Lebensdaten
1897 – 1987
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Lugano (Kanton Tessin)
Beruf/Funktion
Regisseur
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11883181X | OGND | VIAF: 14911756
Namensvarianten
  • Sierck, Hans Detlef
  • Sirk, Douglas (Pseudonym seit etwa 1939)
  • Sierck, Detlef
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Zitierweise

Sierck, Detlef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11883181X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Detlef Christian Ferdinand (1859–1941), Lehrer;
    M Maria Anna (Annemarie) Christine Kühl (1874–1956);
    1 B, 1 Schw;
    1) 1929 Lydia Brincken ( 1947), Schausp., 2) 1929 Hilde Jary, geb. Kroener (jüd.), Schausp., emigrierte 1937 mit S. über Italien, Frankr., d. Schweiz u. d. Niederl. in d. USA;
    1 S aus 1) Klaus Detlef (1925–44 ⚔), Kinderdarsteller b. d. Ufa.

  • Biographie

    Nach dem Abitur trat S. eigenen Angaben zufolge als Seekadett in die Marineschule Flensburg-Mürwik ein. 1919 begann er zunächst ein Jura-, dann ein Philosophie- und Kunstgeschichtsstudium in München und Jena (1922 abgebrochen); seit 1920 arbeitete er zeitweilig bei der Neuen Hamburger Zeitung, übersetzte Shakespeare-Sonette und begann als Dramaturg am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, wo er 1922 erstmals auch selbst inszenierte. 1922/23 übernahm S. die Direktion des Kleinen Theaters in Chemnitz und gastierte als Regisseur am Bremer Schauspielhaus (von der Spielzeit 1923/24–1929 als Oberspielleiter). 1929 erhielt er die Leitung des Alten Theaters in Leipzig, wo er einen auch politisch engagierten Spielplan verantwortete. Einige seiner Inszenierungen, darunter 1933 die Uraufführung von Georg Kaisers und Kurt Weills musikalischem Wintermärchen „Der Silbersee“, wurden von nationalsozialistischen Parteigängern gestört. 1936–38 war S. an der Komödie in Berlin, dann zeitweise an der dortigen Volksbühne engagiert.

    1934 wurde S. von der Ufa als Regisseur verpflichtet, ein Jahr später realisierte er seinen ersten langen Spielfilm, die Komödie „April, April“. In der Folge bot die Ufa S. skandinav. Stoffe an, deren z. T. melancholische Sujets ihn zu einer Lichtgestaltung veranlaßten, die raffiniert Zwischentöne aus dem Gegensatz von Schwarz und Weiß filterte: So verfilmte er 1935 „Das Mädchen vom Moorhof“ nach Selma Lagerlöf und „Stützen der Gesellschaft“ nach Henrik Ibsen. Mit Zarah Leander (1907–81) als Protagonistin drehte er 1937 die Melodramen „Zu neuen Ufern“ und „La Habanera“. In beiden Filmen verfeinerte er seinen Stil und stellte eine fast plakative Charakterisierung der Helden und den Aufbau einer hermetischen Raumstruktur in betonten Kontrast zur differenzierten Lichtsetzung und einer fließenden Bildkontinuität. Die Effekte von Lichtgestaltung und Bildfluß wurden noch verstärkt durch den Einsatz der Musik, so den Genrebegriff Melodram übersetzend. In „Zu neuen Ufern“ tritt Leander als sündige Libertine auf; S. unterwirft sie, dies ein Grundmotiv auch seiner späteren Melos, einer gefühlsbetonten Metamorphose.

    1937 kehrte S., der bis dahin nur mit einer Sondergenehmigung in NS-Deutschland hatte arbeiten können, nach einer Auslandsreise nicht nach Deutschland zurück, sondern setzte sich mit seiner jüd. Frau über Italien, Frankreich, die Schweiz und die Niederlande 1939 ins amerik. Exil ab. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, in Hollywood Fuß zu fassen, drehte er 1942/43 den Anti-Nazi-Film „Hitler's Madman“. Für „Summer Storm“ (1943/44) adaptierte er einen Roman von Anton Tschechow, in Kriminal- und Historienfilmen assimilierte er seinen europ. Stil an das Hollywoodkino.

    1949 kehrte S. nach Deutschland zurück, entschloß sich aber zur erneuten Rückkehr in die USA. Mit dem Film „All I Desire“ (1952/53) begann er eine Serie von Melodramen, die heute als stilbildend gelten. S. erzählt in diesen Filmen scheinbar ungebrochen vom American Way of Life, doch die bis zum Kitsch polierte Oberfläche dieser Filme erweist sich als doppelbödig. Seine Helden sind „split characters“, nur scheinbar entweder abgrundtief böse oder gut, S.s „happy endings“ sind Suggestion und tatsächlich Manifestationen der Ausweglosigkeit. In diesen amerik. Melodramen, „Magnificent Obsession“ (1953), „All That Heaven Allows“ (1955), „Written on the Wind“ (1955/56), „The Tarnished Angels“ (1956/57) und „Imitation of Life“ (1958), dessen Titel als Metapher für S.s erzählerisches Grundanliegen gelten kann, erweiterte er nochmals seine visuellen Mittel: mobile Kameraführung und verzögerter Schnitt, musikalische Illustration und die Verwendung farblicher Symbolik. S. erwies sich auch als kluger Schauspieler-Regisseur: Rock Hudson, Jane Wyman, Dorothy Malone, Robert Stack, alle eher aus Hollywoods zweiter Reihe, führte er zu darstellerischen Hochleistungen.

    Ein Augenleiden veranlaßte S. 1958, sein Hollywood-Engagement zu beenden und in die Schweiz überzusiedeln. Europ. Filmprojekte scheiterten, 1963–67 inszenierte er unter seinem Geburtsnamen am Münchner Residenztheater. Mitte der 60er Jahre begann, initiiert von Autoren der franz. Zeitschrift „Cahiers du Cinéma“, eine neue Beschäftigung mit S.s Filmen. Zu deren Fürsprecher in der Bundesrepublik wurde Rainer Werner Fassbinder (1945–82). Ehrungen folgten – als später Tribut an einen Regisseur, der lange|Zeit nur als ein Protagonist des klischeebehafteten Hollywoodfilms galt.

  • Auszeichnungen

    Dt. Filmpreis (1978);
    Bayer. Filmpreis, Ehrenpreis f. d. Gesamtschaffen (1986);
    – Douglas-Sirk-Preis (seit 1995).

  • Werke

    Weitere W u. a. Schlußakkord, 1936 (auch Drehbuch mit K. Heuser);
    Das Hofkonzert, 1936 (auch Drehbuch mit F. Wallner-Basté);
    Boefje, 1939;
    A Scandal in Paris/Thieves Holiday, 1945;
    Lured/Personal Column, 1946;
    Shock-proof, 1948;
    Slightly French, 1948;
    The First Legion, 1950 (auch Produzent mit R. Joseph);
    Thunder on the Hill, 1950/51;
    Has Anybody Seen My Gal, 1951;
    Take Me to Town, 1952;
    Sign of the Pagan, 1953/54;
    Captain Lightfoot, 1954;
    There's Always Tomorrow, 1955;
    Battle Hymn, 1956;
    Interlude, 1956;
    A Time to Love and a Time to Die, 1957/58;
    Bourbon Street Blues, 1978 (Gruppenproduktion d. HFF München unter S.s Ltg.);
    Übers.:
    William Shakespeare, Sonette an den geliebten Knaben, Dt. Nachdichtungen, 1922.

  • Literatur

    S. Pfankuch, in: Filmwoche, Nr. 34, 19. 8. 1936;
    J. Comolli u. a., in: Cahiers du Cinéma, Nr. 189, April 1967;
    J. Halliday, Sirk on Sirk, 1971, dt. u. d. T. Douglas Sirk, Imitation of Life, hg. v. H.-M. Bock u. M. Töteberg, 1997;
    R. W. Fassbinder, in: Fernsehen u. Film, Nr. 2, Febr. 1971;
    J. Halliday u. a., in: Screen, Nr. 2, Sommer 1971;
    L. Mulvey u. J. Halliday, Douglas Sirk, 1972;
    H.-G. Rasner u. R. Wulff, in: Filmkritik, Nr. 11, Nov. 1973 (Interview);
    G. Zuckerman u. a., in: Cinema (Zürich), Nr. 3, Aug. 1978;
    M. Stern, Douglas Sirk, 1979;
    F. Grafe, in: SZ v. 26./27. 4. 1980;
    E. Decaux u. a., in: Cinématographe, Nr. 80, Juli-Aug. 1982;
    P. Ruedi, in: Theater heute, Nr. 6, Juni 1983 (Interview);
    J.-L. Bourget, Douglas Sirk, 1984;
    B. Jeremias, in: epd Film, Nr. 7, Juli 1986;
    E. Läufer, Skeptiker d. Lichts, 1987;
    B. Klinger, Melodrama & Meaning, History, Culture, and the Films of Douglas Sirk, 1994;
    BHdE II;
    Kosch, Theater-Lex.;
    CineGraph;
    Munzinger;
    Hamburg. Biogr. II (P);
    Fernsehdok.:
    Eckart Schmidt, Douglas Sirk, Über Stars, 1980;
    Daniel Schmid, Mirage de la vie, 1983.

  • Autor/in

    Wolfgang Jacobsen
  • Zitierweise

    Jacobsen, Wolfgang, "Sierck, Detlef" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 385-386 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11883181X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA