Lebensdaten
1902 – 1985
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Bildjournalist ; Filmemacher
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weber, Wolfgang

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Zitierweise

Weber, Wolfgang, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139416.html [29.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V(Carl) Friedrich (1877–v. 1938), aus L., studierte Chemie 1897 in Zürich u. 1897 / 98 in L., 1898 / 99 Nat.ök. in Berlin u. 1907–10 Gesch. in L., 1910 Dr. phil., Privatgel., leitete 1898–1907 d. väterl. Baustoff-Untern. in L., 1910 Leiter d. Forsch.inst. f. Völkerkde. in München, S d. (Franz) Emil (1847–98), Fabr. in L.-Plagwitz, u. d. Olga Vehrigs (1853–n. 1938), aus Utenbach b. Meiningen;
    M Gertrud (1879–n. 1938), aus Altenburg, 1920 geschieden, T d. Julius Maul (* 1850?), Landesbaudir., GR;
    Berlin 1936 1973 Gertrud (* 1908), aus Magdeburg, T d. Otto Bierhals (1885–n. 1938), aus Alvensleben, Fabr.;
    2 T Cosima Sethe (* 1943), N. N. (* 1947).

  • Biographie

    W., aus wohlhabenden Verhältnissen stammend, zog 1910 mit seiner Familie nach München, wo er das Humanistische Max-Gymnasium besuchte (Abitur 1920). Schon 1919 hatte er begonnen, sich die Fotografie autodidaktisch anzueignen, welche seine berufliche Tätigkeit nachhaltig prägen sollte. Zunächst begann er jedoch 1921 ein Studium der Völkerkunde, Philosophie und Musikwissenschaften an der Univ. München und absolvierte parallel 1922–26 eine Dirigentenausbildung an der Münchner Akademie der Tonkunst (Kapellmeister 1923). Auch Studien in systematischer und vergleichender Musikwissenschaft bei Erich Moritz v. Hornbostel (1877–1935) am Phonetischen Institut in Berlin sind in dieser Zeit nachweisbar.

    1924 / 25 reiste W. im Auftrag Hornbostels und im Kontext seines Dissertationsvorhabens nach Ostafrika, um die Musik und die Gesänge der Wadschagga am Kilimandscharo zu studieren und diese in Ton- und Filmaufnahmen festzuhalten. Seine Bilder wurden nachfolgend von der „Münchner Illustrierten Presse“ (MIP) angekauft und veröffentlicht. Danach verfaßte W. erste Textbeiträge für diverse Zeitungen, erstmals bebildert 1926 (Wie reist man heute in Zentralafrika?). 1925–27 setzte W. sein philosophisches Studium an der Univ. Leipzig fort, brach jedoch das dort geplante Dissertationsprojekt kurz vor Abschluß ab. Er begann, als freier Bildjournalist zu arbeiten und erhielt in der Folge zahlreiche Aufträge für Fotoreportagen in der „Berliner Illustrirten Zeitung“ (BIZ) des Ullstein-Verlags und der Münchner Illustrierten Presse (MIP); dabei benutzte er zunächst noch eine Deckrullo-Nettel-Kamera, ab 1929 eine Leica.

    1926 / 27 verfolgte W. bereits ein sehr umfassendes Bildprojekt in Barcelona, das 1928 in der Reihe „Das Gesicht der Städte“ erschien (mit nahezu 200 Bildern u. e. Vorwort W.s). 1928 reiste er erstmals in die USA und publizierte ein Jahr später auf über 40 Seiten seine Bildreportagen in der MIP; darin schilderte er den Lebenstil der Bevölkerung, thematisierte aber auch die fortschrittlichen Tendenzen des Landes, wie etwa die Umsetzungen der Idee von mehrstöckigen Straßen in New York. 1930 bereiste er Südamerika. 1931 v. a. in Deutschland unterwegs, publizierte W. 35 Reportagen – ein Höhepunkt in seinem produktiven Schaffen. Ab 1930 konzentrierte sich W. schrittweise mehr auf die BIZ; 1934 war er für diese erneut in Afrika unterwegs, 1937 bereiste er Palästina, 1938 wiederum Afrika. Die nächsten Reiseziele waren Asien (1939 – verbunden mit einer verspäteten Hochzeitsreise), Nordafrika (1940), die Türkei (1943 mit längerem Aufenthalt), Italien, Spanien, Portugal (1943–44) – zugleich auch Fluchtpunkte in einer von der NS-Diktatur geprägten Zeit. Inwieweit W. eine politische Distanzierung und eine Emigration ernsthaft anstrebte, läßt sich jedoch nicht eindeutig sagen. Ab 1934 wurde er offiziell als Mitglied der Dt. Arbeitsfront und des Reichsverbands der Presse geführt. In einem Aufnahmeantrag für die Reichsschrifttumskammer vom 6. 5. 1938 verneinte er eine Mitgliedschaft in der NSDAP und ihren Organisationen ebenso|wie am 31. 3. 1941 in einem weiteren Fragebogen.

    1941 wurde W. als Fotoreporter vom Kriegsdienst zurückgestellt. 1940 / 41 bereiste er Bagdad und Syrien, 1942 / 43 überwiegend Südeuropa und veröffentlichte die mehrteilige Reportageserie „Europa in der Zeitenwende“ aus verschiedenen Staaten. Nach dem Einmarsch in die UdSSR hatte er auch aus den eroberten Sowjetgebieten zu berichten. Keine seiner Reportagen zeigt die Gewalt und das Leid des Krieges auf; sie „verschleiern“ und standen offen im Dienst der NS-Propaganda.

    Nach Aufenthalten in Italien (Rom, Positano) und der Türkei kehrte W. mit seiner Familie 1944 nach Deutschland zurück. Wohnhaft zunächst in Mertendorf bei Naumburg/ Saale, arbeitete W. hier zeitweise auch mit der amerik. Besatzungsmacht zusammen. 1945 zog er mit der Familie nach Königsförde (Niedersachsen), um der sowjet. Besatzung zu entgehen. 1946 wurde W. Chefreporter der „Neuen Illustrierten“ in Köln mit Wohnsitz in Köln-Rodenkirchen. Er berichtete zunächst v. a. über die Nachkriegszeit in Deutschland, folgte jedoch auch seinem primären Interesse an der Auslandsreportage –1946 nahm er die Situation der Kriegsgefangenen in England in den Blick, 1947 war er in Italien, 1948 reiste er als einer der ersten dt. Berichterstatter nach dem Krieg in die USA. Aufenthalte in Reisziele wie Indien, Ägypten und Palästina folgten. In Amerika war W. in der Folge vermehrt unterwegs, auch für Werbeaufnahmen (z. B. Reemtsma, Fotoarchiv Reemtsma), und im arab. Raum. Zahlreiche Reportagen publizierte er umfangreich bis 1963 in der „Neuen Illustrierten“. Bereits 1955 hatte W. hierfür die intensive Zusammenarbeit mit Madeleine Beck (* 1925) begonnen, die bis etwa 1980 seine Assistentin blieb. Ab 1964 verlagerte sich sein Interesse zunehmend auf die Fernsehpublizistik sowie die Produktion von Dokumentarfilmen v. a. für den WDR Köln und den SWF Baden-Baden. Hier berichtete er – singulär für den westlichen Journalismus – u. a. von der Chin. Kulturrevolution in den 1970er Jahren.

    W., seit den 1930er Jahren bis ins hohe Alter einer der erfolgreichsten dt. Bildjournalisten, war gewissermaßen ein Abenteurer mit der Kamera und fokussierte sich thematisch mehr auf den Alltag, auf Zustands- und Lagebeschreibungen, weniger auf eine Form der Ereignisfotografie. Sein Werk, das einen Zeitraum von über fünf Jahrzehnten umfaßt, versammelt Bild- und Textquellen von hohem kulturellen, globalen und gesamtgesellschaftlichen Interesse.

  • Werke

    | W. W., Reportagen, Fotografie u. Film, hg, v. U. Eskildsen, Mus. Folkwang, 2004 (mit umfassender Übersicht über d. publ. Reportagen W.s v. a. f. d. Münchner Illustrierte, Die Berliner Illustrirte Ztg. u. d. Neue Illustrierte, ferner f. Black Star in New York, Conzett & Huber, Zürich, u. v. a. m.);
    Schrr.: Negermusik – eine Urform der Unsrigen?, – einer Forschungsreise Ergebnisse, in: Die Musik, Jg. 19, 1927, S. 698–702;
    Hotel Affenbrotbaum, Abenteuer an d. Autostraße Kap-Kairo, 1936;
    Abenteuer e. Kamera, Erlebnisse e. Bildjägers in Europa u. Afrika, 1938;
    … Reisen ohne Ende, W. sieht d. Welt, 1952;
    Abenteuer meines Lebens, 1960 (P);
    Auf Abwegen um d. Welt, 1964;
    Hinter den Kulissen d. Fernsehens, 1975;
    Filmogr.: Cuba, 1964;
    Leben hinter d. Bambusvorhang, 2 T., Rotchina – Pol. im Alltag (T. I), Freund u. Feind (T. II), Abu Simbel (T. I, um 1964, T. II, n. 1968);
    Inside Red China, Rotchina, 3 mal gesehen, Leben n. Maos Mass, 1967;
    Cuba libre, Cuba heute, 1968;
    Im Jahr d. Toten Guerrillo, 1968 / 69;
    Ano 9 nach Castro (Tl. I), Furcht vor Castro (Tl. II), Mongolei, Zw. China u. Russland, 1969;
    Afrika, Der weiße Afrikaner, 1970;
    David Ben Gurion, 1971;
    Ks. Haile Selassi, 1972;
    Cabora Bassa Story, 1969–75;
    Arafat, Auf d. Weg n. Palästina?, 1976 / 77;
    Qattara, 1978;
    Wuhan 1978 / 79;
    Kaulze & Aldeametos, 1979;
    Der weisse Elefant, das Problem Cabora Bassa (T. II), 1979 / 80;
    Nachlaß: Mus. Folkwang Essen;
    Ausstellungen: photokina, Köln, 1950;
    photokina, Köln, 1959;
    Documenta 6, Kassel – 150 Jahre Fotogr., 1977;
    W. W., Reisen ohne Ende, Fotos aus den Jahren 1935–1939, Ausst. im Hist. Archiv d. Stadt Köln, 1982;
    Caixa de Barcelona/ Obra Social, Barcelona, 1984;
    „Fliegen Sie sofort nach …“ W. W., Reportagen, Fotografie u. Film 1925 bis 1977 (Retrospektive), Ausst.kat. hg. v. U. Eskildsen, Essen Mus. Folkwang 2004;
    Rauchzeichen, Das hist. Fotoarchiv d. Reemtsma Cigarettenfabriken, Mus. d. Arbeit Hamburg 2005;
    Der Mensch u. seine Objekte, Afrika, hin u. zurück, beide Mus. Folkwang Essen 2012;
    Voyage Retour, Federal Government Press Building Lagos, Nigeria, kuratiert v. K. Meincke, Ausst.kat. 2013.

  • Literatur

    |T. v. Wichert, Ausland als Aufgabe, in: Photo Mag. 11, 1952, S. 32 f.;
    Photokina 1960, Bilder u. Texte, hg. v. L. F. Gruber, 1960;
    T. N. Gidal, Dtld., Beginn d. modernen Photojournalismus, 1972;
    ders., Chronisten d. Lebens, Die moderne Fotoreportage, 1993;
    P. Tausk, Gesch. d. Fotogr. im 20. Jh., 1977, ³1986;
    K. Steinorth, Karriere mit d. Kamera, W. W. wird 80, in: Photo Revue 6, 1982, S. 96 ff.;
    Fotografie in dt. Zss. 1946–1984, Ausst.kat. d. Inst. f. Auslandsbeziehungen, hg. v. U. Eskildsen, 1985;
    Photo-Sequenzen, Reportagen, Bildgeschichten, Serien aus d. Ullstein-Bilderdienst v. 1925 bis 1944, hg. v. T. Kempe u. G. Saure, Ausst.kat. Haus am Waldsee Berlin 1992;
    Das dt. Auge, 33 Photographen u. ihre Reportagen, 33 Blicke auf unser Jh., Ausst.kat. Hamburg 1996 (mit e. Einl. v. F. C. Gundlach);
    Dt. Fotogr., Macht e. Mediums 1870–1970, hg. v. K. Honnef, R. Sachsse u. K. Thomas, Kunst- u. Ausst.halle d. Bundesrep. Dtld. Bonn 1997;
    Kiosk, Eine Gesch. d. Fotoreportage 1839–1973, Ausst.kat. Köln 2001;
    D. Forbes, in: Hist. of Photography 29,|Nr. 3, 2005, S. 301 f.;
    C. Lorch, Pistole u. Kamera stets schußbereit, in: FAZ v. 25. 1. 2005;
    R. Kaufmann u. B. Werneburg, Der Ideenreichste, in: TAZ v. 9. 2. 2005, S. 16;
    K. Hartewig, Wir sind im Bilde, Eine Gesch. der Deutschen in Fotos v. Kriegsende bis z. Entspannungspol., 2010, S. 23 (L).

  • Autor/in

    Petra Steinhardt
  • Zitierweise

    Steinhardt, Petra, "Weber, Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 513-515 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139416.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA