Lebensdaten
1902 – 1976
Geburtsort
Bad Gottschalkowitz (Goczałkowice-Zdrój, Oberschlesien)
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Jurist ; Staatsrechtler
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wacke, Gerhard Gustav Theodor
  • Wacke, Gerhard
  • Wacke, Gerhard Gustav Theodor

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Zitierweise

Wacke, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137075.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus niederschles., ursprüngl. sächs. Fam.;
    V Paul (1872–1945), Oberzollinsp., S d. August Theodor (1838–98), Bäckermeister, Stadtverordnetenvorsteher in Dt.-Wartenberg (Oberschlesien), u. d. Johanna Auguste Wahle (1840–86);
    M Wanda Rau (1878–1969);
    Breslau 1934 Dorothea (1913–2002), Kindergärtnerin, T d. Adolf Fleischer (* 1876), Volksschullehrer in Breslau, u. d. Hedwig Marie Olga Hübner (1889–1957);
    2 S Andreas (* 1936, Ursula Plarre, Pharm.), Dr. iur., 1973–2001 Prof. f. Röm. Recht, Bürgerl. Recht u. Zivilprozeßrecht in Köln (s, Kürschner, Gel.-Kal. 1976–2016; L), Olaf (* 1942), 1 T Ellen Juliane Friederike (1938–2003);
    E Wolfram (* 1966), Dr. med., Arzt in Berlin, Jan (* 1969), Dr. iur., Staatsanwalt in Mannheim;
    Vorfahre Christoph Wa(c)ke (1596–1649), aus Naumburg, Dr. iur., Prof. in Wittenberg, 1645 Rektor (s. Zedler).

  • Biographie

    W. besuchte seit 1910 Schulen in Breslau und bestand dort 1921 am Gymnasium zum Hl. Geist die Abiturprüfung; darauf folgte eine zweijährige Ausbildung in der Reichszollverwaltung. Seit 1923 studierte er in Breslau, zunächst Wasserbau an der TH, seit 1924 Rechtswissenschaften an der Universität. Während des Studiums nahm der durch den „Wandervogel“ geprägte W. teil an den freiwilligen Arbeitseinsätzen (Arbeitslager) von Eugen Rosenstock-Huessy (1888–1973). Nach dem Referendarexamen 1927 wurde er im selben Jahr bei Hans Helfritz (1877–1958) in Breslau über „Die Rechtsstellung der kommunalen Dauerangestellten“ (1929) zum Dr. iur. promoviert. Während des anschließenden preuß. Gerichtsreferendariats (Assessor 1931) verfaßte er eine Monographie zum „Dienstrecht der Behördenangestellten“ (1933), die im Wintersemester 1932 / 33 an der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Univ. Breslau als Habilitationsschrift angenommen wurde. Die Lehrbefugnis wurde zunächst nicht erteilt, da W., seit 1933 NSDAP-Mitglied, 1930 einen Wahlaufruf für die „Deutsche Staatspartei“ unterzeichnet hatte. 1933–39 war er in der höheren Beamtenlaufbahn der Reichsfinanzverwaltung tätig (1934 Reg.rat); dabei traten Differenzen mit der Finanzpolitik von Staatssekretär Fritz Reinhardt (1895–1969) zutage, der im Gegensatz zu W. Steuererhöhungen befürwortete. 1939 zum Privatdozenten ernannt, wurde W. nach einer Lehrstuhlvertretung 1941 ao. Professor für Staats-, Verwaltungs-, Völker- und Finanzrecht in Jena. Er war Beiträger der „Aktion Ritterbusch“. 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und war als Gefreiter u. a. in der dt. Militärverwaltung in Brüssel (hier neben Martin Drath, 1902–76) eingesetzt.

    Nach der Vertreibung der Familie aus Breslau war der als politisch unbelastet geltende W. in Jena seit 1946 Verwaltungsrechtsrat am Thür. OVG; in der Tagespresse vertrat er die Rechtsauffassung vom Fortbestand des Dt. Reichs und kritisierte Boden- und Justizreform sowie die Kirchenpolitik der SBZ. Mit dem Präsidenten des OVG Jena, Hellmuth Loening (1891–1978), plädierte er für eine unabhängige Verwaltungsgerichtsbarkeit in Thüringen. Nach dem Berufsverbot in der SBZ/ DDR 1949 erfolgte seine Flucht aus Jena nach Alzenau (Unterfranken).

    Seit 1950 in der Finanzverwaltung des Landes Hessen (Finanzamt Marburg) tätig, wurde W. 1952 Oberverwaltungsgerichtsrat am OVG Münster. Daneben nahm er Lehraufträge in Würzburg (1949), Marburg (1951 Hon.prof.) und Münster (1953 Hon.prof.) wahr. 1955 erhielt er als Nachfolger von Friedrich Schack (1886–1978) ein persönliches Ordinariat an der Univ. Hamburg, das wenig später in einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere Finanz- und Steuerrecht umgewandelt wurde. Bis zu seiner Emeritierung 1972 war W. Gründer und Direktor des Seminars für Finanz- und Steuerrecht.

    Der gemäßigt-konservative W. gehörte zu den wichtigen Vertretern des öffentlichen Rechts in der Bundesrepublik und wirkte an einer Schnittstelle von Universität und Praxis; sein wissenschaftliches Werk war „geprägt von praktisch erfahrener Nähe zu den Realitäten der öffentlichen Verwaltung“ (Hans-Peter Ipsen). Seit der 6. Auflage 1952 führte er das Lehrbuch „Preußisches Polizeirecht“ von Bill Drews (1870–1938) unter dem Titel „Allgemeines Polizeirecht“ fort (Drews-Wacke, ⁸1975). Im Abgabenrecht wirkte er über zahlreiche Gutachten; seine Monographie „Das Finanzwesen der Bundesrepublik“ (1950) wurde zu einem Standardwerk. Über seine Schüler, darunter die Steuerrechtler Klaus Vogel (1930–2007) und Klaus Tipke (* 1925), ist W., auf den, auch über zahlreiche Gutachten für die Finanzverwaltungen, die verfassungsrechtliche Festlegung des Steuersystems zurückgeht, bis in die unmittelbare Gegenwart von Einfluß.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Vereinigung Dt. Staatsrechtslehrer (1950).

  • Werke

    |Steuerrecht u. Rechtsneubau, 1936;
    Öff. Dienstrecht, 1939;
    Erhöhung d. Ges.steuer?, in: Finanzarchiv 1939, S. 316–39;
    Beamtenrecht u. öff. Dienstrecht, 1941;
    Rechtsgutachten über d. Hamburg. Spielautomatensteuer, 1956;
    Staatsrechtl. Prüfung d. Zusatzsteuer, 1957;
    Grundlagen d. öff. Dienstrechts, 1957;
    Friedrich Giese u. Hans Helfritz z. Gedenken, in: AöR 1958, S. 121–31;
    Um e. Friedensvertrag f. Dtld., in: FS Rudolf Laun, 1962, S. 438–47;
    Die Beweislast d. Fam.untern. in Steuersachen, 1966;
    Dorf-Policey-Ordnung u. Instruction f. d. Dorf-Scholzen f. d. Herzogthum Schlesien u. d. Gfsch. Glatz v. 1. May 1804, 1971 (Hg. mit Erll.);
    W-Verz. in: K. Vogel u. K. Tipke (Hg.), Vfg., Verw., Finanzen, FS f. G. W. z. 70. Geb.tag, 1972, S. 411–30.

  • Quellen

    |Nachlaß: Fam.besitz; Einzelne Korr. im Univ.archiv Gießen (Nachlaß Herbert Krüger); Univ.archiv München (Nachlaß Heinrich Mitteis); Staatsbibl. Berlin; StA Hamburg.

  • Literatur

    |K. Vogel, G. W. z. 70. Geb.tag, in: AöR 1972, S. 418 f.;
    ders., in: NJW 1976, S. 612;
    Andreas Wacke, G. W., Vita et opus, in: K. Vogel u. K. Tipke (Hg.), Vfg., Verw., Finanzen, FS f. G.W. z. 70. Geb. tag, 1972, S. 1–9 (P);
    T. Oppermann, in: Jur.ztg.| 1976, S. 793;
    H.-P. Ipsen, Jur. Hamburgensien, in: Aus d. Hamburger Rechtsleben, 1979, S. 249–90;
    ders., Erinnerungen an elf Hamburger Staatsrechtslehrer, in: FS Werner Thieme, 1993, S. 1063–81;
    T. Heil, Die Verw.ger.barkeit in Thüringen 1945–1952, 1996, S. 214;
    M. Stolleis, Gesch. d. öff. Rechts in Dtld., Bd. III, 1999, S. 263 u. 278, Bd. IV, 2011, S. 55, 61 u. 70;
    J. Opitz, Die Rechts- u. Wirtsch.wiss. Fak. d. Univ. Jena u. ihr Lehrkörper im „Dritten Reich“, in: Kämpfer. Wiss., Studien z. Univ. Jena im NS, 2003, S. 471–518;
    M. Otto, Von d. Eigenkirche z. Volkseigenen Betrieb, 2008, S. 289 f.;
    D. Bastian, Westdt. Polizeirecht unter alliierter Besatzung (1945–1955), 2010, S. 77, 130, 232, 239 u. 258;
    T. Ditt, „Stoßtruppfak. Breslau“, 2011, S. 124 u. 237;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1940 / 41, Sp. 1287 f., ebd. 1961–70;
    Wi. 1935–76;
    Cat. professorum academiae Marburgensis II, 1979, S. 146.

  • Autor/in

    Martin Otto
  • Zitierweise

    Otto, Martin, "Wacke, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 162-164 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137075.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA