Lebensdaten
1832 – 1904
Geburtsort
Potsdam
Sterbeort
Hannover
Beruf/Funktion
preußischer Generalfeldmarschall
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Waldersee, Alfred Heinrich Karl Ludwig Graf von
  • Waldersee, Alfred Graf von
  • Waldersee, Alfred Heinrich Karl Ludwig Graf von
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Zitierweise

Waldersee, Alfred Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138494.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Heinrich Georg (1791–1873), preuß. Gen. d. Kav. (s. Priesdorff VI, S. 126–28, Nr. 1749), S d. Franz Johann Georg (1763–1823, preuß. Gf. 1786), anhalt-dessau. Oberhofmeister (s. ADB 40), u. d. Luise Gfn. v. Anhalt (1767–1842), aus Halberstadt;
    M Bertha Wilhelmine Friederike (1799–1859), Hofdame am kgl. Hof zu H., T d. Friedrich Heinrich Karl v. Hünerbein (1762–1819), preuß. Gen., u. d. Wilhelmine Ulrike v. Knobelsdorff (1774–1831);
    Ur-Gvv Leopold III. Friedrich Franz Fürst v. Anhalt-Dessau (1740–1817, s. NDB 14), Ur-Gmv Eleonore Hof(f)meyer (1739 / 46–1816, Adolph Heinrich v. Neitschütz, 1730–72);
    Ov Friedrich Gustav (1795–1864, Ottilie v. Wedel, 1803–82), preuß. Gen., Kriegsminister, Mil.schriftst. (s. ADB 40; Priesdorff VI, S. 341–43, Nr. 1967; Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus II; Preuß. Diplomaten);
    4 B u. a. Georg Ernst (1824–70 ⚔, Laura v. Knoblauch, 1836–1904), preuß. Oberst, Friedrich Franz (1829–1902, Geraldine Freiin v. Ende, 1843–1919), preuß. Gen.lt. (s. Priesdorff X, S. 307–09, Nr. 3229), Franz Georg Adolf (1835–1903, Helene v. Wilamowitz-Möllendorff, 1850–1917), auf Meesendorf (Niederschlesien), dt. Vizeadmiral à la suite (s. BJ VIII, Tl.), 1 Schw Amalie Berta Luise Ulrike Henriette Mathilde (1828–1911, Woldemar v. Pfeil u. Klein-Ellguth, 1815–78);
    Lautenbach b. Neckarsulm 1874 Mary Esther (Marie) (1837 / 38–1914, 1] Friedrich Emil August Prinz v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, seit 1864 Fürst v. Noer, 1800–65), Philanthropin (s. L), T d. David Lee ( v. 1853), aus New York (USA), Kaufm., u. d. Anne Duryce, geb. Phillips;
    kinderlos;
    N Georg (1860–1932), preuß. Gen.lt., Franz (1862–1927), Fideikommißherr auf Waterneverstorff, preuß. Kammerherr u. Major, Mitgl. d. preuß. Herrenhauses.

  • Biographie

    Nach kurzem Schulbesuch in Hannover absolvierte W. seit 1841 die preuß. Kadettenanstalten in Potsdam und Berlin. 1850 trat er als Leutnant in das Berliner Garde-Artillerieregiment ein, besuchte hier gleichzeitig die Artillerie- und Ingenieursschule des Heeres und wurde 1852 zum Artillerieoffizier ernannt. 1858 stieg er zum Adjutant der 1. Artillerie-Inspektion auf, unterrichtete 1860–62 als Privatlehrer Prinz Albert von Sachsen-Altenburg (1843–1902), wurde 1864 zum Hauptmann befördert und trat 1865 als Adjutant in die Dienste des preuß. Generalfeldzeugmeisters Prinz Friedrich Carl (1828–85). In dieser Funktion nahm W. 1866 am Dt. Krieg teil, u. a. an der Schlacht bei Königgrätz, wurde im Juli in den Großen Generalstab berufen und zum Major befördert. 1866 / 67 leitete er mit viel Geschick die Integration des hann. Heeres in die preuß. Armee und diente in der ersten Jahreshälfte 1870 als Militärattaché an der preuß. Botschaft in Paris. Als Angehöriger der 2. Armee kämpfte er 1870 im Rang eines Oberstleutnants im Dt.-Franz. Krieg, u. a. in den Schlachten von Gravelotte, Beaumont und Sedan. In dieser Zeit trat er erstmals in persönlichen Kontakt zu Otto v. Bismarck (1815–98).

    Nach der Niederlage Frankreichs leitete W. kurzzeitig die Militärkommandantur im besetzten Paris und fungierte anschließend als preuß. Geschäftsträger bei der neuen Regierung der franz. Republik. Noch 1871 wurde W. – inzwischen zum Oberst befördert – Kommandeur des 13. Ulanenregiments in Hannover, 1873 dort Leiter des Generalstabs des 10. Armeekorps (Gen.major 1876, Gen. à la suite 1880). W.s entscheidender Karriereschritt folgte 1882, als er auf Drängen Helmuth v. Moltkes (1800–91) zum Generalleutnant befördert und zum preuß. Generalquartiermeister in Berlin (damit auch stellv. Generalstabschef) ernannt wurde. Von Moltke zielbewußt als Nachfolger aufgebaut, übernahm der ehrgeizige W., der Prinz Wilhelm (seit 1888 Ks. Wilhelm II., 1859–1941) 1884 auf einer Reise nach St. Petersburg begleitet hatte, 1888 im Rang eines Generals der Kavallerie den in der Militärführung entscheidenden Posten des Generalstabschefs.

    In Gegenwart von Prinz Wilhelm hatte W. 1887 in seiner Privatwohnung den antisemitischen und antiliberalen Hofprediger Adolf Stoecker (1835–1909) für dessen Berliner Stadtmission und die von ihm begründete christlich-soziale Bewegung werben lassen. Da Stoecker das „Kartell“ der Bismarck im Reichstag unterstützenden Parteien attackierte, sah der Kanzler in dieser „Walderseeversammlung“ einen für die dt. Politik und die eigene Stellung gefährlichen Versuch der Einflußnahme „reaktionärer Kreise“ auf den Prinzen. 1888 wurde W. mehrfach von Bismarck verwarnt, zumal dieser Pläne für einen eventuellen Präventivkrieg gegen Rußland ventiliert und eigenmächtig die Zusammenarbeit zwischen dt. und österr. Generalstab negativ zu beeinflußen begonnen hatte.

    W.s Hoffnungen, Bismarcks Nachfolger zu werden, erfüllten sich nicht. Unter der Kanzlerschaft des politisch gemäßigten Leo v. Caprivi (1831–99) vertieften sich die Gegensätze zwischen dem Kaiser und W., so daß dieser 1891 von seinem Amt zurücktreten mußte.

    W.s Austritt aus der Armee akzeptierte Wilhelm II. jedoch nicht und ernannte ihn im selben Jahr zum Kommandierenden General des IX. Armeekorps in Altona (Gen.oberst 1895), wo sich W. 1892 bei der Bekämpfung der Choleraepidemie Verdienste erwarb. Seit 1888 gehörte er dem Preuß. Staatsrat, seit 1889 auch dem Herrenhaus an, konnte aber keinen politischen Einfluß mehr gewinnen.

    1898–1904 amtierte W. als Generalinspekteur der 3. Armee in Hannover. Weltberühmt wurde er – nun im Rang eines Generalfeldmarschalls – als Oberbefehlshaber eines Armeekorps, bestehend aus russ., brit., US-amerik., japan., ital., österr. und dt. Soldaten, das mit der erfolgreichen Niederschlagung des im Sommer 1900 in Peking ausgebrochenen „Boxeraufstands“ beauftragt wurde. Für die brutale Kriegsführung der Interventionstruppen, von der in zunehmendem Maße auch die chines. Zivilbevölkerung betroffen war, trug W. die Mitverantwortung.

    In seinen letzten Lebensjahren in Hannover widmete sich der streng gläubige W. mit seiner Ehefrau v. a. kirchlichen und karitativen Aktivitäten. Als wohl bekanntester „politischer General“ seiner Zeit und typische Figur der wilhelminischen Epoche war und ist er bis heute umstritten.

  • Auszeichnungen

    |u. a. Kronenorden I. Kl. (1884);
    Gr.kreuz d. Roten Adlerordens I. Kl. mit Schwertern (1889);
    Gr.komtur d. Kgl. Hausordens v. Hohenzollern mit Schwertern (1891);
    Brillanten z. Schwarzen Adlerorden (1900);
    Gr.kreuz d. Württ. u. d. Bayer. Mil.verdienstordens (1902);
    Pour le Mérite mit Eichenlaub (1901);
    Order of the Bath (1901);
    Orden d. Hl. Andreas des Erstberufenen (1901);
    Gr.kreuz d. Piusordens (1903);
    Ehrenbürger v. Altona (1896), Lübeck (1898), Hannover (1900) u. Itzehoe (1902);
    – Dampfschiff S.S. Gf. W. d. Hamburg-Amerika-Linie (1898);
    Gf.-W.-Marsch, Ahrweiler (um 1910);
    W.-Gedenkstein (Berlin-Zehlendorf);
    W.-Str., u. a. in Berlin, Hannover (1904) u. Bremen.

  • Quellen

    |H. O. Meisner (Hg.), Denkwürdigkeiten d. GFM A. Gf. v. W., 3 Bde., 1923 (P); ders. (Hg.), Aus d. Briefwechsel d. GFM A. Gf. v. W., Bd. 1: 1886–1891, 1928 (mehr nicht erschienen); H. Mohs (Hg.), GFM A. Gf. v. W. in seinem mil. Wirken, 2 Bde., 1929; – Nachlaß: Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin.

  • Literatur

    |F. v. Rauch, Mit Gf. W. in China, 1907;
    E. Bethcke, Pol. Generale!, Kreise u. Krisen um Bismarck, 1930;
    W. Fornaschon, Die pol. Anschauungen d. Gf. A. v. W. u. seine Stellungnahme z. dt. Pol., 1935;
    K.-E. Jeismann, Das Problem d. Präventivkrieges im europ. Staatensystem mit bes. Blick auf d. Bismarckzeit, 1957;
    H. Herzfeld, A. Gf. W. u. Fürst Philipp Eulenburg, Zum Problem d. persönl. Regiments, in: ders., Ausgew. Aufss., 1962, S. 71–86;
    K. Canis, A. v. W., Außenpol. u. Präventivkriegsplanung in d. achtziger J., in: G. Seeber (Hg.), Gestalten d. Bismarckzeit, 1978, S. 404–25 (P);
    ders., Bismarck u. W., Die außenpol. Krisenerscheinungen u. d. Verhalten d. Gen.stabes 1882 bis 1890, 1980;
    ders., Von Bismarck z. Weltpol., Dt. Außenpol. 1890 bis 1902, 1999;
    J. C. G. Röhl, Wilhelm II., 2 Bde., 1993 / 2001;
    E. Kolb, Gezähmte Halbgötter?, Bismarck u. d. mil. Führung 1871–1890, in: L. Gall (Hg.), Otto v. Bismarck u. Wilhelm II., 2001, S. 41–60;
    M. Schmid, Der „Eiserne Kanzler“ u. d. Generäle, Dt. Rüstungspol. in d. Ära Bismarck (1871–1890), 2003;
    J. L. Hevia, Krieg als Expedition, Die alliierten Truppen unter A. Gf. v. W., in: M. Leutner u. K. Mühlhahn (Hg.), Kolonialkrieg in China, Die Niederschlagung d. Boxerbewegung 1900–1901, 2007, S. 123–34;
    BJ IX, S. 3–23;
    Priesdorff X, S. 293–306, Nr. 3227;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1979, S. 63 f.;
    Berliner Biogr. Lex.;
    Stadtlex. Hannover;
    Preuß. Diplomaten;
    – zu Mary Esther: A. Katterfeld, Unseres Herrgotts Schatzmeisterin, Ein Lb. d. Gfn. M. E. v. W., 1938;
    R. J. Hutto, The Ks.’s Confidante, M. Lee, the First American-Born Princess, 2017.

  • Porträts

    | W.-Denkmal v. B. Hoetger, 1915 (Hannover, an d. Eilenriede).

  • Autor/in

    Hans-Christof Kraus
  • Zitierweise

    Kraus, Hans-Christof, "Waldersee, Alfred Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 301-303 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138494.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA