Ziegler, Klara
- Lebensdaten
- 1844 – 1909
- Geburtsort
- München
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Schauspielerin ; Gründerin des Theatermuseums in München ; Schriftstellerin
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118834584 | OGND | VIAF: 62345579
- Namensvarianten
-
- Ziegler, Clara
- Ziegler, Klara Hildegard Barbara( geborene)
- Christen-Ziegler, Klara( verheiratete)
- Herzfeld, Fräulein (Pseudonym)
- Ziegler, Klara
- Ziegler, Clara
- Ziegler, Klara Hildegard Barbara( geborene)
- ziegler, klara hildegard barbara
- Christen-Ziegler, Klara( verheiratete)
- christen-ziegler, klara
- Herzfeld, Fräulein (Pseudonym)
- herzfeld, fräulein
- Herzfeld, Clara
- Herzfeld, Klara
- Christen-Ziegler, Clara
- Christen Ziegler, Klara
- Christen, Klara
- Christen, Clara
- Christenson, Clara
- b16
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- Ziegler, Barbara/verheiratete
- Ziegler, Charlotte Wilhelmine/verheiratete
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- Ziegler, Friedrich Wilhelm
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Ziegler, Klara (Clara) Hildegard Barbara, verheiratete Christen-Ziegler (Pseudonym Fräulein Herzfeld)
| Schauspielerin, * 27.4.1844 München, † 19.12.1909 München, ⚰ München, Alter Südlicher Friedhof. (evangelisch)
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Genealogie
V →Wilhelm (1803–59, ev.), übersiedelte 1830 aus Berlin n. M., Seidenfärbereibes., Bes. v. 3 Häusern ebd. u. d. Landguts „Sternhof“ (Villa Ziegler) in Reutin b. Lindau/Bodensee, S d. →Friedrich Wilhelm (um 1772–1812), u. d. →Charlotte Wilhelmine Block (1772–1843);
M →Barbara (Babette) (1816–77, kath.?), T d. →Johann Baptist Jani (* 1784) u. d. →Barbara Dryerer (* 1785);
2 B →Christoph Carl Wilhelm (Willi) (1842–1901, ⚭ →Karolina Maria Oswald, 1851–1928), →Albert (1852–1902, ⚭ Anna Wittenberg), 7 Schw (2 früh †) u. a. →Babette (1846–90, ⚭ Xaver Pracher), →Pauline (1850–1920, ⚭ →Christian Staudacher, † 1889);
– ⚭ 1876 →Adolf (1811–83, ⚭ 1] N. N.), aus Berlin, Maschinenschlosser, 1831 Schausp. am Theater in Wittenberg, 1839 am Hoftheater in Wiesbaden, 1842–74 am Hof- u. Nat.theater in M., 1855–58 auch Regisseur, Schriftst., 1859 Vormund v. Z. (s. Nassau. Biogr.; Hess. Biogr.), S d. →Friedrich Wilhelm Christen (* 1783), Schuhmachermeister in Berlin, u. d. →Maria Henrietta Struben (* 1790);
1 Stief-T →Elisabeth Christen (1853–1928);
Schwager →Friedrich Theodor Alexander Christen (1814–1882, ⚭ →Dorothea Luise Salzmann, 1809–70), in Berlin;
Ur-Gr-N Ernst, verwahrt d. Fam.archiv Z. in M. -
Biographie
Aufgewachsen in einem bildungsorientierten Elternhaus, konnte Z. schon früh regelmäßig das Theater besuchen. Zusätzlich wurde im Trockensaal der elterlichen Seidenfärberei eine kleine Haustheaterbühne eingerichtet, wo sie und ihre Geschwister sich im Theaterspiel erproben konnten. Nach ersten Unterrichtsstunden 1861 bei ihrem Vormund, dem Hof|schauspieler →Adolf Christen, gab Z. bereits Ende Febr. 1862 unter dem Pseudonym „Fräulein Herzfeld“ ihr Debut als Adrienne Lecouvreur in dem gleichnamigen Stück von Eugène Scribe am Bamberger Stadttheater. Kurz darauf spielte sie die Johanna in →Friedrich Schillers „Die Jungfrau von Orleans“. Nach einem Auftritt in ebendieser Rolle im Aug. 1862 am Münchener Hof- und Nationaltheater wurde ihr dort ein festes Engagement angeboten. Auf den Rat von Christen lehnte Z. jedoch ab und nahm stattdessen im Sept. 1863 ein Engagement am Ulmer Theater an.
Hier studierte sie den Großteil ihres späteren Repertoires ein und spielte im Dez. 1863 erstmals die Titelrolle in →Franz Grillparzers „Medea“. 1865 wechselte Z. mit dem Intendanten des Ulmer Theaters →Friedrich Engelken (1804–1879) an das Münchener Aktien-Volkstheater (ab 1872 Kgl. Theater am Gärtnerplatz). 1867 folgte ein einjähriges Gastspiel am Stadttheater Leipzig, wo Z. 1868 24-jährig den Romeo als Hosenrolle gab; nach einem Gastspiel am Münchener Hof- und Nationaltheater im Dez. desselben Jahres erhielt Z. das Angebot für einen lebenslangen Vertrag. Um diesen annehmen zu können, mußte sie einen gerade unterzeichneten Kontrakt mit dem Berliner Hoftheater auflösen. Die Rückkehr nach München erwies sich jedoch als Enttäuschung, weil sie im Unterschied zu Leipzig hier nur vier- bis fünfmal pro Monat auftreten durfte.
Im März 1869 wurde Z. nach einem einmonatigen Gastspiel in Wien ein lebenslanger Vertrag am Wiener Burgtheater angeboten. Die Annahme scheiterte aber an der Weigerung Kg. →Ludwigs II. (1845–86), sie aus ihrem Engagement am Münchener Hof- und Nationaltheater zu entlassen. Diese feste Verpflichtung hinderte sie daran, Gastspielangebote anzunehmen, und führte zu vermehrten Konflikten mit der Intendanz. Ende 1874 kam es endlich zur Vertragsauflösung mit dem Kgl. Hof- und Nationaltheater in München. Fortan nahm Z. kein festes Engagement mehr an und gastierte stattdessen regelmäßig in größeren Städten des In- und Auslands, so im Febr. und März 1876 am Grand Theatre in Amsterdam. Auch nach ihrer Heirat mit ihrem Lehrer und Schauspielkollegen →Christen stand sie weiter auf der Bühne. Ab Mitte der 1890er Jahre trat Z. zudem als Verfasserin von Lustspielen hervor – von diesen wurde „Furcht vor der Schwiegermutter“ 1900 unter ihrer Regie in Düsseldorf uraufgeführt. Ihren letzten Auftritt in München gab Z. im April 1902 am Hof- und Nationaltheater als „Iphigenie“, ein Jahr darauf beendete sie ihre Karriere als „Klytämnestra“ im Rahmen eines Gastspiels am Neuen Dt. Theater in Prag. Im Laufe ihrer Karriere verzeichnete Z. mehr als 2000 Auftritte in 227 Rollen.
Das schauspielerische Schaffen Z.s, der letzten großen dt. Tragödin, ist im Kontext der Gründerzeit zu sehen, als sich die pathosgeladene Deklamation von Historiendramen großer Beliebtheit erfreute. Kriegerische Frauenrollen wie „Penthesilea“, „Brunhild“ oder die „Jungfrau von Orleans“ vermochte Z. mit ihrer großen Statur, ausdrucksstarken Mimik und kräftigen Stimme monumental zu gestalten. Der idealistische Heroismus ihrer Rollen spiegelt sich auch in ihren weit verbreiteten Rollenbildern wider. Z. gab photographische Rollenporträts u. a. bei →Nathan Raschkow Jr. (1842–1909) und →Mathias Pössenbacher (erw. 1863–94) in Auftrag und sorgte für ihre medienwirksame Verbreitung. Kontrastierend zu dem tragischen Repertoire übernahm Z. immer wieder auch die im Komödiantischen anzusiedelnde Hosenrolle des „Vicomte de Letorières“ im gleichnamigen Lustspiel von Jean-François-Alfred Bayard.
In der Auseinandersetzung zwischen realistischem und idealistischem Darstellungsstil entschied sich Z. bewußt für letzteren. Damit entsprach sie dem ästhetischen Ideal u. a. Ks. →Wilhelms I. (1797–1888) und Kg. Ludwigs II., für den sie auch in zehn Separatvorstellungen auftrat. Allerdings verlor die Kunst der Deklamation in der zweiten Hälfte des 19. Jh. an Wertschätzung–Kritiker wie →Heinrich Laube (1806–1884), →Ludwig Speidel (1830–1906) und →Theodor Fontane (1819–1898) verurteilten ihre Form der Darstellung als oberflächlich bzw. unecht.
International bekannt und berühmt, konnte Z. durch sehr hohe Gagen ein beträchtliches Vermögen aufbauen. 1873–83 als Bauherrin einer repräsentativen, von →Matthias Berger (1825–1897) entworfenen Villa am Englischen Garten, pflegte sie eine ähnliche Selbstinszenierung wie die Münchner Malerfürsten. Außerdem erwarb Z. die „Villa Allmannshausen“ am Starnberger See. Eine solch hohe und selbständige Vermögensbildung war für eine Frau des ausgehenden 19. Jh. äußerst ungewöhnlich, ebenso die selbstbewußte Repräsentation des schauspielerischen Berufsstandes.
Der Besuch der Internationalen Ausstellung für Musik- und Theaterwesen in Wien 1892 inspirierte Z. dazu, selbst eine Sammlung zu gründen. So vermachte sie in ihrem Testament vom 20.6.1907 ihre Villa an der Königinstraße in München, ihre Sammlung (u. a. kostbare Ehrengeschenke, Kostüme, Regiebücher, Briefe u. Kritiken) und ihr Vermögen der Dt. Bühnengenossenschaft mit der Be|stimmung, nach ihrem Tod eine Clara-Ziegler-Stiftung zu errichten. Diese sollte der Bühnenkunst als Sammelpunkt dienen und bedürftige Schauspielerinnen finanziell unterstützen. Ein halbes Jahr nach Z.s Tod wurde die Stiftung gegründet und in der Villa ein Museum eröffnet, deren Sammlungen ab 1919 unter →Franz Rapp (1885–1951) für alle Bereiche der Theaterkunst systematisch ausgebaut wurden. 1944 wurde das Gebäude durch Bomben zerstört – der größte Teil der Bestände war zuvor ausgelagert worden. 1953 übersiedelte die Clara-Ziegler-Stiftung in den Galerietrakt am Hofgarten, wo sie sich bis heute befindet; 1979 wurde das Deutsche Theatermuseum durch den Freistaat Bayern in den Rang eines staatlichen Museums erhoben.
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Auszeichnungen
|meckl.-schwerin. kl. goldene Medaille f. Wiss. u. Kunst;
meckl.-schwerin., sachsen-coburg-gotha., oldenburg., hess., sachsen-meining., sachsen-altenburg. u. sächs. goldene Medaillen f. Wiss. u. Kunst;
Ludwigsmedaille in Gold f. Kunst u. Wiss.;
sachsen-coburg-gotha. Verdienstkreuz in Silber;
Ehrenmitgl. d. bayer. Hof- u. Nat.theaters (1885);
Clara-Ziegler-Medaille (1904);
– Klara-Ziegler-Str. (München-Bogenhausen);
Klara-Ziegler-Bogen (München-Ramersdorf-Perlach, 2000). -
Werke
|u. a. Flirten, Lustspiel, 1895;
Der Türmer v. St. Peter (Türmers Weihnachtsfest, Türmers Osterfest), Ein ernstes u. e. heiteres Lb. in je einem Akt, 1897;
Furcht v. d. Schwiegermutter, Schwank (frei n. M. Knauff), 1896;
Falscher Verdacht, Lustspiel, 1897;
Mucki, Lustspiel, 1904;
– Rollenverz.: H. G. Eschweiler, Chronol. Verz. über K. Z.s Auftreten v. 21. Febr. 1862 bis 27. April 1903, 1926, u. in: Balk, Theatergöttinnen (s. L), S. 199–204;
– Nachlaß: Dt. Theatermus. München (Korr., Tagebuch). -
Literatur
|C. Zeiller, C. Z. in Hamburg, in: M. Perels (Hg.), Die Dt. Schaubühne, 10. Jg., 1869, H. 10, S. 39–43;
G. Waldstedt, C. Z., Ein biogr. Skizzenbl., ebd., 12. Jg., 1871, H. 4, S. 49–53;
J. Mayerhofer, C. Z., e. biogr. Skizze, 1887;
Th. Fontane, Causerien über Theater, 1905, vermehrte Ausg. u. d. T. Plaudereien über Theater, 20 J. Kgl. Schausp.haus (1870–1890), [1939];
„Aus dem Klara Ziegler-Mus.“, in: Reclams Universum, 26. Jg., H. 41, 7. Juli 1910, 1910, S. 310;
V. Schwanneke, Führer durch d. Theater-Mus. d. K. Z. Stiftung, 1910;
H. G. Eschweiler, K. Z., Ein Btr. z. Theatergesch. d. 19. Jh., Diss. Rostock 1933, gedr. 1935;
B. Angelaeas, Das Theatermus. in München, Dipl.arb. München 1993;
C. Balk, Theatergöttinnen, Inszenierte Weiblichkeit, C. Z., Sarah Bernhardt, Eleanora Duse, 1994;
S. Holschbach, Vom Ausdruck z. Pose, Theatralität u. Weiblichkeit in d. Fotogr. d. 19. Jh., 2006;
A. Bühler-Dietrich, Theater als Ort weibl. Öffentlichkeit, Die Schausp. C. Z., unveröff. Ms. 2008;
dies., Drama, Theater u. Psychiatrie im 19. Jh., Forum Modernes Theater 39, 2012;
Dt. Theatermus. (Hg.), Dt. Theatermus., Entdecken, was dahinter steckt, 2010;
S. De Ponte, Ein Bild v. e. Mann – gespielt v. e. Frau, Die wechselvolle Gesch. d. Hosenrolle auf d. Theater, 2013 (P);
M. A. Panzer, C. Z., d. letzte Tragödin, 2018 (A, Qu, L, P);
–S. Pataky (Hg.), Lex. dt. Frauen d. Feder, Bd. 2, 1898, S. 463;
Eisenberg;
Meyers Gr. Konversations-Lex., Bd. 20, 1909, S. 917 f.;
BJ 14, S. 82–87 (L, P) u. Tl.;
Kosch, Theater-Lex. -
Porträts
|u. a. Graphik: C. Z. als Brunhild, Mischtechnik, v. R. Werner (= P. Wenig), um 1880, als Penthesilea, Mischtechnik, v. dems., um 1880, als Medea, Mischtechnik, v. dems., um 1880 (alle Dt. Theatermus. München);
– Photogrr.: C. Z. als Jungfrau v. Orleans, anonym, 1870–80, als Sappho, v. N. Raschkow, um 1876, als Vicomte v. Letorières, v. dems., 1864 (alle Dt. Theatermus. München);
– Marmorbüste v. T. Preis, 2000 (Ruhmeshalle auf d. Theresienhöhe, München). -
Autor/in
Katja Weingartshofer -
Zitierweise
Weingartshofer, Katja, "Ziegler, Klara (Clara) Hildegard Barbara, verheiratete Christen-Ziegler (Pseudonym Fräulein Herzfeld)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 679-681 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118834584.html#ndbcontent