Lebensdaten
1873 – 1953
Geburtsort
Jernau (Oberschlesien)
Sterbeort
Berlin (Ost)
Beruf/Funktion
katholischer Geistlicher ; Politiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 122304330 | OGND | VIAF: 64885647
Namensvarianten
  • Ulitzka, Karl Adolf Franz
  • Ulitzka, Carl
  • Ulitzka, Karl Adolf Franz
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Zitierweise

Ulitzka, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122304330.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (1836–1922), preuß. Soldat, nahm an d. Kriegen 1866 u. 1870/71 teil, dann Landpostagent in Oberschlesien;
    M Ottilie Maiß (1843–1912), Bäuerin;
    B Georg (1868–1945), Postbeamter, Schw Maria Schenk (1871–1955).

  • Biographie

    U. legte 1893 in Ratibor das Abitur ab und studierte 1893–96 kath. Theologie in Breslau und Graz. Nach der Priesterweihe 1897 in Breslau und der Kaplanszeit in Kreuzburg (Oberschlesien) wirkte U. 1901–10 als Pfarradministrator in Bernau bei Berlin, wo er zwei Kirchen (Herz-Jesu in Bernau, St. Marien in Biesenthal) erbauen ließ. 1910 übernahm er die Pfarrei St. Nikolaus in Ratibor-Altendorf, trat im selben Jahr der Zentrumspartei bei und machte erste kommunalpolitische Erfahrungen. Nach dem Kriegsende 1918 spaltete sich auf seine Initiative hin die Zentrumspartei im Regierungsbezirk Oppeln vom schles. Zentrum in Breslau ab, nannte sich fortan „Kath. Volkspartei“ (Zentrum) und wählte U. zu ihrem Vorsitzenden. Bei den Wahlen zur Dt. Nationalversammlung im Jan. 1919 errang U. das Zentrumsmandat für den Wahlkreis Oppeln, das er bei den Reichstagswahlen 1920–33 verteidigte.

    U. spielte eine bedeutende Rolle im oberschles. Abstimmungskampf 1919–22, wo er sich stark für den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland engagierte. In Verhandlungen mit dem poln. Abstimmungskommissar Wojciech Korfanty gelang es U. Ende Aug. 1920, den Zweiten Poln. Aufstand im Abstimmungsbezirk zu beenden. Nach dem dt. Erfolg im Plebiszit vom 20. 3. 1921 und dem anschließenden Ausbruch des Dritten Poln. Aufstands vertrat U. als Vorsitzender des sog. „Zwölferausschusses“ die Interessen der dt.sprachigen Bevölkerung gegenüber der Reichsregierung und der Interalliierten Regierungs- und Plebiszitkommission (IK) in Oppeln unter dem franz. General Henri Le Rond. U. verhinderte nach dem dt. Sieg am Annaberg (21. 5. 1921) gemeinsam mit dem Oberkommandierenden des dt. Selbstschutzes in Oberschlesien, General Karl Hoefer (1862–1939), das weitere Vordringen dt. Freikorps in das oberschles. Industriegebiet und damit die direkte militärische Konfrontation mit Frankreich.

    U. lehnte den Beschluß des Völkerbundrats vom Okt. 1921 zur Teilung Oberschlesiens energisch ab und trat im Anschluß an die Teilung im Juni 1922 zunächst für den Ausbau des dem Regierungsbezirk Oppeln 1919 zuerkannten Status einer preuß. Provinz hin zu einer bundesstaatlichen Autonomie ein. Nach dem Scheitern dieses Vorhabens setzte er für die neue Provinz Oberschlesien erweiterte Selbstbestimmungsrechte durch. 1922–24 amtierte er als Landeshauptmann und 1922–33 als einflußreicher Vorsitzender des oberschles. Provinzialausschusses. Er gehörte 1920–33, gefördert von Parteifreunden wie Matthias Erzberger (1875–1921) und Joseph Wirth (1879–1956), dem Reichsparteivorstand der Zentrumspartei und 1924–33 dem Vorstand der Reichstagsfraktion an. 1922–28 übernahm U. die Funktion des stellv., 1929/30 die des 1. außenpolitischen Sprechers seiner Fraktion im Reichstag. Nach dem erzwungenen Ausscheiden aus dem Reichstag und der Selbstauflösung der Zentrumspartei 1933 konzentrierte sich U. ganz auf seine Aufgabe als Gemeindepfarrer in Ratibor-Altendorf, die er in der Zeit seines politischen Wirkens ununterbrochen beibehalten hatte. Von den Nationalsozialisten im Juli 1939 als „Förderer des Polentums“ aus Schlesien ausgewiesen, war U. bis Herbst 1944 als Krankenhausseelsorger in Berlin-Karlshorst tätig. Im Okt. 1944 erfolgte seine Verhaftung durch die Gestapo in Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli und die Einlieferung in das KZ Dachau. Nach Kriegsende kehrte U. zunächst nach Berlin, im Aug. 1945 dann zu seiner Gemeinde in Ratibor zurück, von wo er aber wegen poln. Morddrohungen bald wieder nach Berlin floh.

    U. war als Politiker die prägende Figur für die kath. dt. Bevölkerung Oberschlesiens in der Weimarer Republik und konsequenter Vertreter oberschles. Interessen im Reich. Angesichts seines entschiedenen Eintretens für soziale Belange und für die Republik wurde er dem „linken“ Flügel der Zentrumspartei zugerechnet, vertrat jedoch in konfessionellen und kulturpolitischen Fragen eher konservative Positionen. Als einer der „Zentrumsprälaten“ war U. 1928 als Nachfolger des Parteivorsitzenden Wilhelm Marx (1863–1946) im Gespräch, kandidierte dann aber nach Intervention seiner innerparteilichen Gegner um Franz v. Papen (1879–1969) nicht gegen seinen Amtsbruder Ludwig Kaas (1881–1952). Nach Krieg und Verfolgung durch das NS-Regime sowie dem Verlust seiner Heimat förderte U. in Berlin die Gründung der CDU als einer neuen, interkonfessionellen Volkspartei auf christlicher Grundlage, betätigte sich aber bis zu seinem Tod nicht mehr parteipolitisch.

  • Auszeichnungen

    A Breslauer Ehrendomherr (1922);
    Päpstl. Hausprälat (1926).

  • Werke

    W Leo XIII, Der Lehrer d. Welt, Seine wichtigsten Rundschreiben in dt. Sprache, 1–31903, erw. Ausg. 1934 u. d. T. Lumen De Caelo;
    Andacht z. Heiligsten Herzen Jesu, 1905;
    Soll d. Klerus d. Führung in d. Öffentlichkeit übernehmen?, in: Die Seelsorge 6, 1928/29, S. 321–28;
    Der dt. Osten u. d. Zentrumspartei, in: K. A. Schulte (Hg.). Nat. Arb., Das Zentrum u. sein Wirken in d. dt. Rep., 1929, S. 141–53;
    „Gebt mir christl. Mütter“, Seelsorgsworte an unsere christl. Mütter, 1937;
    Valentin Wojciech, Weihbf. v. Breslau 1920–1940, Ein Lb., 1940;
    Andacht z. kostbaren Blut unseres Herrn Jesus Christus, o. J. (1946);
    Erinnerungen, in: Archiv f. schles. KGesch. 12, 1954, S. 267–77;
    Teilnachlässe: Diözesanarchiv Görlitz, Archiv f. Christl.-Demokrat. Pol., St. Augustin.

  • Literatur

    L G. Webersinn, Prälat K. U., Pol. im Priester, in: Jb. d. Schles. Friedrich-Wilhelms-Univ. z. Breslau 15, 1970, S. 146–205;
    H.-L. Abmeier, in: Schlesien 23, 1974, S. 21–30;
    W. Lesiuk, in: Enc. Powstań Śląskich, 1982, S. 582 f.;
    H. Hupka, in: Zeitgesch. Lb. IV, 1980, S. 172–85 (P); G. Hitze, C. U. (1873–1953) oder Oberschlesien zw. d. Weltkriegen, 2002 (vollst. W-Verz., L
    , P);
    ders., in: Lex. Christl. Demokratie;
    K. Glombik, C. U. (1873–1953), Duszpasterz i polityk trudnych czasów, 2010.

  • Autor/in

    Guido Hitze
  • Zitierweise

    Hitze, Guido, "Ulitzka, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 565-566 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122304330.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA