Lebensdaten
1918 – 1991
Geburtsort
Wester-Bordelum (Nordfriesland)
Sterbeort
Hannover
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Sozialethiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118835254 | OGND | VIAF: 108772404
Namensvarianten
  • Tödt, Heinz Eduard
  • Tödt, Heinz Eduard
  • H·E·テート
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Tödt, Heinz Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835254.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus norddt. Pastorenfam.;
    V Anton (1886–1967), Pfarrer in St. Peter-Ording u. Garding, 1929–56 Propst v. Eiderstedt;
    M Gudrun Husfeld (1892–1970);
    5 Geschw;
    Hannover 1957 Ilse (* 1930), Dr. phil., Ethnol., 1961 nebenamtl. Kollegiumsmitgl. d. Forsch.stätte d. Ev. Stud.gemeinschaft (FEST) Heidelberg, 1992 Mitgl. d. Gesamthg.kreises d. Dietrich Bonhoeffer Werke, Dr. theol. h. c. Univ. Basel 1995, T d. Adolf Loges (1896–1992), Dipl.Ing., 1941 Lehrbeauftragter f. Gummibearb.maschinen an d. TH Hannover, 1953 Hon.prof. ebd., 1946–63 Vorstandsmitgl. d. „Continental Gummi-Werke AG“ (s. Hann. Professoren), u. d. Jenny Thoms (1898–1986); kinderlos.

  • Biographie

    T. wurde durch das Aufwachsen im Pfarrhaus und den väterlichen Katechismus- bzw. Konfirmandenunterricht geprägt und besuchte seit 1929 von Garding aus das Hermann-Tast-Gymnasium in Husum (Abitur 1937). Seit 1933 Mitglied der HJ, hatte T. 1935 an einem Auslesekurs der Reichsjugendführerschule in Berlin/Potsdam teilgenommen, wo er der Führungsriege der Nationalsozialisten begegnete, sich dann aber gegen den Besuch dieser Schule entschied. Vielmehr entschloß er sich 1936, ev. Theologie zu studieren, absolvierte im Sommer 1937 den obligatorischen Reichsarbeitsdienst, wurde dann zum zweijährigen Wehrdienst eingezogen und leistete anschließend seit Kriegsbeginn Kriegsdienst, seit 1940 als Offizier an verschiedenen Fronten. Nach der Rückkehr aus russ. Kriegsgefangenschaft (1945–50) studierte T. ev. Theologie 1950 in Kiel, 1950/51 an der Kirchlichen Hochschule in Bethel und 1951–53 in Heidelberg. Krankheitsbedingt (infolge von Schädigungen durch Krieg und Gefangenschaft) setzte er im Sommer 1953 das Studium aus. Die Wintersemester 1953/54 und 1954/55 verbrachte er in Basel, dazwischen studierte er in Göttingen und seit 1955 wieder in Heidelberg. Hier prägten ihn die exegetischen Publikationen von Martin Dibelius (1883–1947) und Rudolf Bultmann (1884–1976), als Lehrer erlebte er Günther Bornkamm (1905–90). In Basel erhielt er entscheidende Anregungen von Karl Barth (1886–1968). 1957 wurde er in Heidelberg mit der neutestamentlichen Dissertation „Der Menschensohn in der synoptischen Überlieferung“ zum Dr. theol. promoviert. Diese von Bornkamm betreute Arbeit (gedr. 1959, ⁵1984,/engl. 1963, ²1965) fand Beachtung und regte weitere Forschungen zur Logienquelle an.

    1957–61 war T. in der Leitung des Ev. Studienwerks Villigst tätig, anschließend wurde er auf Dauer Kollegiumsmitglied der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg. 1963–83 lehrte T. als o. Professor für Systematische Theologie, Ethik und Sozialethik (Dekan 1965/66) und danach als Emeritus an der Univ. Heidelberg. 1969 lehnte er sowohl einen Ruf nach Münster als auch das ihm angetragene Amt des Landesbischofs von Hannover ab. Nach seiner Teilnahme an der Weltstudienkonferenz für Kirche und Gesellschaft des Ökumenischen Rats der Kirchen 1966 übte er eine Beratertätigkeit beim ÖRK und seit 1970 im Luth. Weltbund aus. Prägend für T. und wichtiger Bestandteil seiner Arbeit wurden neben Barths Lehre die Person und Theologie Dietrich Bonhoeffers (1906–45). 1978–85 fungierte T. als Erster Vorsitzender der Sektion BRD in der Internationalen Bonhoeffer|Gesellschaft. Anschließend betrieb er als Gesamtherausgebersprecher die Ausgabe „Dietrich Bonhoeffer Werke“ (17 Bde., 1986–99) und wirkte als Bandherausgeber an Bd. 6 (Ethik) mit.

    T.s postum erschienene Jugend-, Kriegs- und Gefangenschaftserinnerungen (Wagnis u. Fügung, Anfänge e. theol. Biogr., Mit d. Trauerpredigt v. W. Huber, 2012, P) und seine theol. Beiträge, die u. a. Fragen von Schuld und Widerstand behandeln, zeigen eine enge Verbindung zwischen T.s eigener Lebensgeschichte und seiner theol. Ethik. Er vermittelte wesentliche Impulse über seine einflußreichen Schüler (u. a. Christopher Frey, Wolfgang Huber, Wolfgang Lienemann, Hans-Richard Reuter), v. a in den von ihm innovativ bearbeiteten Feldern der Friedensethik, der Ethik der Menschenrechte und der politischen Ethik, aber auch durch seinen fundamentalethischen Ansatz einer Verantwortungsethik, die zwischen biblischer Glaubensethik und Ansätzen einer autonomen rationalen Ethik im christlichen Kontext zu vermitteln sucht. Durch das von ihm entwickelte Schema der ethischen bzw. sittlichen Urteilsbildung, das u. a. Eingang in die Religionspädagogik fand (bis hin zur Aufnahme in Lehrpläne als Unterrichtsstoff in der Oberstufe), wurde T. auch über die theol. Fachethik hinaus bekannt (Versuch z. e. Theorie eth. Urteilsfindung, in: Zs. f. ev. Ethik, 21, 1977, S. 81–93).

  • Auszeichnungen

    A Rr.kreuz d. E. K. (1944).

  • Werke

    W u. a. Friedensforsch. als Problem f. Kirche u. Theol., Einf. in d. „Stud. z. Friedensforsch.“, 1969, S. 7–72 (Hg. mit G. Picht);
    Rudolf Bultmanns Ethik d. Existenztheol., 1978;
    Geschenktes Leben, in: M. Greiffenhagen (Hg.), Pfarrerskinder, Autobiographisches z. e. prot. Thema, 1982, S. 202–19;
    Menschenrechte, Perspektiven e. menschl. Welt, 1977, ³1988 (mit W. Huber);
    Perspektiven theol. Ethik, 1988 (Bibliogr. v. Ilse Tödt, S. 272–85);
    Theol. Perspektiven n. Dietrich Bonhoeffer, hg. v. E.-A. Scharffenorth, 1993, engl. 2007;
    Komplizen, Opfer u. Gegner d. Hitlerregimes, Zur „inneren Gesch.v. prot. Theol. u. Kirche im „Dritten Reich“, hg. v. J. Dinger u. D. Schulz, 1997, japan. 2004;
    Theol. lernen u. lehren mit Karl Barth, Briefe, Berr., Vorlesungen, zus.gest. v. Ilse Tödt, 2012 (Bibliogr., S. 285–311).

  • Literatur

    L Schöpferische Nachfolge, FS f. H. E. T., hg. v. Ch. Frey u. a., 1978;
    W. Huber, Strukturen verantwortl. Lebens, Die Bedeutung H. E. T.s f. d. theol. Ethik, in: Zs. f. Ev. Ethik 36, 1992, S. 241–56;
    ders., Die Versuchung durch d. Macht u. d. Treue z. Lebendigen Gott, in: Wagnis u. Fügung, 2012 (s. W), S. 413–16;
    W. Schuhmacher, Theol. Ethik als Verantwortungsethik, Leben u. Werk H. E. T.s in ökumen. Perspektive, 2006 (W-Verz., S. 473–80);
    Ilse Tödt, Provokation u. Sanftmut, Tageb.briefe aus d. 1968er Studentenunruhen in Heidelberg, Mit Predigten u. e. Rückblick 1983 v. H. E. T. u. d. ak. Gedenkrede v. Wolfgang Huber, 2013;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. IV (W, L);
    RGG⁴; BBKL XII (W, L).

  • Porträts

    P Photogr. (Univ. Heidelberg, Bildarchiv).

  • Autor/in

    Wolfgang Schuhmacher
  • Zitierweise

    Schuhmacher, Wolfgang, "Tödt, Heinz Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 320-321 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835254.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA