Lebensdaten
1578 – 1654
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Fürstbischöflicher Augsburger Hofkanzler
Konfession
-
Namensvarianten
  • Wanner, Matthäus

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Zitierweise

Wanner, Matthäus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138994.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit Ende d. 14. Jh. in Nördlingen nachweisbarer Bürgerfam., d. über mehrere Generationen im Dienste d. Fugger stand;
    V Philipp (* wohl v. 1555, Reichsadel 1620), erw. 1576 als Mitgl. d. Kaufleutestube in A., Fuggerdiener, führte Marx Fuggers persönl. Bücher, 1588–1629 Mitgl. d. gr. Rats, 1629 in d. Patriziat aufgenommen, S d. Matthäus (um 1506–um 1577), 1527 Kastner d. Gf. v. Öttingen, 1537–72 Fuggerscher Pflegvogt in Donauwörth;
    M Christina, T d. Georg (Jörg) Stegmann, Fuggerdiener;
    Ur-Gvv Stephan ( um 1517, um 1499 Barbara, Schw d. Niklas Ziegler, 1526, 1522 Frhr., Reichsvizekanzler, u. d. Paul Ziegler v. Ziegelberg, 1541, Bf. v. Chur, s. NDB 20, T d. Friedrich Ziegler, wohl 1513, Geschlachtgewander u. Bürger in Nördlingen), 1502 Ammann;
    Ov Matthäus II. (1530–1613), 1572 Fuggerscher Pflegvogt in Donauwörth;
    B Georg ( 1647), 1636 Steuerherr, 1645 Bgm. in A., Johann ( 1658), 1639 Proviantherr, 1645 Hospitalpfleger in A.;
    Juliana ( um 1638), vermutl. T d. Albert Fabri (1551–1626), Dr., bfl. augsburg. Hofkanzler, u. d. Euphrosina Räther ( um 1604);
    1 S Heinrich Albert (1610–20), 2 T Anna Margaretha ( 1679, Oktavian v. Rehlingen zu Radau, 1599– 1675), vermutl. Maria Euphrosina, 1620 Dominikanerin in St. Katharina in A.;
    N Johann Philipp (um 1610–69), 1620 in Dillingen inskribiert, studierte d. Rechte 1631 in Ingolstadt, 1633 in Padua u. 1634–36 in Bologna, 1636–44 Beisitzer im Stadtger. in A., 1653 Kanoniker an d. Kollegiatstiften St. Moritz u. St. Peter in A. (s. L).

  • Biographie

    W. begann 1591 bei den Jesuiten in Dillingen seine Studien, die er 1592 in Ingolstadt, 1595 in Perugia und Bologna sowie 1599 in Orléans fortsetzte. Als Doktor beider Rechte trat er in den Dienst des Augsburger Fürstbischofs Heinrich V. von Knöringen (1570–1646), wo er sich rasch eine besondere Vertrauensstellung erwarb und in die Familie des vormaligen bfl. Kanzlers Dr. Albert Fabri einheiratete. Seit 1604 bfl. Rat, wurde W. 1606 Gubernator der Univ. Dillingen (mit Unterbrechungen bis zu seinem Tod) und 1608 bfl. Hofkanzler. Bf. Heinrich V. erwirkte 1618 seine Ernennung zum ksl. Rat; 1620 erhob Ks. Ferdinand II. W.s Familie in den erblichen Reichsadel.

    Als Kanzler Heinrichs V. wirkte W. maßgeblich an der Umsetzung von dessen gegenreformatorischer Politik mit und war mit zahlreichen Verhandlungsmissionen betraut, so etwa in der kath. Liga. Vom Reichshofrat wurde er 1627 mit einer Kommission in dem seit 1542 vor dem Reichskammergericht geführten Verfahren des Klosters Kaisheim gegen Pfalz-Neuburg beauftragt. Bei den unter Heinrich V. im Hochstift Augsburg angestrengten Hexenprozessen blieben W.s Einwände gegen die Hexenverfolgung erfolglos. Im Rahmen der politischen Anstrengungen Heinrichs V. zur Verdrängung der Protestanten aus Augsburg befand sich W.s Familie unter den von Ferdinand II. 1627 zu Patriziern ernannten Katholiken, die 1629 Aufnahme in die Augsburger Geschlechterstube fanden. In den folgenden, durch die Kriegsereignisse geprägten Jahren betrieb W. die konsequente Umsetzung des Restitutionsedikts mit dem Ziel einer vollständigen Rückführung säkularisierten Kircheneigentums, welches dem schwed. Kg. Gustav Adolf mit zum Anlaß für das militärische Eingreifen in Süddeutschland diente. Beim Regensburger Reichstag 1640 / 41 vertrat W. u. a. mit einer auf Ersuchen des päpstl. Nuntius Gasparo Mattei verfaßten Denkschrift den Protest Heinrichs V. gegen das letztlich 1641 von Ferdinand III. erlassene Amnestiedekret.

    Nach dem Tod seiner Gattin empfing W. 1638 die Priesterweihe und erlangte Kanonikate in den Augsburger Kollegiatstiften St. Moritz und St. Peter, die er 1653 zugunsten seines Neffen Johann Philipp zurücklegte. W.s Epitaph im Augsburger Dom wurde von seiner Tochter und deren Familie gestiftet. Wenngleich W. selbst ohne überlebenden männlichen Nachkommen blieb, bestand die Familie bis zu ihrem Erlöschen in Augsburg 1756 als Patriziergeschlecht und bekleidete dort unter den 1629 hinzugekommenen Geschlechtern die höchste Zahl an städtischen Ämtern. Eine im Testament von Johann Wanner 1658 verfügte Stiftung ad pias causas bestand bis 1807, als sie im Paritätischen Armenfonds in Augsburg aufging.

  • Werke

    |Ad quaestionem an vel in quantum amnistia universalis, quomodo praetenditur, possit nocere et praeiudicare ecclesiae universali atque religioni catholicae, 1640 (Denkschr., Ms., Kopie im Vatikan. Geheimarchiv, Ceva-Nachlaß), Transkription in Repgen (s. L).

  • Literatur

    |D. Prasch, Epitaphia Augustana, Bd. 1, 1624, S. 40;
    D. Langenmantel, Historie d. Regiments in d. Hl. Röm. Reichs Stadt Augspurg, 1725;
    P. v. Stetten, Gesch. d. adelichen Geschlechter in d. freyen Reichs-Stadt Augsburg, 1762, S. 273 f., Nachdr. 1999;
    D. E. Beyschlag u. J. Müller, Beyträge z. Nördling. Geschlechtshistorie, d. Nördling. Familien und Epitaphien enthaltend, 1803, S. 515 ff., A. Haemmerle, Die Canoniker d. Chorrherrnstifte St. Moritz, St. Peter u. St. Gertrud in Augsburg bis z. Saecularisation, 1938, S. 129, Nr. 556 f. (auch zu Johann Philipp);
    K. Repgen, Die röm. Kurie u. d. Westfäl. Friede, Bd. I,2: Papst, Ks. u. Reich 1521–1644, Analekten u. Reg., 1965, S. 218–21, Nr. 153;
    K. Kosel, Der Augsburger Domkreuzgang u. seine Denkmäler, 1991, S. 109, Nr. 24;
    W. Behringer, Hochstift Augsburg, in: Wider alle Hexerei u. Teufelswerk, Die europ. Hexenverfolgung u. ihre Auswirkungen auf Südwestdtld., hg. v. S. Lorenz u. J. M. Schmidt, 2004, S. 355–64;
    M. Haider, Die Augsburger W., Aufstieg e. bürgerl. Fam. ins reichsstädt. Patriziat, Diss. Wien 2017;
    Augsburger Eliten d. 16. Jh., S. 893 f.

  • Autor/in

    Michael Haider
  • Zitierweise

    Haider, Michael, "Wanner, Matthäus" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 411-412 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138994.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA