Lebensdaten
1900 – 1990
Geburtsort
Thale (Harz)
Sterbeort
Münster (Westfalen)
Beruf/Funktion
Biologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118599771 | OGND | VIAF: 109074879
Namensvarianten
  • Rensch, Bernhard
  • Rensch, B.
  • Rensch, Bernhard Carl Emmanuel
  • mehr

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Zitierweise

Rensch, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599771.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Carl (1865–1919), aus Stassfurt (Prov. Sachsen), Oberpostsekr., S d. Friedrich Christian Carl (* 1801), Buchbinder, u. d. Johanna Wilhelmine Schlehuber (* 1822), aus Weferlingen (Prov. Sachsen);
    M Lisette (1874–1951), aus Stassfurt, T d. Andreas August Carl Siebenhüner (* 1846), Tischler, u. d. Lisette Klenner (* 1854);
    B Rudolf (1894–1921), cand. med., Oberlt.;
    Berlin 1926 Ilse (1902–92), aus Remscheid, T d. Adolf Maier (1871–1963), aus Tremessen, Dr. iur., 1910-19 Bgm. v. Charlottenburg, 1919-33 Oberpräs. v. Berlin-Brandenburg (s. Die preuß. Oberpräsidenten 1815-1945, hg. v. K. Schwabe, 1985), u. d. Carola Stöckicht (1873–1947); Schwägerin Hildegard (1905–98, Wilhelm Falley, 1897-1944 ⚔, Gen.lt.), Konzertsängerin;
    N Claus (* 1927), Oberstlt.; kinderlos.

  • Biographie

    R. besuchte 1912-17 das Reformgymnasium in Halle/Saale und leistete 1917/18 (zuletzt als Lt.) Kriegsdienst. Nach zweijähriger franz. Gefangenschaft begann er 1920 in Halle mit dem Studium der Zoologie, Botanik, Chemie und Philosophie, wobei ihn besonders die Vorlesungen des Philosophen Theodor Ziehen (1862–1950) prägten. 1922 schloß er sein Studium mit einer Dissertation über ein cytologisch-phänogenetisches Thema bei Valentin Haecker (1864–1927) ab und arbeitete zwei Jahre als wiss. Assistent am Institut für Pflanzenbau in Halle. Daneben nahm er Malunterricht. 1925 übernahm R. die Leitung der Molluskenabteilung am Zoolog. Museum in Berlin und beschäftigte sich u. a. intensiv mit Problemen der Rassen- und Artbildung. 1927 organisierte und leitete er eine zoolog.-anthropolog. Expedition zu den tiergeographisch interessanten Kleinen Sundainseln. Die Teilnehmer – der Evolutionsbiologe Gerhard Heberer, der Herpetologe Robert Mertens und der Anthropologe Wolfgang Lehmann – gelangten später zu internationalem Ansehen in ihren Fachgebieten. Die Expedition führte zur Entdeckung neuer Arten und Rassen und erbrachte eine Fülle von Publikationen, von denen das Werk zur Faunengeschichte des Sundabogens (1936) hervorgehoben sei. 1937 wurde R. zum Direktor des Landesmuseums für Naturkunde der Provinz Westfalen in Münster ernannt und habilitierte sich an der dortigen Universität (Die Gesch. d. Sundabogens, Eine tiergeograph. Unters., 1936). 1938 folgte die Ernennung zum Dozenten. Nach zweijährigem Fronteinsatz 1940-42 in Frankreich und Rußland wurde R. in Münster zum apl. Professor ernannt und 1944 auf den Lehrstuhl für Zoologie an der Dt. Karlsuniv. in Prag berufen. Nach Kriegsende kehrte er nach Münster zurück, übernahm 1947 neben der Leitung des Naturkundemuseums das Zoologie-Ordinariat an der Universität und wurde Direktor des Zoolog. Instituts. Im selben Jahr erschien sein Buch „Neuere Probleme der Abstammungslehre, Die transspezifische Evolution“ (³1972, engl. 1959, 1960), das ihm internationale Anerkennung als Evolutionsforscher eintrug. Unter R.s Leitung entstanden zwei neue zoolog. Institute (1952/60). Auch widmete er sich dem Wiederaufbau des Naturkundemuseums, das er bis 1956 leitete. 1968 wurde R. emeritiert, blieb aber bis kurz vor seinem Tode forschend und publizierend tätig.

    R. war Mitbegründer der modernen Synthetischen Evolutionstheorie. Seine Forschungen umfaßten die Bereiche der Morphologie und Systematik (Artbildungsprozesse), der Tiergeographie und Ökologie, der Sinnes- und Nervenphysiologie sowie Fragen nach den evolutionären Grundlagen des Verhaltens (Psychophylogenese). Bei Menschenaffen konnte R. planvolles, zukunftsorientiertes Handeln nachweisen. Die Untersuchungen zur biologischen Evolution bildeten die Grundlage seiner biophilosophischen Ansichten. R. entwickelte den Begriff des „panpsychistischen Identismus“, der die Einheit von Materie und Geist postuliert, und vertrat einen sich auf alle Seinsbereiche erstreckenden Determinismus. Sein Denken war von dem Bemühen um einen Brückenschlag zwischen Natur- und Geisteswissenschaften geprägt. Größere Forschungs- und Vortragsreisen führten R. nach Australien und Kalifornien (1953, 1955), Iran, Japan, Malaysia und Indien (1963/64), USA und Mexiko (1959, 1966), Ostafrika (1968), Australien und Neuseeland (1971), Papua Neuguinea (1975) und Nordindien (1978).|

  • Auszeichnungen

    Zahlr. nat. u. internat. Ehrungen, u. a. Leibniz-Medaille d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1937);
    Mitgl. d. Executive Committee of the Internat. Union of Biological Science (1955), d. American Ac. of Arts and Science at Boston (1975) u. d. Nat. Ac. of Science d. USA (1977);
    Dr. h. c. (Uppsala 1957);
    Darwin Wallace-Medaille d. Linnean Soc. (London 1958);
    Darwin-Plakette d. Leopoldina (1959).

  • Werke

    u. a. Homo sapiens, Vom Tier z. Halbgott, 1959 (engl. 1972, span. 1980, portugies. 1985);
    Gedächtnis, Abstraktion u. Generalisation b. Tieren, 1962;
    Biophilosophie auf erkenntnistheoret. Grundlage, 1968 (engl. 1971);
    Gedächtnis, Begriffsbildung u. Planhandlung b. Tieren, 1973;
    Das Universale Weltbild, Evolution u. Naturphilos., 1977, ²1991;
    Gesetzlichkeit, psychophys. Zus.hang, Willensfreiheit u. Ethik, 1979;
    Lebensweg e. Biologen in e. turbulenten Jh., 1979 (Autobiogr.);
    Probleme genereller Determiniertheit allen Geschehens, 1988.

  • Literatur

    R. Zaunick, in: Nova Acta Leopoldina 21, 1959, S. 289 f. (P);
    L. v. Bertalanffy, in: Mitt. d. Verbands Dt. Biologen 105, 1965, S. 482-84 (P);
    J. Hlebš, Der panpsychist. Identismus in d. Biophilos. v. B. R., Diss. Salzburg 1983;
    G. Dücker, B. R., Kurzbiogr. u. Verz. seiner wiss. Veröff., in: Schrr.reihe d. Westfäl. Wilhelms-Univ. Münster 4, 1985, S. 128-45;
    dies. (Hg.), 100 Jahre B. R., Biologe – Philosoph – Künstler, 2000 (P);
    H. Rahmann, in: Verhh. d. Dt. Zoolog. Ges. 83, 1990, S. 673-75 (P);
    U. Thurm, in: Jb. d. Rhein.-Westfäl. Ak. d. Wiss. 1992, S. 49-54 (P);
    F. M. Wuketits, B. R. and his contribution to biological science, in: Biolog. Zbl. 111, 1992, S. 145-49;
    I. Ruschmeier, Das phil. Werk B. R.s, 1999;
    Modern Men of Science, 1968, S. 446-47 (P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1976;
    Lex. Naturwiss.

  • Autor/in

    Gerti Dücker
  • Zitierweise

    Dücker, Gerti, "Rensch, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 437-438 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599771.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA