Lebensdaten
1902 – 1989
Geburtsort
Pröttlin (West-Prignitz)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; geistlicher Dichter ; Komponist
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Vogel, Heinrich Rudolf Gottfried
  • Vogel, Heinrich
  • Vogel, Heinrich Rudolf Gottfried

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Zitierweise

Vogel, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137031.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus märk. Pfarrerfam.;
    V Franz Ferdinand (1869–1953), Pfarrer in P., Neuenburg u. 1912 an d. Sophienkirche in B., S d. Rudolf Soya, später V. (1836–92), aus Memel, Böttcher in Driesen (Neumark), u. d. Mathilde Zimmer (1848–1936), aus Driesen;
    M Hedwig Kühne (1870–1948), aus Halberstadt;
    Osterburg (?) 1928 Irmgard Vogel (1902–80);
    3 S Konrad (* 1931), Sup. in Luckau, Martin (* 1938), Dr. med., Prof. f. Allg. Pathol. u. Pathol. Anatomie an d. FU u. HU Berlin, Traugott (* 1946), prakt. Arzt in B. (s. W, L), 4 T Ilse Kohler (* 1930), Brigitte (1934–2008), Maria (* 1935), Oberstud.rätin in Hannover, Christa (1943–2005), Dr. phil., Dramaturgin, Fernsehred., Slawistin, Übers. in B. u. Omsk.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Grauen Kloster in Berlin studierte V. 1920–24 hier und in Jena ev. Theologie. 1927 in St. Matthäus, Berlin, ordiniert, wirkte er anschließend als Hilfsprediger, dann als berufener Pfarrer in Oderberg, seit 1932 in Dobbrikow bei Berlin. Von 1933 an war er als Mitglied der Reichs-, der preuß. General- und der brandenburg. Provinzialsynode ein wegweisender Theologe der Bekennenden Kirche. 1935 wurde V. ohne Promotion und Habilitation auf die luth.-systematische Dozentur der neu gegründeten „illegalen“ Kirchlichen Hochschule der Bekennenden Kirche in Berlin berufen und leitete diese von 1937 bis zur Schließung durch das NS-Regime 1941. V. war von zahlreichen Repressalien betroffen, saß mehrfach in Gestapohaft und erhielt 1941 öffentliches Redeverbot. Von Mai bis Dez. 1941 inhaftiert, wurde er 1942 zur Wehrmacht eingezogen und im Dienstgrad eines Gefreiten als Funker eingesetzt. Wenige Tage vor Kriegsende wurde V. als „kinderreich“ aus dem Kriegsdienst entlassen. Bereits im Aug. 1954 erklärte ihn der Berliner Bf. Otto Dibelius (1880–1967) zum „Opfer des Faschismus“. Seit 1946 lehrte er an der wiedereröffneten Kirchlichen Hochschule in West-Berlin und zugleich 1946–48 als Professor mit vollem Lehrauftrag, 1948–67 als o. Professor für Dogmatik und Ethik an der Humboldt-Univ. Ost-Berlin. Er lebte in dieser Zeit in Berlin-Zehlendorf.

    V. war seit 1934 Mitglied der Synoden der Bekennenden und später der Ev. Kirchen in Berlin-Brandenburg, der Union und des Dt. Ev. Kirchenbundes (seit 1949 Ev. Kirche in Dtld., EKD). Auf der EKD-Synode 1950 in Berlin-Weißensee prägte er das „Wort zur Judenfrage“ über die Schuld der Deutschen an den Juden und die bleibende Verheißung Gottes an sein erwähltes Volk.

    V. verstand sich als „Grenzgänger“ und „Brückenbauer“ zwischen West und Ost. Sein öffentlicher Protest gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik und die atomare Aufrüstung, seine frühzeitige Befürwortung der Anerkennung der DDR und sein Engagement in der sog. Prager Friedenskonferenz seit 1958 waren ebenso umstritten wie seine aus dem Liebesgebot Jesu abgeleitete Parole, die „Atheisten“ seien „tot zu lieben“.

    Theologisch geprägt war V. durch Søren Kierkegaard (1813–55) und Karl Barth (1886–1968), die ihn zu Luther führten. Die im Kirchenkampf begonnene Freundschaft mit Barth stand im Zeichen eines Konsenses in der christozentrischen Begründung der Theologie. Während Barth schon früh V.s Neoorthodoxie kritisierte und Rudolf Bultmann (1884–1976) ihn später einen „Totengräber der Kirche“ nannte, fand V. mit seiner Kritik|an Barths analogischer Ausformung der Theologie, an dessen Verständnis der Taufe und der „letzten Dinge“ viel Zustimmung, besonders von luth. Seite. V.s theologische Grundkategorie war das Paradox der Menschwerdung Gottes. Dank seiner Sprachbegabung und seines Scharfsinns war V. zeitlebens ein gefragter Prediger. Von seinen zahlreichen Kirchenliedern fand eines Aufnahme in das Ev. Gesangbuch (Nr. 292, „Das ist mir lieb, daß Du mich hörst“, 1948, Melodie: J. Petzold, 1966).

  • Auszeichnungen

    |D. theol. (Göttingen 1947);
    VVO (1960);
    Gr. BVK (1973).

  • Werke

    |u. a. Traugott Untreu auf der Kanzel, Ein Tageb. im Auszug, 1929;
    Allein u. auch, Von d. Sünde u. v. Glauben, 1930;
    Zwölf Kirchenlieder in Wort u. Weise, 1930;
    Eiserne Ration e. Christen, 1936, Neuausgg. 1947, 1960;
    Gottes Gnade u. d. dt. Schuld, 1946;
    Der Christ u. d. Schöne, 1947;
    Der Kommende, Balladen u. Elegien, 1947;
    Der bittende Christus u. andere Legenden, 1948, ²1952;
    Rühmung, Kirchenlieder u. Psalmen, 1948;
    Christologie I, 1949;
    Gott in Christo, Ein Erkenntnisgang durch d. Grundprobleme d. Dogmatik, 1951;
    Gott ist größer, Predigten, 1952;
    Rund um d. Krumme Lanke, Besinnl. Plaudereien, 1954;
    Die Wasserstoffbombe, das Ende?, 1955;
    Grundfragen d. Studiums d. Theol., 1957;
    Wir sind geliebt, Predigten, 1957;
    Alles ist Gnade, Geistl. Lyrik, 1958;
    Um d. Zukunft d. Menschen im atomaren Za., 1960;
    Gottes Wort in Menschenmund, Ausgew. Schrr. 1929–1939, hg. v. K. Kupisch, 1962 (P);
    Die Zeit d. Öllampen ist vorbei, Indien zw. Rel. u. Technik, 1967;
    Das Nicaenische Glaubensbekenntnis, Eine Doxol., 1963;
    Freundschaft mit Karl Barth, 1973;
    Wir sind eingeladen, Predigten e. Grenzgängers, 1974;
    Vom dankbaren Leben, Briefe an e. Freund, 1979;
    Ges. Werke, 12 Bde., 1982–87 (P in Bd. 10);
    Bibliogr.: Irmgard Vogel, in: K. Scharf, Vom Herrengeheimnis …, S. 507–22 (s. L);
    I. Bertinetti, in: Theol. Lit.ztg. 87, 1962, S. 471–76;
    Traugott Vogel, ebd. 97, 1972, S. 793–96;
    Nachlaß: Ev. Zentralarchiv, Berlin.

  • Literatur

    |K. Scharf (Hg.), Vom Herrengeheimnis d. Wahrheit, FS z. 60. Geb.tag, 1962 (W);
    H. Müller u. a., Aus Glauben gerecht, Btrr. z. Diskussion um d. Rechtfertigungslehre, H. V. z. 70. Geb.tag, 1973;
    E. Jüngel, Laudatio z. 80. Geb.tag, Das Geheimnis d. Stellvertretung, Ein dogmat. Gespräch mit H. V., in: Berliner Theol. Zs. 1, 1984, S. 65–80;
    W. Hüffmeier, Vom Segen e. Berufung, H. V. als Synodaler, ebd. 20, 2003, S. 143–53;
    Traugott Vogel, H. V.s Btrr. z. Predigtlehre, ebd., S. 265–79;
    M. Behrendt, Wir wollen Pfarrer V. hören, in: E. Schuppan (Hg.), Stunde d. Ger., 2005, S. 97–134;
    W. Hüffmeier, „Magno consensu in dissensu“, Die theol. Freundschaft zw. Karl Barth u. H. V., in: Zs. f. Theol. u. Kirche 105, 2008, S. 36–62;
    Ch. Vogel, „Die letzte Chance“, H. V.s Btr. z. Entstehung d. „Wortes z. Judenfrage“ d. EKD-Synode in Berlin-Weißensee 1950, in: Ev. Theol. 73, 2013, S. 188–205;
    W. Herbst (Hg.), Wer ist wer im Gesangbuch?, 2001;
    RGG⁴;
    Biogr. Hdb. SBZ/ DDR;
    BBKL XII (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Munzinger.

  • Porträts

    | Gem. in Mischtechnik v. W. Fries, 1948 (Privatbes. d. Fam. Vogel), Abb. in: W. Fries, Gemaltes Antlitz, Mit e. Einf. v. H. V., 1956.

  • Autor/in

    Wilhelm Hüffmeier
  • Zitierweise

    Hüffmeier, Wilhelm, "Vogel, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 19-20 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137031.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA