Lebensdaten
1922 – 1993
Geburtsort
Heiningen (Schwäbisch Alb)
Sterbeort
Göppingen
Beruf/Funktion
Landwirt ; Erfinder ; Fabrikant
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 133740005 | OGND | VIAF: 15969066
Namensvarianten
  • Weichel, Ernst Julius
  • Weichel, Ernst
  • Weichel, Ernst Julius

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Zitierweise

Weichel, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133740005.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Julius (1886–1928), aus Schellweiler b. Kusel (Rheinland-Pfalz), Guts- u. Brennereibes. in H., S d. Johann Julius (1861–1935) u. d. Elisabetha Becker (1861–1928), aus Schellweiler;
    M Magdalena Christina Pfitzer (1889–1922), aus H.;
    seit 1923 Stief-M Charlotte Dannroth (1896–1989);
    B Hermann Ernst (1920–41 g Griechenland), Halb-B Heinz Robert Julius (1924–99);
    Holzheim b. Neu-Ulm (Bayern) 1945 Elisabeth Johanna Katharina (1920–89), T d. Karl Julius Spieth (1876–1955), Mechaniker, ev. Pfarrer, u. d. Julie Elisabeth Ritter (1880–1968), aus Udupi (Karnataka, Indien);
    4 K.

  • Biographie

    | W., seit dem sechsten Lebensjahr Vollwaise, wuchs auf dem stillgelegten Bauernhof seiner Eltern in Heiningen auf. Nach dem Abitur 1940 und fünf Jahren Kriegsdienst übernahm er 1945 Teile des elterlichen Hofs (5 ha). 1946 / 47 und 1947 / 48 besuchte W. die landwirtschaftliche Winterschule in Göppingen. Seit 1950 bewirtschaftete W. 16 ha.

    Die Probleme der Einmannarbeit regten W. zu Erfindungen an, die für viele Arbeiten technische Unterstützungen ermöglichten.

    Zu W.s ersten Entwicklungen gehörte 1954 / 55 das sog. „Lenkfix“, mit dessen Hilfe der Traktor im Kriechgang alleine geradeaus fahren konnte, sowie 1952 / 53 der „Heini-Endverteiler“, ein durch Gebläseluft steuerbares Verteilorgan, von dem das einzulagernde Halmgut gleichmäßig auf dem Heustock oder im Silo verstreut wurde. Seine Rationalisierungsmittel präsentierte W. 1956 auf der DLG-Ausstellung in Hannover. Danach richtete er auf seinem Landwirtschaftsbetrieb eine Fertigung für diese Geräte ein. Obwohl es inzwischen eine Reihe von Erzeugnissen für das Laden des Halmguts auf die Erntewagen gab, war dieser Prozeß weiterhin nicht in Einmannarbeit zu realisieren. W. löste dieses Problem mit der Entwicklung des Ladewagens, der zunächst kein Interesse bei den Landmaschinenherstellern fand, weshalb W. selbst mit der Vervollkommnung, Herstellung und Vermarktung begann. 1961 wurden erste Lizenzverträge abgeschlossen. Gleichzeitig begann W. in der ehemaligen Dreschmaschinenfabrik „Eisengießerei u. Maschinenfabrik H. Jetter & Baur“ in Eislingen in geringem Umfang mit der Produktion seiner Ladewagen. Der Ladewagen fand sehr schnell großes Interesse in der Landwirtschaft; bereits Mitte der 1960er Jahre gab es in Deutschland etwa 40 Hersteller, die alle mehr oder weniger die von W. zum Patent angemeldete Grundidee nutzten. Keine Landmaschine hat in so kurzer Zeit einen solch durchschlagenden Erfolg erzielt. Die Folge waren zahlreiche Patentstreitigkeiten, die W. bis zum Ablauf des Schutzrechts 1978 führte. Die Lizenzgebühren ermöglichten es W. 1973, seinen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Lizenznehmer, die Landmaschinenfabrik „Gebrüder Hagedorn & Co., Landmaschinenfabrik und Eisengießerei“ in Warendorf, zu übernehmen, wobei er das wirtschaftlich nicht erfolgreiche Unternehmen 1980 wieder verkaufte.

    Als einer der Ersten hatte W. bereits in den 1970er Jahren auf dem durch Zukäufe auf 100 ha vergrößerten landwirtschaftlichen Betrieb mit Prinzipien des ökologischen Landbaus begonnen. Danach trat er als Verfasser vieler offener Briefe, Denkschriften und Sonderdrucke hervor, in denen er nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden in der Landwirtschaft propagierte und sich für deren Verbreitung einsetzte. W. war Mitbegründer der „Fördergemeinschaft organisch-biologischer Landbau e. V.“, aus der „Bioland“ hervorging, sowie Förderer und Beiratsmitglied der „Stiftung Ökologie und Landbau“. Er ließ einige von ihm entwickelte Verfahren und Geräte für eine nachhaltige und schonende Bodenbearbeitung auf der Grundlage nichtwendender Bodenbearbeitungstechnik und der Kombination von Bodenbearbeitung und Aussaat patentieren, so z. B. den „Rotorgrubber“. W.s 1985 bei einem Verkehrsunfall erlittene Verletzungen verhinderten weitere Entwicklungsarbeiten.

  • Auszeichnungen

    |Staatsmedaille in Gold (1968);
    Max-Eyth-Gedenkmünze (1968);
    Bruno-H.-Schubert-Preis (1985);
    – E.-W.-Schule, Heiningen (seit 2003).

  • Werke

    |Wie d. Ladewagen entstand, in: Miterlebte Landtechnik, hg. v. d. Max-Eyth-Ges. f. Agrartechnik, ²1985;
    Die Bedeutung agrarpol. Alternativen f. d. künftige Wirtsch.pol., [ca. 1975];
    Ist d. Krise d. Landwirtsch. auch e. Krise d. Bodenbewirtschaftung?, in: Fragen d. Freiheit 171, 1984 / 85, S. 18–29;
    Patente: Verfahren u. Maschine z. Aufladen, horizontalen Verteilen u. Pressen v. landwirtsch. Massengütern, DE 1160229, 1963;
    Verfahren u. Vorrichtung z. Bodenlockerung, DE 2355802A1, 1975;
    Vorrichtung z. Bodenlockerung, DE 2617865A1, 1977;
    Anbauvorrichtung f. Zugmaschinen z. Lockern v. landwirtsch. genutzten Böden, DE 2652734A1, 1977;
    Banker for Rows of Plants, Has Vertically Adjustable Discs Mounted on Arms Pivoted to Transverse Shafts, DE 2652741A1, 1977;
    Verfahren u. Vorrichtung z. maschinellen Herstellen v. Saat- oder Pflanzrillen, DE 2718303A1, 1978.

  • Literatur

    |FAZ v. 27. 3. 2007;
    K. Krombholz, H. Bertram u. H. Wandel, 100 J. Landtechnik, v. Handarb. zu Hightech in Dtld., 2009;
    ders., Von Nachbildern z. Vorbildern, Untern. u. Personen d. dt. Landmaschinenind., 2016;
    K. Herrmann, 50 J. Ladewagen, e. Geniestreich verändert d. Landwirtsch., in: Der Goldene Pflug, Zs. d. Förderver. d. Dt. Landwirtsch.mus. 31, 2010.

  • Autor/in

    Klaus Krombholz
  • Zitierweise

    Krombholz, Klaus, "Weichel, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 566-567 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133740005.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA