Lebensdaten
1681 – 1766
Geburtsort
Bezau (Bregenzerwald)
Sterbeort
Konstanz
Beruf/Funktion
Baumeister
Konfession
-
Normdaten
GND: 118642790 | OGND | VIAF: 30330254
Namensvarianten
  • Thumb, Peter II.
  • Thumb, Peter
  • Thumb, Peter II.
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Zitierweise

Thumb, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118642790.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael (s. 1);
    M Christina Feuerstein;
    Bezau 1707 Anna Maria (1687–1754), T d. Franz II. Beer (1660–1726), Baumeister aus Au, später in K.;
    3 S Franz Michael (1724–97), Kaufm. in K., Michael Peter Franz Xaver (1725–69), Baumeister in K., Peter Franz Josef Ignaz (1727–1802), 8 T (1 früh †), Maria Elisabeth (1715–70, Anton Frey, Stiftsamtmann in Zurzach), Maria Barbara (1717–48, Ignaz Frey), Domenica (Taufname: Christina) (* 1719), Dominikanerin in Zoffingen b. Konstanz, Felicia (Taufname: Anna Theresia) (* 1721), Benediktinerin in Münsterlingen, Anna Katharina (1723–52, Franz Karl Schütz, Archivrat in Meersburg), Maria Johanna (1731–95, Franz Xaver [I] Leiner, 1733–1802, Großrat in K., Tannenamtmann, Stadtarchiv-Registrator, Stadtchronist, bfl. Kammerherr in Meersburg), Maria Monica (* 1723, Martin Hummel).

  • Biographie

    T. schlug die gleiche Laufbahn ein wie sein Vater, sein Onkel Christian und sein älterer Bruder Gabriel. Nach dem frühen Tod des Vaters begann er seine Lehre als Maurer und Steinhauer 1697 bei Christoph (oder Michael?) Berwig (Berbig). Schon im Jahr seiner Freisprechung 1700 ist T. als Zeichner bei Franz II. Beer in Ottobeuren belegt. Seit 1704 arbeitete T. als Polier Beers bei dem Kloster- und Kirchenbau in Rheinau. In den folgenden Jahrzehnten fertigte er als talentierter Planzeichner immer wieder Reinzeichnungen für Beer an, wodurch er mit dessen architektonischen Gedanken bestens vertraut wurde. Noch vor Abschluß der Arbeiten in Rheinau 1707 übernahm T. als Meister mit der Pfarrkirche von Lachen seinen ersten eigenen Kirchenbau (bis 1711), der jedoch in enger Verwandtschaft zu den Baulösungen Franz Beers stand. Nach seiner Heirat im selben Jahr mit der ältesten Tochter Beers erlangte T. 1726 das Bürgerrecht in Konstanz, wohin auch sein Schwiegervater um diese Zeit gezogen war. Durch einige bedeutende Aufträge, wie Kirchen- und Klosterbauten in Schwarzach (1724–um 1732), St. Peter (1724–27), Tennenbach (ab 1726, nicht erhalten) und Ettenheimmünster (1718–29), hatte T. mittlerweile nicht nur einen guten Ruf erworben, sondern auch ein beträchtliches Vermögen. 1751 soll er 61 300 fl. besessen haben und zählte damit zur reichsten Schicht des Konstanzer Bürgertums. Seit 1737 Mitglied des „Großen Rates“ von Konstanz, blieb er dies fast 30 Jahre lang bis zu seinem Tod. T. war Leiter eines außergewöhnlich großen Bauunternehmens, dessen Wirkungsfeld das gesamte Gebiet des damaligen Bistums Konstanz umfaßte. In den 1720er Jahren betrieb er zeitweise mehr als fünf weit auseinanderliegende Großbauplätze gleichzeitig. In den Sommermonaten war T. daher ständig auf Reisen, um die einzelnen Baustellen zu kontrollieren; während seiner Abwesenheit war er jeweils auf fähige Mitarbeiter angewiesen. Da T. alle Arbeiten im Generalakkord übernahm, brachte er seinen Mitarbeiterstab zu den Bauplätzen mit. Auch nach seinem Umzug nach Konstanz arbeitete er bevorzugt mit Vorarlberger Landsleuten zusammen. Im Frühjahr holte er sie in der Heimat ab oder verabredete Treffen und brachte sie zu den einzelnen Baustellen.

    Die Auftraggeber T.s waren fast ausschließlich Orden, v. a. Benediktiner und Zisterzienser. Da die Klöster im südwestdt.-elsäss. Raum eng verbunden waren und T. untereinander weiterempfahlen, konnte er den klösterlichen Baubetrieb in dieser Gegend in den 1720er/30er Jahren fast monopolisieren.

    T.s Werk läßt sich in zwei Schaffensphasen einteilen: In der Frühzeit bis etwa 1730 stand er stark unter dem Einfluß seines Lehrers und späteren Schwiegervaters Franz Beer. Bei seinen kirchlichen Großbauten griff er in dieser Phase fast ausschließlich auf den Typus der Vorarlberger Wandpfeilerkirche zurück, den sein Vater Michael in den 1680er Jahren geprägt hatte. Die Klosterkirche St. Peter im Schwarzwald führt alle Elemente der Vorarlberger Wandpfeilerkirche auf, im Kirchenraum dominiert der strenge, rektanguläre Charakter. Mit der Benediktiner-Klosterkirche Ebersmünster (1719–27) versuchte T., an diese Entwicklung, v. a. an Beers Bauten in Weißenau und Weingarten, anzuschließen.

    Nach dieser ersten Schaffensphase wandte T. sich verstärkt dem Typus der Saalkirche zu, die im Spätbarock und Rokoko zu einer bevorzugten kirchlichen Bauaufgabe wurde. Seine ersten Bauten dieses Typs, wie die Augustiner-Chorherren-Stiftskirche Waldkirch (1732–34), waren noch mit Elementen aus der Wandpfeilerbauweise instrumentiert. Auch davon wandte T. sich jedoch bald ab. Einer der wichtigsten Saalbauten im Süddtld. des 18. Jh., gleichzeitig T.s Hauptwerk, ist die Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee (1745–51). Hier erinnert nichts mehr an den strengen, rechtwinkligen Charakter von St. Peter, die Übergänge der Raumteile sind weich verschliffen. Bestimmendes Element ist die umlaufende Galerie, die sich der Kontur des|Raummantels anschmiegt. Es dominiert die Ausrichtung auf den Hochaltar, alle Raumelemente sind der Inszenierung des Hochaltars, dem „theatrum sacrum“ unterworfen. Zu dieser Innenraumgestaltung lieferte Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770) einen entscheidenden Beitrag. Eine ähnliche Durchmodellierung des Raummantels wandte T. im übrigen auch bei zwei Bibliotheksräumen an, in der Bibliothek von St. Gallen und noch stärker in St. Peter, wo er einen einfachen Rechteckraum durch Wandpfeilerabseiten und eine umlaufende Galerie zu einem zentrierten, zweischaligen Raum im Sinne des Rokoko umwandelte.

    Die Beurteilung T.s in der Forschung ist ambivalent. Einerseits wird ihm, v. a. angesichts der Birnau, ein bedeutender Beitrag zum südddt. Spätbarock und Rokoko beigemessen. Seine qualitätvollen Erfindungen auf dem Gebiet des Saalbaus waren auf der Höhe der Zeit. Andererseits werden gerade die Wandpfeilerbauten seiner ersten Schaffensphase als eher rückständig und ohne schöpferischen Ehrgeiz gesehen. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß T. beides war: planender Baumeister und ökonomisch denkender Bauunternehmer. Sein Alltagsgeschäft war das Errichten solider, praktikabler Bauten nach den Wünschen der Auftraggeber. Die Klöster an Oberrhein und im Schwarzwald hatten weder den Anspruch noch die Mittel wie die Reichsstifte in Oberschwaben und Oberbayern, sie verlangten eher nach Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit. Die Werke seiner zweiten Schaffensphase zeigen, daß T. beides liefern konnte: solide Konstruktionen und architektonische Innovationen.

  • Werke

    W Lachen, Pfarrkirche Hl. Kreuz, 1707–11;
    Ebersmünster, Benediktiner-Kloster, 1708–12;
    St. Peter im Schwarzwald, Kloster (Bibl. u. Treppenhäuser) 1737–39, 1751–53; Mengen, Wilhelmiter-Priorat u. Kirche, 1741–46; Hilzingen, Pfarrkirche St. Peter u. Paul, 1747–49; Tiengen, Stadtpfarrkirche, 1753–56; St. Gallen, Stiftskirche u. Stiftsbibl., 1755–61 (nach Gubler: entscheidende Bauideen nicht v. T., er hatte nur Einfluß auf einzelne Architekturglieder).

  • Literatur

    L H.-M. Gubler, Der Vorarlberger Barockbaumeister P. T. 1681–1766, Ein Btr. z. Gesch. d. süddt. Barockarchitektur, 1972 (W-Verz. S. 115 f.);
    W. Oechslin (Hg.), Die Vorarlberger Barockbaumeister, Ausst. kat. Einsiedeln 1973 (P);
    N. Lieb, Die Vorarlberger Barockbaumeister, ³1976 (P, W-Verz. S. 120 f.);
    ThB;
    Dict. of Art;
    NDBA (P, L); HLS.

  • Porträts

    P Öl/Lwd., Halbfigur, unbek. Maler, um 1740 (Privatbes.), Abb. in: Oechslin (s. L), Abb. 4, u. Lieb (s. L), Abb. 3.

  • Autor/in

    Hanna Dornieden
  • Zitierweise

    Dornieden, Hanna, "Thumb, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 219-220 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118642790.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA