Lebensdaten
vor 1434 – nach 1448
Geburtsort
Radkersburg (Steiermark)
Beruf/Funktion
Kartograph
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Wallsperger
  • Andreas
  • Holczhauser, Andreas
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Walsperger, Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138739.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. ( spätestens 1436), vermutl. Tischler;
    M N. N. ( spätestens 1439);
    B Erhard.

  • Biographie

    Zu W.s Lebenslauf gibt es nur wenige gesicherte Daten. Er legte am 11. 12. 1434 im Benediktinerkloster St. Peter zu Salzburg sein Ordensgelübde ab. Das übliche Alter zum Gelöbnis lag bei mindestens 14 Jahren, so daß W.s Geburtsjahr mit ca. 1420 anzusetzen ist. In seiner Profeßurkunde wird er als Andreas Carpentarii de Rakaspurga geführt. Am 7. 12. 1436 bezeugte er als Subdiakon mit anderen Geistlichen von St. Peter die Wahl Petrus Klueghammers zum Abt. Dieses Amt legt nahe, daß er die Priesterweihe anstrebte. W.s Zeit in St. Peter ist mehrfach belegt: Zwischen 1438 und 1442 steht sein Name wiederholt im Arzneimittelschuldbuch des Klosters, 1441 unterzeichnete er eine Rechnung und 1442 erhielt er den Klosterrechnungen zufolge Aufwendungen für Wegzehrungen.

    Bekannt ist W. wegen seiner Weltkarte, die er 1448 in Konstanz fertigte und die sich seit 1623 als Teil der Bibliotheca Palatina Heidelberg in der Vatikan. Bibliothek (Cod. Pal. lat. 1362 B) befindet. Der Grund für W.s Aufenthalt in Konstanz ist unbekannt. Die auf Pergament gefertigte Karte mit einem Durchmesser von 58 cm visualisiert in einer Südausrichtung die Kontinente Asien, Afrika und Europa und wird von einem kosmologischen Diagramm gerahmt. Darüber hinaus erfaßte W. zeitgenössische Diskurse zu Präzision und Meßbarkeit sowie religiös-politische Dimensionen. So ist die Abbildung der Städte als Punkte charakteristisch, die über ihre farbliche Markierung eine Zuordnung in christliche und nicht-christliche vornimmt. Eine Legende unterhalb der Zeichnung erläutert diese vielfältigen Bedeutungsdimensionen sowie die intendierte Rezeption der Karte, mithilfe einer beigefügten Maßstabsleiste Entfernungen ermitteln zu können. Die Forschungsliteratur spekulierte über die Erstellung weiterer Karten, was sich bisher nicht bestätigte.

    W. war durch sein kartographisches Schaffen an eine Wissensgemeinschaft angebunden, die sich personell und institutionell über weite Teile Süddeutschlands und Österreichs ausdehnte und von der Forschung unter dem Namen Wien-Klosterneuburger-Schule erfaßt wird. Führende Akteure waren der Wiener Astronom und Mathematiker Johannes von Gmunden (um 1380 / 84–1442) und der wissenschaftlich interessierte Klosterneuburger Propst Georg Müstinger (vor 1400–42). Im Rahmen dieses Netzwerks entstand eine astronomisch-mathematische Handschrift (Bayer. Staatsbibl. München, Clm 14583), die W.s Arbeit merklich beeinflußte. Die Rezeption dieses tradierten Wissens sowie die Berücksichtigung zeitgenössischer Impulse macht W.s Karte zu einem signifikanten Dokument für die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des Spätmittelalters.

  • Literatur

    |K. Kretschmer, Eine neue ma. Weltkarte d. Vatikan. Bibl., in: Zs. d. Ges. f. Erdkde. z. Berlin 26, 1891, S. 371–406;
    P. A. Lindner, Professbuch d. Benediktiner-Abtei St. Peter in Salzburg (1419–1856), 1906, S. 10–13;
    D. B. Durand, The Vienna-Klosterneuburg Map Corpus of the Fifteenth Century, A Study in the Transition from Medieval to Modern Science, 1952, S. 52–66, 174–79 u. 190–215;
    K.-H. Meine, Zur Weltkarte d. A. W., Konstanz 1448, in: Kartenhist. Colloquium Bayreuth ‘82, 18.-20. März 1982, Vortrr. u. Berr., hg. v. W. Scharfe, H. Vollet u. E. Herrmann, 1983, S. 17–30;
    L. Potzinger, in: FS 700 J. Bad Radkersburg, 1299–1999, hg. v. H. Purkarthofer u. a., 1999, S. 238–42;
    Weltkarte d. A. W., Pal. lat. 1362 B. Ed.-Nr. LII, entstanden 1448 in Konstanz, Bibl. Apostolica Vaticana, hg. v. A.-M. Stickler, 2001;
    F. Wawrik, Die Beeinflussung d. frühen Kartogr. durch Johannes v. Gmunden u. seinen Kreis, in: Johannes v. Gmunden (ca. 1384–1442), Astronom u. Mathematiker, hg. v. R. Simek u. K. Chlench, 2006, S. 45–62;
    P. Gautier Dalché, La Géographie de Ptolémée en Occident (IVe–XVIe siècle), 2009, S. 180–83 u. 207–11;
    L. Thiel, Wissen im diagrammat. Kontext, Weltkarte u. Weltbeschreibung b. A. W., in: Ed.wiss. Koll. 2015, Gesch. im Bild, hg. v. H. Flachenecker, K. Kopiński u. J. Tandecki, 2016, S. 109–35;
    Qu Archiv d. Erzabtei St. Peter, Salzburg;
    StadtA Radkersburg.

  • Autor/in

    Lena Näser
  • Zitierweise

    Näser, Lena, "Walsperger, Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 346-347 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138739.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA