Lebensdaten
1880 – 1959
Geburtsort
Dorlisheim (Unterelsaß)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Theologe ; Professor in Tübingen
Konfession
lutherisch
Namensvarianten
  • Wehrung, Gottfried Georg
  • Wehrung, Georg
  • Wehrung, Gottfried Georg

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Zitierweise

Wehrung, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139645.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus hugenott. Fam. Véron (Wéron), d. vermutl. im späten 16. Jh. aus d. südfranz. Languedoc in d. Gfsch. Saarwerden einwanderte;
    seit 1610 erstmals in Kirchenbüchern als begütert nachweisbar;
    V Georg (1855–1927), Volksschullehrer in D. u. Buchsweiler (Elsaß), S d. Johann Georg (Jean Georges) (1817–92), Landwirt in Büst (Elsaß), u. d. Christine Mertz (1824–90), aus Büst;
    M Salome (Salomé) (1855–1927), T d. Gottfried (Geoffroi) Lindenlaub (1832–1914), Landwirt in D., u. d. Salome (Salomé) Mack (1827–84);
    Ostheim 1920 Friederike Marie-Anna (Marianne) (1897–1979), Privatlehrerin, T d. Friedrich Bresch (1861–1929), aus Griesbach (Oberelsaß), Pfarrer in Ostheim b. Colmar, Lat.lehrer v. Albert Schweitzer, u. d. Wilhelmine Pauline Marie Meyer (1873–1955), aus Ostheim;
    1 S Friedrich Reinhard (Rainer) (1922–2009, 1] Annemarie Kappesser, * 1924, 2] Maya Eckel, * 1931), Dr. rer. nat., Chemiker, 2 T Herrad Rosemarie (1925–2010, Hans E. Hornung, 1926–2014, Musikhist., Bibl., 1975–88 Prof. an d. FH f. Bibl.wesen in Stuttgart), Sopranistin, Musiklehrerin in Stuttgart, 1975–81 Doz., u. Trossingen, 1981–85 Prof., Leonore Irmgard (* 1928, Karl-Heinrich Dähn), Flötistin (s. W);
    Vt Friedrich (Fritz) Lienhard (1865–1929), aus Rothbach (Elsaß), Schriftst.

  • Biographie

    W. besuchte seit 1886 die Volksschule in Kutzenhausen und anschließend das Gymnasium in Weißenburg (1890) und Buchsweiler (1892). Das luth.-kirchliche Leben prägte ihn ebenso wie die Musik. Nach dem Abitur 1899 studierte er als Stipendiat in Straßburg Ev. Theologie, wobei er zwischenzeitlich eine religiöse Krise durchlebte und einen Nervenzusammenbruch erlitt. Nach dem 1. theol. Examen 1904 und dem Vikariat 1904 / 05 setzte er an den Fakultäten in Jena und Berlin, die ebenso wie jene in Straßburg liberaltheol. ausgerichtet waren, seine Studien fort und wandte sich vermehrt der Philosophie zu.

    1906 wurde er als Nachfolger seines Freundes Albert Schweitzer (1875–1965) Leiter des ev.-theol. „Thomasstifts“ (Collegium Wilhelmitanum) in Straßburg. 1907 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. in Straßburg mit der von Ernst Troeltsch (1865–1923) angeregten Arbeit „Der geschichtsphilosophische Standpunkt Schleiermachers zur Zeit seiner Freundschaft mit den Romantikern“. 1913 übernahm W. die Pfarrei in Hunaweier. Eine Herzerkrankung bewahrte ihn 1914 vor der Einberufung zum Kriegsdienst. Ende 1915 avancierte er zum ao. Professor der Systematischen Theologie in Straßburg, er ließ sich jedoch regelmäßig zur Ausübung seines Pfarramts beurlauben. Nach Kriegsende verlor er diese Anstellung und wirkte seit 1920 als Ordinarius für Systematische Theologie in Münster (Westf.), wo er zugleich dem Ev. Studienhaus „Hamannstift“ (gegr. 1922) als 1. Ephorus vorstand. Seit 1925 zählte sein späterer Nachfolger, Karl Barth (1886–1968), zu seinen Kollegen. 1927 ging W. an die Univ. Halle/ Saale, 1931 nach Tübingen. Hier prägte er mit Karl Heim (1874–1958) und Adolf Köberle (1898–1990) die Systematische Theologie.

    Seit 1933 der NS-Volkswohlfahrt und 1934 / 35 dem NS-Lehrerbund angehörend, orientierte sich W. im „Kirchenkampf“ an der auf Ausgleich bedachten kirchenpolitischen Linie des württ. Landesbf. Theophil Wurm (1868–1953). 1935 schloß er sich der „Freien Volkskirchlichen Vereinigung in Württemberg“ an, die die Bekennende Kirche unterstützte, aber auch ihren Kampf gegen staatliche und innerkirchliche Übergriffe zu mäßigen suchte. In seiner Schrift „Christentum und Deutschtum, Eine zeitgemäße Besinnung“ (1937) kritisierte W. offen den Nationalsozialismus, v. a. dessen Berufung auf die Tradition des Dt. Idealismus. Im Entnazifizierungsverfahren wurde er 1949 als „unbelastet“ eingestuft. 1946 war W. gegen seinen Willen entpflichtet worden, er setzte jedoch seine Lehrtätigkeit bis 1953 fort. In den Nachkriegsjahren wandte er sich gegen den in Kirche und Politik zunehmenden Restaurationskurs. Ebenso engagierte er sich, im Kontakt mit Martin Niemöller (1892–1984) stehend, in der Friedensbewegung.

    W., eine modernitätsoffene Gelehrtenpersönlichkeit, war ein konservativer Vertreter der liberalen Theologie, der sich besonders der Auseinandersetzung und Begegnung von reformatorischer Lehre (Luther) und idealistischer Frömmigkeit (Schleiermacher) widmete. In seinem wenig beachteten Hauptwerk „Geschichte und Glaube, Eine Besinnung auf die Grundsätze theologischen Denkens“ (1933) suchte er vor dem Hintergrund der Historismusdebatte historisches und dogmatisches Denken mittels einer ethisch fundierten „Glaubensintuition“ zu überbrücken. Bekannt wurde W. v. a. als Schleiermacher-Forscher. Ausgehend von seiner phil. Dissertation 1907, widmete er sich immer wieder dem „Kirchenvater des 19. Jahrhundert“, besonders mit den Abhandlungen „Die philosophisch-theologische Methode Schleiermachers, Eine Einführung in die ‚Kurze Darstellung‘ und in die ‚Glaubenslehre‘“ (1911, zugl. Lic. theol. Diss. Straßburg 1915), „Die Dialektik Schleiermachers“ (1920) und „Schleiermacher in der Zeit seines Werdens“ (1927). W. trat auch als Mitbegründer und unermüdlicher Mitherausgeber der „Zeitschrift für Systematische Theologie“ (1923–43, 1950–55 mit P. Althaus, E. Hirsch, C. Stange u. seit 1934 A. Köberle) hervor und gab zudem die „Tübinger Studien zur systematischen Theologie“ (1932–38, mit K. Heim) heraus.

  • Auszeichnungen

    |Dr. theol. h. c. (Tübingen 1920);
    Mitgl. d. Straßburger Wiss. Ges. in Heidelberg (1920).

  • Werke

    W u. a. Autorität u. Freiheit im Protestantismus, 1922;
    Der soz. Gedanke im Protestantismus, 1922;
    Prot. Geist, Fünf Vortrr., 1928;
    Zur theol. Begründung d. Staates, in: Zs. f. Systemat. Theol. 12, 1934 / 35, S. 555–608;
    Kirche n. ev. Verständnis, 1947;
    Der Mensch u. d. Tod, 1950;
    Welt u. Reich, Grundlegung u. Aufbau d. Ethik, 1952;
    Mythos u. Dogma, 1952;
    F. Schleiermacher, Monologen, Eine Neuj.gabe, 1953, Neuausg. 1984 (Hg.);
    ders., Die Weihnachtsfeier, Ein Gespräch, 1953, Neuausg. 1984 (Hg.);
    Bibliogr.: M.-J. Bopp, 1959 (s. L), S. 576;
    O. Wolff u. U. Kühn, in: Theol. Lit.ztg. 85, 1960, S. 71–76;
    M. Wolfes, 1999 (s. L), S. 723–42 (darin: Mitvf. oder -unterzeichner Kirchen- u. hochschulpol. Erklärungen., bes. z.Kirchenkampf“);
    ders., in: BBKL 19;
    Nachlaß: Univ.bibl. Tübingen, Hss.abt.;
    Univ. Kiel, Ev.-Theol. Fak.;
    Privatarchiv Leonore Irmgard Dähn, Tübingen(darin: Marianne Wehrung, Ahnentafel d. Fam. Bresch u. Meyer);
    StA Sigmaringen (Entnazifizierungsakten);
    Nachlaß- u. Qu.-Beschreibung: M. Wolfes, 1999 (s. L).

  • Literatur

    |Glaube u. Ethos, FS f. Prof. D. Dr. G. W. z. 60. Geb.tag, hg. v. R. Paulus, 1940;
    Zs. f. Systemat. Theol. 21, Festh. anläßl. d. 70. Geb.tages, 1950 / 52 (darin: R. Paulus, G. W. als Gesch.theol., S. 353–86);
    H. Diem, in: Zs. f. Theol. u. Kirche 56, 1959, S. 186–200;
    O. Wolff, in: Theol. Lit.ztg. 84, 1959, S. 949–56;
    M. Wolfes, Prot. Theol. u. moderne Welt, Stud. z. Gesch. d. lib. Theol. n. 1918, 1999, S. 189–250 u. ö. (L, S. 781–85, P);
    M.-J. Bopp, Die ev. Geistlichen u. Theologen in Elsaß u. Lothringen v. d. Ref. bis z. Gegenwart, 1959, S. 575 f.;
    Calwer Kirchenlex.;
    BBKL 19 (W, L);
    RGG²⁻⁴;
    Personenlex. Protestantismus;
    DBA NF.

  • Porträts

    |Ölgem. v. Mechtild Maria Cammisar, um 1950 / 55 (Privatbes. Maya Wehrung, Gronau/ Leine);
    Photogrr. (Univ.bibl. Tübingen), Abb. in: Landeskundl. Informationssystem f. Baden-Württ. (Internet).

  • Autor/in

    Werner Raupp
  • Zitierweise

    Raupp, Werner, "Wehrung, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 565-566 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139645.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA