Zimmermann, Günter
- Lebensdaten
- 1914 – 1972
- Geburtsort
- Danzig
- Sterbeort
- Hamburg
- Beruf/Funktion
- Altamerikanist ; Mayaforscher ; Mesoamerikanist
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 1056591919 | OGND | VIAF: 305116807
- Namensvarianten
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- Zimmermann, Günter
- Zimmermann, Günther
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Zimmermann, Günter
| Altamerikanist, Maya-Forscher, * 11.9.1914 Danzig, † 2.11.1972 Großhansdorf bei Hamburg.
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Genealogie
V →Hubert (1880–1939, ev.), aus Fürstenau b. Graudenz, Finanzamtmann in D., S d. Josef u. d. Maria Pollack;
M →Hedwig (* 1887), T d. →Johann Hallmann (kath.), Schneidergeselle in D., u. d. Caroline Henriette Frank (ev.);
⚭ 1945 →Dorothea Zimny († um 2012);
S →Klaus (1952–80, am Mount St. Helens, Washington, USA), Künstler. -
Biographie
Bereits als Oberschüler am Realgymnasium St. Johann in Danzig beschäftigte sich Z. mit Astronomie und der Maya-Schrift. 1933 nahm er das Studium der Geschichte an der TH in seiner Heimatstadt auf und setzte es in Berlin und Wien fort, wo er 1937 eine Dissertation über die Chronik →Karls V. des →Alonso de Santa Cruz begann. Seine Einberufung zum Kriegsdienst 1941 und Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion bis Ende 1949 machten Z. den Abschluß des Studiums unmöglich,|da er alle Unterlagen zu seiner Dissertation verloren hatte. So wandte er sich 1950 wieder der Maya-Forschung zu. Seine Vorarbeiten hierzu hatte er schon vor dem Krieg dem Maya-Forscher →Paul Schellhas (1859–1945) zu treuen Händen übergeben, der sie seinerseits →Franz Termer (1894–1968), dem Direktor des Hamburgischen Museums für Völkerkunde (heute: Museum am Rothenbaum), zur Aufbewahrung überantwortet hatte. In Hamburg wurde Z. 1952 in Völkerkunde von Termer zum Dr. phil. promoviert. Anschließend blieb er in der Hansestadt in verschiedenen akademischen Stellungen und führte seine Studien fort, zeitweilig durch Stipendien gefördert. 1957 habilitierte er sich bei Termer über den indian. Chronisten →Domingo Chimalpahin und dessen Quellen (PD, 1963 apl. Prof.). Die 1963–65 folgende zweibändige Edition der aztekischen Schriften Chimalpahins wiesen Z. auch als profunden Kenner der aztekischen Sprache und Kultur aus. Die angekündigte Übersetzung, die in einem dritten Band folgen sollte, hat er nicht mehr vorgelegt. Seine Berufung auf den neugegründeten Lehrstuhl für „Altamerikanische Sprachen und Kulturen“ an die Univ. Hamburg erfolgte 1965. Die Mitarbeit im dt.-mexikan. „Puebla-Tlaxcala Projekt“ und im Sonderforschungsbereich 14 „Iberoamerikanistik einschließlich der Altamerikanistik“, beide von der DFG gefördert, sowie das schwierige Umfeld der unruhigen 1968er Jahre hinderten Z. daran, weitere größere Arbeiten abzuschließen.
Z.s Hauptleistung ist die systematische Katalogisierung, Entschlüsselung und semantische Deutung der Maya-Hieroglyphen der nachklassischen Zeit (um 1000–1500). Nach einer ersten Kurzfassung 1953 veröffentlichte er 1956 die Abhandlung „Die Hieroglyphen der Mayahandschriften“, die jahrzehntelang als Standardwerk galt. Danach wandte er sich der Erschließung kolonial-aztekischer Quellen zu. Seine Edition nach den Handschriften Chimalpahins blieb lange die einzige vollständige Veröffentlichung der damals bekannten Schriften dieses Chronisten. Erst nach 1990 sind durch Archivfunde in England noch weitere bekannt geworden. Z.s Edition, verbunden mit seiner Habilitationsschrift, war daher fast ein halbes Jahrhundert lang die unentbehrliche Grundlage für Studien zur mexikan. Kolonialgeschichte aus indian. Sicht.
Als akademischer Lehrer ebnete Z. seinen Schülern den Einstieg ins Berufsleben und es gelang ihm, die unter Termer in Hamburg etablierte Altamerikanistik mit der sog. Hamburger Schule, zu der auch →Bodo Spranz (1920–2007), →Wolfgang Haberland (1922–2015), →Thomas Barthel (1923–1997), →Hanns J. Prem (1941–2014) und →Berthold Riese (* 1944) gehörten, fortzuführen, personell zu verstärken und durch die von ihm gegründete bis etwa 2000 bestehende „Arbeitsstelle für altamerikanische Sprachen und Kulturen“ (1965–72 Leiter) institutionell zu verankern.
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Werke
|u. a. Das Kalendarium d. astronom. Uhr in d. Marienkirche zu Danzig, in: Mitt. d. Westpreuß. Gesch.ver. 33, H. 4, 1934, S. 75–86, 1934 (Nachdr. 1990er J.);
Einige Erleichterungen b. Berechnen v. Maya-Daten, in: Anthropos 30, 1935, S. 707–15;
Kurze Formen- u. Begriffssystematik d. Hieroglyphen d. Mayahss., 1953 (Diss.);
Aus d. Brieftageb. e. Quiche-Gde.schreibers aus d. J. 1794, in: Die Wiener Schule d. Völkerkde., FS (…) 1929–1954, hg. v. J. Haekel, A. Hohenwart-Gerlachstein u. A. Slawik 1954, S. 492–503;
Über einige stereotype Wendungen u. Metaphern im Redestil d. Aztekischen, in: Baessler-Archiv, NF 3, 1955, S. 149–68;
Die Hieroglyphen d. Maya-Hss., 1956;
Das Gesch.werk d. Domingo de Muñon Chimalpahin Quauhtlehuanitzin, 1960;
Die Relationen Chimalpahin’s z. Gesch. Mexico’s, 2 Bde., 1963–65;
Briefe d. indian. Nobilität aus Neuspanien an Karl V. u. Philipp II. um d. Mitte d. 16. Jh., 1970 (Hg.). -
Literatur
|B. Riese, in: Zs. f. Ethnol. 98, 1973, H. 1, S. 1–11 (W-Verz., P);
ders., Aztekisch-Philologie, Eine Hamburger Forsch.tradition, in: Götter, Gräber u. Globalisierung, 40 J. Alt- u. Mesoamerikanistik an d. Univ. Hamburg, hg. v. L. Frühsorge u. a., 2010, S. 351–77;
O. Smailus, in: Indiana 2, 1974, S. 271–84 (W-Verz., P);
Altpreuß. Biogr. IV/3;
German Anthropology;
Hamburger Prof.kat. -
Autor/in
Berthold Riese -
Zitierweise
Riese, Berthold, "Zimmermann, Günter" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 710-711 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1056591919.html#ndbcontent