Lebensdaten
erwähnt 17. – 20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Buchdrucker ; Verleger
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Wagner

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Zitierweise

Wagner, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138147.html [28.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Über die Jugend des Verlagsgründers Michael (um 1610–69) lassen sich keine gesicherten Aussagen treffen. Er dürfte aber in seiner Geburtsstadt Augsburg oder deren Umgebung ausgebildet worden sein. Spätestens 1639 kam er nach Innsbruck, wo er im Juni dieses Jahres die Buchdruckerwitwe Maria Gäch (1605–41) heiratete, deren Mann erst einen Monat zuvor gestorben war. Durch diese Ehe zur Offizin von Hans Gäch ( 1639) gelangt, erhielt Michael bereits im Okt. 1639 im Namen der Ehzgn. Claudia de’ Medici (1604–48) die Konzession für das Buchdruckgewerbe. Kurz darauf folgte der erste Druck, eine Perioche mit dem Titel „TRAGOEDIA. Oder Trawriger Außgang des H. SIGISMUNDI Königs in Burgund unnd seines Sohnes SIGERICI“. Rasch stellten sich Erfolg und Aufträge ein, sein Druckwerk reichte von öffentlichen Auftragsarbeiten und kirchlichen Drucken bis zu zahlreichen Kleindrucken, auch eine Zeitung gab er heraus, von der allerdings kein Beleg erhalten geblieben ist. Überregionale Bedeutung erlangte Michael durch die Notendrucke, die er im Auftrag des opernbegeisterten Ehzg. Ferdinand Karl (1628–62) anfertigte. 1648 erhielt W. das Innsbrucker Bürgerrecht, 1650 wurde ihm ein Familienwappen verliehen, Anfang 1669 wurde er zum Hofbuchdrucker ernannt.

    Die Nachfolge trat sein Sohn Jakob Christoph (1649–1702), aus zweiter Ehe mit Maria Barbisch (* 1613), an. Dieser blieb – mit Ausnahme des Notendrucks – der breiten Ausrichtung des Verlages treu. Es gelang ihm, seine Familie im Innsbrucker Bürgertum zu verankern, war in zweiter Ehe mit einer Tochter des Stadtapothekers verheiratet und bekleidete mehrere offizielle Ämter. Da sein Nachfolger Michael Anton (1696–1766) bei seinem Tod noch minderjährig war, übernahm seine Witwe Maria Elisabeth geb. Winkler (1670–1705) für sieben Jahre die Druckerei. Michael Anton lenkte für ein halbes Jahrhundert die Geschicke der Offizin, so lange wie niemand vor oder nach ihm. 1723 wurde ihm der Titel Universitätsbuchdrucker verliehen. Genau wie sein Vater war auch er in der Stadtgemeinde tätig, u. a. als Amtsbürgermeister. Weniger die Innsbrucker Buchdrucker traten nun als Konkurrenten hervor, vielmehr waren es Joseph Wolff aus Augsburg, tätig ab 1746, und später Johann Thomas v. Trattner (1717–98) aus Wien. Mit Trattner mußte sich allerdings erst sein Sohn und Nachfolger Johann Nepomuk Joseph Anton (1724–80) auseinandersetzen. Dessen verlegerisches Programm war bereits nicht mehr so breit angelegt wie das seiner Vorgänger, neu hinzu kamen allerdings Schulbücher und zahlreiche Drucke von Jesuitenschauspielen. Johann Nepomuk war deutlich weniger in der Öffentlichkeit aktiv wie seine Vorfahren. Auch sein zweiter Sohn und Nachfolger Michael Alois Pelegrinus (1764–1802) konnte die wirtschaftlich zunehmend schwierige Situation nicht meistern, mit dem Innsbrucker Buchdrucker Felician Rauch (1767–1832) erwuchs ihm vielmehr ein großer Konkurrent.

    Nach dem frühen kinderlosen Tod von Michael Alois wurde der Verlag von seinem Schwager Casimir Schumacher (1766–1824) übernommen und unter dem bisherigen Namen weitergeführt. Schumacher stammte aus Freiburg (Br.) und war der erste Eigentümer der Firma, der selbst nicht mehr als Drucker arbeitete. 1807–09 fungierte er als Bürgermeister in Innsbruck. Er erweiterte das breite Verlagsangebot um den Druck des „Boten für Tirol“, was die finanzielle Lage der Firma wieder sehr verbesserte. Überregional äußerst erfolgreich wurde der Verlag unter Casimirs Sohn Johann Nepomuk Schumacher (1806–52) mit der Gründung einer Schriftgießerei, dem Ausbau der Buchhandlung und der Einführung technischer Errungenschaften im Zeitungsdruck, etwa der Anschaffung der ersten Druckerschnellpresse in Österreich. Sein Sohn Anton Schumacher v. Marienfrid (1836–1918, österr. Adel 1898, s. NDB 23) baute diese Stellung noch aus, u. a. gründete er Buchhandlungsfilialen in Bregenz, Brixen und Feldkirch und verlegte die „Innsbrucker Nachrichten“, die wichtigste Tiroler Zeitung des 19. Jh. Als Wissenschaftsverlag mit einem Schwerpunkt auf Geisteswissenschaften expandierte „Wagner“ und konnte seine Position ausbauen und festigen. Anton Schumacher war wie keiner seiner Vorgänger in Politik und Wirtschaft seiner Heimatstadt präsent, stand zahlreichen Institutionen vor und fungierte 1877–86 als Vizebürgermeister. Noch zu Lebzeiten (1898) übergab er das Unternehmen seinem Sohn Eckart Schumacher (1867–1927). Dessen große, hauptsächlich technische Investitionen wurden durch den 1. Weltkrieg zunichte gemacht. Er hinterließ jedoch ein umfangreiches Druckwerk, das durch hohe Qualität besticht. Da kein Nachfolger in Sicht war, beschloß er 1916, Verlag und Druckerei an die Firma Kiesel in Salzburg zu verkaufen, die Buchhandlung blieb bis 2006 in Familienbesitz. 1921 wurde der Verlag von Friedrich Grebmer-Wolfsthurn (* 1888), Günther v. Grothe (* 1886) und Alfred Wieser (* 1891) gekauft, ab 1925 wurde er nur mehr von Grothe geführt und blieb seiner wissenschaftlichen Ausrichtung treu, allerdings wurden nur mehr regionale Themen ins Programm aufgenommen. 1935 löste Josef Rubner (1898–1966) Grothe als Direktor des Verlages ab, Eigentümer wurde die kath. Kinderfreunde-Anstalt, später Tiroler Graphik. 1976 übernahm die Druckerei Grasl aus Bad Vöslau von der Tiroler Graphik die Geschicke des Verlages, 2010 wurde das Unternehmen schließlich von dem Innsbrucker Verleger Markus Hatzer (* 1966) gekauft und fungiert nun als eigener Verlag innerhalb der Studienverlagsgruppe. Christoph W. Bauer (* 1968) hat in seiner Erzählung „Der Buchdrucker der Medici“ (2009) dem Verleger Michael Wagner und seinem Verlag ein literarisches Denkmal gesetzt.

  • Literatur

    |H. W. Lang, Die Buchdrucker d. 15. bis 17. Jh. in Österr., 1972;
    A. Durstmüller, 500 J. Druck in Österr., Die Entwicklungsgesch. d. graph. Gewerbe v. d. Anfängen bis z. Gegenwart, 2 Bde., 1985–88;
    F.-H. Hye, 350 J. W.’sche Univ.buchhandlung in Innsbruck, in: Tiroler Heimat 53, 1989, S. 165–73;
    W. Meighörner u. R. Sila (Hg.), Druckfrisch, Der Innsbrucker W.-Verlag u. d. Buchdruck in Tirol, 2014 (mit Btrr. v. H. Rabanser, F. Gratl, C. Ampferer, V. Feicher u. R. Sila);
    H. Rabanser, Die Lit.- u. Qu.lage z. „Puechdruckerey“ in Nordtirol, in: R. Sila, Der frühe Buchdruck in d. Region, Neue Kommunikationswege in Tirol u. seinen Nachbarländern, 2016, S. 71–142;
    Reske, Buchdrucker.

  • Porträts

    P Wappenbrief d. Fam. W., 1650, u. Siegel v. Michael Anton W., 1. Hälfte 18. Jh. (beide Fam.archiv Winkler, Innsbruck);
    Lith. v. Johann Nepomuk Schumacher, um 1840;
    Porträtphotogr. v. Anton Schumacher, um 1870 (beide Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck).

  • Autor/in

    Roland Sila
  • Zitierweise

    Sila, Roland, "Wagner" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 203-205 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138147.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA