Worringer, Marta (verheiratete)
- Lebensdaten
- 1881 – 1965
- Geburtsort
- Köln
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Künstlerin ; Malerin ; Graphikerin ; Künstlerin
- Konfession
- katholisch?
- Normdaten
- GND: 123451647 | OGND | VIAF: 5840914
- Namensvarianten
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- Schmitz, Marta (geborene)
- Worringer, Marta Maria Emilie
- Schmitz, Marta Maria Emilie
- Worringer, Marta (verheiratete)
- worringer, marta
- Schmitz, Marta (geborene)
- schmitz, marta
- Worringer, Marta Maria Emilie
- Schmitz, Marta Maria Emilie
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Worringer, Marta Maria Emilie, geborene Schmitz
| Malerin, Graphikerin, Stickkünstlerin, * 16.1.1881 Köln, † 27.10.1965 München, ⚰ München, Nordfriedhof. (katholisch?)
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Genealogie
V →Philipp Emil Schmitz (1844–1919), Anwalt f. Handelsrecht in K., lib. Stadtrat ebd., S d. →Anton, Ger.vollzieher in Tholey (Saarland);
M Else Esser (1847–1929), aus Unternehmerfam. in K.;
⚭ Köln 1907 →Wilhelm Worringer (s. 1, W);
3 T →Brigitte (1908–34), Ärztin am Westend-Krankenhaus in Berlin-Charlottenburg, →Renate (1911–1996, ⚭ →Hans Schad, 1900–62, Bankkaufm.), Dramaturgin, →Lucinde (1918–1998, ⚭ →Fritz Sternberg, 1895–1963, sozialist. Theoretiker, Publ., s. NDB 25), Schausp., Lektorin (s. W). -
Biographie
Nach Lyzeum und Pensionat in Belgien, wo sie eine fundierte Bildung in Kunst, Literatur, Philosophie und Religionswissenschaften erhielt, begann W. eine künstlerische Ausbildung bei dem Maler →Wilhelm (Willy) Spatz (1861–1926) in Düsseldorf. 1905 ging sie nach München; hier lebte sie in einem Haushalt mit den Malerinnen →Emmy Worringer (1878–1961) und →Olga Oppenheimer (1886–1941), ihren späteren Schwägerinnen. W. setzte ihre Ausbildung als Schülerin von →Angelo Jank (1863–1940) an der Damen-Akademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins fort; in der Debschitz-Schule erlernte sie ferner Seidenstickerei, Holzschnitzerei, Druckgraphik und Buchillustration. Nach der Heirat mit dem Kunsthistoriker →Wilhelm Worringer im Mai 1907 und einer mehrmonatigen Italienreise, v. a. nach Rom und Florenz, zog sie mit ihrem Mann zum Wintersemester 1909/10 nach Bern. Das Ehepaar fand Kontakt zu dem Oschwander Freundeskreis des Schweizer →Malers Cuno Amiet (1868–1961), den W. als ihren Lehrer betrachtete. 1910 konnte sie erstmals eigene Werke im Berner Kunstmuseum ausstellen, 1911 nahm sie erfolgreich am Pariser Herbstsalon teil. Daneben hielt sie Verbindung zur rhein. Kunstszene: 1911 trat sie dem neugegründeten Kölner „Gereonsklub“ bei, einem privaten Ausstellungs- und Diskussionsforum zur Förderung der Avantgardekunst, 1912 wurde sie Mitglied der „Cölner Secession“ und stellte auf deren erster Ausstellung aus. Nach einem Semester im Winter 1913/14 in Berlin, währenddessen sie eine private Malschule besuchte, kehrte sie mit ihrer Familie nach Bonn zurück, nachdem ihr Mann hier eine ao. Professur für Kunstgeschichte erhalten hatte; W. schloß sich der „Bonner Künstlervereinigung 1914“ an. Als sich ihr Mann im Frühjahr 1915 freiwillig zum Kriegsdienst meldete, trug sie bis 1918 die Hauptlast der familiären Pflichten. Die Nachkriegsjahre waren geprägt von großen finanziellen Nöten und Ehekrisen – erst 1928 erhielt ihr Mann einen Ruf auf eine o. Professur. 1918 beteiligte sich W. erstmals wieder an einer Kunstausstellung: Sie nahm mit Stickbildern an der 15. Sonderausstellung Handtextilarbeiten in Hannover teil. Ihr frühestes|erhaltenes Stickbild–Stadtpark (1920) – ist collagenartig aus einzelnen Bildelementen zusammengesetzt. 1919 stellte sie in der Ausstellung „Frauen“ in der Düsseldorfer Galerie Flechtheim auch Zeichnungen vor. Mit gut dotierten Verkäufen ihrer graphischen Werke, Holzschnitzereien und Stickarbeiten sicherte sie wesentlich den Unterhalt der Familie. In den 1920er Jahren illustrierte sie auch Werke von →Dostojewski und →Kleist und stellte bis 1926 mit anderen Künstlern des Jungen Rheinlands und der Bonner Künstlervereinigung 1914 weiter aus.
W.s Generalthema in dieser Zeit war die Darstellung menschlichen Leids, v. a. von Frauen und Kindern. Ein stets gleichbleibender Typus Frau mit überlangen Gliedmaßen, langgezogenen Gesichtern mit großen Augen und Nasen sowie strengem Scheitel prägt die Arbeiten dieser Jahre. Mit ihrem Ausdruck von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung stehen die Figuren dem Werk von →Käthe Kollwitz (1867–1945) nahe, doch liegt W.s Fokus stärker auf der Verdeutlichung des seelischen Erlebens: Ihre Gestalten verharren in einer unlösbaren Starre und Lähmung, unfähig, sich aus ihrer Lage zu befreien. Ab den späten 1920er Jahren lösten realistischere Darstellungsweisen die expressive Phase ab. 1928 zog W. mit ihrer Familie nach Königsberg, wo ihr Mann Ordinarius geworden war.
Erstmals verfügte sie in der Königsberger Akademie über ein eigenes Atelier und arbeitete mit →Fritz Burmann (1892–1945) und →Alfred Partikel (1888–1945) zusammen. Bis 1943 stellte sie regelmäßig aus; es entstanden großformatige Ölgemälde. In der ostpreuß. Landschaft, insbesondere auf der Kurischen Nehrung, entdeckte W. Natur und Landschaft als neue Themen. 1933 verlor sie, trotz der obligaten Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer, ihr Atelier; ihre Werke wurden als „entartet“ verfemt, W. zog sich in die „Innere Emigration“ zurück. Der Tod der Tochter →Brigitte 1934 löste zudem eine rund zwei Jahre andauernde Krise aus, aus der eine Hinwendung zum Religiösen resultierte. Im Aug. 1944 floh das Ehepaar aus Königsberg nach Berlin; ihr bis dahin entstandenes Werk mußte W. zurücklassen. In den späten 1940er Jahren entstanden zahlreiche Kohle-/Kreide-/Bleistift- Zeichnungen zum Thema Flucht und Vertreibung. Zum Wintersemester 1946/47 ließen sich beide in Halle/Saale nieder, wo W.s Mann eine Professur erhalten hatte. Das Paar wollte sich jedoch nicht mit dem DDR-Regime arrangieren und floh im Aug. 1950 nach München. Hier blieb W. bis zum Ende ihres Lebens produktiv: Sie schuf Bleistift- und Tuschzeichnungen und weitere Stickereien, jetzt bevorzugt biblische Szenen, Märchen und Fabeln sowie Porträts von Verwandten und Freunden.
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Werke
|Vorstadt, Lith., um 1920;
Die Schweigsamen, Lith., um 1920 (beide Stadtmus. Düsseldorf);
Bergarbeiterfrauen in Dortmund vor e. Zeche b. e. Grubenunglück, Federzeichnung, um 1925 (Kunstmus. Bonn);
Mutter, Tempera, um 1926 (Kunstmus. Bonn);
Mutter u. Kind, Öl/Holz, 1929;
Porträt Lucinde Worringer, Öl/Holz, 1931;
Trauernde Frau, Tuschfeder, 1935 (alle August-Macke-Haus Bonn/AMH Bonn);
Fischer, Öl/Pappe, um 1940 (Ostpreuß. Landesmus. Lüneburg);
Wilhelm Worringer als Denker, Kohle, um 1942 u. 1948;
Flüchtlingstreck, Kohle/Pappe, 1942 (Ostpreuß. Landesmus. Lüneburg);
Porträt Dorothee Poelchau, Öl/Holz, 1944 (Privatbes.);
Barmherziger Samariter, Öl/Holz, 1945 (Privatbes. Lübeck);
– Stickarbb.: Im Stadtpark, [1920];
Am Meer, Jakobslegende, um 1943;
Schlafender weibl. Akt, Stickbild, 1950er J.;
Am Meer, Stickbild, um 1952 (alle AMH Bonn);
– Buchill.: Das KnixKnaxKnügelchen-Buch, ill. Ms., 1940 (AMH Bonn);
– Nachlaß: Dt. Kunstarchiv im GNM Nürnberg (Tagebücher u. Kal., bis 2050 gesperrt);
Korr. mit Louise Dumont: Dumont-Lindemann-Archiv Düsseldorf;
künstler. Nachlaß: AMH Bonn im Nachlaß d. Tochter Lucinde. -
Literatur
|R. Meyer-Bremen, Die Ausst.kataloge d. Königsberger Kunstver., 1993;
A. Münster, M. W., in: dies. (Hg.), Rhein. Expressionistinnen, 1993, S. 140–84 (P);
M. W.–Meiner Arbeit mehr denn je verfallen, hg. v. AMH Bonn, 2001 (P); W-Verz. v. A. Schmid, S. 200–57);
H. Grebing, Die Worringers, Bildungsbürgerlichkeit als Lebenssinn, Wilhelm u. M. W., 1881–1965, 2004 (P; Ill.);
T. Buchholz, Von Genies u. Musen, Künstlerpaare im 20. Jh. in d. bildenden Kunst, 2009;
G. Bartholomeyczik, Zwischen Madonna u. Mutter Courage, 2011, S. 18–21;
J.-H. Ullner, „… von allen Seiten strömt es mir zu“, M. W. u. d. rhein. Avantgarde, in: K. Heymer (Hg.), Das Junge Rheinland, „Zu schön, um wahr zu sein“, 2019, S. 192–99 (P);
K. Drenker-Nagels, M. W. (1881–1965), in: dies. (Hg.), Mit Stich u. Faden, Expressionist. u. zeitgenöss. Kunst im Gegenüber, 2020, S. 58–63;
Künstlerlex. Ostpreußen u. Westpreußen, hg. u. bearb. v. R. Meyer-Bremen, 2012, S. 192;
– Internet: M. Pesch, in: Rhein. Gesch. (P). -
Porträts
|Selbstbildnis, malend, Öl/Lwd., 1935 (verschollen);
Selbstbildnisse in versch. Techniken, 1943, 1946 u. 1947 (Privatbes. u. AMH Bonn), 1951;
Jugendphotogr. (AMH Bonn);
Photogr. v. M. Laué, um 1920;
Photogr. v. ders., 1925;
Photogr. v. M. Bracht, um 1930 (AMH Bonn);
Photogr. v. S. Liebenthal-Latorf, 1951 (im Nachlaß M. u. Wilhelm W. im Dt. Kunstarchiv GNM);
Halbseitiges Selbstbildnis, Tusche/Pinsel, 1956 (AMH Bonn). -
Autor/in
Eva Chrambach -
Zitierweise
Chrambach, Eva, "Worringer, Marta Maria Emilie, geborene Schmitz" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 504-505 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123451647.html#ndbcontent