Lebensdaten
1890 – 1948
Geburtsort
Reppen (Provinz Brandenburg)
Sterbeort
Klein-Gerau bei Mainz
Beruf/Funktion
Geologe ; Paläontologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weigelt, Theodor Otto Gustav Johannes
  • Weigelt, Johannes
  • Weigelt, Theodor Otto Gustav Johannes

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Zitierweise

Weigelt, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137297.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1853–1908), Amtsger.rat in Halle/ Saale, S d. Gustav (1820–86), aus Naumburg/ Saale, u. d.|Friederike Voretzsch (* 1820), aus Altenburg;
    M Amande Mönch (* 1861), aus Leipzig;
    Scharbeutz (Ostholstein) 1920 Anna (1893–1979), T d. Josua Rogge (1863–1939), Oberstlt., u. d. Elsbeth (Else) Margarethe Volkmann (1866–1915);
    2 S Hildebrand (1922–2010), Diederich (* 1923), 1 T Barbara (* 1921);
    Schwager Helmuth Rogge (1891–1976, Inga Bürkner, 1905–82, Dr. med., zuletzt in Bad Godesberg), Oberreg.rat, Schriftst., Archivar (s. Wi. 1973; Kulturlex. Drittes Reich).

  • Biographie

    Nach dem Besuch von Gymnasien in Halle/ Saale und Blankenburg bestand W. 1909 das Abitur. Anschließend studierte er Geologie, Paläontologie, Geographie und Naturwissenschaften in Halle. 1911 / 12 war er Assistent am Geographischen Seminar bei Otto Schlüter (1871–1959), seit 1913 Assistent unter Johannes Walther (1860–1937) am Geologisch-Paläontologischen Institut. Mit einer stratigraphischen Arbeit über den Oberharzer Kulm wurde W. 1914 in Halle zum Dr. phil. promoviert; das Promotionsverfahren wurde kriegsbedingt erst 1917 abgeschlossen. 1918 habilitierte sich W. mit einer geologisch-vorgeschichtlichen Arbeit (Unters. e. altsteinzeitl. Werkstätte) für Geologie und Paläontologie und war als Sammlungsassistent tätig (ao. Prof. 1924). Er beteiligte sich 1921–24 an Schürfarbeiten auf mitteldt. Eisenerze. Anschließend leitete W. bis Anfang 1926 geophysikalische Feldarbeiten zwischen Mississippi und der mexikan. Golfküste. 1926 folgten Lagerstättenuntersuchungen und die Bearbeitung von Bauxit in Ungarn, Rumänien und Italien sowie eingehende Studien der Sammlungen in Paris. 1926 / 27 übernahm W. die Vertretung des geologischen Lehrstuhls in Greifswald, 1928 erfolgte die Berufung nach Greifswald als Nachfolger Otto Jaekels (1863–1929) sowie als Direktor des dortigen Geologischen Instituts und der Landessammlungen von Pommern. 1929 ging er als Nachfolger Walthers nach Halle; einen Ruf nach Hamburg lehnte W. 1930 ab. 1934 richtete er in Halle das Geiseltalmuseum (Mus. f. mitteldt. Erdgesch.) ein.

    W. war seit dem 1. 5. 1933 Mitglied der NSDAP, SA Reserve II sowie 1936–44 Dekan und Rektor der Univ. Halle-Wittenberg. 1945 wurde er zum Gaudozentenführer ernannt und war als geologischer Berater der „Reichswerke Hermann Göring“ tätig. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde W. mit einer Reihe von Wissenschaftlern in die US-amerik. Besatzungszone gebracht (Abderhalden-Transport) und in Abwesenheit von der Universität entlassen. In Hessen gegen eine Verwaltungsgebühr entnazifiziert, erhielt er jedoch keine Anstellung mehr.

    W.s Arbeiten betrafen die Stratigraphie, Tektonik, Lagerstätten, Hydrologie sowie die Paläontologie der Wirbellosen, Wirbeltiere und Pflanzen. In der Geiseltalkohle, in der sein Lehrer Walther erstmals 1926 mit Grabungen begonnen hatte, fand W. seit 1929 sein ergiebigstes Arbeitsfeld. Dort erzielte er mit der Ausgrabung von Wirbeltieren seine bedeutendsten wissenschaftlichen und organisatorischen Leistungen. Fast die Hälfte seiner 153 Publikationen war der Thematik und den Ergebnissen dieser Grabungen in den 1930er und 1940er Jahren gewidmet. Die biostratonomische Fragestellung ließ W. mit neuen Gesichtspunkten an die Grabungen herangehen. So kam beispielsweise die quantitative Ausgrabung zur Anwendung, d. h. die Fundstellen der Wirbeltiere, Leichenfelder wie Trichter, wurden vermessen und der Fundinhalt in seiner Lagebeziehung in Kartendarstellungen festgehalten. Mit derartigen Arbeiten klärte er viele Fragen des Lebensraums, der Ursachen des Sterbens der Wirbeltiere, Art und Ursache der Einbettung sowie Erhaltung fossiler Reste. In den wissenschaftlichen Schriften finden sich keine politisch bzw. ideologisch relevanten Äußerungen zum Kontext der NS-Wissenschaft. Das gilt auch für den Beitrag im Heberer Sammelwerk (Die Evolution der Organismen, 1943) über die „Paläontologie als stammesgeschichtliche Urkundenforschung“. Zudem war W. häufig als geologischer Gutachter in Fragen des Erdöls, Wassers und Erzes sowie bei Bergschäden tätig.

    W. gilt als Begründer der Biostratonomie, die die Vorgänge vom Absterben der Lebewesen bis zu deren Einbettung im Sediment untersucht und auswertet. Erste derartige Erfahrungen und Beobachtungen hatte er 1924 an der Golfküste in Texas sowie bei seinen späteren Untersuchungen der norddt. Erdöllagerstätten gewonnen. Geologische Dynamik und Paläobiologie profitierten gleicherweise davon.

  • Auszeichnungen

    |E. K. 2. Kl. (1915);
    Mitgl. d. Leopoldina (1926, Vizepräs. 1931–42);
    Cothenius-Medaille d. Leopoldina (1934);
    Ehrenmitgl. d. Sächs.-Thür. Naturwiss. Ver. (1936);
    Ratsherr d. Stadt Halle (1936);
    korr. Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. (1936) u. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1941);
    Ehrenpräs. d. Halleschen Wiss. Ges. (1938);
    Kriegsverdienstkreuz 2. Kl. (1942), später 1. Kl., Rr.kreuz z. Kriegsverdienstkreuz (1945).

  • Werke

    |Angew. Geol. u. Paläontol. d. Flachseegesteine u. d. Erzlager v. Salzgitter, 1923;
    Rezente Wirbeltierleichen u. ihre paläobiol. Bedeutung, 1927, engl. 1989;
    Die Pflanzenreste d. mitteldt. Kupferschiefers u. ihre Einschaltung ins Sediment, e. palökol. Stud., 1928;
    Die Wirbeltierfundstellen im Geiseltal, 1931;
    Die Biostratonomie d. Geiseltalgrabungen in|d. J. 1937 / 38, 1939;
    Die alttertiären Säugtiere Mitteldtld. n. d. Hallenser Grabungen im Geiseltal u. b. Walbeck, 1942;
    Die Arctocyoniden v. Walbeck, Paläozäne Säugetiere Dtld., 1960 (postum).

  • Literatur

    |R. Hunger, in: Mitt. d. Dt. Ak. d. Naturforscher Leopoldina, R. 3, Jg. 4 / 5, 1958 / 59, S. 217–35 (W-Verz., P);
    U. Hoßfeld, Staatsbiol., Rassenkde. u. Moderne Synthese in Dtld. während d. NS-Zeit, in: Verhh. z. Gesch. u. Theorie d. Biol. 4, 2000, S. 249–305;
    H.-J. Rupieper (Hg.), Btrr. z. Gesch. d. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg 1502–2002, 2002;
    H. Eberle, Die Martin-Luther-Univ. in d. Zeit d. NS 1933–1945, 2002;
    M. Hellmund, Smithers Lake in Texas, J. W.s Aktuo-Feldlabor f. d. eozäne Geiseltalforsch., in: Hallesches Jb. f. Geowiss. 26, 2004, S. 135–38;
    Pogg. VI–VII a;
    Biogr. Lex. NS-Wiss.pol.

  • Porträts

    |Photogr. (Archiv d. Univ. Halle-Wittenberg).

  • Autor/in

    Uwe Hoßfeld
  • Zitierweise

    Hoßfeld, Uwe, "Weigelt, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 598-600 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137297.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA