Stürgkh, Carl Graf von
- Lebensdaten
- 1859 – 1916
- Geburtsort
- Graz
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- österreichischer Ministerpräsident ; Politiker ; Abgeordneter ; Großgrundbesitzer ; Beamter ; Regierungschef ; Jurist
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117677957 | OGND | VIAF: 27854726
- Namensvarianten
-
- Stürgkh, Karl Josef Maria Graf von
- Stürgkh, Carl Graf von
- Stürgkh, Karl Josef Maria Graf von
- Stürgkh, Karl
- Stuergkh, Carl von
- Stuergkh, Karl von
- Stürgkh, Karl von
- Stürgkh, Karl Graf von
- Stürgkh, Carl Josef Maria Graf von
- Stürgkh, Carl
- Stürgkh, Carl von
- mehr
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Verknüpfungen auf die Person andernorts
Aus dem Register von NDB/ADB
Weitere Erwähnungen in der NDB-online/NDB/ADB
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Genealogie
Aus vermutl. zuerst in Donaustauf b. Regensburg mit Heinricus Sturce u. Rudigerus Stirche 1250/68|nachweisbarer Fam.; d. gesicherte Stammreihe beginnt mit Georg S. (um 1475–1547, 1532 Reichsadel u. -rr., 1546 Stürgg Frhr. zu Planckhenwart), wohl aus Bayern, Kaufherr in G., erwarb 1532 d. Herrschaft Plankenwarth (Steiermark);
V Karl (1832–88), aus G., Obererblandvorschneider, k. u. k. Kämmerer, Oberstlt., Gutsbes. in Halbenrain, S d. →Karl (1795–1868, Frhr. zu Plankenwart u. Vasoldsberg, k. u. k. Kämmerer, Rittmeister, u. d. Adelheid Gfn. O`Donell (1807–62), Sternkreuzordensdame;
M Eleonore (1836–1914), Sternkreuzordensdame, T d. Anton Gf. Meraviglia-Crivelli (1782–1844), k. u. k. Kämmerer, Gen.major, Obersthofmeister d. Ehzg. Rainer, Geh. Rat (s. NND 22), u. d. Maria Crescentia Gfn. v. Bissingen-Nippenburg (1808–41), Palastdame, Sternkreuzordensdame; Vorfahren Christoph S. auf Plankenwarth († 1594, ⚭ Virginia Kassandra v. Widmanstetter, T d. Johann Albrecht Widman[n]stetter, um 1506–57, Humanist, Dipl., Theol., Philol., s. ADB 42), Hans Christoph S. Frhr. v. Plankenwarth (1638 Reichsfrhr.), dessen S Georg Christoph Gf. (1666–1739, Reichsgf. 1715), österr. Reg.rat, 1720 Obererblandvorschneider in Kärnten, Obererblandstapelmeister in d. Gfsch. Görz, 1735 Hofkanzler (s. Wurzbach), u. Franz Bernhard Gf. (Reichsgf. 1715), beide Reichsgf. v. S., Frhr. zu Plankenwarth u. Vasoldsberg;
Ur-Gvv Karl Anton (1764–1825;
Gr-Ov Leopold (1808–53), k. u. k. Oberst, Kdt. d. 4. Ulanen-Rgt. (s. Wurzbach);
B Heinrich (1861–1928), k. u. k. Kämmerer, HR, Joseph (1862–1946), k. u. k. Kämmerer, Gen. d. Inf., Mil.bevollmächtiger in Berlin (s. ÖBL), Ferdinand (1864–1943), Dr. iur., k. u. k. Kämmerer, Statthalterei-Vizepräs. (beide s. Wi. 1912); – ledig;
N Barthold S. (bis 1918 Gf. v. S.) (1898–1965), Heimwehrführer, 1934–38 Landesstatthalter d. Steiermark, 1949 Nat.rat. (ÖVP), Melanie (* 1898), Miniatur- u. Blumenmalerin in G. (s. ThB), Karl Georg S. (bis 1918 Gf. v. S.) (1899–1979), Sekr. e. Hotelierverbands, Kdt. e. Kompagnie im österr. Heimatschutz, emigrierte 1938 n. Frankr. (s. BHdE I). -
Biographie
S. trat 1881 in die politische Verwaltung ein und wechselte 1886 in das Unterrichtsministerium unter Paul Gautsch (1851–1918). 1891 wurde er als Vertreter des steir. „verfassungstreuen Großgrundbesitzes“, des adeligkonservativen Flügels der Deutschliberalen, in den Reichsrat gewählt, wo er während der Krise um die slowen. Parallelklassen in Cilli 1894/95 als Vermittler fungierte (und kurzfristig ,extra statum’ auch wieder ins Ministerium wechselte). In der durch eine neue Sprachenverordnung ausgelösten Badenikrise 1897–99 galt er als Verfechter einer scharfen dt. Opposition, zählte jedoch 1900–04 zu den Anhängern von Ministerpräsident →Ernest v. Koerber (1850–1919). S. war erklärter Gegner des allgemeinen Wahlrechts und brach deshalb mit seinem früheren Vorgesetzten Gautsch (Ministerpräs. 1905/06). Im Kabinett Bienerth übernahm S. 1908–11 das Unterrichtsministerium, ohne Konflikte mit den durch das allgemeine Wahlrecht gestärkten kath. Parteien heraufzubeschwören. Nach dem Sturz Bienerths und einem Intermezzo des Kabinetts Gautsch wurde S. im Nov. 1911 zum Ministerpräsidenten ernannt. Als solcher lehnte er eine Parlamentarisierung des Kabinetts ab und versuchte stattdessen eine nationale Blockbildung durch Ausnützung der internen Gegensätze und Bereichskoalitionen mit einzelnen, meist konservativen, aber oft von gegensätzlichen Interessen geleiteten Gruppen zu konterkarieren. Die erstmalige Verabschiedung des Wehrgesetzes 1912/13 nach jahrzehntelangem Stillstand sicherte ihm die Dankbarkeit des Kaisers. In den schwebenden nationalen Fragen vermochte S. die galiz. Wahlrechtsreform Anfang 1914 durch Kompensationen an die konservativen Polen zu verabschieden; in Böhmen ersetzte er die bankrotte autonome Landesverwaltung durch eine Verwaltungskommission („Annapatent“, 26. 7. 1913). Diese Maßnahme führte mittelbar zur tschech. Obstruktion und zur Vertagung des Reichsrats im März 1914.
S. war ein Befürworter des Ultimatums an Serbien. Nach Kriegsausbruch vertrat er eine Politik des Abwartens, die Reformen vertagte, „bis der letzte Schuß gefallen ist“, und regierte durch Notverordnungen. Politisch sicherte er sich durch Versprechungen nach allen Seiten die Unterstützung einflußreicher Parteiführer, geriet jedoch durch die Versorgungskrise, seine Nachgiebigkeit gegenüber Ungarn sowie seinen Widerstand gegen die Ansprüche des Armeeoberkommandos und die dt. Mitteleuropa-Pläne unter Druck. Einem informellen Mißtrauensantrag des Herrenhauses versuchte er, durch eine Regierungsumbildung im Nov. 1915 zu begegnen, lehnte die Wiedereinberufung des Reichsrats aber weiterhin ab und zögerte ein Oktroi in Verfassungsfragen hinaus. Am Tag, als er Demonstrationen für eine Wiedereinberufung des Parlaments untersagen ließ, wurde er von →Friedrich Adler (1879–1960), dem Sohn des Obmanns der Sozialdemokraten, erschossen.
S. blieb v. a. durch seine aufsehenerregende Ermordung in Erinnerung. Seine Leistungen als Ministerpräsident wurden lange Zeit unterschätzt, weil sich S. hinter einer Fassade der Unbeweglichkeit als geschickter Taktiker erwies, der keine langfristigen Ziele verfolgte, aber akute Krisen immer wieder zu umgehen wußte.
-
Literatur
A. v. Czedik, Zur Gesch. d. k. k. österr. Ministerien, Bd. 4, 1920, S. 140–44 u. 340–555;
F. Fellner (Hg.), Das pol. Tageb. Josef Redlichs 1908–1919, 2 Bde., 1953/54;
M. Hussarek, Die Erinnerungen d. Erasmus Frhr. v. Handel, in: Jb. d. Leo-Ges. 1930,|S. 39–116;
A. Fussek, Min.präs. K. Gf. S., Diss. masch. Wien 1959;
L. Höbelt, Kornblume u. Kaiseradler, 1993;
W. Maderthaner, Friedrich Adler u. Gf. S., Zur Psychopathol. e. Attentats, in: Pol. Affären u. Skandale in Österr., hg. v. M. Gehler u. H. Sickinger, 1995, S. 128–47;
J. Zimmermann, „Von d. Bluttat e. Unseligen“, Das Attentat Friedrich Adlers u. seine Rezeption in d. soz.demokrat. Presse, 2000;
ders., K. Reichsgf. S. – Wien, 21. Oktober 1916, in: Pol. Morde, hg. v. M Sommer, 2005, S. 183–91;
Wi. 1912;
Kosch, Biogr. Staatshdb.;
Biogr. Lex. Südosteuropa;
Personenlex. Österr. (P);
ÖBL. -
Autor/in
Lothar Höbelt -
Zitierweise
Höbelt, Lothar, "Stürgkh, Carl Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 632-634 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117677957.html#ndbcontent