Lebensdaten
1869 – 1945
Geburtsort
Dortmund
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bergbaubeamter ; Unternehmer ; Oberbergrat ; Generaldirektor der Bergwerksgesellschaft Hibernia in Herne ; Vorsitzender des Reichskohlenrats
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 133792218 | OGND | VIAF: 72592889
Namensvarianten
  • Velsen, Otto von

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Velsen, Otto von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133792218.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus westfäl. Bergmannsfam.;
    V Wilhelm (1828–94), Bergrat in D., S d. Engelbert (1795–1868), aus|Duisburg, ref. Pastor in Unna (s. F. W. Bauks, Die ev. Pfarrer in Westfalen, 1980, Nr. 6474), u. d. Wilhelmine Hueck (1808–59);
    M Lina Schulze Höing;
    Ur-Gvv Heinrich (1748–1827), Kornhändler, Brennereibes., Munizipalrat in Duisburg;
    Ov Gustav (1847–1923), preuß. Oberberghptm., Min.dir., bis 1917 Leiter d. preuß. Hütten- u. Salinenverw., WGR (s. DBJ V, Tl.; Rhein.-Westfäl. Wirtsch.biogrr. III, 1936, S. 80 f.; W. Serlo, Männer d. Bergbaus, 1937; Matschoss, Technik; A. Perlick, Oberschles. Bergu. Hüttenleute, 1953);
    3 jüngere B u. a. Friedrich (Fritz) (1871–1953), Jur., 1906 Finanzrat im preuß. Finanzmin., 1911 Geh. Finanzrat, 1913 Geh. Oberfinanzrat, 1917–33 Reg.präs. d. Bez.reg. Hannover (s. Die Mittelbehörden d. Reichsfinanzverw. u. ihre Präsidenten 1919–1945, bearb. v. H. Bathe u. J. H. Kumpf, 1999), Gustav (1876–1922), Bergbaubeflissener, 1898 wegen Erkrankung Aufgabe d. Bergmannsberufs, Schw Wilhelmine (1873–1966, Konrad Engel, 1862–1912, Bergbeamter in Halle, B. u. Staßfurt);
    Heilbronn 1897 Emilie (1872–1955), T d. Emil v. Marchtaler (1839–89), Kaufm. in Heilbronn, u. d. Anna Titot;
    K u. a. T N. N. (⚭ Wilhelm von den Brincken, * 1883, Bergassessor); Cousine Dorothee (1883–1970), Schriftst., Publ., Hist., Frauenrechtlerin (s. Historikerinnen; Wedel, Autobiogrr. Frauen).

  • Biographie

    V. besuchte Schulen in Dortmund und Gütersloh, das Studium des Bergfachs an den Bergakademien Berlin und Freiberg schloß er mit den Prüfungen zum Bergreferendar sowie 1898 zum Bergassessor ab. Zwischenzeitlich absolvierte er beim Kürassier-Regiment von Driesen in Münster die Ausbildung zum Reserveoffizier. Seine berufliche Laufbahn begann V. 1898 als Schriftführer der Stein- und Kohlenfallkommission im preuß. Oberbergamt in Dortmund, wechselte 1901 in den oberschles. Steinkohlenbergbau und leitete bis 1903 die staatlichen Wasserwerke in Zabrze sowie seit 1904 die Berginspektion in Knurow. Dort verantwortete er die Erschließung neuer Kohlenfelder. 1910 wurde er zum Bergrat, 1913 zum Oberbergrat befördert. 1914–16 leistete er Kriegsdienst als Offizier.

    1917 schied er aus dem Staatsdienst aus und übernahm den Vorstandsvorsitz der „Bergwerksgesellschaft Hibernia“ in Herne, die sich mehrheitlich im Eigentum des preuß. Fiskus befand. 1926 wurde V. in Personalunion Vorstandsvorsitzender der „BergwerksAG Recklinghausen“, in der Preußen weitere Ruhr-Bergwerke zusammengeschlossen hatte. Dies war die Vorstufe des 1935 von V. organisierten Zusammenschlusses von Hibernia und Recklinghausen zur „Bergwerksgesellschaft Hibernia AG“.

    Bei der Hibernia widmete sich V. besonders der Kohlenchemie und der Kraftwirtschaft. Er leitete das Staatsunternehmen mit kommunikativem Geschick und sicherte sich gegenüber den politischen Vertretern in den Gesellschaftsorganen weitgehende Handlungsbefugnisse. Seine politischen Kontakte nutzte er, um sich für die Hibernia und für Brancheninteressen einzusetzen. Mit Verweis auf die betriebswirtschaftliche Rentabilität bekämpfte er wiederholt Versuche, die Hibernia als (beschäftigungs-)politisches Instrument zu nutzen, was von Sozialdemokraten und Kommunisten kritisiert wurde. Auch deshalb forcierten SPD-Vertreter im März 1929 V.s Abwahl als Vorsitzender des Reichskohlenrats, dem er seit dessen Gründung 1919 vorgestanden hatte.

    V. saß in zahlreichen Aufsichtsräten des Steinkohlenbergbaus und der Versorgungswirtschaft. Seit 1921 im Vorstand des Bergbau-Vereins in Dortmund, unterstützte er den passiven Widerstand während des „Ruhrkampfs“ und sprach sich gegen die Abtrennung der besetzten Gebiete vom Reich aus. 1923 gehörte er der Sechser-Kommission an, die mit der franz. Besatzungsmacht (MICUM) über die Wiederaufnahme der Steinkohlenförderung verhandelte. 1921 zum Präsidenten der Handelskammer (seit 1924 Industrie- und Handelskammer) Bochum gewählt, war V. in der Kammerarbeit für Neuerungen aufgeschlossen. So berief er 1924 mit Otto Hugo (1878–1942) nicht wie üblich einen Verwaltungsfachmann, sondern einen erfahrenen Parlamentarier zum Syndikus. Wegen seines Rationalisierungspotentials begrüßte V. grundsätzlich den – nicht realisierten – Plan Paul Reuschs (1868–1956), bestehende Kammern zu einer einzigen Ruhrkammer zusammenzuschließen.

    V., durch seinen Berufsweg zwischen Staat und Privatwirtschaft prädestiniert für eine vermittelnde Funktion im gemeinwirtschaftlich organisierten Kohlenbergbau der Weimarer Zeit, war ein prägender und auf Interessenausgleich bedachter Akteur der Kohlenwirtschaft. Er suchte selten die Öffentlichkeit, sondern moderierte im Hintergrund. Politisch war er am ehesten dem nationalliberalen Spektrum zuzuordnen und regional kurzzeitig als Abgeordneter tätig. V. gehörte der Herner Stadtverordnetenversammlung sowie 1918/19 dem Westfäl. Provinziallandtag an. Er stand dem Nationalsozialismus distanziert gegenüber. Auch deshalb mußte er am 26. 5. 1933 den Vorsitz der IHK Bochum niederlegen. Die meisten Aufsichtsratsmandate behielt V. aber über 1933 und seinen Abschied von der Hibernia am 1. 10. 1935 hinaus. Seinen Ruhestand verbrachte er hauptsächlich in Berlin.|

  • Auszeichnungen

    A AR-Mitgl. u. a.: Elektrizitätswerk Westfalen, Preussag;
    Oberbayer. AG f. Kohlenbergbau;
    Wasserwerk f. d. nördl. westfäl. Kohlenrevier;
    Ruhrgas AG;
    Schüchtermann &
    Kremer-Baum, AG f. Aufbereitung (Vors.);
    Silesia, Ver. chem. Fabriken AG;
    Mitgl. d. Dt.-franz. Wirtsch.komm. (1931);
    Vors. d. Ver. z. Bekämpfung d. Volkskrankheiten im Ruhrkohlengebiet e. V. Gelsenkirchen (1920–45);
    v.-V.-Str. in Herne (1959).

  • Quellen

    Qu Akten d. Reichskanzlei, Weimarer Rep., hg. v. d. Hist. Komm. b. d. Bayer. Ak. d. Wiss., div. Bde. 1919–32, Online-Version; Bergbau-Archiv Bochum, Bestand 32 Bergwerksges. Hibernia AG, Herne.

  • Literatur

    L W. Serlo, Die Fam. v. V. u. ihre bergmänn. Verwandten, in: ders., Bergmannsfamilien in Rheinland u. Westfalen, 1936, Nachdr. 1974;
    F. Mariaux, Gedenkwort z. hundertj. Bestehen d. Ind.- u. Handelskammer zu Bochum, 1956 (P);
    H.-J. Winkler, Preußen als Untern., Staatl. Erwerbsuntern. im Spannungsfeld d. Pol. am Bsp. d. Preussag, Hibernia u. Veba, 1965;
    Wenzel; Rhdb. (P)

  • Autor/in

    Boris Gehlen
  • Zitierweise

    Gehlen, Boris, "Velsen, Otto von" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 743-745 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133792218.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA