Lebensdaten
um 1437 – 1509
Geburtsort
Kitzingen/Main
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Hofkanzler Kaiser Maximilians I. ; Jurist ; Gelehrter
Konfession
-
Normdaten
GND: 119212749 | OGND | VIAF: 52494124
Namensvarianten
  • Stürtzel, Conrad
  • Stürtzel von Buchheim, Conrad
  • Stürtzel von Buchen, Konrad (seit 1491)
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Zitierweise

Stürtzel, Konrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119212749.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbekannt;
    B Bartholomäus († 1508, Reichsadel 1488, Agnes v. Kippenheim), Söldner, 1482 Neubürger in F., Dietrich (Theodericus), 1464 an d. Univ. in F. immatrikuliert, Schw Dorothea, 1475 in F. erw.;
    1) n. 1465 Elisabeth Griesser (10. 12. 1474 noch lebend), Wwe d. Konrad Münzmeister gen. Frowenberg ( 1465), Obristzunftmeister in F., vermutl. T d. Hans Ulrich Griesser in F. u. d. Elisabeth Boler, 2) 1475/79 Ursula († 1518), T d. Heinrich Loucher (Locherer) (?) in F.;
    2 S aus 1) (beide früh †), 4 S aus 2) Konrad (spätestens Frühjahr 1480–1530, 1] Kunigunde Perl, 2] Barbara v. Dankerschweil, 3] Afra Spilmann), Dr. iur. can., vorländ. Rat in Ensisheim, Georg († um 1509), Chorherr an St. Theobald in Thann (Elsaß), Maximilian († vor 1522), Kleriker, Christoph († 1524), Chorherr an St. Margarethen in Waldkirch, 2 T aus 2) u. a. Elisabeth († n. 1536, Wolf Wilhelm v. Andlau);
    N Jacob († 1538), Dr. iur. utr., ao. Prof. f. Zivilrecht in F., vorländ. Rat in Ensisheim, Andreas († 1537), Dr. iur. can. in Pavia, Dompropst in Basel, Propst an St. Margarethen in Waldkirch.

  • Biographie

    S. immatrikulierte sich im Wintersemester 1453/54 an der Univ. Heidelberg (Magister artium 1458). Seit 1461 las er an der neuen österr. Univ. Freiburg (Br.) u. a. über den „Graecismus“ des Évrard de Béthune, später auch über aristotelische Schriften. Im Wintersemester 1464/65 war er Dekan der Artistenfakultät, 1469 Rektor und als Dr. iur. can. erneut 1478/79. In Freiburg studierten damals auch Geiler von Kaisersberg (1445–1510), Johannes Fuchsmagen (um 1450–1510) und Jakob Wimpfeling (1450–1528), der S. seinen „praeceptor ac patronus“ nannte. Ulrich Molitoris (um 1442–1507) überließ seinen – gegenüber dem Hexenhammer relativ kritischen – Hexentraktat (1489) dem Urteil seines einstigen Lehrers. 1481 gab S. seine Professur in Freiburg auf, doch protegierte er auch später seine Klientel an der Universität. Als Superintendent (erstmals 1484) vermittelte er zwischen ihr und dem Hof. 1475–80 war er Beisitzer des Kammergerichts Friedrichs III. Ulrich Zasius (1461–1535) und Jacob Locher (1471–1528) lobten S. als Förderer der Dichtkunst.

    Im Okt. 1474 verhandelte S. für Sigmund von Tirol (1427–96) in Feldkirch den Vertrag der „Ewigen Richtung“ mit den Eidgenossen. Nach seiner Rückkehr aus Paris von einer Gesandtschaft für Sigmund wurde S. 1475 vorländischer Rat und 1486 tirol. Kanzler; spätestens seit damals hielt er sich vorwiegend in Innsbruck auf. Nach dem Zwischenregiment der sog. „Bösen Räte“ (1486/87) erwirkte S. zusammen mit den Ständen eine Rücknahme der Verschreibungen an die bayer. Herzöge: Als Sigmund im März 1490 zugunsten Maximilians I. (1459–1519) resignierte, verlas S. im Landtag die Verzichtserklärung.

    Der weit jüngere Maximilian übernahm S. als Kanzler. Dieser war in den 1490er Jahren meist mit dem Reisehof unterwegs, von Innsbruck bis nach Wien und Graz, in das Elsaß und die Niederlande. S. führte Gesandtschaften u. a. nach Ungarn (1489/90), Mailand (1495, Investitur Ludovico Sforzas) und zu den Eidgenossen durch. Die Hofrats- und Hofkammerordnung von 1497 bzw. 1498 tragen S.s Unterschrift. Als Sprecher des Königs trat er neben dessem Favoriten Veit v. Wolkenstein († 1498) v. a. auf den Reichstagen auf. Einige seiner Reden bzw. Redefragmente (u. a. auch Prunkreden in Paris 1484, Mailand 1495, Lindau 1496, Freiburg 1498) sind überliefert. Auf dem Wormser Reformreichstag verweigerte S. im Auftrag Maximilians die Auslieferung des kgl. Siegels an den Erzkanzler Berthold v. Henneberg. Die These, S. sei der Autor des „Oberrheinischen Revolutionärs“, konnte sich nicht durchsetzen.

    Nach Rücktrittsabsichten bereits im Sept. 1498 resignierte S. sein Amt endgültig am 31. 7. 1500 und zog sich zur Verwaltung seiner Güter nach Freiburg zurück, behielt aber den Titel eines Hofkanzlers bis an sein Lebensende bei. S. übernahm weiterhin Gesandtschaften im südwestdt. Raum: Wohl nicht zu Unrecht betonte er, daß er nach dem Wittelsbacher Erbfolgekrieg 1505 die Reichslandvogteien Hagenau und Ortenau für das Haus Österreich „gewonnen“ habe.

    S. war der Jurist, Verwaltungsorganisator, Rhetor und Latinist an Maximilians Hof und zeichnete sich durch Loyalität und Integrität aus. Über den Freihof in Thann war S. seit 1490 Erbschenk des Elsaß. Den sozialen Aufstieg sicherte er durch Erwerb von Häusern in Freiburg, die er zu einem Stadtpalais (heute Basler Hof) mit Hauskapelle (Königsaltar|v. Hans Wydyz, 1505, heute im Münster) ausbaute, und von umfangreichem Grundbesitz im Raum Porrentruy (Pruntrut) und Basel bis in den nördl. Breisgau. Im Freiburger Münster erwarb S. 1505 eine Kapelle als Familiengrablege, deren Fenster sein Sohn Konrad bei Hans Baldung Grien in Auftrag gab.

    S. galt seinen Zeitgenossen als Förderer der Humanisten und Dichter. Er trug zur Reichsreform sowie zur bürokratischen Differenzierung des Königshofes bei und sicherte den Habsburgern (durch seine Kontakte auch zu den Eidgenossen) mit den Vorlanden und Tirol künftig wichtige Brückenregionen.

  • Quellen

    Univ.bibl.Freiburg (Br.) (Prunkrede in Paris 1484); – S. Brant, De monstruoso partu apud Wormatiam, 1495 (lat. Fassung mit Widmung an S.); J. Locher, Historia de Rege Frantie cum nonnullis aliis versibus et elegiis, 1495 (mit Gedicht an S.); ders., Naenia de obitu Sigismundi archiducis Austriae, 1496 (mit Epigramm an S.); ders., Panegyrici ad Maximilianum Romanum regem, 1497 (mit e. Brief u. Gedicht an S.); – G. Buchwald, K. S. v. Buchheim aus Kitzingen, 1900, S. 97–103 (Prunkrede in Mailand 1495) u. 114–18 (Redeprotokoll, RT Lindau 1496); J. Bücking, Der „Oberrhein. Revolutionär“ (…), in: AKG 56, 1974, S. 196 f. (zwei Schreiben v. S.); E. Butz (Hg.), Das Jahrzeitbuch d. Münsters zu Freiburg im Breisgau (um 1455–1723), 1983; RTA, Mittlere R., Bd. 4–6, 1979–2008, bes. Bd. 6, S. 614, 617 f. u. 630 f. (Redeprotokolle, Freiburg 1498); J. F. Böhmer, Regg. Imp. XIV, v. a. Bd. 1–3, 1990–98; D. Kraus, Archiv d. Freiherren v. Mentzingen, 1999; – Qu-Verz.: Bücking, 1970 (s. L), S. 239, u. Rannacher, 1976 (s. L), S. IV–IX.

  • Literatur

    G. Buchwald, K. S. v. Buchheim aus Kitzingen, 1900;
    J. Schlippe, Der Basler Hof in Freiburg, in: Schau-ins-Land 84/85, 1966/67, S. 160–92;
    H. Kopf, War Kanzler K. S. d. „Oberrhein. Revolutionär“, ebd. 97, 1978, S. 29–37;
    D. Mertens, K. S., Hofkanzler u. Rat Ks. Maximilians I., ebd. 130, 2011, S. 13–34;
    ders., Die Anfänge d. Freiburger Humanistenlektur, in: H. Schäfer (Hg.), Gesch. in Verantwortung, 1996, S. 93–107;
    ders., in: Freiburger Univ.bll. 137, 1997, S. 45–48;
    J. Bücking, Das Geschl. d. S. v. Buchheim (1491–1790), in: ZGORh 118, 1970, S. 239–78 (Qu-Verz.);
    ders., Der „Oberrhein. Revolutionär“ heißt Conrad S., seines Zeichens kgl. Hofkanzler, in: AKG 56, 1974, S. 177–97;
    H. Wiesflecker, Ks. Maximilian I., Bd. 2–3 u. 5, 1975–86;
    I. Rannacher, Dr. K. S. v. Buchheim im Dienste Ks. Maximilians I. in d. J. 1490 bis 1509, Diss. Graz (masch.) 1976 (P, Qu-Verz.);
    H. Noflatscher, Räte u. Herrscher, 1999;
    Fr. Battenberg, Die Protokoll- u. Urteilsbücher d. kgl. Kammergerichts aus d. J. 1465 bis 1480, 2004, T. 3, S. 1779;
    C. Dietl, Die Dramen Jacob Lochers u. d. frühe Humanistenbühne im süddt. Raum, 2005;
    A. Metz, Der Stände oberster Herr, Kgt. u. Landstände im süddt. Raum z. Zeit Maximilians I., 2009, bes. S. 335–38;
    Freiburger Biogrr. (P);
    Fränk. Lb. 23, 2012, S. 41–60.

  • Porträts

    Stifterfigur auf Glasgem. d. Ropstein-Werkstatt n. Entwurf v. H. Baldung Grien, um 1528/30 (Freiburg, Br., Augustinermus., Kopie v. F. Geiges, 1910, Münster, Stürtzelkapelle), Abb. u. a. in: R. Becksmann, Die ma. Glasmalereien in Freiburg im Breisgau, Münster Unserer Lieben Frau, 2010, S. 516.

  • Autor/in

    Heinz Noflatscher
  • Zitierweise

    Noflatscher, Heinz, "Stürtzel, Konrad" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 634-635 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119212749.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA