Lebensdaten
1910 – 1976
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 12160120X | OGND | VIAF: 4991477
Namensvarianten
  • Such, Heinz Walter
  • Such, Heinz
  • Such, Heinz Walter
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Zitierweise

Such, Heinz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12160120X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus sächs. Arbeiterfam., d. ursprüngl. in Käferhaim b. Borna ansässig war;
    V Georg (1887–1965), S d. Albin, beide Buchbinder;
    M Margarete Rosa Etzold (1885–v. 1948), aus Großstolpen b. Borna;
    1) Schkeuditz 1938 1951 Hertha Rzehulka (* 1911), Kontoristin b. d. Verlag „Johann Ambrosius Barth“|in L., 2) Leipzig 1952 Christa (1920–2011, 1] 1951 Hans-Jürgen Pantenius, 1914–2004, Dr. phil., Offz. in d. Wehrmacht u. b. Bundesgrenzschutz, stellv. Kommandeur Grenzschutzkommando Süd, München, Hist.), aus Müncheberg b. Lebus, T d. Max Kolb (1945 vermißt), Reichsbahninsp., u. d. Maria N. N. (1890–1973);
    1 K aus 1) (früh †), 1 S Wolfgang (* 1952), RA in L., 1 T aus 2) Annette (* 1956), Fachlehrerin in Dresden, 2 Stief-S aus 2) Hartmut (* 1943), Dr. med., Internist in Wolgast, flüchtete 1983 aus d. DDR, dann in Passau u. Lunden (Holstein), seit 1999 in Heringsdorf (Usedom), Henning (* 1944), Dipl.-Ing., 1986 aus d. DDR ausgebürgert, seither in Ebersberg (Oberbayern).

  • Biographie

    S. stammte aus einer sozialdemokratischen Familie. Ein Stipendium ermöglichte ihm den Besuch der Reformoberschule Naumburg (Abitur 1930), mit Hilfe der „Studienstiftung des Dt. Volkes“ studierte er Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Leipzig und Berlin (1931/32). Seit 1930 SPD-Mitglied (Austritt 1931), kam S. in Berlin mit kommunistischen Studenten in Berührung und trat 1933 der KPD bei. 1933/34 war er zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet, 1934 wurde ihm sein Stipendium aus politischen Gründen gestrichen. S. arbeitete seitdem für Versicherungsgesellschaften, zunächst im Außendienst, dann als leitender Angestellter; seit 1934 war er Mitglied der „Dt. Arbeitsfront“. 1939–45 leistete er Kriegsdienst in Rußland und Frankreich, unterbrochen durch ein weiteres Studiensemester 1942/43 in Leipzig. Nach kurzer amerik. Kriegsgefangenschaft schloß S. 1946 das Studium mit dem sächs. jur. Staatsexamen ab. Seit diesem Jahr SED–Mitglied, wurde er als Oberregierungsrat zum Leiter der Leipziger Rektoratsverwaltung ernannt (bis 1949); daneben war er Lehrbeauftragter für Erbrecht an der Juristenfakultät. 1948 wurde S. bei Hans-Otto de Boor (1886–1956) mit der Arbeit „Wirtschaftsplanung und Sachmängelhaftung“ zum Dr. iur. promoviert und erhielt einen Lehrauftrag für Wirtschaftsrecht. Seit 1949 vertrat S. den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht von Karl Michaelis (1900–2001), wurde 1951 o. Prof. für Allgemeine Rechtslehre und Zivilrecht, 1952 Leiter der Abteilung Zivilrecht beim „Dt. Institut für Rechtswissenschaften“ und gehörte seit 1954 als „Wissenschaftler mit Einzelvertrag“ zu den finanziell besonders geförderten Wissenschaftlern der DDR. Sein Schwerpunkt war das Recht der Wirtschaftsplanung, darunter die rechtsdogmatische Klärung von „Volkseigentum“, „Kombinat“, „Liefervertrag“ und „Fünfjahresplan“. 1957 gab S. mit Rudolf Arzinger (1922–70) und Karl Bönninger (1925–2000) eine Festschrift für Erwin Jacobi (1884–1965) heraus, der wenig später „Rechtsformalismus“ und „kritiklose Übernahme bürgerlicher Ideologien“ vorgeworfen wurde. Auf der „Babelsberger Konferenz“ 1958 wurde S. gerügt und in einem von Walter Ulbricht (1893–1973) gehaltenen und von Karl Polak (1905–63) verfaßten Referat kritisch erwähnt. Er hatte jedoch Fürsprecher in der Wissenschaftsabteilung des ZK der SED und wurde nach einer „Selbstkritik“ zum Dekan der Leipziger Juristenfakultät ernannt (1958–62, 1973–76 Dekan d. Wirtsch.- u. Rechtswiss. Fak.). 1965 habilitierte sich S. mit der Arbeit „Der Liefervertrag im neuen ökonomischen System“ bei Gerhard Pflicke (1923–2005) und Osmar Spitzner (1924–69) in Leipzig. S. war unter wechselnden Lehrstuhlbezeichnungen der wichtigste Vertreter des Wirtschaftsrechts in der DDR (em. 1975). An der Ausarbeitung des Zivilgesetzbuchs der DDR von 1975 war er maßgeblich beteiligt.

    S. nahm eine führende Rolle in der Zivilrechtswissenschaft der DDR ein. Einerseits überzeugter Marxist, wurde er andererseits zunächst von „bürgerlichen“ Juristen, neben de Boor v. a. von Erwin Jacobi und Arthur Nikisch (1888–1968) geprägt und gefördert. In seinen ersten Veröffentlichungen sind Einflüsse der Interessenjurisprudenz von Philipp Heck (1858–1943) zu erkennen. Die kommunistische Umgestaltung der Leipziger Juristenfakultät unterstützte S. aktiv, gleichzeitig begegneten ihm Juristen aus der SED wie Karl Polak mit teilweise auch persönlichem Mißtrauen.

    S. forderte im Wirtschaftsrecht einen stärkeren Vorrang des Vertragsrechts gegenüber der staatlichen Planung. Er wollte einen zivilrechtlichen Rahmen für die besonderen Rechtsverhältnisse einer Planwirtschaft schaffen, aber den Faden zu der „bürgerlichen“ Rechtswissenschaft vor 1945 und im „nichtsozialistischen Ausland“ nicht völlig abreißen lassen, indem er vereinzelt „bürgerliche“ Juristen zitierte und im Ausland publizierte. Insbesondere nach der „Babelsberger Konferenz“ konnte er diese Ziele nur eingeschränkt verfolgen. Die staats- und rechtswissenschaftliche Sektion der Akademie der Wissenschaften der DDR, zu deren Mitgliedern er seit 1955 gehörte, wurde 1958 aufgelöst. Eine Mitgliedschaft S.s in der Sächs. Akademie der Wissenschaften wurde vom Wissenschaftsministerium der DDR verhindert. S. beschränkte sich in der Folge auf einen engeren Wirkungskreis an der Universität und in Fachgremien. Seine Biographie kann als paradigmatisch gelten für den gescheiterten Versuch, eine marxistische Jurisprudenz auf der Grundlage der Zivilrechtsordnung des BGB zu schaffen.

  • Auszeichnungen

    A Verwundetenabzeichen (1942);
    Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42 (1942);
    Infanterie-Sturmabzeichen (1943);
    Medaille f. ausgezeichnete Leistungen (1953);
    Aktivist d. Fünfjahresplanes (1955);
    Nat.preis d. DDR III. Kl. (1957);
    VVO in Silber (1959) u. Gold (1974);
    Verdienter Hochschullehrer (1976);
    Dr. iur. h. c. (Leipzig 1975);
    o. Mitgl. d. Dt. Ak. d. Wiss. (1967);
    Mitgl. d. Ac. internat. de droit comparé, Paris (1976).

  • Werke

    Wirtsch.planung u. Sachmängelhaftung, 1949 (Diss.);
    Sowjet. Zivilrecht, 1953;
    Die Bedeutung d. Vertragssystems b. d. Verwirklichung d. neuen Kurse, 1954;
    Das Zivilrecht d. Dt. Demokrat. Rep., Bd. 3, Schuldrecht, 1956;
    Über d. Gesetzmäßigkeiten d. gesellschaftl. Lebens u. ihr Verhältnis z. Recht, in: FS Erwin Jacobi, 1957, S. 22–50;
    Die Vereinfachung d. Staatsapparats u. d. zwischenbetriebl. Kooperation d. sozialist. Betriebe, 1958, ²1958;
    Der Weg d. Jur.fak. z. e. sozialist. Bildungs- u. Forsch.stätte, in: FS 550 J. Univ. Leipzig, 1959, S. 175–91;
    Zur staatl. Lage d. Mechanisierung d. Landwirtsch., 1962;
    Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) u. wiss. Forschritt, 1964;
    Der Liefervertrag, 1967;
    Planungsrecht, 1973;
    Sozialist. Staat, sozialist. Recht u. objektive gesellschaftl. Gesetze, 1975 (mit E. Poppe);
    Stabilität d. sozialist. Rechts u. gesellschaftl. Entwicklung, 1976;
    Contract in the Socialist Economy, in: A. T. Mehren u. R. David (Hg.), Internat. Enc. of Comparative Law, Bd. 7/5, 1981, S. 54–77 (mit G. Eörsi u. O. S. Ioffe).

  • Literatur

    I. Markovits, Sozialist. u. bürgerl. Zivilrechtsdenken in d. DDR, 1966, S. 14;
    H. Kietz, H. S., Kommunist u. Gelehrter neuen Typs, in: Neue Justiz 1977, S. 98 ff. (P);
    L. Rathmann u. G. Görner, In memoriam H. S., 1977, S. 7 ff. (W-Verz.);
    G. Görner, in: Namhafte Hochschullehrer d. Karl-Marx-Univ. Leipzig, Bd. 7, 1985, S. 5–15 (P);
    D. Breithaupt, Rechtswiss. Biogr. DDR, 1993;
    J. Eckert, Einleitende Bemm. z. Entstehungsgesch. d. ZGB d. DDR, in: ders. u. H. Hattenhauer (Hg.), Das Zivilgesetzbuch d. DDR v. 19. Juni 1975, 1995, S. 231–42;
    K. A. Mollnau, Vorbereitungen z. Babelsberger Konferenz im Lichte d. SED-Parteiarchivs, in: J. Eckert (Hg.), Die Babelsberger Konferenz, 1993, S. 15–53;
    S. Ginnow, in: M. Stolleis (Hg.), Juristen, Ein biogr. Lex., ²2001, S. 611 f.;
    R. Dreier u. a. (Hg.), Rechtswiss. in d. DDR 1949–1971, Dok. z. pol. Steuerung d. Gesetzgebung, 1996;
    K. Stiebitz, H. S. (1910–1976), 1999;
    G. Baranowski, in: H. Schröder u. D. Simon (Hg.), Rechtsgesch.wiss. in Dtld. 1945–1952, 2001, S. 189–252;
    M. Howe, Karl Polak, Parteijurist unter Ulbricht, 2002, S. 192, 197, 206–08, 220–25, 229 u. 267 f.;
    G. Krause, H. S.s früher Btr. z. rechtl. Steuerung d. Planökonomie d. DDR, in: ders. (Hg.), Rechtl. Wirtsch.kontrolle in d. Planökonomie, 2002, S. 29–52;
    R. Steding, in: E. Klein u. a. (Hg.), Zw. Rechtsstaat u. Diktatur, 2006, S. 167–77;
    M. Otto, Von d. Eigenkirche z. Volkseigenen Betrieb, 2008, S. 298 f., 317, 342 f., 370 f. u. 376 f.;
    M. Stolleis, Sozialist. Gesetzlichkeit, 2009, S. 57 u. 111 ff.;
    Wi. 1955;
    W. Hartkopf, Die Berliner Ak. d. Wiss., ihre Mitgll. u. Preisträger 1700–1990, 1992;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR.

  • Porträts

    Fotos, um 1960–75 (Univ.archiv Leipzig).

  • Autor/in

    Martin Otto
  • Zitierweise

    Otto, Martin, "Such, Heinz" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 662-664 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12160120X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA