Lebensdaten
1858 – 1933
Geburtsort
Waldenburg (Niederschlesien)
Sterbeort
Oberbögendorf bei Waldenburg
Beruf/Funktion
Diplomat
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 123749352 | OGND | VIAF: 23057135
Namensvarianten
  • Treutler, Carl Georg Christoph Richard Hans Joachim
  • Treutler, Karl Georg
  • Treutler, Carl Georg von (seit 1884)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Treutler, Carl Georg von (seit 1884), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123749352.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus schles. Fam., deren Stammreihe mit Martin T. ( 1628/38) in Weißstein b. W. beginnt;
    V Oswald (1827–87, preuß. Adel 1884), auf Neu-Lässig u. Neu-Weißstein, preuß. Kreisger.rat u. Kreisdeputierter in Neu-Weißstein, S d. George T. (1786–1867), auf Leuthen u. Saara b. Dt.-Lissa u. Neu-Lässig, Industr., gründete 1820/21 d. Carlshütte in W.Altwasser, GKR, Ehrenbürger v. W., u. d. Emilie Mentzel (1797–1875), aus W.;
    M Klara (1834–1924), T d. Gustav Alberti, Fabrikbes. in W., u. d. Agnes Tieck (1802–80);
    Ur-Gvv George Friedrich (1754–1823), GKR;
    Gr-Ov Wolfgang Mentzel (1798–1873), Schriftst., Philos., Rudolph Mentzel (1799–1856), Hüttenbeamter, Geol., Mineral., Oswald Mentzel (1801–74), Tierzüchter, preuß. Geh. Kriegsrat (alle s. NDB 17);
    Ur-Gvm Ludwig Tieck (1773–1853), Schriftst. (s. NDB 26);
    Waldenburg 1895 Wera (1875–1964), T d. Wilhelm Alberti (1838–1901), aus W., Kaufm. in Pleskau (Pskow, Rußland), u. d. Anna (Johanna) Scheibler (* 1848);
    3 T Sibylle-Dorothea (* 1896), Marie-Barbara (* 1902, Karl v. Haugwitz, 1900–64, Landwirt), Brigitte (* 1904).

  • Biographie

    T. legte 1877 das Abitur in Waldenburg ab, studierte anschließend drei Semester Jura in Heidelberg und Leipzig und absolvierte 1885 in Berlin die Erste jur. Prüfung. In der Zwischenzeit war er 1878 in die preuß. Armee eingetreten und seit 1880 Kavallerieoffizier. 1885 zu den Potsdamer Leibgardehusaren versetzt, protegierte ihn besonders sein Regimentskommandeur, der spätere Ks. Wilhelm II. So konnte T., als ein Sturz vom Pferd seine Militärlaufbahn beendete, 1892 in den Diplomatischen Dienst wechseln. Bereits bei seiner ersten größeren Auslandsverwendung 1895–99 als Legationssekretär in Japan setzte er sich nachdrücklich für die Förderung dt. Investitionen in diesem Land ein. Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit 1900–07 als Gesandter in Brasilien standen neben der Unterstützung dt. Siedlungen Wirtschaftsinteressen, zu deren Vertretung ihn Ks. Wilhelm II. ausdrücklich ermunterte. Die Leitung der Gesandtschaften in Norwegen (1907–11) und Bayern (1911–18) brachte T. wieder in die Nähe des Kaisers, als dessen Vertrauensmann er den Kronprinzen Wilhelm 1910/11 nach Indien begleitete. Seit 1907 war T. Teilnehmer an den Nordland- und zahlreichen anderen Fahrten des „Reisekaisers“ als Vertreter des Auswärtigen Amts; dieselbe Position nahm er bei Ausbruch des 1. Weltkriegs im Großen Hauptquartier ein. In dieser militärisch geprägten Umgebung waren zwar die Juristen des Auswärtigen Amts wenig angesehen, T. hatte jedoch persönlich, nicht zuletzt als ehemaliger Gardeoffizier, eine vergleichsweise starke Position. In enger Abstimmung mit den Kabinettschefs Moriz v. Lyncker (1853–1932), Georg Alexander v. Müller (1854–1940) und Rudolf v. Valentini (1855–1925) übte der bedächtige und um die dt. Aussichten im Krieg besorgte T. einen mäßigenden Einfluß auf den Kaiser aus und geriet dadurch in erbitterten Gegensatz etwa zu Alfred v. Tirpitz (1849–1930) oder Erich v. Falkenhayn (1861–1922). So wurde er bei deren Sturz und der Frage nach dem Einsatz der U-Boote zu einem der wichtigsten Parteigänger Theobald v. Bethmann Hollwegs (1856–1921). Auch wenn T. Kritik an Bethmann äußerte, bestand während der gesamten Kriegsjahre ein enges Vertrauensverhältnis zu ihm und zu dessen als Privatsekretär fungierenden Schwiegersohn Julius Gf. v. Zech-Burkersroda (1885–1946), der 1917 T.s Gesandtschaftssekretär in München wurde. Mit Bethmann verband T. auch eine eher pessimistische Einschätzung der Aussichten für die preuß.-dt. Monarchie. Diese Haltung und seine Rolle in den Auseinandersetzungen im Großen Hauptquartier machten dem realitäts- wie konfliktscheuen Kaiser den früheren Duzfreund T. als einen unangenehmen Mahner zunehmend lästig. Dessen Feinden gelang es daher im Juli 1916, ihn aus dem Hauptquartier zu verdrängen.

    Nach München zurückgekehrt, bemühte sich T. wiederholt, Wilhelm II. auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen, was im Herbst 1918 zum endgültigen Bruch mit dem Kaiser führte. Im Nov. 1918 trat er nach einem ersten Gespräch mit dem neuen bayer. Ministerpräsidenten Kurt Eisner (1867–1919) einen Urlaub an, während dessen er zur Disposition gestellt wurde. Für Sonderaufgaben trat er in den nächsten Jahren vorübergehend wieder in den aktiven Dienst. Insbesondere leitete er von Jan. 1920 bis April 1923 die dt. Delegation bei der Kommission zur Festsetzung der dt.-poln. Grenzen. Dabei gewann er trotz eingeengten Handlungsspielraums mit Hartnäckigkeit und Flexibilität zugleich deutliche Zugeständnisse. Eine erneute Reaktivierung im Mai 1923 lehnte er aus Gesundheitsgründen ab.

    T. verkörpert konzentriert charakteristische Züge des wilhelminischen Diplomatischen Dienstes, von der Betonung wirtschaftlicher Interessen bis hin zu seinem hartnäckigen Einsatz für den Vorrang der Politik vor dem Militär. Sowohl sein ungewöhnlicher Karriereweg in die unmittelbare Umgebung des Kaisers als auch der jähe Sturz zeigen die Bedeutung persönlicher Vorlieben Wilhelms II. in der Personalpolitik des Reichs.

  • Auszeichnungen

    A Roter Adlerorden 2. Kl. mit Eichenlaub u. Stern (1913);
    preuß. Kronenorden 1. Kl. (1916);
    zahlr. Orden dt. u. fremder Staaten.

  • Werke

    W Die graue Exzellenz, Aus d. Papieren K. G. v. T.s, hg. v. K.-H. Janßen, 1971 (mit biogr. Einl.);
    Nachlaß: Pol. Archiv d. AA, Berlin, enth. masch. Abschrr. v. Entwürfen f. T.s Memoiren.

  • Literatur

    L H.-G. Zmarzlik, Bethmann Hollweg als Reichskanzler 1909–1914, 1957;
    K.-H. Janßen, Der Kanzler u. d. Gen., Die Führungskrise um Bethmann Hollweg u. Falkenhayn (1914–1916), 1967 (P);
    H. Afflerbach, Ks. Wilhelm II. als oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg, Qu. aus d. mil. Umgebung d. Kaisers 1914–1918, 2005;
    Biogr. Hdb. Auswärtiger Dienst.

  • Autor/in

    Christoph Johannes Franzen
  • Zitierweise

    Franzen, Christoph Johannes, "Treutler, Carl Georg von" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 406-408 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123749352.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA