Lebensdaten
1913 – 1994
Geburtsort
Oberhausen (Ruhrgebiet)
Sterbeort
Fribourg (Schweiz)
Beruf/Funktion
Galerist ; Verleger
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 189423706 | OGND | VIAF: 220622920
Namensvarianten
  • Stünke, Heinrich
  • Stünke, Hein
  • Stünke, Heinrich
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Zitierweise

Stünke, Hein, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd189423706.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (* 1895), Schmied in O.;
    M Ida Marie Fendrich (* 1893), beide aus Essen;
    1943 Eva Kahl (Ps. Ernst Heyter, Eva Heyter) (1913–88), aus K., Dr. phil., Kunsthist., Galeristin in K., Diss. „Dürer-Nachfolge in d. Reliefplastik unter bes. Berücksichtigung d. Eichstätter Meisters Loy Hering“, Erlangen 1940 (s. FAZ v. 16. 7. 1988; A, L); 1 außerehel. T.

  • Biographie

    Nach einer Lehre als Schmied im elterlichen Betrieb trat S. 1930 in die Hitlerjugend ein, für die er zunächst ehrenamtlich, seit 1934 hauptamtlich (Unterbannführer) als Abteilungsleiter „Schulung des Gebietes 8“ (Niedersachsen) tätig war. 1939 wurde S. als stellv. Amtschef im Kulturamt der Reichsjugendführung zum Oberbannführer befördert, aber im Juli 1939 gekündigt. S. begann ein|philosophisch-kunsthistorisches Studium in Berlin und Halle, wurde jedoch bei Kriegsbeginn sofort eingezogen. Nach schwerer Verwundung im Frühjahr 1941 und Rekonvaleszenz nahm er sein Studium wieder auf, mußte 1942 wieder an die Front und wurde vor Stalingrad erneut verwundet. Im Dez. 1942 wurde er von der Reichsjugendführung als Lehrgangsleiter der Akademie für Jugendführung in Braunschweig eingesetzt und behielt diese Funktion bis Kriegsende. Im Dez. 1945 eröffnete S. mit seiner Frau in Köln-Deutz die Galerie „Der Spiegel“, die er bis zu seinem Tod an wechselnden Standorten in Köln betrieb. Der Schwerpunkt der Galeriearbeit, deren Grundstock die kleine, größtenteils von den vermögenden Eltern geerbte Sammlung Eva Stünkes war, lag zunächst auf der klassischen Moderne und verschob sich allmählich auf die zeitgenössische Kunst. Viele Emigranten, aber auch einige hochrangige europ. Künstler wie Joan Miró, Marino Marini oder Victor Vasarély erhielten in der Galerie ihre dt. Erstausstellung. Eine enge Beziehung bestand zu Max Ernst (1891–1976) seit S.s Mitarbeit an dessen erster dt. Nachkriegsretrospektive 1951. Seit 1950 betrieb S. zusätzlich den Kunst- und Buchverlag „Galerie der Spiegel Verlag“, in dem hochwertige Graphik-Editionen u. a. von Josef Albers, Christo, Fruhtrunk, die Buchreihe ,Spiegelschrift` (u. a. mit Max Ernst, Paramythen, 1955 u. 1970; Pierre Cabanne, Gespräche mit Marcel Duchamp, 1972) und bibliophile Buchwerke wie Max Ernsts „Histoire Naturelle II“ erschienen. Mitte der 1950er Jahre erweiterte S. das prosperierende Geschäft um eigene Werkstätten für Druckerei und Buchbinderei, Rahmen- und Kleinmöbelbau in Schüller (Eifel) mit bis zu ca. 50 Mitarbeitern. Bekannt wurden die Werkstätten durch ihre Arbeit für die 1959 von Daniel Spoerri und Karl Gerstner gegründete „Edition MAT“ (seit 1963), die S. 1965 samt dem Markennamen übernahm.

    1959 wurde S. erstmals in den documenta-Rat berufen (auch 1964 u. 1968), wo er v. a. die Grafik betreute, im selben Jahr war sein ehemaliger Volontär Rudolf Zwirner (* 1933) mit der Leitung des documenta-Ausstellungssekretariats betraut. Die dort gewonnenen Erfahrungen waren mit ausschlaggebend für die gemeinsame Idee einer Messe für moderne und zeitgenössische Kunst, zu deren Verwirklichung wegen notwendiger Subventionen 1966 der „Verein progressiver dt. Kunsthändler“ gegründet wurde. Die Mitte Sept. 1967 als „Kunstmarkt Köln ’67“ im Kölner Gürzenich veranstaltete, weltweit erste Messe für moderne und zeitgenössische Kunst (1984 umbenannt in Art Cologne) führte einen Paradigmenwechsel in den internationalen Kunstmarkt ein, der bis dahin ein ebenso elitäres wie diskretes Marktsegment war. Die neue offene Vermarktungsform mit Auspreisungspflicht ließ das Kunstwerk zur Ware wie jede andere und durch Entkoppelung von Kunstwert und Wirtschaftswert zur lukrativen „Wandaktie“ (Willi Bongard) werden. Als Mitbegründer der 1973 gegründeten „Europ. Kunsthändler-Vereinigung“ (EKV) und des 1975 gegründeten „Bundesverbandes Dt. Galerien“ (BVDG) setzte S. seine vielfältige Lobbyarbeit für seinen Berufsstand fort, dem er gemeinsam mit Zwirner zu größerer Professionalisierung und deutlichem Imagegewinn verhalf. 1991 stiftete S. das Archiv seiner Galerie dem BVDG, der damit das Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels (ZADIK, seit 1992 in Köln) gründete.

  • Auszeichnungen

    A BVK (1988 mit Eva Stünke);
    Art Cologne Preis (1991).

  • Werke

    Kampf u. Glaube, Gedichte österr. Dichter 1933–1938, 1938;
    Die Hitlerjugend, in: Erziehungsmächte u. Erziehungshoheit im Gr.dt. Reich als gestaltende Kräfte im Leben d. Dt., hg. v. R. Benze u. G. Gräfer, 1940, S. 77–92;
    Qu
    Archiv d. Gal. „Der Spiegel“ im ZADIK, Köln (W-Verz.);
    L J. Schultz, Die Ak. f. Jugendführung d. Hitlerjugend in Braunschweig, 1978, S. 216;
    K. Schmidt, Geh durch d. Spiegel, Laudatio anläßl. d. Verleihung d. ART COLOGNE-Preises an H. S., in: sediment, Mitt. z. Gesch. d. Kunsthandels, H. 1, 1994, S. 15–20;
    R. Zwirner, Erinnerungen an Eva u. H. S., ebd., S. 25 f.;
    B. M. Sturm, Diese diffizile Ware Kunst, Ein Interview mit d. Kölner Galeristen H. S. über d. Entstehungsgesch. d. Kölner Kunstmarktes, in: In Art Position 5, 1993, H. 22, S. 24;
    W. Vitt, Großer Ratgeber in d. Welt d. Kunst, Zum Tode d. Kölner Galeristen H. S., in: Kölner Stadt-Anz. v. 2. 1. 1995;
    Ch. Tilitzki, Die dt. Univ.philos. in d. Weimarer Rep. u. im Dritten Reich, 2002, T. 2, S. 956, Anm. 157;
    G. Herzog, B. Jacobs u. E. Illner (Hg.), Kunstmarkt Köln `67, Entstehung u. Entwicklung d. ersten Messe f. moderne Kunst, 1966–1974, 2003;
    R. Schultz-Möller, Max Ernst u. d. Galerie Der Spiegel, 2005;
    G. Herzog, „Der Traum v. d. Metropole“, Der Kunst-Markt, Galerien, Messen u. Sammler im Rheinland, in: Der Westen leuchtet, Ausst.kat. Kunstmuseum Bonn 2010, S. 112–23;
    D. Wilmes, Wettbewerb um die Moderne, Zur Gesch. d. Kunsthandels in Köln n. 1945, 2012;
    Kölner Personenlex.

  • Porträts

    zahlr. Fotogrr. (Köln, ZADIK, Archiv d. Gal. „Der Spiegel“).

  • Autor/in

    Günter Herzog
  • Zitierweise

    Herzog, Günther, "Stünke, Hein" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 631-632 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd189423706.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA