Lebensdaten
1887 – 1963
Geburtsort
Neuburg/Donau
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Archäologe
Konfession
lutherisch
Namensvarianten
  • Wagner, Karl Heinrich
  • Wagner, Friedrich
  • Wagner, Karl Heinrich
  • mehr

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Zitierweise

Wagner, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138221.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1855–1932), Dr., Reallehrer an d. Landwirtsch.schule Nürnberg, o. Prof. an d. Ak. f. Landwirtsch. Weihenstephan, S d. Karl (1821–1903), aus Feuchtwangen, Staatsgutsinsp. in Triesdorf b. Ansbach, Schulvorstand, u. d. Margarete Hübner (1831–93), aus Weidenbach (Mittelfranken);
    M Auguste (* 1862), T d. Heinrich Walther (1823–1901), aus Bayreuth, Stadtpfarrer in N., u. d. Emma Scherer (1827–95);
    1925 Martha, T d. Ludwig Wagner (1867–1937), aus Triesdorf, Bankbeamter in M., u. d. Karoline Kaufmann (* 1876, kath., später ev.), aus M.;
    Gvv d. Ehefrau Karl (s. o.).

  • Biographie

    W. verbrachte seine Kindheit teilweise in Nürnberg, wo er 1893–97 die Volksschule und 1897 / 98 das Neue Gymnasium besuchte. In Freising, wohin die Familie umgezogen war, legte er 1906 am humanistischen Gymnasium das Abitur ab. Hier weckte der Gymnasiallehrer Joseph Wenzl (1858–1923), Mitglied des Historischen Vereins Freising, W.s Interesse an der heimischen Vor- und Frühgeschichte. 1906 begann er sein Studium der Klassischen Philologie und Archäologie in München, 1908–10 verbrachte er drei Semester in Berlin. 1912 absolvierte er ein Praktikum an der Anthropologisch-Prähistorischen Sammlung des Staates in München. 1913 / 14 war er Volontärassistent und verwaltete die zugehörige Bibliothek. Seine 1915 in München abgeschlossene Promotion in Klassischer Archäologie betreute Paul Wolters (1858–1936), Nebenfächer waren Alte Geschichte, Anthropologie und Vorgeschichte. Nach seinem Kriegsdienst war er 1917 Assistent an der Röm.-German. Kommission in Frankfurt/M. bei Friedrich Koepp (1860–1944). 1918 holte Wolters W. als Assistent an das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke in München. 1922 wechselte er an die inzwischen formal von der Anthropologischen Staatssammlung abgetrennte Prähistorische Staatssammlung (1925 Konservator). 1927 erhielt er den Titel eines Professors und lehrte ab 1932 als Honorarprofessor für Vor- und Frühgeschichte an der Univ. München. Als Nachfolger von Ferdinand Birkner (1868–1944) übernahm W. 1934 die Direktionsgeschäfte des Museums und wurde 1935 zu dessen Direktor ernannt. Er machte die seit 1927 geschlossene Staatssammlung, die auf von Johannes Ranke (1836–1916) gesammelte anthropologische und prähistorische Objekte zurückging, erneut der Öffentlichkeit zugänglich und baute sie u. a. durch Übernahme vorgeschichtlicher Sammlungsbestände aus anderen bayer. Museen kontinuierlich aus. Trotz widriger Umstände gelang es W., die wiss. Qualität der Sammlung systematisch auszubauen und über den Krieg zu retten, so daß sie zu ihrer jetzigen europaweiten Bedeutung gelangte.

    Im Wintersemester 1940 / 41 hatte W. eine Gastprofessur in Gent. Während des 2. Weltkriegs vertrat er den ab 1942 im Kriegsdienst stehenden Lehrstuhlinhaber für Vor- und Frühgeschichte Hans Zeiß (1895–1944). Aufgrund seiner Mitgliedschaft in der NSDAP (Eintritt 1. 5. 1933) enthob die US-amerik. Militärregierung W. von Sept. 1945 bis Aug. 1949 seines Amtes als Direktor. Auch verlor er seinen Sitz in der Kommission für bayer. Landesgeschichte und seine Venia legendi (Wiederaufnahme 1949 bzw. 1950). In dieser Zeit war er im Bayer. Landesamt für Denkmalpflege als sog. „gewöhnlicher Arbeiter“ tätig. Da er mitunter den Münchener Konservator für Bodendenkmalpflege Paul Reinecke (1872–1958) vertreten hatte, war ihm dessen Aufgabenbereich vertraut. 1948 als Mitläufer eingestuft, konnte W. die Leitung der Staatssammlung wieder übernehmen, zunächst als Angestellter, 1949–53 erneut als deren Direktor. Nach seiner Pensionierung hielt er weiterhin Vorlesungen und widmete sich den Beständen der Staatssammlung sowie der Arbeit in Kommissionen und Gremien.

    W.s größte Verdienste für die Archäologie liegen in seiner archivarischen, bibliographischen und redaktionellen Arbeit sowie in der anschaulichen Vermittlung röm. sowie vor- und frühgeschichtlicher Themen u. a. durch diverse Sonderausstellungen wie „Aus Münchens Vorzeit“ (1927) und „Aus Bayerns Vorzeit“ (1948). Sein bekanntestes Werk „Die Römer in Bayern“ (¹⁺³1924, ⁴1928) war bis Anfang der 70er Jahre das einzige wiss. Überblickswerk zu diesem Thema. 1923 / 26–60 war W. Schriftleiter der „Bayer. Vorgeschichtsblätter“ (1921–30 „Bayer. Vorgeschichtsfreund“), die sich unter seiner Leitung ab 1930 / 31 zu einer führenden Fachzeitschrift für die Vor- und Frühgeschichte Bayerns entwickelten.

  • Auszeichnungen

    |Schriftführer d. Fachgruppe f. d. Vor- u. Frühgesch. Bayerns b. d. Münchner Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch. (1917);
    korr. Mitgl. d. DAI (1923);
    Mitgl. d. Komm. f. bayer. Landesgesch. b. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1923, ao. 1931, o. 1937–45 u. wieder seit 1949) u. d. Komm. f. d. archäol. Erforsch. d. spätröm. Raetien b. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1958);
    Beirat im Ausschuß d. Verbandes Bayer. Gesch. u. Urgesch.vereine (1949);
    Gr. BVK (1956);
    Bayer. Verdienstorden (1959);
    FS: Aus Bayerns Frühzeit, F. W. z. 75. Geb.tag, hg. v. J. Werner, 1962.

  • Werke

    Weitere W Die Aigis in d. griech. Kunst, Diss. München 1915, gedr. Auszug 1922;
    Denkmäler u. Fundstätten d. Vorzeit Münchens u. seiner Umgebung, 1958;
    Bibliogr. d. bayer. Vor- u. Frühgesch. 1884–1959, 1964;
    W-Verz.: H. Ritter, in: Bayer. Vorgesch.bll. 22, 1957, S. XI-XVIII (P).

  • Literatur

    |Ber. d. Archäol. Inst. über d. Rechnungsj. 1922 u. 1923, in: Jb. d. DAI 38 / 39, 1923 / 24 (1925), S. I–III;
    W. Krämer, in: Schönere Heimat 42, 1953, H. 3 / 4, S. 112–14 (P);
    O. Kunkel, in: Bayer. Vorgesch.bll. 22, 1957, S. VII–XVIII (P);
    H.-J. Kellner, ebd. 28, 1963, S. 1 f.;
    J. Werner, in: ZBLG 28, 1965, S. 929 f.;
    H. Dannheimer, 90 J. Prähist. Staatsslg. München, Aus d. Gesch. d. Mus. u. seiner Vorläufer, ebd. 40, 1975, S. 1–33 (P);
    ders., Die Vor- u. Frühgesch. im Rahmen d. Komm. f. bayer. Landesgesch., in: Im Dienst der bayer. Gesch., 70 J. Komm. f. bayer. Landesgesch., 50 J. Inst. f. Bayer. Gesch., hg. v. W. Volkert u. W. Ziegler, ²1999, S. 105–25;
    Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1958, S. 81 u. 118 f.;
    G. Simon, Vorgeschichtler-Dossiers, Univ. Tübingen 2006, S. 60 (im Internet);
    B. Schäfer, 100 J. Verband d. bayer. Gesch.vereine 1906–2006, in: Mitt. d. Verbandes bayer. Gesch.vereine, 2009, Nr. 24, S. 30–159;
    C. Rohde, 150 J. Bayer. Bodendenkmalpflege, in: Ber. d. Bayer. Bodendenkmalpflege 55, 2014 (2015), S. 27–151, bes. S. 79–82, 97–111 u. 132 ff. (Qu, L, P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1961;
    J. Filip, in: Enzyklopäd. Hdb. z. Ur- u. Frühgesch. Europas II, 1969, S. 1613;
    Qu Bayer. HStA (Personalakte);
    Archäol. Staatsslg. München (Personalakte);
    Bayer. Landesamt f. Denkmalpflege (Personalakte).

  • Autor/in

    Claudia Rohde
  • Zitierweise

    Rohde, Claudia, "Wagner, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 231-232 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138221.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA