Lebensdaten
1518 – 1571
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Madrid
Beruf/Funktion
Montanunternehmer
Konfession
-
Normdaten
GND: 1019758716 | OGND | VIAF: 232214157
Namensvarianten
  • Tetzel, Hanns
  • Tetzel von Kirchensittenbach, Hans
  • Tetzel, Hans
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Zitierweise

Tetzel, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019758716.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (n. 1462–1523), Kaufm., Montanuntern., Ratsherr, Bgm. in N., S d. Jobst ( v. 1485), Kaufm., Montanuntern., Ratsherr, Losunger, Bgm. in N., u. d. Margarete Topler ( 1] N. N. Pessler, Kaufm. in N.);
    M Ursula, T d. Sigmund Fürer (1436–1501), Kupferhändler, Saigerhütteninh., Ratsherr in N. (s. NDB V*), u. d. Anna Tucher (1457–87);
    4 B u. a. Jobst (1503–75), Gabriel (* 1508), beide gründeten 1546 mit T., Balthasar Rummel u. Andreas Gienger e. Bergwerks- u. Hüttenges. in Santiago de Kuba, 5 Schw u. a. Katharina (1510–47, Balthasar I. Rummel, 1508–47, Kaufm., s. NDB 22, Fam.art.), Anna (1512–52, Andreas Gienger, Kaufm., s. o.);
    um 1551 Kuba N. N. ( 1] N. N.), aus Spanien; kinderlos.

  • Biographie

    T. wurde vermutlich in den privaten Schulen der Rechen- und Schreibmeister und auf einer der Lateinschulen, möglicherweise sogar auf dem neugegründeten Gymnasium in Nürnberg unterrichtet. Anschließend sorgten seine älteren Brüder und seine Verwandten, die Fürer, für seine kaufmännische Ausbildung. Den Betrieb von Kupfersaigerhütten lernte er vermutlich in Thüringen und im Erzgebirge kennen, den Handel mit Kupferwaren vielleicht in Antwerpen, dem wichtigsten Kupfermarkt in Europa. Sicher ist, daß sich T. um 1538 in Sevilla, dem span. Brückenkopf der Handelsstraße nach Amerika (Carrera de Indias), geschäftlich aufhielt. Hier erfuhr er von den Kupfervorkommen auf Kuba, an deren aus technischen Gründen bisher gescheiterter Ausbeutung die span. Krone, u. a. für militärische Zwecke, interessiert war. 1542–44 experimentierte T. auf Kuba vergeblich mit dem dortigen Rohkupfer. Mit einer Materialprobe 1544 nach Nürnberg zurückgekehrt, fand T. mit Nürnberger Spezialisten ein Verfahren, um aus dem kuban. Erz brauchbares Kupfer herzustellen. Am 11. 1. 1546 erteilte der span. Indienrat T. das Recht, auf 10 Jahre das gesamte Kupfervorkommen auf Kuba zu verhütten und zehn Minen zu betreiben; gleichzeitig wurde ihm das Exportmonopol für kuban. Kupfer zugestanden. T. gründete daraufhin zur Finanzierung seines Vorhabens zusammen mit den Brüdern Jobst und Gabriel, den Schwägern Balthasar Rummel und Andreas Gienger sowie dem im Westindienhandel sehr erfahrenen Lazarus Nürnberger (1499–1564) eine Bergwerks- und Hüttengesellschaft. Eine geschäftliche Verbindung zu den ebenfalls in Mittelamerika tätigen Welser ist nicht nachweisbar. 1547 reiste T. mit sechs dt. und niederl. Bergbau- und Hüttenwerkexperten nach Kuba. Dort stieß er auf den Widerstand der einheimischen Minenbesitzer, die sich – selbst zur Verhüttung nicht in der Lage – ganz aus dem Kupferbergbau gedrängt sahen. Erst am 27. 6. 1550 konnte ein Vergleich geschlossen werden. Darin wurde T. gezwungen, sein bislang geheim gehaltenes Schmelzverfahren Sklaven beizubringen, die ihm von den Einheimischen überstellt werden sollten. Außerdem wurden seine Bergbaurechte auf anfänglich zwei Minen beschränkt, später sollten acht weitere hinzukommen; seine Handelsrechte wurden ebenfalls begrenzt. So konnte T. mit der Kupferproduktion in einem Werk nahe Santiago beginnen. Er exportierte das gewonnene Kupfer in den karib.-mittelamerik. Raum, wo es u. a. zu Gerätschaften für die Zuckerproduktion weiterverarbeitet wurde, sowie nach Spanien zur Geschützherstellung. Nach vierjähriger Blütezeit litt T.s Betrieb unter Piratenüberfällen und Naturkatastrophen, anscheinend erhielt er neues Finanzkapital von einheimischen stillen Gesellschaftern. 1566 stand die Verlängerung des Vertrags mit Spanien an, 1568 reiste T. zu Verhandlungen mit dem Indienrat nach Madrid, erhielt jedoch erst 1571 einen neuen Vertrag. Er verstarb noch vor seiner Rückreise nach Kuba. Nach ihm spielte die Kupferproduktion auf Kuba keine nennenswerte Rolle mehr.

    T. ist ein früher Repräsentant der ersten Globalisierungswelle der Neuzeit und Teil des allgemeinen Trends um 1550, Kapital aus dem inzwischen wenig ertragreichen Bergbau und der metallurgischen Industrie Europas abzuziehen und in die Neue Welt zu verlagern, womit gleichzeitig Technologieexport verbunden war.

  • Literatur

    L E. Schäfer, J. T., e. dt. Bergmann in Westindien z. Zeit Karls V., in: Ibero-amerik. Archiv 10, 1936/37, S. 160;
    E. Schäfer, Indice de la Colección de documentos inéditos de Indias, 2 Bde., 1946/47;
    T. G. Werner, Das Kupferhüttenwerk d. H. T. aus Nürnberg auf Kuba u. seine Finanzierung durch europ. Finanzkapital (1545–1571), in: VSWG 48, 1961, S. 289–328 u. 444–502;
    Th. G. Werner, Zur Gesch. T.scher Hammerwerke b. Nürnberg u. d. Kupferhüttenwerks H. T.s auf Kuba, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 55, 1967, S. 214–25;
    F. Braudel, Soz.gesch. d. 15.-18. Jh., Der Handel, 1986; H. Pohl, Die Wirtsch. Hispanoamerikas in d. Kolonialzeit, 1996

  • Autor/in

    Reinhard Jakob
  • Zitierweise

    Jakob, Reinhard, "Tetzel, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 51-52 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019758716.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA