Wilpert, Joseph

Lebensdaten
1857 – 1944
Geburtsort
Eiglau (Dzielów, Oberschlesien)
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Christlicher Archäologe ; katholischer Theologe ; Kunsthistoriker ; Prälat ; Archäologe ; Prälat
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117396249 | OGND | VIAF: 69143469
Namensvarianten

  • Wilpert, Guiseppe
  • Wilpert, Joseph
  • Wilpert, Guiseppe
  • Wilpert, Giuseppe Joseph
  • Wilpert, Josef
  • Wilpert, Giuseppe
  • Wilpert, Jos.
  • Wilpert, Giuseppe Josef

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Zitierweise

Wilpert, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117396249.html [29.12.2025].

CC0

  • Wilpert, Joseph

    | katholischer Theologe, Christlicher Archäologe, * 21./22.8.1857 Eiglau (Dzielów, Oberschlesien), † 13.2.1944 Rom, Rom, Campo Santo Teutonico.

  • Genealogie

    V Anastasius (1820–93), Bauer in E., S d. Franz Joseph u. d. Maria Anna Chmel;
    M Maria (1816–82), T d. Andreas Fehlbier u. d. Anna Genovefa Fehlbier;
    1 B Franz (1844–1922), 3 Schw Johanna|(1846–1923, ⚭ Johann Wycisk), Josepha (1852–1927, Teofil Foitzik) Franciska (1855–1916, N. N. Scherner).

  • Biographie

    W. wuchs mit den Sprachen Deutsch, Polnisch und Tschechisch auf, er lernte zudem Französisch und etwas Russisch. Geprägt wurde er durch den preuß. Kulturkampf im kath. Schlesien. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Leobschütz studierte er 1878–84 für die Erzdiözese Olmütz bzw. seit 1883 für die Diözese Brixen Theologie an der Jesuitenuniversität Innsbruck, wo sich seine asketische und konfessionalistische Einstellung verstärkte. 1883 erhielt er die Priesterweihe, 1884 kam er an das 1876 von Anton de Waal (1837–1917) gegründete dt. Priesterkolleg am Campo Santo Teutonico und konzentrierte sich auf die Erforschung der frühchristlichen Altertümer. In Rom blieb er bis zu seinem Tod, abgesehen von einem Aufenthalt 1915–19 bei der Familie Herder in Freiburg (Br.).

    Zielstrebig nutzte er die internationalen Kontakte der röm. Gelehrtenwelt und die Möglichkeiten des Studiums der Objekte vor Ort, um autodidaktisch sein kunsthistorisches und archäologisches Interesse auszubauen. Seine wichtigsten Freunde und Förderer waren de Waal, Giovanni Battista de Rossi (1822–94) und Johann Peter Kirsch (1861–1941). W. begann umgehend mit der Erforschung der Katakomben, es folgten die frühen und mittelalterlichen Kirchenmosaiken und -malereien Roms, schließlich die frühchristlichen Sarkophage. Jedesmal legte er bis heute grundlegende Bilddokumentationen vor. 1887 war er mit de Waal an der Gründung der Kollegszeitschrift „Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte“ beteiligt. 1901 wurde er erster und einziger Leiter der archäologischen Abteilung des Historischen Instituts der Görres-Gesellschaft, 1925 Professor für Ikonographie am neu gegründeten Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana.

    W. repräsentierte eine streng wissenschaftlich orientierte, auf umfassende Archiv- und Denkmälerkunde gestützte Christliche Archäologie. Die Loyalität zur kath. Lehre mußte sich für ihn durch Autopsie am Objekt bewähren. Grundsätzlich neigte er zu einer Romzentrierung und einer Frühdatierung der Bilder.

    Langfristige Auswirkungen auf die kath. Meßpraxis hatte seine Fehlinterpretation des Totenmahls als Eucharistiefeier. W. behandelte das gesamte Spektrum der Christlichen Archäologie, u. a. auch Epigraphik und Topographie, bevorzugte aber die kunsthistorischikonographischen Aspekte. Innovativ war er auf dem Gebiet der Bilddokumentation (Foto-Aquarell-Technik) und Museologie. Auch wenn W. seine Forschungen allein vorantrieb und an akademischer Lehre nicht interessiert war, war er u. a. mit den Jesuiten, dem Campo Santo Teutonico, den christlich-archäologischen Konferenzen (de Rossi), der Pontificia Accademia Romana di Archeologia, der päpstl. Kurie, der Görres-Gesellschaft, dem Priesterkolleg der Anima, Verlegern (Herder), Großindustriellen (Kirsch-Puricelli) und Ks. Wilhelm II. vernetzt. Seiner Autobiographie „Erlebnisse und Ergebnisse (…)“ (1930) liegt ein verschollenes Tagebuch zugrunde (Auszug im Archivio Santa Maria dell’Anima, K 13, fol. 370–75).

  • Auszeichnungen

    |u. a. Dr. theol. h. c. (Ak. Münster 1892);
    preuß. Kronenorden II. Kl. (1893);
    österr. Orden d. eisernen Krone II. Kl. (1893);
    schwed. Nordstern-Orden II. Kl. (1894);
    Comendador ordinario d. span. Ordens Isabel la Católica (1894);
    Kommenthurkreuz d. württ. Friedrichsordens II. Kl. (1896).

  • Werke

    |Principienfragen d. Christl. Archäol. mit bes. Berücksichtigung der „Forschungen“ v. Schultze, Hasenclever u. Achelis, 1889;
    Die Katakombengem. u. ihre alten Copien, 1891;
    Ein Cyclus christolog. Gem. aus d. Katakombe d. Hll. Petrus u. Marcellinus, 1891;
    Fractio panis, Die älteste Darst. d. eucharist. Opfers in der „Cappella Greca“, 1895;
    Die Malereien d. Sacramentskapellen in d. Katakombe d. hl. Callistus, 1897;
    Die Malereien d. Katakomben Roms, 1903;
    Roma sotterranea, Le pitture delle catacombe romane, 1903;
    Le pitture della basilica primitiva di San Clemente, 1906;
    Die Papstgräber u. d. Cäciliengruft in d. Katakombe d. hl. Kallistus, 1909;
    Die röm. Mosaiken u. Malereien d. kirchl. Bauten v. 4. bis 13. Jh., 4 Bde., 1916, ²1917, Erg. z. 1. u. 2. Aufl. 1924, ³1924 (Text u. Tafeln);
    I sarcofagi cristiani antichi, 3 Bde., 1929–36 (Text u. Tafeln);
    Erlebnisse u. Ergebnisse im Dienste d. Christl. Archäol., 1930 (Autobiogr.);
    Nachlaß: Mss. u. Bildmaterial im Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana (Rom).

  • Literatur

    |R. Sörries, J. W. (1857–1944), Ein Leben im Dienste d. christl. Archäol., 1998 (P);
    St. Heid (Hg.), Giuseppe W. archeologo cristiano, 2009 (W-Verz. S. 657–77, P);
    ders., Wohnen wie in Katakomben, Kleine Mus.gesch. d. Campo Santo Teutonico, 2016;
    ders., in: Personenlex. Christl. Archäol. (Qu, W, L).

  • Porträts

    |Ölgem. (Priesterkolleg d. Anima, Rom), Abb. in: Heid, 2009 (s. L), S. 128, u. v. J. Brown, 1925, Abb. in: Sörries, 1998 (s. L), zw. S. 8 u. 9.

  • Autor/in

    Stefan Heid
  • Zitierweise

    Heid, Stefan, "Wilpert, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 206-207 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117396249.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA