Lebensdaten
1908 – 2004
Geburtsort
Schönebeck/ Elbe
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Geologe ; Paläontologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Voigt, Hans Adolf Ehrhard
  • Voigt, Ehrhard
  • Voigt, Hans Adolf Ehrhard

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Zitierweise

Voigt, Ehrhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137293.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1863–1932), Chemiker, zuletzt in Dessau, S d. Heinrich (s. Gen. 1);
    M Mira Stadelmann (1860–1932);
    Ov Heinrich (s. 1);
    1947 Ellinor (1911–2005), T d. Hans Bucerius (1881–1914 ⚔) u. d. Else Klingt (1884–1916);
    3 K;
    Schwägerin Irmgard Bucerius (1907–2006), Büroleiterin e. Anwaltskanzlei in B., 1952 Leiterin d. „Prn. Kira v. Preussen-Stiftung“, BVK (1985), Stauffer-Medaille d. Landes Baden-Württ. (1997).

  • Biographie

    Schon als Schüler des Friedrichsgymnasiums in Dessau interessierte sich V. für Fossilien und unternahm Sammelexkursionen im heimatlichen Raum Anhalt und dem Harzvorland. Noch vor Aufnahme seines Studiums verfaßte er eine 150seitige Monographie über Bryozoen, deren Erforschung er sich lebenslang widmete. Seine internationale und einzigartige Sammlung von Kreidebryozoen, die heute im Senckenberg-Museum lagert, ist Zeugnis dieser Tätigkeit.

    Nach dem Abitur 1924 studierte V. bis 1928 an den Universitäten Halle/ Saale, München und Greifswald Geologie und Paläontologie. 1929 kehrte er mit dem Direktor des Greifswalder Instituts, Johannes Weigelt (1890–1948), nach Halle zurück und wurde dort mit einer Arbeit über „Die Lithogenese der Flach- und Tiefwassersedimente des jüngeren Oberkreidemeeres“ (Jb. d. Halleschen Verbandes z. Erforsch. d. mitteldt. Bodenschätze u. ihrer Verwertung NF 8, 1929, S. 1–16) zum Dr. sc. nat. promoviert. Anschließend als apl. Assistent in Halle tätig, leitete V. 1930–34 die Ausgrabungen im Geiseltal. Forschungsergebnisse zu vielen der einzigartigen Fossilien, v. a. Wirbeltiere, veröffentlichte er in mehr als 20 Publikationen. 1934 habilitierte sich V. mit einer monographischen Bearbeitung der Fische aus der mitteleozänen Geiseltal-Braunkohle. Die Entwicklung der Lackfilmmethode durch V., mit deren Hilfe er fossil erhaltenes Weichkörpermaterial bis hin zu intakten Blutzellen nachweisen konnte, war ein Meilenstein in der Paläontologie. Ursprünglich für die Bergung und Konservierung schwer präparierbarer Vertebratenfunde entwickelt, findet dieses Verfahren mittlerweile weltweit bei der Sicherung und Untersuchung geologischer, bodenkundlicher und|archäologischer Profile Anwendung. 1939 erhielt V. den Ruf auf eine Professur für Geologie und Paläontologie an die Univ. Hamburg, verbunden mit dem Amt des Direktors des Geologischen Staatsinstituts (1940 ao. Prof., 1942 o. Prof., 1970 em.). Seit 1939 diente er als Geologe in der Wehrmacht (1933 Mitgl. d. NSDAP u. SA). Nach der Rückkehr 1946 aus russ. Kriegsgefangenschaft baute V. das zerstörte Institut wieder auf und sorgte 1960 für den Umzug in einen von ihm geplanten Neubau.

    V. vertrat sein Fach in voller Breite; von seiner äußerst vielseitigen Forschung zeugen mehr als 250 z. T. sehr umfangreiche wissenschaftliche Beiträge. Neben seinem Schwerpunkt Bryozoen maß V. der Geschiebeforschung große Bedeutung bei und beschrieb viele Fossilien aus Geschieben. Auch gab er aus dem Nachlaß von Kurt Hucke (1882–1963) ein bereits 1948 verfaßtes Manuskript zur Geschiebeforschung in revidierter und erheblich erweiterter Form und unter Hinzufügung aller Illustrationen als „Einführung in die Geschiebeforschung“ (1967) heraus; es ist noch heute das Standardwerk für diese Forschungsrichtung. Als ehemaliges Mitglied der Gesellschaft für Geschiebeforschung, die nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr in Erscheinung trat und somit als aufgelöst galt, gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der von Roger Schallreuter (1937–2013) als Nachfolgeorganisation 1984 ins Leben gerufenen Gesellschaft für Geschiebekunde (GfG), die ihn 1985 zu ihrem Ehrenmitglied ernannte.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Leopoldina (1939);
    Stille-Medaille d. Dt. Geol. Ges. (1960);
    Dr. h. c. (Bordeaux 1961);
    o. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen (1966), d. Dän. Ak. d. Wiss. in Kopenhagen (1972), d. Ac. Mediterranea della Scienza in Catania (1982) u. d. Royal Physiographic Soc. of Lund (1984);
    Joachim Jungius-Medaille (1988).

  • Werke

    Weitere W Btrr. z. Kenntnis d. Bryozoenfauna d. subherzynen Kreidemulde, in: Paläontol. Zs. 6, 1924, S. 93–173;
    Die Fische aus d. mitteleozänen Braunkohle d. Geiseltales mit bes. Berücksichtigung d. erhaltenen Weichteile, in: Leopoldina NF 2, 1934, S. 21–146;
    Die Lackfilmmethode, ihre Bedeutung u. Anwendung in d. Paläontol., Sedimentpetrogr. u. Bodenkde., in: Zs. d. Dt. Geol. Ges. 88, 1936, S. 272–92;
    Über Randtröge v. Schollenrändern u. ihre Bedeutung im Gebiet d. Mitteleurop. Senke u. angrenzender Gebiete, ebd. 114, 1963, S. 378–418;
    Fossil Red Blood Corpuscles Found in a Lizard from the Middle Eocene Lignite of the Geiseltal near Halle, in: Research and Progress 5, 1939, S. 53–56;
    Frühdiagenet. Deformationen d. turonen Plänerkalke b. Halle/ Westf. als Folge e. Großgleitung unter bes. Berücksichtigung d. Phacoid-Problems, in: Mitt. d. Geol. Staatsinst. z. Hamburg 31, 1962, S. 146–275;
    Orbitoideenführendes Kieselgestein als norddt. Geschiebe aus d. Umgebung v. Hamburg (Obermaastrichtien, Obere Kreide), in: Geol. Jb. 80, 1963, S. 495–511;
    Homöomorphien b. fossilen cyclostomen Bryozoen, dargest. am Bsp. d. Gattung Spiropora Lamouroux, 1821, in: Mitt. d. Geol.-Paläontol. Inst. d. Univ. Hamburg 39, 1970, S. 7–96 (mit F. Flor);
    Heteromorphy in Cretaceous Bryozoa, in: Bryozoa 1974, Proceedings of the 3rd Conference, 1975, S. 77–95;
    Wann haben sich d. Feuersteine d. oberen Kreide gebildet?, in: Nachrr. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen, II. Math.-Physikal. Kl., 1979, S. 75–127;
    Zur Biogeogr. d. europ. Oberkreidebryozoenfaunen, in: Zitteliana 10, 1983, S. 317–47;
    Btr. z. Bryozoenfauna d. sächs. Cenomaniums, Revision v. A. E. Reuss‘ „Die Bryozoen d. unteren Quaders“ in H. B. Geinitz‘ „Das Elbthalgebirge in Sachsen“, 1872, I. Cheilostomata, in: Abhh. d. Staatl. Mus. f. Mineral. u. Geol. Dresden 36, 1989, S. 8–87 u. S. 189–208.

  • Literatur

    |G. Hillmer, Der Forscher u. Lehrer E. V., in: Mitt. aus d. Geol.-Paläontol. Inst. d. Univ. Hamburg 44, 1975, S. XI–XXII (W-Verz., P);
    ders., ebd. 90, 2006, S. 1–6 (P);
    ders., in: CFS, Courier Forsch.inst. Senckenberg 257, 2006, S. 1–6 (P);
    ders., in: Paläontol. Zs. 80, 2006, H. 1, S. 1–11 (W-Verz., P);
    U. M. Troppenz u. R. Schallreuter, Ernennung v. Prof. Dr. E. V. z. Ehrenmitgl. d. GfG, in: Geschiebekde. aktuell 1, 1985, H. 4, S. 56 f. (P);
    R. Schallreuter, E. V. u. d. Geschiebeforsch., ebd., H. 3, S. 33 u. 35–40 (P);
    ders., ebd. 21, 2005, H. 1, S. 2–4 (P);
    K.-H. Eiserhardt, E. V. z. 90. Geb.tag, ebd. 11, 1995, H. 3, S. 95 f. (W-Verz., P);
    A. O. Ludwig, M. Reich u. ders., 65 J. Dt. Archiv f. Geschiebeforsch. (DAG) in Greifswald, ebd. 17, 2001, H. 2 / 3, S. 33 f. u. 39–62;
    E. Seibold, Die Zeit, Gedanken e. Geologen, E. V. z. 95. Geb., vorgetr. in d. Sitzung v. 20. Okt. 2000, in: Berr. aus d. Sitzungen d. Joachim Jungius-Ges. d. Wiss. e. V. 19, 2001;
    J. Scholz u. a., in: Natur u. Mus. 135, 2005, H. 1 / 2, S. 44 f.;
    A. K. Guha, Prof. Dr. E. V., The Legendary Palaeontologist, in: Journ. of the Palaeontological Soc. of India Golden Jubilee 50, 2005, H. 2, S. 183–85;
    O. Kraus, in: Verhh. d. Naturwiss. Ver. in Hamburg NF 41, 2006, S. 362–69 (W-Verz., P);
    Wi. 1955;
    Pogg. VII a;
    Qu Archiv d. Univ. Halle.

  • Autor/in

    Ingelore Hinz-Schallreuter
  • Zitierweise

    Hinz-Schallreuter, Ingelore, "Voigt, Ehrhard" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 63-64 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137293.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA