Lebensdaten
1857 – 1937
Geburtsort
Scheuder (Anhalt)
Sterbeort
Kassel-Wilhelmshöhe
Beruf/Funktion
Elektrotechniker ; Unternehmer
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Voigt, Heinrich Julius Ferdinand
  • Voigt, Heinrich
  • Voigt, Heinrich Julius Ferdinand

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Zitierweise

Voigt, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137285.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1822–1917), 1853 Rektor in Gröbzig, 1856 Pfarrer in Sch., 1860–96 in Sandersleben (Anhalt), S d. Heinrich Samuel Ludwig (1777–1856), aus Gloine (Anhalt), Kaufm., Fabr. in Nedlitz, u. d. Christiane Henr(iette) Schumann (1792–1865), aus Zeppernick (Anhalt);
    M Agnes (1827–63), T d. Karl Ernst Richter (1788–1862), 1819 Dir. d. Töchterschule in Dessau, 1830 Pastor in Eichholz, 1839–62 in Gröbzig, u. d. Henriette Albertine Köhler;
    Ur-Gvm Karl Gottlieb Richter, Kammerschreiber in Zerbst, Friedrich Köhler, Reg.rat in Dessau;
    B Adolf (1863–1932), Chemiker;
    Bertha Wesche (1853– 1912), aus Braunschweig;
    1 S Heinz Jacob August (1885–1958), Dr.-Ing., Bauing., Prof. f. Wärmetechnik an d. TH Darmstadt;
    N Ehrhard (s. 2).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Dessau und einem praktischen Jahr seit Herbst 1874 bei „Baentsch & Behrens, Eisengießerei und Maschinenfabrik Ludwigshütte“ bei Sandersleben studierte V. 1875–79 an der Polytechnischen Schule Braunschweig. Anschließend arbeitete er in der Maschinenfabrik der Gebr. Sachsenberg in Roßlau, ging bald als Konstrukteur zur „Nähmaschinenfabrik Johs. Wertheim“ Frankfurt/M. und wechselte 1882 als Betriebsingenieur zur Fa. „E. Hartmann & Co“ nach Würzburg, die 1879 als Werkstatt für optische Apparate, mechanische und geodätische Instrumente gegründet worden war.

    V. besuchte physikalische Lehrveranstaltungen Friedrich Kohlrauschs (1840–1910) an der Univ. Würzburg, um vom Maschinenbau zur Elektrotechnik zu wechseln. Als „E. Hartmann & Co“ 1884 – durch Aufnahme des Teilhabers Wunibald Braun (1839–1912) unter „Hartmann & Braun“ firmierend – seinen Sitz von Würzburg nach Bockenheim bei Frankfurt/M. verlegte, ging V. mit, verließ es aber bald wegen Unstimmigkeiten mit Braun. 1885 eröffnete er mit dem Ingenieur und Investor Jakob Staudt in Frankfurt/M. die Fa.Staudt & Voigt“, die sich rasch zur führenden Spezialfabrik für Installationsmaterial und Schalter entwickelte. Sie lieferte elektrische Schalter verschiedener Leistungsklassen, Sicherungen, Lampenfassungen, Anlasser u. a. – später auch für Sonderbereiche wie Bergbau und Schiffe – und baute komplette Schaltwarten. Dabei profitierte sie vom Aufschwung der jungen Elektrotechnik. In den Anfangsjahren widmete sich V. der Konstruktion von Installationsmaterial. So entwickelte er 1886 das Grundprinzip des Kippschalters und ließ sich 1889 einen Dreh-Lichtschalter patentieren (DRP 49.362). Er verbesserte den Edison-Sicherungsstöpsel und entwickelte die Einschraubsicherung mit Verwechselungsschutz (DRP 52.266, 1889). V. setzte sich für den Einsatz von nicht entflammbaren Isolierstoffen ein und konstruierte einen neuartigen Widerstand, bei dem eine dünne Edelmetallschicht auf einem Isolierkörper aufgebracht wurde (DRP 85.262, 1895, US-Patent 617.375, 1899). Zur Patentverwertung gründete das Unternehmen 1895 die „Chemisch-elektrische Fabrik Prometheus“; diese älteste dt. Spezialfabrik für Elektrowärmegeräte wurde für ihre|Koch- und Heizgeräte bekannt. Aus ähnlichen Gründen beteiligte es sich an der „Elektrophotographischen Gesellschaft Jupiter“ sowie an der „Isolatorenfabrik Pulvolit“. Anstelle des erkrankten Staudt übernahm mit Jakob Adolf Haeffner (1862–1947) ein ausgebildeter Volkswirt 1891 die Leitung des Unternehmens, das nun unter „Voigt & Haeffner“ firmierte und 1900 in eine AG umgewandelt wurde. 1906 zog sich V. – nach eigenem Bekunden aus gesundheitlichen Gründen – aus dem Vorstand zurück und trat in den Aufsichtsrat ein. Seit der Gründung des „Verbands dt. Elektrotechniker“ 1893 gehörte er der Normalienkommission an. V. prägte als bedeutender Unternehmer die junge elektrotechnische Industrie mit und unterstützte stark die Standardisierungsbemühungen in den 1890er Jahren.

    Nach seinem Ausscheiden aus der Firma ließ sich V. eine Sternwarte bei seiner Villa in Kassel-Wilhelmshöhe bauen, wo er astronomische Beobachtungen durchführte. Er engagierte sich für die Verbreitung und Anerkennung der seit dem Erscheinen 1913 von der Fachwelt abgelehnten, aber populären „Welteislehre“ des österr. Ingenieurs Hanns Hörbiger (1860–1931), wonach die meisten Körper im Weltall aus Eis bestünden.

  • Auszeichnungen

    |Dr.-Ing. E. h. (TH Braunschweig 1911);
    Vors. (1921 / 22) u. Ehrenmitgl. d. Elektrotechn. Ges. zu Frankfurt/M. (1931).

  • Werke

    |Kochen u. Heizen mittels d. elektr. Stromes, e. Stud. über d. wichtigsten jetzt existierenden elektr. Koch- u. Heizapparate u. deren Anwendung, 1899;
    Die Entwicklung d. elektrotechn. Ind. in Frankfurt a. M., in: Elektrotechn. Zs. 43, 1922, S. 1227–30;
    Eis, e. Weltenbaustoff, gemeinfaßl. Einf. in Ph. Fauths Hörbigers Glacialkosmogonie (Welteislehre), 1920, ²1922, ³1928;
    Die Welteislehre u. ich, kosmotechn. Erlebnis e. Ing., o. J. [1923];
    Die Fa. V. u. Haeffner, Das Werden e. Ing. u. e. Untern. z. Frühzeit d. Elektrotechnik, in: Btrr. z. Gesch. d. Technik u. Ind. 13, 1923, S. 30–60;
    Nachdenkl. u. Heiteres aus d. ersten J.zehnten d. Elektrotechnik, 1925;
    Die Welteislehre u. Wiss., Einf. u. Abwehr, 1930.

  • Literatur

    |Ein Besuch in d. Fabr. v. Staudt & V., Bockenheim, in: Elektrotechn. Zs. 11, 1890, S. 511 f.;
    25-j. Geschäftsjub. d. V. & Haeffner A.-G., ebd. 32, 1911, S. 499;
    P. O. Schneider, ebd. 58, 1937, S. 546 f. (P);
    V. & Haeffner AG, Frankfurt a. M. 1886–1911, o. J. [1911];
    H. W. Behm, H. V., Ein Pionier d. Welteislehre, in: Der Schlüssel z. Weltgeschehen, 1927, H. 11, S. 365–68;
    Dr. ing. Heinrich Voigt 75 J., ebd., 1932, H. 8 / 9, S. 288;
    Todesanzeige, in: Zs. f. Welteislehre, 1937, H. 3, S. 8850;
    J. V. & Haeffner, Frankfurt/M., 1941;
    Voigt & Haeffner AG, Frankfurt a. M., in: Die westdt. Wirtsch. u. ihre führenden Männer, Leseb. d. dt. Ind., Bd. [1] Land Hessen, o. J. [1952], S. 125–28;
    Das tätige Frankfurt im Wirtsch.leben dreier Jhh. (1648–1955), zugleich e. Hdb. d. Altfrankfurter Firmen, hg. v. F. Lerner, 1955, S. 324–27;
    Wi.;
    Wenzel;
    Lex. Elektrotechniker;
    zur Fam.: H. Graf, Anhalt. Pfarrerbuch, 1996;
    Qu Archiv d. TU Braunschweig;
    Inst. f. Stadtgesch. Frankfurt/M.

  • Porträts

    |Photogr. im Bes. d. NDB-Redaktion.

  • Autor/in

    Frank Dittmann
  • Zitierweise

    Dittmann, Frank, "Voigt, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 62-63 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137285.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA