Lebensdaten
1906 – 1997
Geburtsort
Wernshausen (Thüringen)
Sterbeort
Essen
Beruf/Funktion
Historiker ; Literaturhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118624474 | OGND | VIAF: 110554346
Namensvarianten
  • Tümmler, Konrad Hans Georg
  • Tümmler, Hans
  • Tümmler, Konrad Hans Georg
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Zitierweise

Tümmler, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118624474.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1874–1948), Bahnbeamter in W., seit 1909 in Jena, S d. Heinrich (1846–81), Architekt, u. d. Kathinka Goßler (1847–1901);
    M Ida (1881–1955), T d. Georg Karl Hoffmann (1850–1918), Bahnbeamter, u. d. Minna Kümpel (1857–1927);
    Essen 1934 Edith Bauermeister (1902–87), aus E., Lehrerin; kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Jena 1924 studierte T. hier Geschichte, Germanistik und Latein, mit Gastsemestern in Berlin und München (1925/26). 1928 wurde er in Jena mit der Arbeit „Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes“ (gedr. 1929) bei Alexander Cartellieri (1867–1955) zum Dr. phil. promoviert (Staatsprüfung f. d. Lehramt an höheren Schulen 1929). Anschließend an das thür. Assessorexamen 1931 ging T. als Lehrer an das ev. Lyzeum nach Essen. 1936/37 lehrte er als Dozent für Dt. Geschichte und Methodik des Geschichtsunterrichts an der Hochschule für Lehrerbildung in Frankfurt/Oder. Danach wurde er Studiendirektor an der Goethe-Schule in Erfurt. T. trat 1934 (rückwirkend zum 1. 5. 1933) der NSDAP bei, war Mitglied der SA (bis zum Austritt 1938) sowie seit 1933 im NS-Lehrerbund (NSLB) mit ehrenamtlichen Funktionen in der Fachschaft Geschichte. 1940–44 fungierte er als kommissarischer Schriftleiter der vom Geschichtslehrerverband des NSLB herausgegebenen Zeitschrift „Vergangenheit und Gegenwart“.

    1945 wegen seiner politischen Betätigung aus dem Schuldienst entlassen, verdiente T. seinen Lebensunterhalt durch historische Forschungsaufträge in Weimar und Jena, zuletzt bei der Neuordnung des dortigen Universitätsarchivs. Als der Einspruch gegen die Entlassung 1948 in der SBZ scheiterte, kehrte T. an seine frühere Schule in Essen zurück, wechselte 1952 als Fachleiter für Geschichte auf das Staatliche Studienseminar, das er 1954–57 leitete, und war danach Direktor des Essener Burggymnasiums. Seit 1962 lehrte T. zudem als Honorarprofessor für mittlere und neuere Geschichte an der Univ. Köln.

    Zunächst mit Arbeiten zur thür. Landesgeschichte hervorgetreten, erwarb sich T. später seinen Ruf als quellennaher, philologisch wie historisch versierter Verfasser von „Säkularwerken der historiographischen Goethe- und Klassikforschung“ (P. Berglar, 1977). T. edierte die politische Korrespondenz Carl Augusts von Sachsen-Weimar-Eisenach (3 Bde., 1954–73, Bd. 1 u. 2 mit W. Andreas), deren erster Band 1944 in Halle als Habilitationsschrift angenommen wurde. Zudem gab er den Briefwechsel zwischen Goethe und Christian Gottlob Voigt (4 Bde., 1946–62, Bd. 3 u. 4 mit W. Huschke) heraus. Anerkennung fanden auch seine Untersuchungen und Studien, z. B. die Biographie „Carl August v. Weimar, Goethes Freund“ (1978), der Band „Goethe, der Kollege, Sein Leben und Wirken mit Christian Gottlob v. Voigt“ (1970) und die Mitarbeit an der „Geschichte Thüringens“ (hg. v. H. Patze u. W. Schlesinger, Bd. V/I,1, 1982, S. 573–89 u. T.bd. V/I,2, 1984).

    Außerdem machte sich T. als Wissenschaftsfunktionär und -organisator verdient: Seit 1939 war er Senatsmitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt (Mitgl. 1938, Ehrenmitgl. 1990, Ehrensenator 1991), seit 1941 Förderndes Mitglied der Thür. Historischen Kommission, seit 1940 Vorstandsmitglied des Vereins für Thür. Geschichte und Altertumskunde und seit 1942 Vorsitzender des Erfurter Luthervereins. In der Goethe-Gesellschaft wurde T. 1949 im Vorstand der Essener Ortsvereinigung tätig (Vors. seit 1963). Als Vizepräsident der Hauptgesellschaft in Weimar (Vorstandsmitgl. 1964–79) vertrat er 1971–75 den Mitgliederbestand aus der Bundesrepublik in der gesamtdt. Gesellschaft.

    T.s Veröffentlichungen zur Goethezeit waren selten ideologisch geprägt, obwohl man ihm eine widersprüchliche Rolle als NS-Funktionär nachgewiesen hat. Seine Goethedeutung verläßt nicht das tradierte Muster eines Freundes und Dieners des weimarischen Fürsten, wobei er besonders Goethes Rolle als Beamter und „Staatsmann“ hervorhob. Die Anregung zur Edition von Goethes amtlichen Schriften geht auf T. zurück. Wegen der Fülle der verwerteten Quellen haben seine Editionen und Studien zu Goethes Umwelt heute noch Bestand.

  • Auszeichnungen

    A BVK (1976);
    Goldene Medaille d. Goethe-Ges. (1976);
    Johann Heinrich Merck Medaille d. Stadt Darmstadt (1975);
    Herman-Haupt-Medaille d. Ges. f. burschenschaftl. Gesch.forsch. (1976).

  • Werke

    Weitere W Luther u. Erfurt, 1943;
    Aus Goethes staatspol. Wirken, 1952;
    400 J. Univ. Jena, 1958;
    Goethe in Staat u. Pol., Ges. Aufss., 1964;
    Frhr. vom Stein u. Carl August v. Weimar, 1974;
    Das klass. Weimar u. d. gr. Zeitgeschehen, Hist. Stud., 1975;
    Goethe als Staatsmann, 1976; Ernst August v. Gersdorff, 1980; Kg. Ludwig I. v. Bayern u. Caroline v. Heygendorf, 1981; Kultur u. Gesch., Vortrr. z. Klassik u. z. neueren dt. Gesch., 1986; Johann Wolfgang Goethe u. Christian Gottlob Voigt, 1989; Hzg./Ghzg. Carl August v. Sachsen-Weimar-Eisenach, 1989; Verschlungene Pfade, Lebenserinnerungen, 1993 (W-Verz, 1929–92, S. 241–50, P); Weimar, Wartburg, Fürstenbund 1776–1820, Ges. Aufss., 1995; Hist. Miniaturen, 1996; – Nachlaß: Thür. HStA Weimar.

  • Literatur

    L P. Berglar (Hg.), Staat u. Ges. im Za. Goethes, FS f. H. T. zu seinem 70. Geb.tag, 1977 (W-Verz. 1929–77, S. 337–43, P);
    H. Hömig u. D. Pfaehler (Hg.), Im Bannkreis d. klass. Weimar, Festgabe f. H. T. z. 75. Geb.tag, 1982;
    H. Hömig (Hg.) Leben u. Wahrheit in d. Gesch., Festgabe z. 90. Geb.tag v. H. T., 1996 (P);
    ders., in: Mitt. d. Ak. Gemeinnütziger Wiss. zu Erfurt 12, 1997, S. 127 f.;
    ders., in: Mitteldt. Jb. f. Kultur u. Gesch. 5, 1998, S. 259 f.;
    W. D. Wilson, Tabuzonen um Goethe u. seinen Hzg., Heutige Folgen nat.sozialist. Absolutismuskonzeptionen, in: DVjS 70, 1996, S. 394–442;
    Bio-Bibliogr. Hdb. Ak. Erfurt; Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Autor/in

    Volker Wahl
  • Zitierweise

    Wahl, Volker, "Tümmler, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 497-498 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118624474.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA