Lebensdaten
1835 – 1918
Geburtsort
Warmbronn bei Leonberg
Sterbeort
Warmbronn bei Leonberg
Beruf/Funktion
Lyriker ; Erzähler ; Essayist
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wagner, Christian Friedrich
  • Wagner, Christian
  • Wagner, Christian Friedrich

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Zitierweise

Wagner, Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138213.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus schwäb. Handwerker- u. Bauernfam.;
    V Gottlieb (1797–1866), Schreiner, Bauer in W., S d. Johannes (1763–1834), Ger.verwandter in W., u. d. Maria Agnes Rexer (1763–1849);
    M Friederike (1804–67), T d. Georg Albrecht Weeber (1778–1831), Lehrer in Nußdorf, u. d. Dorothea Hering (1783–1818);
    1) Warmbronn 1865 Anna Maria (1839–70) aus W., T d. Christian Glatzle (1800–52), Weber, u. d. Margarethe Barbara Kühnle (1801–71), 2) Magstadt 1871 Christiane (Nane) Catharina (1846–92, Cousine), aus Magstadt, Hausangest., seit 1878 Hebamme, T d. Georg Kienle ( 1889), u. d. Luise Wagner;
    4 K aus 1) (alle früh †), 1 S aus 2) Christian (1872–1949, Anna Schuler, 1875–1920), Setzer, Drucker in Ebingen, später in Stuttgart, 3 T aus 2) Amalie Friederike (1874–1952, Heinrich Kühnle, 1870–1909 Freitod, Schreiner, Haftstrafen wegen Wilderei), Pauline (1879–1966, Christian Seid, 1876–1961, Drucker), Luise Christiane (1887–1950, Albert Pfenninger, 1885–1925, Sekundarlehrer in Hinwil b. Zürich), Hausangest., u. a. 1908 b. Hermann Hesse.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule in Warmbronn und der Konfirmation 1849 nahm W. eine Lehrerausbildung an der Präparandenanstalt in Esslingen auf, die er 1850 aus finanziellen Gründen wieder abbrach. Neben seiner Tätigkeit als Bauer eignete er sich autodidaktisch literarische und kulturgeschichtliche Kenntnisse an. Beeinflußt durch Wilhelm Hauffs (1802–27) „Lichtenstein“ (3 Bde., 1826), verfaßte er um 1860 den historischen Roman „Schloß Glemseck“ (als Forts.roman, in: Neues Unterhaltungsbl., Belletrist. Beil. z. Glems-Filder-Boten, 1877). W.s Beruf und literarische Bildung machten ihn empfänglich für die Wahrnehmung von Naturphänomenen jeder Art als Ausdrucksformen des Lebendigen. In „Märchenerzähler, Bramine und Seher“ (1885) entwickelte er die Programmatik der „Rechtsanerkennung und möglichsten Schonung alles Lebendigen“ (Katechismus Neuer Glaube, 1894), die für jedes Lebewesen gelte und die Idee der Wiederverkörperung einschließe.

    W. trat in seinen Gedichten und Essays für Natur- und Tierschutz, für den Verzicht auf Chemie und Fallen in der Landwirtschaft und für Vegetarismus ein und lehnte die Vivisektion ab. Sozialpolitisch engagierte er sich für Minderheitenschutz und Pazifismus (Briefwechsel mit d. Ehepaar v. Suttner). W. prägte den Begriff „Freitod“ (1885) – ein gleichnamiges Gedicht erschien 1897 – und begründete das sanktionsfreie Recht darauf als Teil selbstbestimmten Lebens. Seine Italienreisen 1896, 1904 und 1911 fanden ihren|Niederschlag in „Italien in Gesängen“ (1912). Seit 1887 erhielt W., der zeitlebens in Warmbronn wohnte, Ehrengaben der Schillerstiftung in Stuttgart und Weimar (Unterstützung durch Paul Heyse) und seit 1901 eine jährliche Pension des württ. Königshauses.

    W. war kein „Bauerndichter“, wie zeitgenössische Kritiken oft abwertend behaupteten, sondern ein Dichter der Moderne mit der Vision eines einheitlichen „Friedensreichs“ für Natur und Menschen. Ein Teil seines Werks, darunter autobiographische Aufzeichnungen und Dramen, blieben zu seinen Lebzeiten ebenso unveröffentlicht wie seine umfangreiche Korrespondenz u. a. mit Vertretern der Lebensreformbewegung und Mitgliedern des Friedrichshagener Kreises sowie mit Hermann Hesse, Gustav Landauer, Ludwig Derleth, Fritz Mauthner und Bruno Wille, die ihn als authentische, singuläre Verkörperung ihrer Reformperspektiven anerkannten. Auch in jüngerer Zeit haben Autoren wie Albrecht Goes, Theodor Heuss, Peter Handke, Peter Härtling, Hermann Lenz, Wulf Kirsten und Werner Dürrson W.s Schaffen gewürdigt. Seit 1972 widmet sich die C.-W.-Gesellschaft u. a. durch Editionen, die Erhaltung seines Hauses als Museum und die Verleihung des W.-Literaturpreises (zweijährig seit 1992) W.s Gedenken.

  • Auszeichnungen

    |Ehrenmitgl. d. Dt. Lehrerver. f. Naturkde. (1897), d. Justinus-Kerner-Ver. (1912), d. Ges. z. Förderung d. Tierschutzes u. verwandter Bestrebungen (1913), u. d. Monistenbunds (1914);
    korr. Mitgl. d. Schwäb. Schillerver. (1909);
    Ehrengabe d. Frauenbunds z. Ehrung rheinländ. Dichter (1912 durch Vermittlung Hesses);
    Ehrenbürger v. Warmbronn (1915);
    – C.-W.-Haus mit Dauerausst. (seit 1983), W.-Brunnen v. F. Otto (seit 1995) u. C.-W.-Pfad (seit 2003), alles Warmbronn.

  • Werke

    Weitere W Märchenerzähler, Bramine u. Seher, 1885, seit ²1887 u. d. T. „Sonntagsgänge I“, Neuausg. hg. v. H. Hepfer u. A. Wieck, Mit e. Nachwort v. A. Kuhn, 2016, Forts.: „Sonntagsgänge II“, 1887, III, 1890;
    Weihegeschenke, 1893;
    Neue Dichtungen, 1897;
    Späte Garben, 1909 (Nachdr. beider W in 1 Bd., 1981, P);
    Aus d. Heimat, Ein Schwaben-Buch, 1913, Neuausg. hg. v. H. Hepfer, 2010;
    Gedichte, hg. v. H. Hesse, 1913, Neuausg. mit e. Nachwort v. P. Handke, 1980;
    Eigenbrötler, Kl. Geschichten aus meiner Jugendzeit, 1915, Neuausg. 1976, ⁴2005 (P);
    Aus meinem Leben, hg. v. H. Hepfer, 1985, ²1992, auch in: Keicher (s. u.), Bd. 2, vollst. in: Kuhn, Ein Stück Ewigkeitsleben (s. u.);
    Schauspiele (Abimelech, Des Teufels Großmutter), hg. v. H. Hepfer, 1998;
    Blühender Kirschbaum, Gedichte, hg. v. J. Schweier, 2002;
    Schaffe selbst dir e. Rosenhag, Gedichte, Zum 175. Geb.tag, hg. v. H. Hepfer, 2010;
    1887, Häuser in Warmbronn, Mat. f. e. Erz.chron., hg. v. B. Dücker, 2012;
    W-Ausgg.: U. Keicher (Hg.), Eine Welt v. e. Namenlosen, 2 Bde., 2003 (P);
    Schonung alles Lebendigen, Schrr. aus d. Alltag 1901–1915, hg. v. A. Kuhn, 2014;
    Ein Stück Ewigkeitsleben, Ein Lesebuch, e. Werkausw., hg. v. dems., eingel. v. B. Dücker, 2015;
    Briefwechsel: C. W., Hermann Hesse, Ein Briefwechsel, 1909– 1915, hg. v. F. Pfäfflin, 1977;
    Doch Wort u. Tat muss zus.stimmen, C. W., Magnus Schwantje, Ein Briefwechsel 1902–1917, hg. v. H. Hepfer u. J. Schweier, 2002;
    U. W. Weiser, Der Autor u. sein Biogr., C. W., Richard Weltrich, Ein Briefwechsel (1886–1912), 2011;
    G. Kurz u. E. Dambacher (Hg.), C. W. u. Tony Schumacher, Briefwechsel 1893–1915, Mit e. Vorw. v. F. Pfäfflin, 2015;
    Bibliogr.: U. Keicher, C. W. Bibliogr. d. Buchveröff. 1885–2002, in: Eine Welt v. e. Namenlosen, Bd. 1 (s. o.), S. 254–65;
    Nachlaß: Archive d. C.-W.-Ges. u. d. Fam. Wagner, Warmbronn;
    DLA Marbach.

  • Literatur

    |R. Weltrich, C. W., d. Bauer u. Dichter zu Warmbronn, Eine ästhet.-krit. u. soz.eth. Stud., 1898 (P);
    E. Seillière, C. W., Der Bauernpoet aus Schwaben [1901], hg. v. H. Hepfer, übers. v. U. Pfau, 1990;
    Der Vegetarier, Bund f. Lebenserneuerung e. V., Themenh. C. W., Nr. 1, Jan. 1976;
    Es gibt Sonnen genug, Geb.buch f. C. W., hg. v. H. Hepfer u. a., 1985;
    I. Baumgartner, The Making of a Poet, C. W.’s Sonntagsgänge, in: Michigan Academician XXI, 1989, S. 75–86;
    B. Dücker, „Doch Wort u. Tat muss zus.stimmen“, Kulturtransfer u. Ritualisierung d. Authentischen in d. Lit. zu Beginn d. 20. Jh. am Bsp. C. W.s, in: G. Kokorz u. H. Mitterbauer (Hg.), Übergänge u. Verflechtungen, Kulturelle Transfers in Europa, 2004, S. 329–59;
    ders., Zur Gesch. d. C.-W.-Preises, in: Warmbronner Schrr. 15, hg. v. H. Hepfer, 2005, S. 42–67;
    ders. u. H. Hepfer (Hg.), Wiederentdeckung e. Autors, C. W. in d. lit. Moderne um 1900, 2008 (P);
    ders., „Wes Erbe bin ich?“, C. W., Dichter d. Moderne, in: Ein Stück Ewigkeitsleben (s. W), S. 9–67 (P);
    ders., Zw. „Nothtod“ u. „Freitod“ (C. W.), Narrative selbst bestimmten Sterbens in dt.sprachigen Texten d. 20. u. 21. Jh., in: Iablis, Jb. f. europ. Prozesse 14, 2015 (Internet);
    ders., Blühende Kirschbäume, Zur Kulturgesch. d. Kirsche, in: ders. (Hg.), Machen, Erhalten, Verwalten, Aspekte e. performativen Lit.gesch., 2016, S. 172–85;
    ders. (Hg.), C. W., Btrr. zu Leben u. Werk, 2017;
    H. Hepfer, u. A. Schreiber, Das C.-W.-Haus u. d. Schule, in: B. Dücker u. Th. Schmidt (Hg.), Lernort Lit.-Mus., Btrr. z. kulturellen Bildung, 2011, S. 154–63;
    A. Kuhn, „Blumenrache“, Eine Hommage C. W.s an Ferdinand Freiligrath, 2016;
    Killy¹⁺²;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Dok.film: N. Beilharz, Das verlorene Paradies, Portrait C. W., 1985;
    zur Fam.: E. Wider, Ahnenliste d. Dichters C. W., Überarb. Fassung v. April 2000, 2000.

  • Porträts

    |Ölgem. v. E. Weisser, 1895, danach Lith., Abb. in: Weltrich, C. W., (s. L);
    Ölgem. v. F. Herwig, 1915, u. Büsten (Eichenholz) v. J. Maihöfer, 1915 (alles C.-W.-Haus, Warmbronn);
    Büste v. H. Bürger, 1919 (Friedhof Warmbronn, Grabstein);
    zahlr. Photogrr. (Mus. Warmbronn u. Nachlaß).

  • Autor/in

    Burckhard Dücker
  • Zitierweise

    Dücker, Burckhard, "Wagner, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 227-228 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138213.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA