztes Dr. Paul Assmy (1860–1935), die sich großes Ansehen erwarb.

    W. unternahm Forschungsreisen durch das damals von Europäern wenig erforschte Südwestchina und besuchte, gegen den Widerstand der chin. Behörden, die von den Lolo (Yi) kontrollierten Gebiete. Auf den Spuren der brit. Konsuln Augustus Raymond Margary (1846–75, ermordet) und Edward Colborne Baber (1843–90) reiste er von Burma nach Yünnan. Publizistisch trat W. durch Reise- und Konsulatsberichte hervor und erweiterte seine chin. Sprachkenntnisse. 1929 erschien in Berlin seine Erstübersetzung des „Kostbaren Heldenbluts von Shu“ (chin.: Shubi) von Peng Zunsi, die W. in Addis Abeba angefertigt hatte. Seine ursprünglich für die Familie niedergelegten, lebendig geschriebenen Erinnerungen, 2017 in einer vollständigen kommentierten Edition publiziert, enthalten eine Fülle von Informationen und Beobachtungen zur politischen Lage, zu Wirtschaft, Infrastruktur, Kultur und Natur Chinas um die Jahrhundertwende. W. machte Erlebnisse landeskundlicher Art (wie die damals noch gefährliche Fahrt durch die Yangzi-Schluchten) und Erfahrungen mit einfachen Leuten wie auch einflußreichen Staatsmännern einem breiteren Publikum bekannt. Von Interesse sind auch seine Erinnerungen an die damals in China lebenden Ausländer, besonders im diplomatischen Dienst. Seine ethnographische Sammlung über das Volk der Lolo übereignete W. dem Museum für Völkerkunde [jetzt Ethnologisches Museum] in Berlin (eine weitere dem Münchener Museum, jetzt Museum Fünf Kontinente]). Bemerkenswert sind zudem phonographische Aufnahmen sowie zoologische Objekte (im Museum für Naturkunde, Berlin, u. a. Goral, Serau, Takin und Blauschaf). Durch dem Museum übersandte Felle machte W. als Erster Pandas in Deutschland bekannt.

  • Werke

    |Tschungking, in: Handelsberr. über d. In- u. Ausland II, 82, 1907;
    Tengyüe (China), in: Handelsberr. über d. Ausland II, 112, 1908;
    Das Berg- u. Hüttenwesen d. Prov. Yünnan, in: Berr. über Handel u. Ind. 1908, S. 646–54;
    Von Bhamo n. Tengyü, in: Mitt. d. Seminars f. Oriental. Sprachen zu Berlin, Ostasiat. Studien 12, 1909, S. 110–23;
    Von Tengyüe über Talifu u. Yünnanfu z. Yangtse, ebd. 13, 1910, S. 18–48;
    Die Provinz Yünnan, ihre Handels- u. Verkehrsverhältnisse, ebd. 15, 1912, S. 1–56;
    Als dt. Konsul in China, Erinnerungen 1899–1911, hg. v. H. Walravens, 2017 (W, L, P);
    Nachlaß: Staatsbibl. zu Berlin Preuß. Kulturbes.

  • Literatur

    |A. Dohrmann, F. W., Unter Schildkröten u. Hyänen, Das Leben e. Gesandten u. seiner Fam. in d. dt. Gesandtschaft in Addis Abeba in d. 1920er Jahren, in: Äthiopien u. Dtld., hg. v. K. Volker-Saad, 2006, S. 195–205;
    Tamara Wyss, Gestern, im Land v. Ba u. Shu, Reisen v. Hedwig u. F. W. im Südwesten Chinas, 2009;
    dies., Searching for the “Lolos”, Tracking F. and Hedwig W.’s Trip to the Liangshan Region in 1913, in: Explorers and Scientists in China’s Borderlands, 1880–1950, hg. v. D. M. Glover u. a., 2011, S. 91–115;
    H. Walravens, Sinologie in Berlin, 2016, S. 123–26 (W, L);
    Biogr. Hdb. ausw. Dienst;
    zu Hedwig Weiss-Sonnenburg: Tamara Wyss, Die chin. Schuhe, 2004 (Dok.film);
    zu Tamara Wyss: Nachruf, in: Als dt. Konsul in China (s. W), S. 10–12.

  • Autor/in

    Hartmut Walravens
  • Zitierweise

    Walravens, Hartmut, "Weiss, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 689-690 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140162.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA