Lebensdaten
1891 – 1985
Geburtsort
Graz
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Sportpädagogin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118799150 | OGND | VIAF: 52485781
Namensvarianten
  • Streicher, Margarete

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Zitierweise

Streicher, Margarete, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118799150.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans (1864–1939), Dr. iur., Min.beamter in W., wohl S d. Emil (1836–1916), Klavierbauer in W. (s. Gen. 1);
    M Josefine Heger (1870–1950); UrururGvv Johann Andreas Stein (1728–92, Orgel- u. Klavierbauer (s. NDB 25); Urur-Gmv Anna Maria (Nan[n]ette) (s. 1); – ledig.

  • Biographie

    S. wuchs in Wien auf, besuchte dort nach der Volksschule das private Mädchen-Obergymnasium des Vereins für erweiterte Frauenbildung und studierte seit 1911 Naturgeschichte (Biologie) an der Univ. Wien. 1916 mit einer Arbeit über die Entwicklung des Fruchtknotens der Birke zum Dr. phil. promoviert, legte sie 1918 die Lehramtsprüfung ab. Bereits 1912 hatte S. einen einjährigen Turnlehrerinnenkurs und 1913/14 den Ergänzungskurs für Turnlehrerinnen absolviert; seit 1914 unterrichtete sie neben dem Studium das Fach Leibeserziehung an mehreren Wiener Gymnasien. Nach 1918 lehrte sie beide Fächer, seit 1921 auch am Universitäts-Turnlehrer-Bildungskurs.

    Zusammen mit dem Ministerialrat im Bundesministerium für Unterricht, Karl Gaulhofer (1885–1941), gestaltete S. zwischen 1920 und 1930 die grundlegende Reform des österr. Schulturnens und machte dieses durch Vorträge und praktische Vorführungen in Deutschland, Schweden und England bekannt. Das unter der Bezeichnung „Natürliches Turnen“ bekannte, von S. und Gaulhofer entwickelte Turnkonzept, das auf der Grundlage einer kindgemäßen Bewegungsausführung und Unterrichtsmethode beruhte, fand europaweit Beachtung in der Fachwelt. Neue Lehrpläne, eine veränderte Lehrerausbildung und die intensive Lehrerfortbildung setzten S.s und Gaulhofers Ideen rasch in die Praxis der schulischen Leibeserziehung um. Maßgeblich in ihrem Denken beeinflußt wurde S. durch den dt. Pädagogen Herman Nohl (1879–1960), mit dem sie seit den 1920er Jahren eine enge Freundschaft verband.

    1924–38 war S. Fachinspektorin für die Leibeserziehung der Mädchen. Seit 1928 gehörte sie als einzige Frau neben Gertrud Bäumer (1873–1952) der neugegründeten „Wissenschaftlichen Gesellschaft für Leibeserziehung“ an. Angebote, eine Professur für Leibeserziehung an den neugegründeten pädagogischen Akademien in Halle und Berlin zu übernehmen, lehnte sie ab. Nachdem Gaulhofer Österreich 1932 verlassen hatte und mit den politischen Ereignissen des Ständestaates der Einfluß der sozialdemokratisch gesinnten S. geschwunden war, konnte auch ihr Zugeständnis einer Mitgliedschaft in der NSDAP (seit 1941) ihre Zurücksetzung ans Wiener Universitätsinstitut für Leibeserziehung (1938–45) nicht verhindern. Nach dem Krieg als Mitläuferin für drei Jahre mit Berufsverbot belegt, lehrte S. danach wieder am Institut für Leibeserziehung der Univ. Wien (1954 Honorardozentin, 1962 pensioniert). Bis zu ihrem Tod nahm S. regen Anteil am österr. und dt. Fachgeschehen, hielt Vorträge und nahm an Tagungen teil.

  • Auszeichnungen

    A Rr.kreuz d. Österr. Verdienstordens (1929); HR (1956);
    Auszeichnung f. d. Lebenswerk durch d. Dt. Kultusministerkonferenz (Göttingen 1962);
    Goldenes Ehrenzeichen d. Stadt Wien (1973);|Ehrenplakette d. Inst. f. Sportwiss. d. Univ. Wien (1981);
    – Gaulhofer-S.-Gedenkstiftung (Univ. Wien, seit 1969);
    Dr.-M.-S.-Archiv (Univ. Salzburg, seit 1986).

  • Werke

    u. a. Grundzüge d. Österr. Schulturnens, 1922, ²1950 (mit K. Gaulhofer);
    Mädchen- u. Frauenturnen, 1925;
    Kinderturnstunden, 3 Bde., 1927–50 (mit K. Gaulhofer);
    Das Schulturnen, in: Hdb. d. Päd., Bd. 3, hg. v. H. Nohl u. L. Pallat, 1930, S. 173–90;
    Natürl. Turnen, 5 Bde., 1931–59 (Bd. 1 u. 2 mit K. Gaulhofer);
    Grundriss e. Bewegungslehre, in: Die Slg. 4, 1957, S. 196–206;
    Das neue Schulturnen, 1962 (mit K. Gaulhofer);
    Ästhetik d. Bewegung, in: Neue Slg. 5, 1966, S. 486–95;
    Reshaping Physical Education, hg. v. B. E. Strutt, 1970.

  • Literatur

    N. J. Moolenijzer, The Concept of „Natural“ in Physical Education: Johann Guts-Muths, M. S., 1965;
    F. Größinger, M. S. u. d. NS., in: Spectrum d. Sportwiss. 1, 1990, S. 6–29 (P);
    St. Größing, M. S., Ein Leben f. d. Leibeserziehung, 1991 (P);
    ders., in: Sportwissenschaftl. Lex., hg. v. P. Röthig u. R. Prohl, ⁷2003, S. 567 f. (P);
    ders., M. S., Natürl. Turnen, Ges. Aufss., in: Klassiker u. Wegbereiter d. Sportwiss., hg. v. J. Court u. E. Meinberg, 2006, S. 6–39;
    ders., M. S., Eine starke Frau in e. Männerwelt, 2007 (P);
    Wissenschafterinnen Österr. (W, L);
    Personenlex. Österr.;
    Film:
    St. Größing, M. S. u. d. Natürl. Turnen, Farbtonfilm im Auftr. d. Bundesinst. f. Sportwiss., Köln, 1978.

  • Porträts

    Photogr., undatiert, Foto Simonis, Atelier Wien (Privatbes. Prof. Dr. St. Größing).

  • Autor/in

    Stefan Größing
  • Zitierweise

    Größing, Stefan, "Streicher, Margarete" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 532-533 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118799150.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA