Lebensdaten
1908 – 1996
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Münster
Beruf/Funktion
Altorientalist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 105524050 | OGND | VIAF: 109363491
Namensvarianten
  • Soden, Wolfram Theodor Hermann Freiherr von
  • Soden, Wolfram Freiherr von
  • Soden, Wolfram Theodor Hermann Freiherr von
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Zitierweise

Soden, Wolfram Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd105524050.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans (s. 3);
    M Magdalena v. Möller;
    Markkleeberg b. Leipzig 1934 Margarete (* 1914), aus Halberstadt, T d. Hans Conze (1879–1942), Dr. iur., Reichsgerichtsrat, u. d. Charlotte Thoemer;
    5 T Irmhild (* 1936, Boris Baron v. Drachenfels, * 1923, Dipl.-Ing.), Wiltrud (* 1937, Dieter Ott, * 1934, Orgelbauer in Göttingen), Friedrun (* 1939), Referentin f. Erwachsenbildung b. d. ev. Kirche v. Westfalen, Hildegund (* 1941, Johann-Christian Kingreen, * 1939, Dr. med., Facharzt f. Hautkrankheiten in Hagen), Sigrid (* 1948, Christoph Bernhardt, * 1943, Dr. rer. nat., Dipl.-Physiker);
    Gvv d. Ehefrau Alexander Conze (1831–1914), o. Prof. d. Archäol. in Wien, Dir. d. Antikenslg. in B., Gen.sekr. d. Dt. Archäol. Inst. (s. NDB III); Schwager Werner Conze (1910–86), o. Prof. f. Neuere Gesch. in Heidelberg, Dir. d. Inst. f. Soz. u. Wirtsch.gesch., 1969/70 Rektor (s. Munzinger; Biogr. Lex. Gesch.wiss.; VSWG 73, 1986, S. 153–57; HZ 245, 1987, S. 529–43; Drüll, Heidelberger Gel.lex. IV).

  • Biographie

    S. erhielt schon während der Schulzeit, die er 1925 in Marburg mit dem Abitur abschloß, durch Privatstunden beim Alttestamentler Walter Baumgartner eine Einführung in die Assyriologie und lernte Akkadisch und Hebräisch. Breite Kenntnisse in den semit. Sprachen eignete sich v. S. während des Studiums an, das er an den Universitäten Marburg, München, Berlin und Leipzig absolvierte. Hier wurde Benno Landsberger (1890–1968) sein wichtigster Lehrer, dem er die für die damalige Zeit optimale Ausbildung in der Altorientalistik verdankte. Die Promotion fand 1931 mit einer Dissertation statt, die als erstmalige Erschließung der komplexen älteren babylon. Literatursprache („hymnisch-epischer Dialekt“) Maßstäbe setzte. Im Dez. 1933 habilitierte sich S. in Göttingen für „Orientalische Sprachen, insbesondere Assyriologie“ mit der unpubliziert gebliebenen Habilitationsschrift „Die Bedeutung sprachlicher Beobachtungen für die Gewinnung einer babylonischen Literaturgeschichte“. Im Mai 1934 trat er dort eine Dozentur an, im Okt. 1936 wurde er zum Extraordinarius für Assyriologie und Arabistik ernannt. 1940 erhielt er den Ruf nach Berlin als Nachfolger von Bruno Meißner, den er jedoch wegen der gleichzeitigen Einberufung zum Wehrdienst nicht wahrnehmen konnte. Die Kriegszeit verbrachte S. überwiegend in Nachrichteneinheiten unter anderem als Dolmetscherlehrer für Arabisch, er verfaßte auch ein Spezialwörterbuch der arab. wehrsprachlichen Ausdrücke. Die politische Vergangenheit S.s, der 1934 der SA beitrat und 1944 auch als Parteimitglied der NSDAP aufgenommen wurde, schadete seinem Ansehen; sie wird kontrovers diskutiert und ist bislang nicht wissenschaftlich aufgearbeitet. Nach der Entlassung aus der amerik. Kriegsgefangenschaft im Nov. 1945 konnte S. aus politischen Gründen nicht an die Univ. Berlin zurückkehren, und auch eine Wiedereinsetzung in Göttingen scheiterte am Widerstand in der Fakultät; erst im Sept. 1950 erhielt er hier wieder einen unbezahlten Lehrauftrag. Obwohl S. in der Nachkriegszeit mehrere Jahre lang ohne feste Anstellung den Lebensunterhalt nur mühsam sichern konnte, legte er in dieser Zeit die Grundlagen für sein außergewöhnliches Lebenswerk, das hinsichtlich Produktivität und Qualität als die größte Einzelleistung innerhalb der Altorientalistik angesehen wird. 1948 wurde sein „Akkadisches Syllabar“ veröffentlicht, 1948–52 verfaßte er den „Grundriss der akkadischen Grammatik“, 1952 begann er mit Unterstützung der Akademien von Göttingen, Heidelberg und München die Ausarbeitung des „Akkadischen Handwörterbuchs“, das in Faszikeln von 1958 bis zum Abschluß des dritten Bandes 1981 erschien. Für seine Wiederanstellung in Göttingen, zunächst 1953 als Dozent und dann als apl. Professor, setzte sich insbesondere sein 1935 entlassener und ins Exil vertriebene Lehrer B. Landsberger ein. 1954 nahm S. einen Ruf nach Wien an, 1961 wechselte er nach Münster, wo er 1976 emeritiert wurde. Als nach der dt. Wiedervereinigung die Altorientalistik an der Traditionsstätte Leipzig wieder etabliert wurde, vermachte S. seine Bibliothek dem neu gegründeten Institut.

    S.s Syllabar, Grammatik und Wörterbuch haben die Akkadistik grundlegend reformiert, Sprache und Quellenbestand erschlossen; seine ca. 600 Veröffentlichungen setzten vielfältige Impulse in nahezu allen Bereichen der Altorientalistik, oft haben sie Pioniercharakter. Sein breites Œuvre befaßt sich insbesondere mit den Forschungsgebieten von Sprache, Historie, Literatur, Religions- und Wissenschaftsgeschichte, auch die Semitistik und Althebraistik sind gut vertreten. Mit seiner Tätigkeit als akademischer Lehrer, Übersetzer und Herausgeber trug er maßgeblich zur Etablierung der Altorientalistik bei. Seine letzte Monographie „Einführung in die Altorientalistik“ (1985) fand weite Verbreitung und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Die Standardwerke S.s, der sehr streitbar war, wenn es um die wissenschaftliche Qualitätssicherung ging, sind immer noch unersetzt und unentbehrlich, auf ihnen baut die moderne Altorientalistik auf. Die von ihm eingesetzte primär positivistisch-philologische Methode geriet jedoch vermehrt in die Kritik, weil sie als nicht fruchtbar genug für die Bearbeitung von kultur- und religionswissenschaftlichen Fragestellungen angesehen wird.

  • Auszeichnungen

    korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Wien (1957), Mainz (1969), Heidelberg (1973), Göttingen (1981) u. d. British Ac., London (1973);
    Mitgl. d. Dt. Archäol. Inst. u. d. Societas Orientalis Fennica;
    Ehrenmitgl. d. Dt. Orient-Ges..

  • Werke

    Der hymn.-ep. Dialekt d. Akkadischen, in: Zs. f. Assyriol. 40, 1931, S. 163–227 u. 41, 1932, S. 90–183;
    Das akkad. Syllabar, 1948, ²1967, ³1976, ⁴1991 (mit W. Röllig);
    Grundriss d. akkad. Grammatik, 1952, ²1969, unter Mitarb. v. W. R. Mayer ³1995;
    Sumer. u. akkad. Hymnen u. Gebete, 1953 (mit A. Falkenstein);
    Herrscher im Alten Orient, 1954;
    Akkad. Hdwb. 1958–81, ²1985;
    Sprache, Denken u. Begriffsbildung im Alten Orient, 1974;
    Einf. in d. Altorientalistik 1985, erweiterte Sonderausg. u. d. T.: Der Alte Orient, Eine Einf., hg. v. M. P. Streck, 2006;
    „Weisheitstexte“ in akkad. Sprache, in: Texte aus d. Umwelt d. AT, hg. v. O. Kaiser, Weisheitstexte I, Bd. III/1, 1990, S. 110–88;
    Der altbabylon. Atramchasis-Mythos, ebd., Bd. III/4, 1994, S. 612–45;
    – Bibel u. Alter Orient, Altoriental. Btrr. z. AT, hg. v. H.-P. Müller, 1985;
    Aus Sprache, Gesch. u. Rel. Babyloniens, hg. v. L. Cagni u. H.-P. Müller, 1989;
    Hg. u. Mithg.:
    Zs. f. Assyriol. u. vorderasiat. Archäol.;
    Wiener Zs. f. d. Kunde d. Morgenlandes;
    Reallex. f. Assyriol.;
    Welt d. Orients;
    Mundus;
    Z s. f. Althebraistik;
    Bibliogrr. (bis 1968):
    W. Röllig, in: Vom Alten Orient z. AT, FS, 1995 (s. L);
    (bis 1996): D. Perchthaler u. N. Gaugler, in: Zs. f. Assyriol. 87, 1997, S. 168–80.

  • Literatur

    L FS : lišān mithurti, hg. v. W. Röllig, 1969 (P);
    Orientalia 47, 1978, S. 337–458 (P);
    Vom Alten Orient z. AT, FS z. 85. Geb.tag, hg. v. M. Dietrich u. O. Loretz, 1995 (S. XI–XXVIII W-Verz. bis 1968);
    – R. Borger, Altoriental. Lexikographie, Gesch. u. Probleme, Zur Vollendung v. W. v. S., Akkad. Hdwb., Nachrr. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen, Philol.-Hist. Kl., 1984;
    Nachrufe:
    R. Borger, in: Archiv f. Orientforsch. 44/45, 1997/98, S. 588–94 (P);
    O. E. Dietz, in: Zs. f. Assyriol. 87, 1997, S. 163–67;
    H. Hunger, in: Orientalia 67, 1998, S. 311–14;
    E. Neu, in: Ak. d. Wiss. u. d. Lit. Mainz, Jb. 1996, S. 133–36 (P);
    W. Röllig, in: Mitt. d. Dt. Orient-Ges. 129, 1997, S. 5–7 (P);
    – zur Fam.: GHdA Frhrl. Häuser B VI, 1976, bes. S. 402–04.

  • Autor/in

    Walter Sommerfeld
  • Zitierweise

    Sommerfeld, Walter, "Soden, Wolfram Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 524-526 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd105524050.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA