Lebensdaten
1887 – 1939
Geburtsort
Schwyz
Sterbeort
Luzern
Beruf/Funktion
katholischer Theologe ; Christlicher Archäologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136534716 | OGND | VIAF: 47441194
Namensvarianten
  • Styger, Paul
  • Styger, Paolo

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Zitierweise

Styger, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136534716.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin (1856–1935), aus Rothenthurm (Kt. Schwyz), Kriminalger.schreiber, Polizeikdt., Zuchthausverw., Gde.- u. Bez.rat, Bez.richter, 1886 Kt.schreiber in Sch., 1896–1900 Staatsarchivar, 1912–27 Kanzleidir., 1891 Gen.sekr. d. Komitees d. eidgenöss. Bundesfeier in Sch., Präs. d. Bürgerges., Zeichner, Vf. v. hist. u. jur. Schrr., Geneal., Heraldiker (s. HBLS; W. Leesch, Die dt. Archivare 1500–1945, 1992; HLS; Qu), S d. Martin Anton, Landwirt, Bez.ammann, u. d. Maria Anna Josepha Gasser;
    M Verena Katharina (1858–1941), aus Freienbach (Kt. Schwyz), wohl T d. Dominik Höfliger (1821–60), 1858 Präs. d. Gde. Wollerau, u. d. Josefa Wikler (?); 2 Schw.

  • Biographie

    Nach der Gymnasialbildung am Kollegium Maria Auxilium Christianorum in Schwyz wechselte der musisch und zeichnerisch begabte S. 1906–13 ans Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom, um an der Jesuitenuniv. Gregoriana Philosophie und Theologie zu studieren. Bereits am Germanicum befaßte er sich mit Christlicher Archäologie und grub 1912 in Palestrina, wo er zahlreiche Terrakotten fand. 1912 empfing er die Priesterweihe in Rom für die Diözese Chur. Ende 1913 trat er in das Priesterkolleg am Campo Santo Teutonico ein, dessen Rektor Anton de Waal (1837–1917) S. schätzte. Erste Entdeckungen mittelalterlicher Fresken gelangen S. 1914 in San Giovanni a Porta Latina. De Waal betraute ihn mit den Grabungen im Kirchenschiff von San Sebastiano an der Via Appia, bei denen Onorio Fasiolo (1885–1948) und Damiano Pinna O. F. M. (1877–1949) S. unterstützten. Am 16. 3. 1915 kam die spektakuläre sog. „Triclia“ mit den Apostelanrufungen (rote Graffitiwand) zutage. In diesem Zusammenhang legte S. das Museum von San Sebastiano an. Kriegsbedingt mußten die Grabungen abgebrochen werden. Das röm. Militärgericht versuchte den Deutschschweizer S. in den Spionageprozeß gegen Rudolf v. Gerlach (1886-n. 1941), Geheimkämmerer unter Benedikt XV., zu verwickeln. Vor einer Verurteilung flüchtete S. 1917 in seine Heimat, während seine Grabungsaufzeichnungen zurückblieben. Erst 1920 konnte er wieder nach Italien einreisen, um seine Aufzeichnungen auszuwerten und zu|veröffentlichen. In Rom schloß er Freundschaft mit Kunibert Mohlberg OSB (1878–1963). 1921–34 hielt S. als o. Professor für Christliche Archäologie und Kunstgeschichte an der Univ. Warschau Vorlesungen über Alte Kirchengeschichte, Patrologie, Kunstgeschichte, Katakomben, Kleidung, Ikonographie, Apostelgräber, Kirchenarchitektur und Epigraphik. Zu seinen Schülern zählten Antoni Kwieciński, Nachfolger auf S.s Lehrstuhl, Jan Sieja, Antoni Roszkowski, Mieczysław Żywczyński und Antoni Liedtke. In Warschau lernte er auch den Nuntius Achille Ratti (Pius XI.) (1857–1939) kennen. In den Semesterferien kam S. nach Rom, um sein Werk über den Ursprung der Katakomben vorzubereiten. Sein Versuch, 1921 für Kleriker seines Seminars eine archäologische Sommerschule in Rom zu organisieren, scheiterte. Ihm schwebte eine Schule für Christliche Archäologie als poln. Nationalinstitut vor („Istituto polacco di Archeologia cristiana nell’ospizio di S. Stanislao a Roma“). Die von Piotr Bieńkowski (1865–1925) unterstützte Initiative lief zeitlich parallel mit der Planung eines päpstl. Instituts (Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana), das 1925 von Pius XI. eingerichtet wurde. S.s Hauptinteresse lag auf der Katakombentopographie und Ikonographie. Er kam aber, auch wegen seines unnachgiebigen Charakters, bei den röm. Archäologen wenig zur Geltung. Seine mit teilweise scharfer Kritik vorgetragene Lieblingsthese, wonach die Katakombenmalerei nie zum Zweck einer sepulkralen Symbolik entworfen worden sei, sondern von Anfang an nur die Hl. Schrift illustrierte, stieß auf entschiedenen Widerstand bei seinem ehemaligen Förderer Joseph Wilpert (1857–1944) ebenso wie bei Johann Peter Kirsch, Giulio Belvederi und Enrico Josi. Daher wurde 1933 vom Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana S.s Absetzung in Warschau betrieben. Er kehrte nach Schwyz ins Elternhaus zurück. Sein Monumentalwerk „Römische Märtyrergrüfte“ (2 Bde., 1935) ist von bleibender Bedeutung, wenngleich die dt. Sprache seiner Rezeption in Italien im Wege stand.

    S. wandte sich danach ganz der Heimatkunde und volkstümlichen Schriftstellerei zu. Aus dem Nachlaß seines Vaters gab er 1936 das „Wappenbuch des Kantons Schwyz“ heraus. S. war Mitglied des Schweizer Studentenvereins, in dessen Organ „Monat-Rosen“ er häufig publizierte. Seine letzten Jahre verbrachte er schwer lungenkrank in Davos.

  • Werke

    Weitere W u. a. Il monumento apostolico a San Sebastiano sulla Via Appia, 1921, dt. 1924;
    Die . Grabeskunst, Ein Versuch d. einheitl. Auslegung, 1927, Mikrofiche 1993;
    Die röm. Katakomben, Archäol. Forsch. über d. Ursprung u. d. Bedeutung d. altchristl. Grabstätten, 1933;
    Juden u. Christen im alten Rom, 1934;
    Die Spurenforsch. in d. Altertumskde., 1934;
    zahlr. Aufss.;
    Nachlaß:
    StA d. Kt. Schwyz (auch zu Martin);
    L A. Kuhn, in: Schweizer. Rdsch. 18, 1917/18, S. 358–67;
    G. Belvederi, „Le Catacombe Romane“, Fantastiche scoperte di Paolo S., in L`Osservatore Romano 73. Jg., Nr. 104 v. 3. 5. 1933;
    Vaterland, Kons. Zentralorgan f. d. dt. Schweiz, Nr. 115 v. 15. 5. 1939, S. 2;
    ebd., Nr. 117 v. 17. 5. 1939;
    NZZ 160. Jg., Nr. 882 v. 16. 5. 1939 (P);
    [ A. Castell], in: Bote d. Urschweiz, 81. Jg., Nr. 38 v. 16. 5. 1939, S. 2;
    ders., in: Grüsse, Zs. f. Zöglinge, Ehemalige u. Freunde d. Kollegiums Maria Hilf Schwyz 27, 1939, S. 197–200 (P);
    ders., in: Pontificium Collegium Germanicum Hungaricum 48, 1939, S. 53–57;
    Schwyzer Ztg., Nr. 38 v. 16. 5. 1939, S. 2;
    ebd., Nr. 40 v. 23. 5. 1939, S. 1;
    Folia Officiosa [Amtsbl. Diözese Chur], 1939, S. 69 f.;
    E. W[ymann], in: Urner Wbl., 63. Jg., Nr. 39 v. 20. 5. 1939;
    R. Henggeler, in: Neue Zürcher Nachrr., Nr. 120 v. 24. 5. 1939;
    L`Osservatore Romano, 79. Jg., Nr. 124 v. 26. 5. 1939;
    T. K[empf], in: Münchener Kath. Kirchenztg. 32, 1939, S. 353;
    V. v. Ernst, in: Schweizer. Kirchenztg. 107, 1939, S. 170 f.;
    Der Gesch.freund, Mitt. d. Hist. Ver. d. fünf Orte 94, 1939, S. XXXVI f.;
    A. Śródka u. P. Szczawiński (Hg.), Biogramy uczonych polskich 1/3, 1985, S. 333 f.;
    E. Jastrzębowska, in: Archeologia śródziemnomorska w Uniwersytecie Jagiellońskim 1897–1997, 1998, S. 138–42;
    V. Fiocchi Nicolai u. J. Guyon, Relire S., Les origines de l`area I du cimetière de Calliste et la crypte des papes, in: Origine delle catacombe romane, 2006, S. 121–61;
    St. Heid, Der christl. Archäol. Joseph Wilpert u. d. Röm. Inst. d. Görres-Ges., in: Röm. Quartalschr. 101, 2006, S. 46;
    ders., Anton de Waal u. P. S., e. glückl. Zus.arb. im Dienst d. Christl. Archäol., in: Röm. Quartalschr. 103, 2008, S. 55–81 (P);
    R. M. G. Jonckheere, Christenen en de dood, Een studie naar het ontstaan van de christelijke catacomben te Rome, Diss. Utrecht 2006, S. 41–44;
    E. Jastrzębowska, Jak Paweł S. umawiał Kardynała A. Hlonda z prałatem L. Kaasem [Wie P. S. Kard. A. Hlond mit Prälat L. Kaas zus.gebracht hat], in: Rocznik Nauk Politycznych, 2008, S. 319–31;
    dies. P. S. archeolog rzymski i profesor warszawski [ P. S., röm. Archäol. u. Warschauer Univ.prof.], in: Przegląd Historyczny 101, 2010, S. 197–213;
    Enc. Cattolica;
    HBLS;
    LThK³;
    Prosopographie z. Christl. Archäol., hg. v. St. Heid u. U. Dennert, 2012 (W, L, P).

  • Autor/in

    Stefan Heid
  • Zitierweise

    Heid, Stefan, "Styger, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 661-662 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136534716.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA