Lebensdaten
1899 – 1956
Geburtsort
Bretten (Baden)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Zoologe ; Entomologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117749982 | OGND | VIAF: 94124664
Namensvarianten
  • Weber, Hermann Robert
  • Weber, Hermann
  • Weber, Hermann Robert
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Weber, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117749982.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann Ernst (* 1869), aus Esslingen, Reg.rat in Münster, S d. Christian u. d. Wilhelmine Fuchslacher;
    M Mathilde (* 1871), aus Schorndorf, T d. Ferdinand Firnhaber (1835–78), Postamtsekr. in Stuttgart, u. d. Pauline Zweigle (* 1849);
    Hedda Ingrid Göbel (1898–1995), Gymn.lehrerin;
    2 S Hermann (* 1936), Dr. iur., RA, Hon.prof. in Frankfurt/M. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1987), Reinhard (* 1938), Dr. rer nat., Prof. f. Paläobotanik an d. Universidad nacional Autónoma de México, 1 T Ursula Ingrid (früh †).

  • Biographie

    W. erhielt 1917 am Reform-Real-Gymnasium Stuttgart das Abitur. Als Freiwilliger diente er bis Kriegsende 1918. Er studierte 1919–21 Naturwissenschaften an der TH Stuttgart und anschließend an der Univ. Tübingen, wo er 1922 das mündliche Examen zum Dr. rer. nat. ablegte. Seine morphologische Dissertation „Der Thorax der Hornisse“ (1922) bei Friedrich Blochmann (1858–1931) wurde erst 1925 (in: Zool. Jb. f. Anatomie 47, S. 1–100) publiziert. Nach Ablegung beider Staatsexamen 1922–23 und Tätigkeit als Studienassessor im höheren Schuldienst Württembergs und Preußens forschte W. 1924 mehrere Monate an der Zoologischen Station Neapel. Seit 1926 Assistent am Institut für Pflanzenkrankheiten an der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf und 1928 an der Univ. Bonn für Zoologie habilitiert, folgte er 1930 einem Ruf als ao. Professor für Zoologie an die TH Danzig; er wurde zugleich Direktor des Zoologischen Instituts. W. wechselte 1935 an die Univ. Freiburg (Br.) auf einen Lehrstuhl für Forstzoologie und als Direktor des Forstzoologischen Instituts. Er erhielt 1936 das Ordinariat für Zoologie und vergleichende Anatomie an der Univ. Münster (Dir. d. Zool. Inst.) als Nachfolger Walter Stempells (1869–1938). Hier holte er den Biologen und Mitbegründer der modernen Synthetischen Evolutionstheorie Bernhard Rensch |(1900–90) in den Vorlesungsbetrieb. 1939 nahm er einen Ruf als Professor für Zoologie und vergleichende Anatomie an die Univ. Wien an, 1941 ging er in gleicher Position und als Direktor des Zoologischen Instituts und Museums nach Straßburg. Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Der Biologe“, dem Organ des NSLB/ Sachgebiet Biologie, und als Vorsitzender der Dt. Zoologischen Gesellschaft 1940–45 trug W. die Rassenideologie der Nationalsozialisten mit; 1933 unterschrieb er das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler“ (Mitgl. d NSDAP 1933). 1948 wurde er als „Mitläufer ohne Maßnahmen“ entnazifiziert.

    Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft Ende 1945 in Straßburg und einem Klinikaufenthalt 1946 / 47 in Tübingen begann er am dortigen Zoologischen Institut zu arbeiten (bis 1950 Gastprof., 1950 / 51 Hon.-Prof.). W. wurde 1951 o. Professor für Zoologie und 1954 Nachfolger Alfred Kühns (1885–1968). Unter W.s Leitung entstand eine herausragende Schule von Insektenmorphologen, zu der u. a. Peter Wenk (* 1924) gehört und die von Gerhard Mickoleit (* 1931) weitergeführt wurde. Außerdem schuf er ein zweites Ordinariat für Zoophysiologie.

    W. verfaßte 1938 das vielbeachtete Werk „Grundriß der Insektenkunde“ (²1949, ⁵1974), in dem er die Vertreter der Ordnungen im gesamten Körperbau vergleichend-morphologisch in Schemata darstellte. Ebenso war sein „Lehrbuch der Entomologie“ (1933, Nachdr. 1968) bedeutsam, das erstmals den Kopf von blut- und säftesaugenden Insekten dreidimensional in Schnitten abzubilden versuchte. Da die Literaturangaben dafür nicht ausreichten, gelang W. dies erst in der Monographie „Die Elefantenlaus“ (1969). Von großer Qualität waren seine wissenschaftlichen Zeichnungen und die nach seiner Anleitung angefertigten Lehrtafeln, mit denen er seine Publikationen versah.

    1958 publizierte W. sein Konzept der „Konstruktionsmorphologie“ der Organismen, wonach morphologische Strukturen, z. B. ganze Baupläne von Insekten, vielfältig in einen ökologischen Kontext eingebettet sind und worin er für eine Synthese der Fachrichtungen Entwicklungsphysiologie, Genetik, Morphologie und Ökologie warb. W.s Kenntnis der Ökologie der Insekten war herausragend.

    Das Wort „Umwelt“, erstmals von Jakob v. Uexküll (1864–1944) biologisch definiert, führte unter Wissenschaftlern zu einer mehrjährigen theoretischen Diskussion, der W. eine weitergehende Begriffsauslegung hinzufügte.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Dt. Zool. Ges. (1926), d. dt. Biologen-Verbandes (1935), d. Arb.gruppe Ökol. d. Reichsforsch.rats (1938);
    korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss.;
    Ehrenmitgl. d. Royal Entomological Soc.;
    Fabricius-Medaille d. dt. Ges. f. allg. u. angew. Entomol. (1954 u. 1963 postum).

  • Werke

    |u. a. Zur Gliederung d. Insektenthorax, krit. Bemm. z. H. J. Feuerborns neuer Thoraxhypothese, in: Zool. Anz. 57, 1923, H. 5 / 6, S. 97–116;
    Stellung u. Aufgabe d. Morphol. in d. Zool. d. Gegenwart, ebd. Suppl.bd. 18, 1954, S. 137–59;
    Zur vergleichenden Physiol. d. Saugorgane d. Hemipteren, mit bes. Berücksichtigung d. Pflanzenläuse, in: Zs. f. vergleichende Physiol. 8, 1928, S. 145–86;
    Kopf u. Thorax v. Psylla mali, e. morphol. Stud., in: Zs. f. Morphol. u. Ökol. d. Tiere 14, 1929, S. 59–165;
    Hemiptera I–III, in: P. Schulze (Hg.), Biol. d. Tiere Dtld., T. 31, 1929–35;
    Copeognatha, ebd., T. 27, 1936;
    Der Bau d. Imago der Aleurodinen, e. Btr. z. vergleichenden Morphol. d. Insektenkörpers, 1935;
    Zur neueren Entwicklung d. Umweltlehre J. v. Uexkülls, in: Naturwiss. 25, 1937, H. 7, S. 97–104;
    Zur Fassung u. Gliederung e. allg. biol. Umweltbegriffes, ebd. 27, 1939, S. 633–44;
    Morphol. u. Entwicklungsgesch. d. Arthropoden, in: Fortschritte d. Zool. N. F. 4, 1939, S. 97–136;
    Morphol., Histol. u. Entwicklungsgesch. d. Articulaten, ebd. 9, 1952, S. 18–231;
    Naturforsch. u. Med. in Dtld. 1939–1946, Bd. 55 Biol., T. 4 Zool., 1948 (mit A. Kühn u. a.);
    Qu Senckenberg dt. entomol. Inst. Müncheberg;
    Dt. Nat.bibl. Frankfurt/M.;
    Mus. f. Naturkde. Berlin;
    Biohistoricum am Zool. Forsch.mus. Alexander Koenig, Bonn;
    Archive d. Bibl. f. bildungsgeschichtl. Forsch. d. dt. Inst. f. internat. päd. Forsch., d. Univ. Freiburg (Br.), d. Univ. Münster u. d. Univ. Tübingen.

  • Literatur

    |A. Kühn, in: Naturwiss. 44, 1957, S. 25 f.;
    R. G. Schmieder, in: Entomological News, 1957, S. 49–52;
    W. Martinelli, in: Verhh. d. dt. zool. Ges. 50, 1957, S. 491–94;
    H. Buck, in: Zs. f. angew. Entomol. 40, 1957, 125 f. (P);
    B. Rensch, Lebenswege e. Biologen in e. turbulenten Jh., 1979, S. 89 f.;
    Ä. Bäumer, Die Politisierung d. Biol. z. Zt. d. NS, T. 1, in: Biol. in unserer Zeit 19, 1989, H. 3, S. 76–80;
    A. Geus u. H. Querner, Dt. Zool. Ges., 1890–1990, Dok. u. Gesch., 1990, S. 129;
    U. Deichmann, Biologen unter Hitler, Porträt e. Wiss. im NS-Staat, 1995;
    L. Salwini u. M. Mizzaro, 150 J. Zool. an d. Univ. Wien, in: Verhh. d. zool.-botan. Ges. Österr. 136, 1999, S. 1–76 (P);
    Dt. Ges. f. allg. u. angew. Entomol.-Nachrr. 22, 2008, H. 3, S. 163;
    Ch. Allgaier, Die wiss. Zeichnungen v. H. W., in: Entomologica Generalis 31, 2008 / 09, H. 2, S. 119–27;
    P. Wenk, Biographisches z. H. W., ebd. 31, 2009, S. 109–12 (P);
    Th. Potthast u. U. Hoßfeld, Vererbungs- u. Entwicklungslehren in Zool., Botanik u. Rassenkde./ Rassenbiol., in: U. Wiesing u. a. (Hg.), Die Univ. Tübingen im NS, 2010, S. 473;
    D. Droste, Zw. Fortschritt u. Verstrickung, d. biol. Inst. d. Univ. Münster 1922 bis 1962, 2012;
    E. Lehmann, Dt. Biologen-Hdb., 1938, S. 41;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1950;
    Wi. 1955;
    Personenlex. Drittes Reich.

  • Porträts

    P Photogr., 1943 (Biohistoricum am Zool. Forsch.mus. Alexander Koenig, Bonn).

  • Autor/in

    Katharina Schmidt-Loske
  • Zitierweise

    Schmidt-Loske, Katharina, "Weber, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 495-497 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117749982.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA