Lebensdaten
1894 – 1971
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Marburg/Lahn
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117364363 | OGND | VIAF: 27846786
Namensvarianten
  • Siegfried, Friedrich Adolf Theodor
  • Siegfried, Theodor
  • Siegfried, Friedrich Adolf Theodor

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Zitierweise

Siegfried, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117364363.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1855–1932), Schriftst., Privatgel., S d. Heinrich ( 1905), Oberförster;
    M Virginia (1852–1937), Pianistin, T d. Friedrich Adolf Maercker (1804–89), aus Eltville, seit 1861 Tit.prof. f. Philos., Rhetorik u. Päd. an d. Univ. Berlin (s. Kosch, Theater-Lex.; Kosch, Lit.-Lex.³; Nassau. Biogr.);
    1925 Anna (* 1892), T d. Karl Meumann, Dr. iur., u. d. Anna Fuchs.

  • Biographie

    Nach der Reifeprüfung am Franz. Gymnasium in Berlin absolvierte S. seit 1912 ein Theologie-, Philosophie- und Germanistikstudium in Jena und Berlin, wo Adolf Harnack, Adolf Deißmann, Gustav Roethe und Alois Riehl sein Denken prägten. 1916 wurde er in Jena mit einer von Rudolf Eucken betreuten Dissertation zum Dr. phil. promoviert (Das romant. Prinzip in Schleiermachers Reden über d. Rel., 1916). Der zunächst aus Gesundheitsgründen als Kriegsfreiwilliger zurückgewiesene S. leistete 1915/16 in Belgien Etappendienst beim Roten Kreuz und kam danach doch noch als Artillerist zum Fronteinsatz. Durch die Kriegsniederlage desillusioniert und ergriffen von sozialistischer Krisen- und Aufbruchsrhetorik, setzte er 1919 seine Studien an der Univ. Berlin fort. Neben Werner Sombart, Friedrich Wolters und Ernst Troeltsch faszinierte S. dort v. a. Paul Tillich (1886–1965), dessen Reflexionen über die Vereinigung von Religionsphilosophie, Kultur, Theonomie und Autonomie im „Kairos“ des Religiösen Sozialismus S. zugleich ein Theoriegerüst für die angestrebte „Politisierung der Universität“ (in: Die Hochschule 2, 1918/19, S. 481–89) lieferten. Nach seiner Promotion zum Lic. theol. (Jena 1921) und der Habilitation wurde S. 1921 in Jena Privatdozent für Systematische Theologie. Auf Betreiben Martin Rades wechselte er 1925 nach Marburg; 1927 wurde er dort zum ao. Prof. ernannt (1940 verbeamtet).

    In Marburg profilierte sich S. nicht nur durch zahlreiche Beiträge in den „Sozialistischen Monatsheften“, sondern auch durch Attacken auf die Luther-Renaissance und Angriffe gegen die Dialektische Theologie Karl Barths samt ihren Adaptionen im Werk Rudolf Bultmanns und Friedrich Gogartens (Das Wort u. d. Existenz, 3 Bde., 1930/33). In den Auseinandersetzungen um die „dt. Revolution“ der Nationalsozialisten stand S. zunächst auf Seiten des Pfarrernotbunds, grenzte sich jedoch später konsequent gegenüber der Bekennenden Kirche Barthscher Prägung ab, der er dogmatische Verhärtung und klerikalorthodoxe Tendenzen attestierte. 1946 als Gegner des NS-Regimes eingestuft, wurde S. 1949 persönlicher Ordinarius für Systematische Theologie, Geschichte der Theologie und Religionsphilosophie in Marburg (em. 1962). Vor allem im „Dt. Bund für Freies Christentum“ versuchte er nun, die von ihm idealisierte Tradition liberaler Theologie zu vitalisieren, und fand – zwar nicht im eigenen Land, doch international – etwa im Austausch mit James Luther Adams, durchaus Resonanz. Wurde S. als religiöser Sozialist lange Zeit aus den theol. Diskursen ausgegrenzt und in seinen Wirkungsmöglichkeiten eingeschränkt, so wird er heute neben Georg Wünsch und Kurt Leese als eigenständiger Bewahrer liberal-theologischen Erbes angemessen gewürdigt und in seiner Bedeutung als wichtige Bezugsfigur für theologiepolitische Diskurs- und Konstellationsanalysen zwischen 1920 und 1970 wahrgenommen.

  • Auszeichnungen

    Dr. theol. h. c. (Jena 1930).

  • Werke

    Weitere W Habil.thesen, in: Theol. Bll. 1, 1922, S. 13 f.;
    Wie ist Gotteserkenntnis überhaupt möglich?, in: Zs. f. Theol. u. Kirche 30, 1922, S. 321–46 u. 401–23;
    Phänomenol. u. Gesch., in: P. Tillich (Hg.), Kairos, Zur Geisteslage u. Geisteswendung, 1926, S. 93–231;
    Luther u. Kant, Ein geistesgeschichtl. Vgl. im Anschluß an d. Gewissensbegriff, 1930;
    Grundfragen d. Theol. b. Rudolf Otto, 1931;
    Nachlaß:
    Univ.bibl. Marburg.

  • Literatur

    A. Rößler, 40 J. Bund f. Freies Christentum, in: Freies Christentum 40, 1988, S. 69–109;
    F. W. Graf, „Die Aufgabe d. Freien Protestantismus“, Ein unbek. Memorandum T. S.s aus d. J. 1946, in: J. Mehlhausen (Hg.), „. . . und über Barmen hinaus“, Stud. z. kirchl. Zeitgesch., 1995, S. 499–529;
    J.-Ch. Kaiser u. a. (Hg.), Marburger Theol. im NS, 1998;
    U. Lüders, Theol. als Beziehungslehre, Gesch.deutung, Kirchentheorie u. Rel.verständnis b. T. S. in prakt.-theol. Perspektive, 2006 (P);
    A. Christophersen, Kairos, Prot. Zeitdeutungskämpfe in d. Weimarer Rep., 2008;
    RGG²;
    BBKL IX (W, L).

  • Autor/in

    Alf Christophersen
  • Zitierweise

    Christophersen, Alf, "Siegfried, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 352-353 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117364363.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA