Lebensdaten
1807 – 1862
Geburtsort
Kleinheubach (Bayern)
Sterbeort
Kenzingen (Baden)
Beruf/Funktion
Politiker ; Großgrundbesitzer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119393646 | OGND | VIAF: 27880677
Namensvarianten
  • Waldburg-Zeil-Trauchburg, Constantin Maximilian Maria Fürst von
  • Waldburg-Zeil-Trauchburg, Constantin Fürst von (3. Fürst)
  • waldburg-zeil-trauchburg, constantin fürst von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Waldburg-Zeil-Trauchburg, Constantin Fürst von (3. Fürst), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119393646.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Thaddäus II. (1778–1845), 2. Fürst v. W.-Z.-T., Senior d. Ges.hauses W., 1808 württ. Kammerherr u. GR, Landvogt am Oberen Neckar, Präs. d. Jagstkreises Ellwangen u. d. Ständeverslg. 1819, Vizepräs. d. Kammer d. Standesherren 1820 / 21 u. 1823 / 24, Mitgl. d. Kammer bis 1845, vertreten durch Erbgf. Constantin seit 1833 / 35, S d. Maximilian Wunibald (1750–1818), 1803 1. Fürst v. W.-Z.-T. (s. L), u. d. Maria Johanna Josepha Reichsfreiin v. Hornstein-Weiterdingen (1751–97);
    M Christiane Polyxena (1782–1811), T d. Dominikus Constantin Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1762–1814), preuß. Gen.major, bayer. Gen.lt., seit 1789 reg. Fürst, s. Priesdorff III, Nr. 797; NDB 15, Fam. art.), u. d. Leopoldine Prn. zu Hohenlohe-Bartenstein (1761–1807);
    seit 1818 Stief-M Antoinette (1790–1819), T d. Clemens August Frhr. v. d. Wenge-Beck (1740–1818) u. d. Maria Ludovika Freiin v. Eynatten (1748–1803), seit 1820 Theresia (1788–1864), Schw d. Antoinette Freiin v. d. Wenge-Beck (s. o.);
    Om Constantin Ludwig Karl Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1786–1844), bayer. Gen.lt. u. Gen.adjutant am Hof d. bayer. Kg. Ludwig I., Karl Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1783–1849), Standesherr in Baden, Bayern, Hessen u. Württ., Reichsrat d. Krone Bayerns, k. k. Wirkl. Kämmerer u. GFM, bayer. Gen. d. Inf.;
    2 B, 1 Schw Leopoldine (1811–86, Maximilian Gf. v. Arco-Zinneberg, 1811–85, Vorbild f. „Graf Egge“ in L. Ganghofers Roman „Schloß Hubertus“), 3 Halb-B u. a. Georg (1823–66), Jesuit, „Volkskommissionär“ (Volksprediger) (s. L), 2 Halb-Schw u. a. Anna (1821–49, Maximilian Gf. v. Preysing-Lichtenegg-Moos, 1810–81, Reichsrat d. Krone Bayerns, s. NDB 20, Fam.art.);
    Isny 1833 Maximiliane (1813–74), T d. Wilhelm Otto Gf. v. Quadt-Wykradt-Isny (1783–1849) u. d. Maria Anna Gfn. v. Thurn u. Valsassina (1788–1867);
    3 S Wilhelm Franz Maria (1835–1906, 1] Maria Josepha Anna Gfn. v. Waldburg-Wolfegg-Waldsee, 1840–85, 2] Marie Georgine Prn. v. Thurn u. Taxis, 1857–1909), 4. Fürst v. W.-Z.-T., 1862–1906 erbl. Mitgl. u. 1872–99 Präs. d. Kammer d. Standesherren d. Kg. Württ., erbl. Mitgl. d. Kammer d. Reichsräte d. Kg. Bayern, 1871–73 Mitgl. d. RT d. Dt. Reichs, Fraktion Dt. Reichspartei, Constantin Leopold Karl (1839–1905), Gf. v. W.-Z.-T., Zentrumsabg. im RT 1874–87, Mitgl. d. Vorstands d. RTfraktion, Kritiker Bismarcks u. d. Nat.liberalen, Carl Joseph, seit 1885 Gf. v. W.-Z.-Syrgenstein (1841–90, Sophie Gfn. v. W.-Z.-T., 1857–1924, Dichterin, T d. Fürsten Eberhard II. v. W.-Z.-Wurzach), Forsch.reisender, 1879 Mitgl. d. Leopoldina (s. L), 3 T (2 früh †) Anna Maria Desiderata (1844–77, Nikolaus Rudolph Frhr. v. Enzberg);
    E Georg (1867–1918 ⚔), württ. Major, 5. Fürst v. W.-Z.-T.;
    Ur-E Erich August (1899–1953, Verkehrsunfall), 6. Fürst v. W.-Z.-T.;
    Urur-E Georg Konstantin, seit 1953 7. Fürst v. W.-Z.-T. (1928–2015, Marie Gabrielle Prn. v. Bayern, * 1931, Ehrendame d. bayer. Theresienordens, Dame d. St. Elisabethen-Ordens, Ehren- u. Devotionsdame d. souveränen Malteserritterordens, T d. Albrecht Hzg. v. Bayern, 1905–96), Dipl.-Volkswirt, Untern., Ehrensenator d. Univ. Ulm.

  • Biographie

    W. erhielt eine streng konservative Erziehung im Geist der kath. Erneuerungsbewegung. Er wurde vorwiegend von einem fürstl. Hofmeister privat unterrichtet, u. a. in Neutrauchburg, Kempten, Landshut, wo der Theologe Johann Michael Sailer (1751–1832) sein Beichtvater war, und in Freiburg (Br.). 1824–28 studierte W., ohne das Ziel, einen Abschluß zu erlangen, u. a. Philosophie, Rechtswissenschaften und Staatsrecht in Freiburg (Br.) (Mitgl. d. Corps Rhenania), München und Tübingen. 1830–32 unternahm er mehrere Bildungsreisen durch Europa. Einfluß auf seine politischen Ansichten übte sein Onkel Constantin Ludwig Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg aus, der in Bayern zu den „Ultramontanen“ und Parteigängern Österreichs zählte.

    W. vertrat seit 1833 / 35 mehrfach seinen Vater in der Kammer der Standesherren des Kgr. Württemberg und erlangte noch zu dessen Lebzeiten für seine Familie die erbliche und für seine Person die persönliche Reichsratswürde des Kgr. Bayern. Nach dem Tod seines Vaters 1845 wurde er erbliches Mitglied der württ. Kammer der Standesherren sowie der Kammer der Reichsräte des Kgr. Bayern, 1847 Vizepräsident der württ. Kammer während des 13. (ao.) Landtags und Vorsitzender des Ständischen Ausschusses der beiden württ. Kammern, 1861 Senior des Gesamthauses Waldburg und damit Reichserboberhofmeister des Kgr. Württemberg (Kronamt).

    Zeitlebens beklagte W. den durch Säkularisation und Mediatisierung erlittenen Verlust der Reichsunmittelbarkeit und der Reichsstandschaft seines Hauses sowie die Schwächung der kath. Kirche. Obgleich nun Untertanen im neuen Kgr. Württemberg, wo die Waldburger v. a. begütert waren, genossen die Mediatisierten Sonderprivilegien. W. engagierte sich seit 1830 in Zeitschriften- und Zeitungsbeiträgen (Allg. Rel.- u. Kirchenfreund u. Kirchencorrespondent, Hist.-Pol. Bll., Sion) für den Erhalt der Adelsprivilegien, die Unabhängigkeit der kath. Kirche und die Erlaubnis, kath. Presseorgane und Vereine in Württemberg zu gründen. Scharfe Kritik übte er an Bürokratie und Staatskirchensystem in Württemberg. Anfang der 1840er Jahre organisierte er in Kirchenfragen eine standesherrliche Einheitsfront gegen die Regierung sowie 1844 / 45 bei Landtagswahlen eine Adel, kath. Geistliche und oberschwäb. Landbevölkerung umfassende Opposition. In Bayern förderte er um 1840 die Zeitschrift „Fränkischer Courier“ finanziell und veröffentlichte dort Artikel v. a. über die kirchlichen Verhältnisse in Württemberg. In der bayer. Reichsrätekammer unterstützte W. 1846 den kath.-konservativen Kurs von Innenminister Karl Rr. v. Abel (1788–1859). Offen bekannte er sich als „Ultramontaner“. Liberale Ideen und Forderungen verabscheute er prinzipiell, Revolutionen wie in Frankreich hielt er für „Anarchie“.

    Das Revolutionsjahr 1848, die drohende endgültige Ablösung der grundherrschaftlichen Verhältnisse und damit der Verlust der privilegierten Adelsexistenz bewirkten eine spektakuläre Wende W.s. Die zunächst von ihm geplante „gewaltsame Contrerevolution“ gegen die liberale Märzbewegung mit Hilfe eines bewaffneten „antirepublikanischen, conservativen Erhaltungs-Vereins“ fand keine Anhänger. Enttäuscht vom Monarchen (Wilhelm I.) und isoliert von seinen Standesgenossen, setzte er seine Hoffnung auf die nationale Ebene, die Freiheit der kath. Kirche und die Zusammenarbeit mit den Demokraten. Der hochadelige Grundherr agierte 1848 / 49 als Vertreter des oberschwäb. Wahlbezirks Biberach-Leutkirch im Vorparlament und in der Frankfurter Nationalversammlung, wo er fraktionslos konsequent mit den Linken stimmte: für die Abschaffung des Adels, für einen republikanischen Präsidenten und gegen einen regierenden dt. Fürsten als Staatsoberhaupt sowie bei den Debatten um die Kirchenfrage zusammen mit der äußersten Linken für eine vollständige Unabhängigkeit der Religionsgemeinschaften von der Staatsgewalt. 1849 gehörte W. dem Stuttgarter „Rumpfparlament“, 1849 / 50 der verfassungsrevidierenden (ersten) und der verfassungsberatenden (dritten) Landesversammlung des Kgr. Württemberg an. 1850 / 51 wurde er wegen „Beleidigung der Staatsgewalt“ auf der Festung Hohenasperg inhaftiert. Letztlich blieb W. seinen bereits um 1830 gewonnenen Überzeugungen treu, wonach sich die seit 1803 / 06 gegen den Adel gerichtete Politik der Monarchen und ihrer Bürokratien nur durch ein Bündnis des Adels mit dem „Volk“ gegen „die Folgen des Liberalismus“ „curieren“ lasse (unveröff. Tagebuch 1832, Fürstl. W.-Z.’sches Gesamtarchiv Schloß Zeil). Aristokratie, Katholizismus, eine großdt., föderalistische Lösung der nationalen Frage mit Einschluß Gesamt-Österreichs unter habsburg. Herrschaft und die Verwurzelung in der Region Oberschwaben blieben für ihn Basis und Bezugspunkte.

  • Auszeichnungen

    |Décoration d. Ehrenkreuzes d. Johanniter-Ordens (Papst Leo XII., 1828);
    Rr. d. Malteserordens (1830);
    Vorstand d. Eisenbahnver. Allgäu (1839–43);
    Ehrenpräs. d. Inst. d’Afrique (Paris 1853).

  • Werke

    |Meine Grundsätze, 1850;
    Qu Fürstl. W.-Z.’sches Gesamtarchiv Schloß Zeil, Leutkirch, Abt. Neues Zeiler Archiv (NZA);
    Bayer. Staatsbibl., München, Hss.abt.;
    HStA Stuttgart, Bestand E;
    StA|Ludwigsburg, Bestand E, Verhh. d. Kammer d. Standesherren d. Kgr. Württ. 1830–56 / 61, Der Beobachter, Ein Volksbl. aus Württ., Jgg. 1845, 1848–51.

  • Literatur

    |H. Gollwitzer, Die Standesherren, Die pol. u. gesellschaftl. Stellung d. Mediatisierten 1815–1918, ²1964, S. 196–201;
    W.-S. Kircher, Adel, Kirche u. Pol. in Württ., Kirchl. Bewegung, kath. Standesherren u. Demokratie 1830–1851, in: Göppinger Akad. Btrr., Nr. 79, 1973, v. a. S. 68–303;
    ders., Ein fstl. Revolutionär aus d. Allgäu, C. v. W.-Z.-T. 1807–1862, 1980;
    A. Dornheim, Adel in d. bürgerl.-industrialisierten Ges., Eine soz.wiss.-hist. Fallstud. über d. Fam. W.-Z., 1993, S. 166–78;
    B. Löffler, Die Bayer. Kammer d. Reichsräte 1848 bis 1918, 1996;
    M. Habicht, Oberschwäb. Adel 1848 / 49, „Leben u. Grundbesitz zu retten“, in: Haus d. Gesch. Baden-Württ. (Hg.), Ohne Gerechtigkeit keine Freiheit, Rev. 1848 / 49 Oberschwaben, Ausst.kat. 1999, 1999, S. 92–107 (P);
    W.-S. Kircher, Fürst C. v. W.-Z., „…Im gemeinsamen Interesse d. Oberlandes“, ebd., S. 108–21;
    R. Beck, „… als unschuldiges Staatsopfer hingeschlachtet …“, Die Mediatisierung d. Hauses W., in: Adel im Wandel, Oberschwaben v. d. frühen Neuzeit bis z. Gegenwart, hg. v. M. Hengerer u. E. L. Kuhn, 2006, Bd. 1, S. 265–86 (P);
    W.-S. Kircher, „Kath. vor allem?“, Das Haus W. u. d. kath. Kirche vom 19. ins 20. Jh., ebd., S. 287–308 (P);
    Biogr. Hdb. württ. LT.;
    zu Maximilian Wunibald: W. Mößle, Fürst M. W. v. W.-Z.-T., 1750–1818, Geist u. Pol. d. oberschwäb. Adels an d. Wende v. 18. z. 19. Jh., 1968;
    – zu Carl Joseph Gf. v. W.-Z.-Syrgenstein: ADB 40;
    Pogg. III;
    Henze, Entdecker;
    Forsch.reisen d. Gf. Karl v. W.-Z. n. Spitzbergen u. Sibirien 1870, 1876, 1881, zus.gestellt u. hg. v. F. G. Brustgi, 1987;
    – zu Georg Gf. v. W.-Z.: J. Mundwiler SJ, G. v. W.-Z., Volkskommissionär d. 19. Jh., 1906.

  • Porträts

    |2 Ölgem. Erbgf. C. v. W.-Z.-T. v. F. S. Stirnbrand, 1838, u. Fürst C. v. W.-Z.-T. mit d. Reichsvfg., v. K. F. Göser, 1851 (Fürstl. W.-Z.’sche Kunstslgg. Schloß Zeil), Abb. in: Adel im Wandel (s. L), S. 292 u. 284;
    Lith. Fürst C. v. W.-Z. als Abg. d. Frankfurter Paulskirche v. V. Schertle n. e. Photogr. v. H. Biow, 1849 (Kr.archiv Ravensburg), Abb. in: Ohne Gerechtigkeit keine Freiheit (s. L), S. 109.

  • Autor/in

    Walter-Siegfried Kircher
  • Zitierweise

    Kircher, Walter-Siegfried, "Waldburg-Zeil-Trauchburg, Constantin Fürst von" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 287-289 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119393646.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA