Lebensdaten
1889 – 1962
Geburtsort
Vreden (Westfalen)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Nationalökonom ; Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11727318X | OGND | VIAF: 69301791
Namensvarianten
  • Terhalle, Fritz Bernhard Maria
  • Terhalle, Fritz
  • Terhalle, Fritz Bernhard Maria
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Zitierweise

Terhalle, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11727318X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (Fritz) (1858–1930), Kaufm., Barchentfabr. in V., Ing. in e. Textiluntern., S d. Herrmann (1813–63), Kaufm. in V., u. d. Euphemia Nüsse (1815–99), aus Zwolle;
    M Christine (1867–1922), T d. Bernhard Jordans (1816–99), Landwirt, Bgm. in Marienbaum b. Xanten, u. d. Gertrude Florenz (1831–1909);
    7 jüngere Geschw;
    Münster (Westfalen) 1921 Laura (1889–1969), Kreisfürsorgerin in Lippstadt (Westfalen), T d. August Baur (1839–1909), aus Düren, Kaufm., Fabr. in Köln, u. d. Eleonore (Laura) Court (1850–1904), aus Siegburg;
    1 S Winfried (1923–2010), Dipl.-Ing., Architekt, Min.beamter 1965–70 in d. Landesplanungsstelle im Bayer. Staatsmin. f. Wirtsch. u. Verkehr, 1970–86 im Bayer. Staatsmin. f. Landesentwicklung u. Umweltfragen, 1984 Min.dirigent, 1 T Irmingard (* 1925).

  • Biographie

    T. brach 1906 wegen einer TBC-Erkrankung seine Schullaufbahn am Gymnasium Paulinum in Münster ohne Abschluß ab, eignete sich autodidaktisch betriebswirtschaftliches Grundlagenwissen an, absolvierte eine kaufmännische Lehre und arbeitete 1 1/2 Jahre in einem Textilunternehmen in Velen (Münsterland). Seit 1910 besuchte T. die Handelshochschule Köln (Dipl.-Kaufm. 1912), war in einem Getreidegroßhandelsgeschäft tätig und studierte seit 1913 in Bonn Nationalökonomie, zugleich war er Dozent an der Handelshochschule Köln. 1914 folgte T. seinem akademischen Lehrer, dem Nationalökonomen Adolf Weber (1876–1963), an die Univ. Breslau, wo er bis 1919 als dessen Assistent am Staatswiss.-Statist. Seminar arbeitete, 1915 wurde er dort zum Dr. rer. pol. promoviert und habilitierte sich 1918. 1916/17 war T. auch 2. Stellv. Vorsitzender und Leiter der in Breslau neu errichteten Preisprüfungsstelle für die Provinz Schlesien. Nach Erhalt der Venia Legendi für Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre war T. zunächst Privatdozent in Breslau, 1919–21 ao. Professor in Jena, 1921/22 o. Professor in Münster und seit 1922 in Hamburg. Hier leitete er 1929 bis Ende Jan. 1933 das Weltwirtschaftsarchiv, von Febr. 1933 bis zur selbst erbetenen Entlassung im April 1933 kommissarisch. Von Nov. 1934 bis zur Emeritierung 1957 hatte T. – mit Unterbrechung 1945/46 – den Lehrstuhl für Finanzwissenschaft, Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Univ. München inne (Dekan 1948–50); als langjähriges Mitglied des Universitäts-Verwaltungsausschusses war er auch zuständig für die Vermögensverwaltung der Universität.

    T. war Mitglied der Ende Mai 1945 von Adolf Weber zur wissenschaftlich fundierten Politikberatung initiierten „Volkswirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Bayern“ und Vorsitzender des Ausschusses für Steuer- und Finanzwesen. Von Okt. 1945 bis Dez. 1946 gehörte er als parteiloser Finanzminister dem Kabinett des bayer. Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner (SPD) bis zu dessen Ablösung an. Er übte auch danach als Gutachter und Berater bedeutenden finanzpolitischen Einfluß aus. 1947/48 war er als Mitglied der Sachverständigenkommission der Sonderstelle Geld und Kredit des Vereinigten Wirtschaftsgebiets an der Vorbereitung der Währungsreform beteiligt, 1949 wurde er Vorsitzender des Finanzpolitischen Beirats der Verwaltung für Finanzen des Vereinigten Wirtschaftsgebiets, und 1950–59 amtierte er als Vorsitzender des Beirats beim Bundesministerium der Finanzen, der unter seiner Leitung u. a. die Gutachten zur „Organischen Steuerreform“ (1953), über „Instrumente der Konjunkturpolitik und ihre rechtliche Institutionalisierung“ (1956), über „Kapitalmarkt und Steuern“ (1958) oder zur Gemeindefinanzreform (1959) erstellte.

    In seinen Forschungen beschäftigte sich T. anfangs mit Fragen der Währungs- und Preispolitik, seit den 1920er Jahren wurde er zu einem führenden Vertreter der dt. Finanzwissenschaft. Sein Interesse galt dabei v. a. den Wechselwirkungen zwischen öffentlicher Finanzwirtschaft und Marktwirtschaft, ferner den ökonomischen Folgen der staatlichen Ausgabenpolitik sowie der Rolle und Funktion der öffentlichen Finanzpolitik als Mittel der staatlichen Wirtschaftspolitik.

  • Auszeichnungen

    A preuß. Verdienstkreuz (1917);
    Gr. BVK (1954, mit Stern 1959);
    Dr. rer. pol. h. c. (Köln 1957);
    o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1958);
    bayer. Verdienstorden (1959).

  • Werke

    W Die Kreditnot am städt. Grundstücksmarkt, Jena 1916 (Diss.);
    Währung u. Valuta, 1919, ²1922;
    Das dt. Bankwesen, 1922;
    Die Reparationskontrolle, Versuch e. Darst. u. Würdigung d. Methode d. Reparationsvollzugs, 1925;
    Finanzwiss., 1930;
    Leitfaden d. dt. Finanzpol., 1936;
    Die Finanzwirtsch. d. Staates u. d. Gemeinden, 1948;
    Finanzwirtsch. u. Volkswirtsch., in: Wirtsch.theorie u. Wirtsch.pol., FS f. Adolf Weber, hg. v. A. Kruse, 1951, S. 309–22;
    Gesch. d. dt. öff. Finanzwirtsch. v. Beginn d. 19. Jh. bis z. Schluß d. 2. Weltkrieges, in: Hdb. d. Finanzwiss., Bd. 1, ²1952;
    Öff. Ausgg., in: Hdwb. d. Soz. wiss., Bd. 1, 1956;
    Einige Anmm. z. unserem heutigen Nebeneinander v. soz. Markt- u. öff. Finanzwirtsch., in: Wirtsch.fragen d. freien Welt, FS f. Ludwig Erhard, 1957;
    Das Finanz- u. Steuersystem d. Bundesrep. Dtld., in: Hdb. d. Finanzwiss., Bd. 3, ²1958, S. 138–75.

  • Literatur

    L F. Neumark, F. T. z. siebzigsten Geb.tag, in: Finanzarchiv NF 20, 1959, S. 2–4 (P);
    In memoriam F. T., Ansprachen b. d. akad. Gedenkfeier in d. Univ. München am 14. Dez. 1962, [München 1962] (W-Verz.);
    K. Hax, in: Zs. f. Handelswiss. Forsch. NF 15, 1963, S. 367;
    F. Lütge, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1963, S. 195–97 (P);
    K.-U. Gelberg, Die Volkswirtschaftl. Arb.gemeinschaft f. Bayern 1945, in: ZBLG 57, 1994, S. 157–69; ders., Die Protokolle d. bayer. Min.rats 1945–1954, Das Kab. Hoegner I, 28. Sept. 1945 bis 21. Dez. 1946, 2 Bde., 1997 (P). |

  • Quellen

    Qu Bayer. HStA München, MK 44431, MK 69324, MF 77810, StK-Bayer. Verdienstorden 391; – Nachlaß: Bayer. HStA, NL Fritz Terhalle (W-Verz).

  • Autor/in

    Oliver Braun
  • Zitierweise

    Braun, Oliver, "Terhalle, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 35-37 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11727318X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA